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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Digitale Rezept-Terminals gelten in der öffentlichen Wahrnehmung als pragmatische Lösung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung in Regionen ohne Apotheke, doch hinter der technologischen Innovationsrhetorik verbirgt sich eine ökonomische Einbahnstraße: Während Einzelhändler von zusätzlicher Frequenz profitieren und Kommunen symbolisch Beifall spenden, übernehmen Apotheken alle Investitions-, Betriebs- und Rechtsrisiken allein, ohne strukturelle Rückendeckung, ohne Förderung und ohne Garantie auf wirtschaftliche Tragfähigkeit – der Versuch, Versorgungsdefizite durch technische Systeme zu kompensieren, droht so zur Belastung für diejenigen zu werden, die ohnehin unter wachsendem Druck stehen, was einmal mehr die Frage aufwirft, wie weit das Gesundheitswesen gewillt ist, den digitalen Wandel nicht nur zu ermöglichen, sondern auch gerecht zu gestalten.
Die Idee ist bestechend einfach: Digitale Rezept-Terminals sollen die Arzneimittelversorgung dort sichern, wo stationäre Apotheken verschwinden. Besonders im ländlichen Raum, in dem Entfernungen zu Apotheken schnell zweistellige Kilometerzahlen erreichen, versprechen Terminals einen niederschwelligen Zugang zur Rezeptabgabe. Gerade durch die verpflichtende Einführung des E-Rezepts verstärkt sich die politische wie ökonomische Suche nach stationären Alternativen jenseits der Versandapotheken. Doch so plausibel die Idee auch klingt – ihr struktureller Schwachpunkt ist offenkundig: Während Einzelhändler Frequenzgewinne verbuchen und Kommunen sich mit Symbolpolitik begnügen, tragen Apotheken sämtliche Risiken und Investitionslasten allein.
Ein digitaler Rezept-Terminal vereint mehrere Funktionen: Er ermöglicht es Kundinnen und Kunden, ihr E-Rezept einzulösen, OTC-Produkte zu bestellen und unmittelbar per Karte zu zahlen. Die Arzneimittel gelangen – meist binnen 24 Stunden – über einen apothekeneigenen Botendienst an den Besteller. In den urbanen Zentren erscheint ein solches Modell als redundant, doch in Kommunen mit 2.000 bis 4.000 Einwohnern, in denen der Betrieb einer Vollapotheke unwirtschaftlich geworden ist, kann es eine entscheidende Lücke schließen. Tatsächlich sind es genau diese Regionen, in denen infrastrukturelle Ausdünnung, demografischer Wandel und medizinischer Fachkräftemangel bereits eine Versorgungslücke erzeugt haben, die sich ohne digitale oder mobile Alternativen kaum überbrücken lässt.
Der konkrete Bedarf ist leicht zu identifizieren. In strukturschwachen Gemeinden ohne Vor-Ort-Apotheke führt das klassische Rezeptmodell ins Leere. Ohne Mobilität bleibt für viele – insbesondere ältere – Menschen als einzige Option der Onlineversand. E-Rezept-Terminals können genau hier ansetzen: Sie bieten einen örtlich erreichbaren, digital unterstützten Zugang zur Arzneimittelversorgung, ohne dass auf pharmazeutische Beratung und rechtliche Sicherheitsstandards verzichtet werden muss. Das Problem ist jedoch nicht technischer Natur, sondern strukturell: Apotheken, die solche Terminals betreiben, tragen die gesamten Investitions- und Betriebskosten. Standmiete, Wartung, Initialfinanzierung – alles geht zulasten eines Betriebs, der ohnehin mit rückläufigen Roherträgen, wachsender regulatorischer Belastung und Fachkräftemangel konfrontiert ist.
Ein weiteres Risiko liegt im rechtlichen Graubereich. Bislang bewegen sich die Betreiber solcher Terminals in einer Zone, die zwar juristisch zulässig, aber nicht dauerhaft abgesichert ist. Änderungen im Apothekenrecht, etwa durch politische Neuausrichtung oder rechtliche Überprüfung durch Kammern und Verbände, könnten den Betrieb nachträglich erschweren. Noch gravierender ist jedoch die Asymmetrie im Chancen-Risiko-Profil: Einzelhändler, die solche Terminals in ihren Märkten dulden, profitieren vom zusätzlichen Kundenstrom – oft ohne Mietzahlung, mitunter aber auch gegen eine Standgebühr, die das Risiko weiter auf die Apotheke verschiebt.
Ökonomisch lässt sich der Nutzen der Terminals nur schwer messen. Zwar lassen sich Roherträge pro Rezept statistisch beziffern, doch die entscheidende Frage lautet, ob es sich tatsächlich um Zusatzumsätze handelt oder lediglich um eine Umleitung bestehender Kundenströme. Noch schwerer zu erfassen sind sekundäre Effekte: Wie viele Bestellungen über das Terminal wären andernfalls an Versandapotheken gegangen? Wie viele Kundinnen und Kunden nehmen die persönliche Abgabe im Markt lieber in Kauf als ein vollständig digitales Verfahren? Und wie viele Käufe im Markt sind nur aufgrund der Apothekenpräsenz entstanden – etwa im Rahmen des sog. Cross-Selling-Effekts im Lebensmitteleinzelhandel?
Tatsächlich zeigt sich bislang: Die Nutzung ist verhalten. In Pilotregionen liegt die Frequenz der Terminalnutzung teils deutlich unter den Erwartungen. Dennoch sind Apotheken gezwungen, die volle Infrastruktur vorzuhalten, samt digitaler Anbindung, Logistikbereitschaft und Personalsteuerung. Verstärkt wird die Unsicherheit durch denkbare Marktentwicklungen: Andere Anbieter – etwa branchenfremde Akteure mit skalierbaren Logistikstrukturen – könnten die Idee aufnehmen und im großen Stil ausrollen. Das Beispiel früherer Hybridmodelle, bei denen Fremdunternehmen auf Apothekenrecht und Versorgungslogik wenig Rücksicht nahmen, zeigt, wie schnell eine technische Lösung durch marktdominante Player in eine marktverzerrende Richtung kippen kann.
Der Kernkonflikt ist also systemischer Natur: Apotheken sollen mit digitalen Mitteln Versorgung sichern, erhalten dafür aber weder strukturelle Förderung noch regulatorische Planungssicherheit. Fördermöglichkeiten durch Kommunen oder Programme des ländlichen Raums existieren in Ansätzen, sind aber selten institutionalisiert oder planbar. Die bislang beobachteten Modelle beruhen fast ausschließlich auf unternehmerischer Eigeninitiative – mit allen damit verbundenen Risiken.
Ein weiterer neuralgischer Punkt ist die Anschlussfähigkeit der Terminalnutzung an bestehende Prozesse in der Apotheke. Die manuelle Nachbearbeitung, mögliche Rückfragen zur Medikation oder technische Ausfälle belasten den Betrieb zusätzlich – ohne dass diese Komplexität in der öffentlichen Debatte sichtbar wird. Insofern wird aus dem vermeintlich simplen Terminal schnell ein multifunktionales Versorgungstool mit hohem Koordinationsbedarf.
Auch die Frage der politischen Verantwortung bleibt offen. Wenn die wohnortnahe Arzneimittelversorgung als Teil der Daseinsvorsorge anerkannt wird – und vieles spricht dafür –, stellt sich unweigerlich die Frage, warum einzelne Betriebe allein für deren Absicherung aufkommen sollen. Die Idee, Terminals als „Mini-Filialen“ zu betrachten, ist ökonomisch nicht haltbar, solange keine vergleichbaren Erträge oder Förderstrukturen zur Verfügung stehen. Gerade in Gebieten ohne Apotheken wird damit ein Systemversprechen eingelöst, für das der Träger keine strukturelle Rückendeckung hat.
Das eigentliche Innovationspotenzial digitaler Rezept-Terminals liegt daher weniger im technologischen Konzept, sondern in seiner politisch-ökonomischen Signalwirkung. Sie markieren einen Übergangspunkt zwischen klassischer Vor-Ort-Apotheke und digitaler Fernversorgung – aber ohne einen fairen Lastenausgleich besteht die Gefahr, dass Apotheken diese Entwicklung abbrechen, bevor sie Wirkung entfalten kann.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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