• 19.05.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute: Symbolpolitik, Digitaldefizit, Kapitalrisiko

    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Nicht eingelöste E-Rezepte, drohende Lachgas-Verbote und unsichere Finanzreserven: Die Apotheke steckt im Stillstand zwischen politische ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Symbolpolitik, Digitaldefizit, Kapitalrisiko

 

Wie Apotheken an verfallenen Rezepten, Verbotsplänen und Marktverlusten zerreiben

Die elektronische Gesundheitskarte bleibt leer, während Patient:innen auf eingelöste E-Rezepte hoffen, Apothekenteams in digitaler Ungewissheit stehen und das System hinter der Oberfläche versagt. Parallel plant Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ein weitreichendes Verbot von Lachgas und K.O.-Tropfen – als Reaktion auf Missbrauchsrisiken, die zwar real, jedoch nicht ursächlich für den Versorgungsnotstand sind. Die Symbolkraft ihrer Maßnahme trifft auf eine Versorgungswirklichkeit, in der Apotheken mit regulatorischer Unklarheit, Datenlücken und wachsendem Frust konfrontiert sind. Währenddessen nimmt in China ein neues Versorgungsmodell Gestalt an: GalBot, ein humanoider Roboter, übernimmt selbstständig Arzneiausgaben in Nachtbetrieben – effizient, unermüdlich, öffentlich sichtbar. Was dort als Innovationsschub gefeiert wird, wirkt hierzulande wie eine ferne Zukunft. Zugleich verlieren Apotheken in Deutschland zunehmend Kapitalreserven durch die Schwankungen der Finanzmärkte, während gestiegene Kosten und stagnierende Honorare den wirtschaftlichen Handlungsspielraum weiter verengen. Zwischen technischer Lücke, gesundheitspolitischem Aktionismus und globaler Automatisierungsdynamik droht der Betrieb vor Ort zum Reparaturbetrieb eines dysfunktionalen Systems zu werden – isoliert, überfordert, strukturell ausgehöhlt.

 

Verbot statt Verdrängung

Wie Nina Warken K.O.-Tropfen kriminalisieren, Lachgas verbannen und Jugendliche schützen will

Kaum vereidigt, setzt Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ein scharfes Signal gegen verharmloste Alltagsdrogen. Noch im Sommer will die CDU-Politikerin ein Verbot des freien Handels mit Lachgas auf den Weg bringen – vor allem, um Kinder und Jugendliche besser vor Missbrauch und gesundheitlichen Langzeitschäden zu schützen. Parallel plant sie ein konsequentes Verbot von K.O.-Tropfen. Ihr Vorstoß: Der Versandhandel und der Automatenvertrieb von Distickstoffmonoxid sollen untersagt, der Besitz unter bestimmten Bedingungen reguliert und die Abgabe an Minderjährige gänzlich verboten werden.

„Lachgas ist kein harmloser Spaß“, erklärt Warken, „sondern kann besonders bei jungen Menschen zu schweren Nervenschäden, Ohnmachtsanfällen und sogar Psychosen führen.“ Die bisherige Lücke in der Gesetzgebung habe es ermöglicht, dass eine aus der Industrie bekannte Substanz zur Rauschzwecken zweckentfremdet werde.

Im selben Zuge soll der Handel mit sogenannten K.O.-Tropfen strafrechtlich verfolgt werden. Hierzu zählt insbesondere der Verkauf von GBL und GHB, zwei chemisch industriell genutzten Substanzen, die in Clubs, Bars und zunehmend im Onlinehandel auftauchen. „Wir werden nicht weiter zulassen, dass Industriechemikalien als Vergewaltigungsdroge missbraucht werden“, betont Warken.

Inhaltlich knüpft sie an die Initiativen ihres Vorgängers Karl Lauterbach (SPD) an, der eine strafbewehrte Regelung bereits vorbereitet hatte. Neu ist nun, dass Schwarz-Rot den Koalitionsvertrag mit einer umfassenden Jugendpräventionsstrategie ergänzt. Diese zielt darauf ab, sogenannte Alltagssüchte – darunter auch Lachgas, HHC oder synthetische Cannabinoide – explizit in die Schutzkonzepte von Bund und Ländern zu integrieren.

Dabei steht nicht nur die Repression im Fokus. Auch Warnhinweise, Aufklärung in Schulen, Schulung von Clubpersonal und gezielte Testkäufe sollen künftig eingesetzt werden, um Lücken zu erkennen, bevor sie zur Gefahr werden. Die CDU-Ministerin verspricht „schnelles Handeln, um sichtbare Gefährdungen auszuräumen“. Fachverbände begrüßen den Kurswechsel, warnen aber vor einer rein symbolpolitischen Gesetzgebung ohne wirksame Kontrollpraxis.

Endlich werden die Leerstellen benannt, die das Partysetting der Gegenwart gefährlich machen. Lachgas-Patronen im Supermarktregal, K.O.-Tropfen aus dem Paketkasten – das sind keine Ausnahmen, sondern Teil einer Realität, die lange ignoriert wurde. Die politische Abgeklärtheit, mit der Nina Warken nun dagegen vorgeht, verdient Anerkennung – nicht, weil sie spektakulär wäre, sondern weil sie überfällig ist.

Die Debatte um Rauschmittel darf nicht länger an den Außenseitern der Drogenszene hängenbleiben. Es sind nicht Crack und Heroin, sondern unscheinbare Substanzen wie HHC, Lachgas oder Liquid Ecstasy, die sich im Alltag von Jugendlichen einnisten – legal, verfügbar, gefährlich. Warken formuliert keine Symbolpolitik, sondern rührt an die gefährlichste Illusion: die Normalität des schleichenden Kontrollverlusts.

Doch ein Verbot ist nur der erste Schritt. Die Geschichte der Prohibition lehrt, dass Märkte sich verlagern, wenn Staaten nicht entschlossen handeln. Das bedeutet: Kontrolle im Onlinehandel, geschultes Personal, Echtzeit-Warnsysteme und eine jugendgerechte Drogenprävention, die nicht mit dem moralischen Zeigefinger wedelt, sondern den digitalen Raum ernst nimmt.

Wenn Nina Warken diese Linie durchhält, kann sie die Diskussion um Alltagsdrogen dorthin holen, wo sie hingehört – ins Zentrum einer Gesundheits- und Gesellschaftspolitik, die Kinder nicht nur schützen, sondern auch ernst nehmen will.

 

Verloren im System

Wie verfallene E-Rezepte den Apothekenalltag verkomplizieren und das Vertrauen untergraben

In deutschen Apotheken wächst die Frustration über eine stille Nebenwirkung der Digitalisierung: Immer häufiger erscheinen Patient:innen mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK), ohne zu wissen, dass sich darauf ein längst abgelaufenes E-Rezept verbirgt. Laut Gematik wurden zuletzt etwa zehn Prozent der ausgestellten Verordnungen nicht eingelöst – ein Anteil, der dem alten Papierniveau entspricht, jedoch durch das digitale Verfahren zu einem ungleich höheren Mehraufwand führt.

„Mehrmals täglich lesen wir E-Karten ein und stoßen dabei auf Rezepte, die längst verfallen sind. Manche davon sind Wochen alt, andere betreffen Arzneimittel, die dringend hätten genommen werden sollen“, berichtet eine Apothekerin aus Nordrhein-Westfalen. Was früher beim physischen Rezept durch bloßes Vergessen oder Verlegen endete, entwickelt sich nun zu einer strukturellen Unklarheit – denn weder Arztpraxen noch Patient:innen behalten stets den Überblick über offene, übertragene oder eingelöste E-Rezepte.

Die Folge: Apothekenteams verbringen wertvolle Minuten damit, auf den Servern nach relevanten Verordnungen zu suchen – und dabei nicht selten nur Dokumente mit abgelaufenem Gültigkeitsdatum zu finden. Der Aufwand für Sichtung, Beratung und Erklärung bleibt bei der Apotheke hängen, ohne dass dieser vergütet oder systemseitig abgefangen würde.

Vor allem in Stoßzeiten führe diese „verdeckte Fehlversorgung“ zu Reibungsverlusten in der Versorgungskette. Patient:innen verließen sich häufig darauf, dass „etwas gespeichert“ sei – nur um dann frustriert die Apotheke zu verlassen. Die Kommunikation zwischen Arztsoftware, Telematikinfrastruktur und Apothekensystemen sei weiterhin lückenhaft.

Während Verbände seit Monaten auf die Einführung eines verbindlichen Quittungssystems und besserer Synchronisation drängen, beklagen Betriebe eine Schieflage zwischen digitalem Anspruch und analogem Mehraufwand. Ein E-Rezept, das nie zur Anwendung kommt, bleibt ein Verwaltungsakt ohne Wirkung – mit Folgen für Therapie und Vertrauen.

Das E-Rezept sollte Versorgung einfacher machen. Doch zehn Prozent werden nicht eingelöst, viele davon entdeckt man erst posthum beim Scannen der eGK. Die Konsequenz? Eine Apotheke auf Spurensuche, ein System, das sich selbst überlistet, und Patient:innen, die sich zwischen Verwirrung und Frustration verlieren.

Wäre es „nur“ ein analoges Versäumnis, ließe sich der Schaden begrenzen. Doch hier liegt das Problem tiefer: Die technische Infrastruktur ist nicht intuitiv. Was eigentlich für Transparenz sorgen sollte, erzeugt digitale Schattenzonen. Arztpraxen übertragen unbemerkt Verordnungen, Patient:innen wissen davon nichts, Apotheken suchen vergeblich nach aktuellen Datensätzen – bis sie ein Ablaufdatum in roter Schrift auf dem Bildschirm finden.

Der Knackpunkt liegt im Systemversagen: Keine automatische Warnung, keine Erinnerungslogik, kein einheitlicher Rückmeldekanal. Die Folge ist nicht bloß organisatorische Mühe, sondern gesundheitliche Unsicherheit.

Digitale Versorgung darf kein Zahlenspiel bleiben. Es geht nicht darum, wie viele Prozent eingelöst werden – sondern darum, wie viele Patient:innen durch Unsichtbarkeit gefährdet sind.

 

Kapitalpuffer statt Kursschwankung

Wie Apotheken ihre Rücklagen vor Marktverlusten schützen und betriebliche Risiken absichern

Die Unsicherheit an den Finanzmärkten spitzt sich zu – und trifft zunehmend auch die Gesundheitswirtschaft. Inhaber:innen öffentlicher Apotheken, die Teile ihres Privat- oder Betriebsvermögens in Aktien investiert haben, geraten damit in eine neue Risikolage. Während geopolitische Konflikte, wirtschaftliche Instabilität und Inflationsängste die Märkte schwanken lassen, stehen viele Apotheken ohnehin unter Druck: Stagnierende Honorare, steigende Betriebskosten, wachsender Fachkräftemangel und Digitalisierungsbedarf verringern die Spielräume für Fehlentscheidungen.

Was einst als kluger Weg zur Kapitalvermehrung galt – etwa breit gestreute ETFs – droht nun zur gefährlichen Illusion zu werden. Die Volatilität an den Börsen nimmt zu, viele Kursbewegungen entziehen sich fundamentalen Bewertungsmaßstäben und folgen algorithmischen Handelslogiken. Inhabergeführte Apotheken, die in diesem Umfeld unüberlegt investieren, setzen unter Umständen die Liquidität ihres Betriebs aufs Spiel. Besonders gefährlich: die Vermischung von Betriebs- und Anlagevermögen. Wer Rücklagen für Lagerumbau, Personalausbau oder regulatorische Anforderungen in Aktien steckt, kann bei Marktverlusten plötzlich zahlungsunfähig sein.

Dabei ist der Fehler strukturell: Während Konzerne Liquidität und Vermögensbindung professionell steuern, fehlt es vielen Apotheken an klarer Finanzarchitektur. Der Begriff „Rücklage“ wird oft diffus gebraucht – ohne operative Trennung zwischen Krisenpuffer, Investitionsmitteln und spekulativen Engagements. Die Folge: Das unternehmerische Risiko steigt, ohne dass die Renditechancen dies realistisch ausgleichen.

Auch die Auswahl scheinbar solider Anlageprodukte bietet keine Sicherheit. ETFs, die eine breite Marktstreuung versprechen, sind häufig in Wahrheit stark von wenigen Tech-Konzernen abhängig. ESG-Kriterien mögen Orientierung bieten, bewahren jedoch nicht vor Substanzverlusten in instabilen Märkten. Apotheker:innen müssen daher nicht nur auf Produktebene, sondern auch strategisch umdenken: Liquidität und Sicherheit gehen vor Performance.

Besonders in Übergangsphasen – etwa bei bevorstehender Betriebsübergabe oder geplanten Investitionen – ist Zurückhaltung geboten. Inhaber:innen mit langfristigem Planungshorizont können einen gewissen Aktienanteil erwägen, sofern ausreichend Reserven und Risikobewusstsein vorhanden sind. Die Grundregel aber bleibt: Kapital, das kurzfristig gebraucht werden könnte, hat an der Börse nichts verloren.

Ein Umdenken in der Finanzkultur des Apothekenwesens ist überfällig. Neben pharmazeutischer Exzellenz braucht es betriebswirtschaftliche Kompetenz – nicht als Kür, sondern als Pflicht. Wer Liquidität verlässlich plant, Vermögensbestandteile klar trennt und spekulative Anlagen begrenzt, sichert nicht nur sein Unternehmen ab, sondern bewahrt auch berufliche Unabhängigkeit. In Zeiten multipler Krisen ist dies keine Option mehr – sondern Notwendigkeit.

Wer glaubt, er könne mit Aktien sein Apothekenvermögen schützen, verkennt das Wesen unternehmerischer Verantwortung. Finanzmärkte sind kein Sicherungsinstrument, sondern ein Spielfeld mit ungewissem Ausgang – bestimmt von Algorithmen, geopolitischen Verwerfungen und einer Psychologie der Massen, die sich jeder Kontrolle entzieht.

Apotheker:innen brauchen keine Hochglanzprodukte aus Bankprospekten – sie brauchen belastbare Liquidität, klare Prioritäten und ein Risikomanagement, das mit der realen Betriebsführung kompatibel ist. Die vermeintliche Professionalität von ETFs, Fonds und Indexabbildungen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Preis von Flexibilität im Zweifel die Zahlungsunfähigkeit ist.

Die Idee, in ETFs „sicher“ zu investieren, mag in der Vergangenheit funktioniert haben. Doch heute, im Schatten multipler Krisen und wirtschaftlicher Verschiebungen, ist Kapitalerhalt keine Frage des Mutes – sondern der Klugheit. Wer seine Rücklagen der Börse überlässt, sollte sich sicher sein, dass der nächste Absturz nicht zur letzten Betriebspause führt.

 

Digitale Leere, reale Last

Wie nicht bereitgestellte E-Rezepte Apotheken ausbremsen und Frust erzeugen

Es sind Momente des Stillstands, die sich in der Apotheke von Anja K. aus Rheinland-Pfalz immer häufiger häufen: Kunden betreten die Offizin mit einer elektronischen Gesundheitskarte – in der Hoffnung, ihr Rezept sei digital hinterlegt. Doch der Abruf bleibt erfolglos. Kein Medikament, kein Code, keine Information. „Leere Kunden“, nennt die Inhaberin das Phänomen. Bis zu 30 Mal täglich stehe sie inzwischen vor diesem Nichts – und das nicht wegen technischer Fehler, sondern wegen ärztlicher Nachlässigkeit, wie sie sagt.

„Das System funktioniert, aber die Menschen dahinter nicht“, bringt K. ihre Frustration auf den Punkt. Aus ihrer Sicht liegt das Problem nicht bei der Technik, sondern im Alltag der Arztpraxen, die das E-Rezept formal zwar ausstellen, es aber nicht final signieren oder bereitstellen. Die Folge: Patienten verlassen die Praxis in dem Glauben, alles sei erledigt, während in der Apotheke lediglich eine digitale Leere ankommt. Für das Apothekenteam bedeutet das zusätzliche Arbeit, wiederholte Rückfragen, aufwendige Erklärungen – und kein Cent Vergütung.

Besonders dramatisch wird die Lage, wenn die Apotheke am Limit arbeitet. „Wir haben gerade einmal vier Fachkräfte im Einsatz. Wenn dann drei Kunden hintereinander ohne nutzbares E-Rezept kommen, blockiert das die Abläufe enorm.“ Dabei sei es keine Ausnahme, sondern längst Regelbetrieb. Auch andere Apotheken bestätigen hinter vorgehaltener Hand, dass die Zahl der „leeren Kunden“ steige.

Die elektronische Gesundheitskarte, eigentlich als Türöffner zur Digitalisierung gedacht, wird so zur Sackgasse. Aus Sicht von Anja K. liegt der Schlüssel in klareren Verantwortlichkeiten: Wer ein E-Rezept anlegt, müsse auch sicherstellen, dass es verfügbar ist – technisch wie organisatorisch. Solange das nicht gewährleistet sei, funktioniere das System nur auf dem Papier.

K. fordert daher eine gesetzlich geregelte Feedbackpflicht für Arztpraxen, eine automatische Rückmeldung an Patient:innen, wenn ein Rezept noch nicht abrufbereit ist. „Es kann nicht sein, dass wir im Blindflug arbeiten und der Frust dann auf uns zurückfällt.“

Man kann die Digitalisierung nicht ernsthaft feiern, wenn am Ende das Ergebnis leer bleibt. Die elektronische Gesundheitskarte verspricht Effizienz, Verlässlichkeit und Entlastung – doch was bleibt, ist ein leerer Datensatz und eine ratlose Kundschaft. Die Apotheken sollen liefern, obwohl sie gar nichts bekommen haben. Und der Fehler liegt selten bei ihnen.

Was hier geschieht, ist eine kollektive Entwertung der Arbeit in der Offizin. Weil ein digitaler Vorgang – das Signieren und Freigeben eines E-Rezepts – in vielen Arztpraxen nicht mit der nötigen Sorgfalt erledigt wird, übernehmen Apotheken unbezahlt die Rolle von Vermittlern, Erklärern und Systemprüfern. Dabei sind sie weder für die Entstehung der Daten noch für deren Bereitstellung verantwortlich.

Dass sich Apotheker:innen wie Anja K. öffentlich äußern, ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom. Die Schnittstellen des E-Rezepts wurden technisch installiert, aber organisatorisch ignoriert. Es braucht endlich eine Verpflichtung zur Qualität – nicht nur bei den Apotheken, sondern am Anfang der digitalen Kette.

Wenn Gesundheitsministerien und Kassenzahnärztliche Vereinigungen das E-Rezept als Erfolg darstellen wollen, müssen sie den gesamten Prozess im Blick haben. Und der beginnt mit einem simplen, aber entscheidenden Schritt: Verantwortung übernehmen.

 

Wissenschaft trifft Mandat, Union stärkt Ausschuss, Streeck debütiert

Wie die CDU mit Streeck, Borchardt & Co. den Gesundheitsausschuss neu auflädt

Der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags ist komplett – mit bemerkenswerter personeller Aufstellung auf Seiten der CDU/CSU-Fraktion. Als letzte Fraktion hat nun auch die Union ihre Mitglieder benannt: Insgesamt dreizehn Abgeordnete aus ihren Reihen werden künftig die gesundheitspolitische Linie mitprägen – zwei mehr als in der vorherigen Legislaturperiode. Mit der Berufung von Dr. Hendrik Streeck zieht ein prominenter Virologe mit Pandemie-Erfahrung erstmals in das gesundheitspolitische Zentrum des Parlaments ein. Sein Einzug markiert zugleich eine inhaltliche Verschiebung: Forschungskompetenz trifft Parlamentsauftrag.

Streeck, bundesweit bekannt durch seine medienwirksamen Analysen während der Corona-Krise und einst Mitglied des wissenschaftlichen Covid-Expertenrats der Bundesregierung, wurde im Wahlkreis Bonn direkt gewählt. Dass die CDU ihn nun gezielt in den Gesundheitsausschuss entsendet, ist mehr als eine Formalie – es ist eine bewusste Akzentuierung von Wissenschaft in der Gesundheitspolitik. Seine Positionierung innerhalb des Gremiums dürfte insbesondere bei Debatten zu Pandemieprävention, Infektionsschutzgesetzgebung und Evidenzbasierung gesundheitspolitischer Maßnahmen Gewicht erhalten.

Die personelle Gesamtbesetzung der Unionsfraktion spiegelt eine breite gesundheitspolitische Expertise: Mit Simone Borchardt übernimmt eine erfahrene Abgeordnete erneut Verantwortung – sie wurde zugleich zur gesundheitspolitischen Sprecherin der Fraktion ernannt. Mit dabei sind auch bekannte Ausschussmitglieder wie Emmi Zeulner (CSU), Dr. Stephan Pilsinger (CSU), Anne Janssen und Axel Müller – beide CDU. Sie bringen pflegerische, ärztliche und juristische Fachkenntnisse ein und unterstreichen die interdisziplinäre Aufstellung der Union.

Zudem rücken mehrere Abgeordnete, die bislang nur als stellvertretende Mitglieder im Ausschuss fungierten, nun dauerhaft ins Zentrum: Dr. Maria-Lena Weiss und Axel Knoerig erhalten als ordentliche Mitglieder erstmals ein vollständiges Mandat im Ausschussbetrieb. Komplettiert wird das Team durch Sascha van Beek, Professor Dr. Matthias Hiller, Dr. Thomas Pauls, Sebastian Schmidt (alle CDU) sowie Professor Dr. Hans Theiss (CSU). Auch sie vertreten eine Bandbreite von Fachprofilen zwischen Medizin, Wissenschaft, Recht und Gesundheitspolitik.

Der Ausschuss, als Spiegelbild gesundheitlicher Interessen und gesetzgeberischer Weichenstellungen, wird durch diese Neubenennungen strukturell wie inhaltlich gestärkt. Streecks Eintritt steht dabei symbolisch für eine politische Neuausrichtung – weg vom klassischen Funktionärsprofil, hin zur fundierten Fachorientierung in Zeiten tiefgreifender Umbrüche im Gesundheitswesen.

Die CDU/CSU bringt mit der neuen Ausschussbesetzung mehr als nur Personal in Stellung – sie macht Haltung sichtbar. Die Aufnahme Hendrik Streecks ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines programmatischen Anspruchs: Wissenschaftliche Unabhängigkeit soll künftig nicht mehr außerhalb, sondern mitten im parlamentarischen Prozess verankert sein. Dass sich der Gesundheitsausschuss damit einem der sichtbarsten Virologen des Pandemiegeschehens öffnet, spricht für die Bereitschaft, Komplexität nicht nur zu verwalten, sondern zu durchdringen.

Gleichzeitig markiert die personelle Verstärkung ein klares Machtstatement: Dreizehn Mandate, die geballte gesundheitspolitische Erfahrung aus Berufspraxis und Parlamentsarbeit zusammenführen, sichern der Union Einfluss und strategischen Spielraum. Damit kann sie nicht nur auf Vorhaben der Regierung reagieren, sondern selbst gesundheitspolitische Impulse setzen.

Doch eine starke Besetzung allein garantiert noch keine kluge Politik. Entscheidend wird sein, ob das Gremium als kollektives Fachforum funktioniert – oder ob die Lagerbildung zwischen Regierungsmehrheit und Opposition weiter zementiert wird. Streeck könnte hier als vermittelnde Instanz wirken – vorausgesetzt, seine Stimme wird nicht nur gehört, sondern auch gewichtet.

 

Das leere Rezept

Wie die eGK zur Blackbox wird und Apotheken in der digitalen Lücke stranden

Seit Januar 2024 ist das E-Rezept verpflichtend – und in vielen Apotheken längst zur Routine geworden. Fast jede zweite Verordnung wird digital eingelöst, mit steigender Tendenz. Doch wo die Technik reibungslos funktioniert, offenbaren sich neue, kaum messbare Schwachstellen: Zehntausende Verordnungen verbleiben ungenutzt in digitalen Speichern, eingelagert auf elektronischen Gesundheitskarten (eGK), von denen weder Patient:innen noch Apotheken wissen, was sie enthalten.

Eine aktuelle aposcope-Befragung unter über 300 Apotheker:innen und PTA zeigt ein paradoxes Bild: Die Mehrheit empfindet das E-Rezept als Arbeitserleichterung – gleichzeitig melden viele Teams, dass sie regelmäßig Kund:innen beraten, die ohne Ausdruck oder App, allein mit der eGK in der Apotheke erscheinen – und dennoch kein abrufbares Rezept vorliegt. Technisch wurde die Verordnung möglicherweise erstellt, jedoch nicht signiert oder nicht korrekt übermittelt. Für das Apothekenteam bleibt das System eine Blackbox – sie sehen nicht, was fehlt, was blockiert oder woran es konkret scheitert.

Für Patient:innen ist die Situation nicht minder frustrierend. Viele verlassen sich darauf, dass der Arzt „das Rezept schon hinterlegt hat“. Andere glauben, mit dem Stecken der eGK sei der Vorgang abgeschlossen. Fehlendes Wissen über Zwischenschritte, notwendige Signaturen oder technische Voraussetzungen führt zu einem wachsenden Missverhältnis zwischen ärztlicher Verordnung und tatsächlicher Medikamentenabgabe.

Die Gematik verweist auf kontinuierliche Verbesserungen und verweist auf steigende Abrufzahlen. Doch im Alltag fehlt Apotheken die Transparenz. Es gibt keine Möglichkeit, zu prüfen, ob überhaupt ein Rezept vorhanden ist, bevor die Karte gelesen wurde. Und wenn keine Verordnung sichtbar ist, bleibt unklar, ob der Fehler beim Arzt, in der TI, auf der eGK oder im Praxisverwaltungssystem liegt.

Für Menschen mit regelmäßigem Medikamentenbedarf birgt diese Unsichtbarkeit besondere Risiken – vor allem, wenn Rezepte unbemerkt ausbleiben und notwendige Therapien unterbrochen werden. Während offizielle Statistiken lediglich eingelöste E-Rezepte erfassen, bleiben die „verlorenen Verordnungen“ ohne jede Spur.

Apothekerverbände fordern deshalb mehr Transparenz, eine verlässliche Quittierungsanzeige und eine klarere Kommunikation der Systemlogik gegenüber Patient:innen. Denn solange die eGK als Trägermedium genutzt wird, aber gleichzeitig keine Abfrageoption auf Patientenseite besteht, bleibt sie für viele nur ein digitales Placebo – ohne nachvollziehbaren Nutzen.

Das E-Rezept sollte mehr Transparenz schaffen – doch mit der eGK als blindem Speicher entsteht das Gegenteil. Wo früher ein Papierstreifen als sichtbare Handlungsaufforderung diente, bleibt heute nur der stille Glaube an Technik und Bürokratie. Die Apotheke, eigentlich Ort der Auflösung medizinischer Komplexität, wird zum Übersetzer fehlerhafter Kommunikation zwischen Praxissoftware, Telematik und Patientenerwartung.

Dass Verordnungen digital verloren gehen können, obwohl sie offiziell als „ausgestellt“ gelten, ist nicht nur ein technisches Versagen, sondern ein strukturelles. Denn anders als in App-basierten Abrufsystemen fehlt bei der eGK jegliche Sichtbarkeit. Der Patient sieht nichts, das Apothekenteam sieht nichts – und der Arzt, oft unwissentlich, schickt leere Daten in die Irre.

Das Problem ist nicht nur technischer Natur, sondern systemischer: Eine Telematikinfrastruktur, die auf Intransparenz basiert, beraubt alle Beteiligten ihrer Handlungsfähigkeit. In einem System, das Kontrolle verspricht, aber keine Rückmeldung liefert, ist Vertrauen fehl am Platz – es braucht Nachvollziehbarkeit.

Was fehlt, ist ein digitales Pendant zum „Rezeptblock“: eine verbindliche Bestätigung, die Patient:innen auf ihrem Smartphone oder Papier vorliegt. Nur so lässt sich der Bruch zwischen ärztlicher Absicht und apothekerlicher Realität überbrücken – bevor das E-Rezept zur Illusion verkommt.

 

GalBot übernimmt die Nachtschicht


Warum Pekings Apotheken auf humanoide Roboter setzen und was das mit globaler Macht zu tun hat

Die Apotheke der Zukunft steht in einem hell ausgeleuchteten Showroom in Peking. Anstelle eines Nachtteams greift dort GalBot mit langen Roboterarmen zu einer Arzneipackung, legt sie präzise in einen Übergabekorb und wartet auf den nächsten Auftrag. Kein Mensch, kein Missverständnis – nur ein metallener Arm und ein Algorithmus. In Deutschland übernehmen Kommissionierautomaten diese Aufgabe bisher im Hintergrund. In China dagegen wird das Bild robotischer Assistenz zum öffentlichen Spektakel – und zur politisch forcierten Entwicklungslinie.

Parallel dazu demonstriert YakeBot, wie er mit chirurgischer Genauigkeit ein Zahlimplantat setzt, während Walker, ein humanoider Roboter, Fertigungsteile von einem Fließband sortiert. Diese Szenen sind keine Science-Fiction, sondern Testfelder eines Technologiekurses, der bis in die elementaren Versorgungsbereiche vordringt – von der Arzneimittelausgabe über die industrielle Produktion bis zur ärztlichen Assistenz. Die Vision: Roboter sollen nicht nur monotone, sondern auch gefährliche und rund-um-die-Uhr-Aufgaben übernehmen.

Laut Liang Liang, Vize-Direktor des Pekinger Wirtschaftsentwicklungs-Ausschusses, geht es nicht primär um die Verdrängung menschlicher Arbeitskraft, sondern um eine Effizienz- und Sicherheitsrevolution. Roboter sollen dort arbeiten, wo Menschen schlafen, sich erholen oder gefährdet wären – und so eine neue Schicht technischer Produktivität entfalten. Noch laufen viele Anwendungen in Pilotprojekten. Doch das politische Ziel ist klar formuliert: China will zum globalen Vorreiter bei sogenannter „verkörperter KI“ werden – humanoider Robotik mit alltagspraktischer Funktion.

Dieser Kurs wird öffentlich inszeniert. Bei einem Halbmarathon liefen erstmals humanoide Maschinen mit. Und in der landesweit übertragenen Neujahrsgala tanzten choreografierte Roboter über die Bühne – als Sinnbild für das harmonische Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Während Europa über Datenschutz und Ethik diskutiert, bereitet China seinen Bevölkerung auf die Koexistenz vor. Die Apotheken sind da nur der Anfang.

Wer glaubt, humanoide Roboter seien ein Gimmick für Messen und Medienspektakel, unterschätzt die strategische Konsequenz, mit der China seinen Kurs in Richtung technischer Selbstermächtigung verfolgt. Der GalBot mag harmlos wirken – doch seine Präsenz markiert den Übergang von der unterstützenden zur ersetzenden Maschine.

Dabei geht es nicht nur um technologische Machbarkeit, sondern um ein neues Menschenbild: Der Mensch wird nicht mehr als alleiniger Träger von Arbeit, Verantwortung und Fürsorge gedacht, sondern als Teil eines erweiterten Systems, in dem Maschinen jederzeit übernehmen können. Die Nachtarbeit in der Apotheke ist nur das anschauliche Beispiel – am Horizont stehen Medizin, Pflege, Unterricht.

Dieser Wandel hat eine politische Dimension: In China steht er unter dem Banner nationaler Wettbewerbsfähigkeit. Doch auch hierzulande sollte man sich nicht länger auf vermeintlich sichere Grenzen zwischen Mensch und Technik verlassen. Die Automatisierung nimmt nicht Rücksicht – sie nimmt Anlauf. Wer nicht vorausschaut, wird überholt – nicht nur technologisch, sondern gesellschaftlich.

 

Wenn Hautfalten aufreißen, Schweiß brennt und Beratung fehlt

Intertrigo im Sommer – was Apotheken leisten und Patienten wissen sollten

Wenn der Sommer die Haut in Schweiß treibt, steigt das Risiko für entzündliche Hautveränderungen in Faltenregionen drastisch an. Intertrigo – auch Hautwolf genannt – entwickelt sich unter der Oberfläche: durch Reibung, Feuchtigkeit, Wärmestau. Apothekenteams begegnen dieser stillen Entzündung mit Beratung, gezielter Produktauswahl und präventivem Blick.

Gerötete, nässende Hautpartien zwischen Bauchfalte, Brustunterseite, Leiste oder Gesäßspalte sind kein Einzelfall, sondern saisonale Realität. Besonders betroffen sind Menschen mit Adipositas, Diabetiker:innen, immungeschwächte oder bettlägerige Personen. Die Kombination aus mechanischer Belastung, gestörter Hautbarriere und Feuchtigkeit öffnet den Eintrittspfad für Hefepilze wie Candida albicans oder bakterielle Sekundärinfektionen – begleitet von Brennen, Jucken, Schmerz.

In der Selbstmedikation steht der Abtransport von Feuchtigkeit im Vordergrund. Hochsaugfähige, atmungsaktive Wundauflagen sollten individuell an Körperregion und Bewegungsanforderung angepasst werden. Dünne, flächige Pads unter der Brust, formstabile Saugkissen für tiefe Leisten- und Bauchfalten – alles ohne reizende Kleber und möglichst mit täglichem Wechsel.

Zinkoxidsalben, sanftes Abtupfen, kühle Luft und trockene Pflegeprodukte stabilisieren die Hautbarriere. Antimikrobielle Präparate greifen nur bei Sekundärinfektion – und gehören dann ärztlich verordnet.

Langfristig aber zählt Prävention: Naturfasern statt Synthetik, passgenaue BHs, Gewichtsreduktion, regelmäßige Hautkontrolle – und ein sensibler Umgang mit Schwitzen, Duschen und Abtrocknen. Wer hier früh aufklärt, schützt Haut und Lebensqualität – bevor ein einfacher Wolf zur Belastung wird.

Intertrigo ist ein Stiefkind der pharmazeutischen Beratung: zu intim, zu alltäglich, zu unterschätzt. Dabei betrifft es breite Bevölkerungsschichten und hat, gerade im Sommer, eine hohe Rückfallquote. Wer täglich in Apotheken das Gespräch über Pflege, Hautschutz oder Inkontinenz führt, kann auch Intertrigo enttabuisieren – ohne Pathologisierung, mit Respekt und Klartext.

Denn was als „roter Fleck“ beginnt, kann schnell zur chronischen Belastung werden. Hautfalten sind empfindlich – und gerade bei Menschen mit Übergewicht oder chronischer Erkrankung eine stille Problemzone. Dass Apotheken hier mit Auflagen, Pflegeprodukten und strukturiertem Rat helfen, ist keine Nebensache, sondern Kernaufgabe.

Nicht nur die Versorgung akuter Läsionen zählt. Es geht um Prävention, um Kleidungstipps, um Tipps zur schonenden Trocknung nach dem Duschen. Um Hinweise, wann Babypuder hilft – und wann ärztliche Behandlung zwingend ist.

Eine Haut, die brennt, juckt und nässt, ist kein Sommerschicksal – sondern ein Signal. Wer es lesen kann, hat Beratungskraft. Und wer es übersieht, riskiert Leid, das leicht vermeidbar wäre.

 

Kleine Tropfen, große Wirkung

Das Neugeborenen-Screening erhält vier neue Prüfziele

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat am 15. Mai 2025 beschlossen, das deutsche Neugeborenen-Screening ab Mai 2026 um vier zusätzliche Zielerkrankungen zu erweitern.

Der obligatorische Fersenstich erfasst damit nicht mehr nur neunzehn seltene metabolische, hormonelle, hämatologische, immunologische und neuromuskuläre Defekte, sondern erstmals auch einen Vitamin-B-12-Mangel sowie Homocystinurie, Propionazidämie und Methylmalonazidurie.

Ein dreijähriges Bewertungsverfahren belegte, dass ein frühzeitiger Therapiebeginn irreversible Hirn-, Organ- und Entwicklungsdefizite verhindert, während falsch-positive Befunde selten auftreten.

Die Blutprobe wird weiterhin zwischen der 36. und 72. Lebensstunde entnommen; fällt das Laborergebnis pathologisch aus, müssen Kliniken die Eltern binnen 72 Stunden informieren, damit Diagnose und Behandlung sofort einsetzen.

Ein Laborschritt von kaum zwei Euro pro Probe verhindert lebenslange Einschränkungen und erspart der Solidargemeinschaft millionenschwere Folgekosten.

Zugleich reagiert der neue Vitamin-B-12-Nachweis auf den gesellschaftlichen Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung, der das Risiko maternaler Defizite erhöht.

Der Beschluss demonstriert, dass Screening-Programme nur auf Grundlage belastbarer Evidenz wachsen dürfen: Strenge Nutzen-Schaden-Analysen schützen vor diagnostischer Inflation und stärken das Vertrauen junger Familien in die Prävention.

 

 

Tierfrei, aber nicht harmlos

Wie vegane Medikamente die Apotheke vor neue Prüfaufgaben stellen

Laktoalbumin in Brausetabletten, Schellack auf Dragees, Magnesiumstearat aus Rind – wer Arzneimittel vegan einnehmen möchte, steht vor einem Dickicht an Fallstricken. Das Team der Gaussturm-Apotheke in Dortmund hat diesen Alltag zur Expertise gemacht. Im ZDF-Magazin „Volle Kanne“ zeigt Apothekerin Nathalie Borgmann, was sie in der Rezeptur und Beratungspraxis regelmäßig entdeckt – und was sie nicht eindeutig aufklären kann.

Denn Veganismus endet nicht am HV-Tisch. Immer häufiger fragen Kund:innen nach tierfreien Alternativen – aus ethischer Überzeugung oder wegen strenger Diätvorgaben. Doch viele Wirk- und Hilfsstoffe stammen aus tierischen Quellen, ohne dass dies in der Fachinformation explizit vermerkt wäre. Rinder-Gelatine in Kapselhüllen, roter Farbstoff aus Schildläusen oder Honigwachs als Überzugsmittel – für Veganer:innen potenziell problematisch, für Apothekenteams schwer zu identifizieren.

Stefanie Schön-Heider, Inhaberin der Gaussturm-Apotheke, hat deshalb eine interne Datenbank angelegt. Ihre Mitarbeiter:innen erfassen und aktualisieren darin laufend Informationen zu Inhaltsstoffen, die über klassische Fachinformationen hinausgehen. Dabei ist die Recherche oft mühsam: Herstellerauskünfte fehlen, sind unvollständig oder nur auf Nachfrage zu erhalten.

Apothekerin Borgmann betont: „Wir müssen uns aktiv durchfragen – bei jeder Charge, bei jedem Anbieter. Was heute pflanzlich ist, kann morgen tierischen Ursprungs sein.“ Eine Orientierungshilfe sei das längst nicht – und veganfreundliche Arzneimittel sind selten eindeutig gekennzeichnet.

Auch in der ärztlichen Praxis sieht das Team Handlungsbedarf: Vegane Lebensführung wird oft nicht berücksichtigt. Eine spezielle Kodierung im eRezept, Hinweise im Medikationsplan oder gezielte Rücksprachen mit der Arztpraxis fehlen. So bleiben Apotheker:innen nicht selten die einzigen, die auf potenzielle Unverträglichkeiten oder ethische Konflikte hinweisen.

Dabei geht es nicht nur um Glaubensfragen, sondern auch um physiologische Verträglichkeit. Lactoseintoleranz, Histaminempfindlichkeit oder Nebenwirkungen durch tierische Eiweiße sind medizinisch relevante Aspekte – mit Beratungsaufwand, der aktuell nicht honoriert wird.

Das Fazit der Apothekerinnen ist klar: Die wohnortnahe Apotheke ist die letzte Instanz, um vegane und verträgliche Arzneimittelanwendungen individuell zu ermöglichen – oft jenseits von Software, Listen oder Standardlösungen.

Wer meint, vegane Medikamente seien eine Lifestyle-Laune, verkennt die Dringlichkeit: Es geht um Integrität, gesundheitliche Sicherheit und verantwortungsvolle Information. Apotheker:innen wie Nathalie Borgmann und Stefanie Schön-Heider füllen ein Vakuum, das weder die Industrie noch die ärztliche Praxis systematisch adressiert.

Es ist kein Zufall, dass gerade Apotheken vor Ort jene Kompetenz bündeln, die pharmazeutische Ethik und medizinische Alltagstauglichkeit verbindet. Sie sehen nicht nur Wirkstoffe, sondern Menschen mit Werten, Bedürfnissen und Empfindlichkeiten – und reagieren darauf mit pragmatischer Sorgfalt. Was ihnen jedoch fehlt, ist ein struktureller Rahmen: Weder gesetzlich normierte Deklarationspflichten noch honorierte Beratung machen ihre Arbeit einfacher.

Was bleibt, ist ein doppeltes Missverhältnis: Die wachsende Nachfrage trifft auf eine intransparente Zulassungsrealität – und der zusätzliche Aufwand auf ausbleibende finanzielle Anerkennung. Dabei wären Lösungen möglich: Hersteller könnten verpflichtend offenlegen, ob ein Produkt tierfrei ist. Ärztliche eRezepte könnten standardisierte Hinweise enthalten. Und Apotheken könnten eine kleine Honorierung erhalten, wenn sie vegan-kompatible Alternativen recherchieren und dokumentieren.

Bis dahin bleibt der Anspruch: Aufklärung statt Etikettenschwindel. Und die Erkenntnis: Vegane Beratung ist kein Zusatznutzen, sondern ein Zeichen echter pharmazeutischer Verantwortung.

 

Gezielte Impfung statt neue Welle

Warum Mpox sich jetzt wieder ausbreitet und was Risikogruppen schützt

In Deutschland nimmt die Zahl der Mpox-Fälle erneut zu. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete bis zum 12. Mai 2025 bereits 232 Infektionen – und damit fast so viele wie im gesamten Jahr 2024, in dem insgesamt 275 Fälle dokumentiert wurden. Im Vergleich zum massiven Ausbruchsjahr 2022 mit 3.672 Fällen bleibt das Niveau allerdings deutlich niedriger. Dennoch mahnen Fachleute zur Vorsicht – vor allem in Hinblick auf saisonale Risiken und unvollständige Immunisierungen.

„Insgesamt finden wir aktuell das Infektionsgeschehen nicht überraschend“, erklärte RKI-Infektionsspezialist Dr. Klaus Jansen. Der Anstieg verlaufe erwartungsgemäß, da das Virus insbesondere in bestimmten sexuellen Netzwerken zirkuliere, in denen viele Personen noch keine Impfung erhalten hätten. „Leichtere Anstiege und Abfälle von Infektionen, wie wir sie regional in den letzten Monaten gesehen haben, sind zu erwarten“, so Jansen weiter. Entscheidend sei die gezielte Immunisierung vulnerabler Gruppen.

Mpox wird hauptsächlich über engen Körperkontakt übertragen – häufig beim Geschlechtsverkehr zwischen Männern. Der Verlauf ist meist durch Fieber, Muskelschmerzen und Hautausschläge geprägt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Immunisierung mit zwei Dosen für bestimmte Personengruppen, insbesondere Männer mit wechselnden gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten. Die Impfstoffe basieren auf abgewandelten Pockenviren und gelten als sicher und wirksam.

Derzeit sieht das RKI keine Hinweise auf eine Ausbreitung außerhalb der bekannten Risikogruppen. Infektionen bei Frauen oder Kindern seien extrem selten und meist Folgefälle im engen sozialen Umfeld. Auch bei Reiserückkehrern sei bislang keine auffällige Häufung zu erkennen. Gleichwohl richtet sich der epidemiologische Blick nun verstärkt auf die Festivalsaison, bei der viele Menschen in engem Kontakt stehen. Im vergangenen Jahr habe man bei Großveranstaltungen wie dem Christopher Street Day allerdings keine signifikanten Ausbrüche verzeichnet.

Das Mpox-Virus gehört zur Familie der Orthopoxviren, zu der auch die einst gefürchteten Pocken zählten. Diese galten bis zur globalen Ausrottung im Jahr 1980 als eine der tödlichsten Infektionskrankheiten der Menschheit. Da Mpox eng mit dem Pockenerreger verwandt ist, schützt die klassische Pockenimpfung in vielen Fällen auch vor einer Infektion mit dem aktuellen Virus. Experten sehen hierin einen wichtigen Baustein im präventiven Gesundheitsschutz – insbesondere angesichts wiederkehrender Infektionswellen innerhalb anfälliger Gruppen.

Die gegenwärtige Entwicklung mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen – 232 Mpox-Fälle in fünf Monaten sind kein epidemisches Szenario. Doch die Zahlen verdienen Aufmerksamkeit. Nicht wegen ihrer schieren Höhe, sondern wegen ihrer Aussagekraft. Denn sie deuten auf etwas, das gefährlicher ist als jedes Virus: selektive Nachlässigkeit.

Dass Mpox 2025 wieder Fahrt aufnimmt, überrascht niemanden – am wenigsten die Epidemiologen des RKI. Die Wellenbewegung ist systemimmanent: In Netzwerken mit geringer Grundimmunisierung genügt ein einzelner Funke, um regionale Anstiege auszulösen. Doch diese Dynamik ist vermeidbar – durch Impfung. Dass diese in besonders exponierten Gruppen nicht flächendeckend angenommen wurde, zeigt eine gefährliche Lücke in der Risikokommunikation.

Es geht nicht um Panikmache. Mpox ist keine neue Pandemie. Aber es ist ein Lehrstück darüber, wie schwer es fällt, aus früheren Gesundheitskrisen nachhaltige Konsequenzen zu ziehen. Die Impfstoffe sind da, die Empfehlungen klar – und dennoch bleibt der Schutz lückenhaft. Das ist kein medizinisches, sondern ein kommunikatives Versäumnis.

Der Sommer naht, die Festivalsaison beginnt – die Gelegenheit zur Korrektur ist da. Wenn jetzt nicht geimpft wird, werden die Zahlen steigen. Und zwar nicht überraschend.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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