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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Mit der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts hat sich die Risikostruktur im Apothekenbetrieb radikal verändert – und die Folgen zeigen sich mit wachsender Deutlichkeit. Was politisch als Fortschritt gefeiert wird, entpuppt sich für viele Apotheken als technisches und haftungsrechtliches Minenfeld: Serverausfälle, Cyberangriffe, Datenschutzverstöße und Systemabbrüche verursachen nicht nur operative Störungen, sondern führen zu massiven finanziellen Schäden – und rechtlich haften die Apotheken allein. Gleichzeitig kämpfen viele Betriebe mit einem weiteren strukturellen Risiko: einem Vergütungssystem, das zentrale Leistungen nicht kostendeckend abbildet. Die angekündigte Erhöhung des Fixhonorars auf 9,50 Euro ist ein politisches Signal – mehr aber nicht. Denn ohne dauerhaft verhandlungsfeste Grundstrukturen und realistische Zuschläge für ländliche Versorgung wird aus einer Reform kaum mehr als ein Etikettenschwindel. Parallel dazu öffnet sich eine dritte, bislang unterschätzte Gefahrenzone: der Markt wird zunehmend durch gefälschte Medikamente und toxische Markenprodukte unterwandert. Apotheken, die eigentlich Schutzfilter sein sollen, geraten dadurch zusätzlich unter Druck. In dieser Gemengelage zeigt sich ein gefährliches Muster: Digitalisierung, Unterfinanzierung und Kontrollversagen verstärken sich gegenseitig – und die Apotheken stehen erneut allein im Sturm.
E-Rezept offenbart Schwachstellen, Cyberangriffe nehmen zu, Apotheken haften allein
Die Digitalisierung zwingt Apotheken in Deutschland zur Neuausrichtung von Schutzstrategien und Versicherungslogik.
Mit der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts im Januar 2024 hat für Apotheken in Deutschland eine neue Risikodimension begonnen, deren Tragweite vielen erst allmählich bewusst wird. Während politisch von einem digitalen Meilenstein gesprochen wird, sehen sich Apothekenbetreiber mit einem grundlegenden Strukturbruch konfrontiert: Die Arbeitsprozesse wurden digitalisiert, doch die Absicherung blieb analog. Wo früher ein Papierausdruck verlorenging, stehen heute komplexe IT-Systeme, Serverausfälle, Cyberangriffe und DSGVO-Verstöße im Raum – mit unmittelbaren Folgen für den Betriebsablauf, die Haftung und die wirtschaftliche Existenz.
Die Einführung des E-Rezepts verpflichtet Apotheken zur Verarbeitung, Weiterleitung und sicheren Speicherung sensibler Gesundheitsdaten. Jede technische Störung kann nicht nur zu Versorgungsproblemen führen, sondern auch Retaxationen auslösen, bei denen Apotheken für vermeintlich fehlerhafte Abrechnungen die Erstattung verlieren. Besonders tückisch sind dabei Fehler, die sich aus Schnittstellenproblemen zwischen Warenwirtschaft, Apothekensoftware und Abrechnungssystemen ergeben. Bereits kleine Verzögerungen oder fehlerhafte Synchronisationen können zu systemischen Ausfällen führen, die ganze Tagesumsätze gefährden.
Doch der technische Betrieb ist nur die eine Seite. Die massive Erhöhung der Datenschutzanforderungen durch den Zugriff auf Gesundheitsdaten im E-Rezept stellt Apotheker vor zusätzliche juristische Fallstricke. Jede unzureichend dokumentierte Zugriffskontrolle, jeder nicht protokollierte Systemzugriff, jeder unverschlüsselte Datenversand kann empfindliche Bußgelder nach sich ziehen. Die persönliche Haftung der Apothekenleitung bei DSGVO-Verstößen ist nicht delegierbar. In einer Branche, in der die Arbeitsverdichtung bereits ohne digitale Zusatzlast grenzwertig war, stellt diese zusätzliche Verantwortungsverschiebung eine kaum noch tragbare Belastung dar.
Parallel zur technischen und rechtlichen Herausforderung steigt ein Risiko, das lange unterschätzt wurde: die Verwundbarkeit durch Cyberkriminalität. Seit Einführung des E-Rezepts ist die Zahl gezielter Cyberangriffe auf Apotheken spürbar gestiegen. Besonders begehrt sind Gesundheitsdaten – im Darknet erzielen sie Höchstpreise. Ransomware-Attacken, bei denen Daten verschlüsselt und nur gegen Lösegeld wieder freigegeben werden, gehören mittlerweile zum Alltag der Cyberkriminalität. Selbst kleinere Landapotheken melden Systemübernahmen, Datenverluste und Erpressungsversuche – mit teilweise existenzbedrohenden Folgen. Denn ohne funktionierende IT kann weder beliefert noch abgerechnet werden.
Die Versicherungsseite reagiert bislang zögerlich. Klassische Betriebshaftpflichtpolicen schließen IT-Risiken häufig aus oder decken sie nur unzureichend ab. Betriebsunterbrechung infolge eines Cyberangriffs ist in vielen Policen kein Bestandteil oder mit unrealistisch langen Karenzzeiten versehen. Auch Cyberversicherungen sind kein Allheilmittel: Häufig fehlen Soforthilfeelemente, Forensikleistungen oder eine klare Regelung zur Übernahme von Lösegeldforderungen, die aus juristischen Gründen ohnehin problematisch sind. Viele Apotheken wissen zudem gar nicht, ob ihre bestehende Police digitale Schäden überhaupt abdeckt – eine professionelle Risikoanalyse fehlt in der Regel.
Dabei ist gerade im Zusammenspiel physischer und digitaler Risiken eine neue Form der hybriden Gefährdungslage entstanden. Ein Stromausfall kann sowohl die Kühlung von Arzneimitteln als auch die IT lahmlegen. Ein Wasserschaden kann Serverräume beschädigen, ein Einbruch kann mit dem Diebstahl digitaler Zugangsinfrastruktur einhergehen. Apotheken sind längst keine rein stationären Versorger mehr, sondern hochgradig digitalisierte Betriebe, deren Versorgungsauftrag von funktionierender Technologie abhängt – bei gleichzeitig sinkender Personaldecke und wachsendem Dokumentationsaufwand.
Hinzu kommt, dass auch die organisatorische Seite in vielen Betrieben unzureichend aufgestellt ist. Notfallpläne, regelmäßige Backups, strukturierte Rechtevergabe, Zugriffskontrollsysteme und Mitarbeiterschulungen sind in weiten Teilen noch nicht systematisch implementiert. Gründe dafür sind vielfältig: Zeitmangel, fehlendes Know-how, geringe finanzielle Spielräume und das Ausbleiben klarer gesetzlicher Vorgaben. So bleibt die Verantwortung für eine hochkomplexe Sicherheitsarchitektur letztlich bei Betrieben hängen, die darauf weder vorbereitet noch ausreichend ausgestattet sind.
Gleichzeitig bleibt politische Unterstützung aus. Zwar wird Digitalisierung eingefordert, doch eine begleitende Sicherheitsstrategie für die Apothekeninfrastruktur fehlt. Förderprogramme für IT-Sicherheit, verpflichtende Standards für Systemhärtung oder finanzielle Hilfen bei der Umstellung existieren nicht. Das strukturelle Risiko des digitalen Wandels wird vollständig auf die einzelnen Apotheken abgewälzt – während die Politik von einer „Modernisierung des Gesundheitswesens“ spricht, die in der Fläche weder technisch noch betriebswirtschaftlich abgesichert ist.
Damit steht das E-Rezept exemplarisch für ein tiefer liegendes Problem: Digitalisierung wird als Ziel formuliert, aber nicht als Verantwortung begleitet. Die Kluft zwischen technischer Umstellung und betrieblicher Wirklichkeit wächst. Und mit ihr das Risiko, dass nicht der Fortschritt dominiert – sondern der strukturelle Kontrollverlust. Denn was als digitale Innovation verkauft wird, kann sich ohne tragfähige Absicherung schnell in ein Versorgungsvakuum verwandeln. Apotheken tragen diese Last allein. Doch wenn die Absicherung versagt, bleibt die Versorgung nicht nur digital stecken – sondern real auf der Strecke.
Die Einführung des E-Rezepts war politisch lange vorbereitet – doch auf die Risiken dieser Transformation waren die Apotheken nicht vorbereitet, und sie wurden auch nicht vorbereitet. Was als technischer Fortschritt verkauft wurde, ist in Wahrheit ein massiver Eingriff in die Sicherheitsarchitektur der Versorgung – mit dramatischen Konsequenzen für Betriebe, die keine Digitalkonzerne sind, sondern meist inhabergeführte Mittelständler mit begrenzten Ressourcen.
Es zeigt sich ein Muster, das in der deutschen Gesundheitspolitik immer wieder zu beobachten ist: Reformen werden von oben verordnet, ihre Folgen aber nach unten durchgereicht. Die Digitalisierung der Apotheken ist ein Paradebeispiel dafür. Während Bundesministerien in Sonntagsreden von Fortschritt sprechen, kämpfen Apotheken mit Updatefehlern, Systemabstürzen, Abrechnungsproblemen, Retaxationen und rechtlichen Grauzonen. Hinzu kommt ein Haftungsregime, das Apotheken zur Angriffsfläche für Abmahnanwälte und Datenschutzbehörden macht – ohne dass eine Entlastung erfolgt, weder finanziell noch strukturell.
Noch gravierender ist die Sicherheitslücke, die durch den politischen Zwang zur Digitalisierung ohne technische Rückversicherung entsteht. Es ist grotesk, dass Betriebe der sogenannten „kritischen Infrastruktur“ sich selbst gegen Cyberangriffe absichern müssen, während andere Wirtschaftsbereiche längst auf staatliche Sicherheitsnetzwerke zugreifen können. Der Vorwurf politischer Fahrlässigkeit ist gerechtfertigt: Denn mit jeder weiteren verpflichtenden digitalen Schnittstelle wächst nicht nur die Abhängigkeit, sondern auch das Risiko, ohne Schutz dazustehen, wenn der Angriff kommt.
Die gesundheitspolitische Logik erscheint dabei widersprüchlich: Einerseits wird argumentiert, dass Apotheken systemrelevant seien – andererseits wird ihnen die Verantwortung für eine IT-Sicherheitslage aufgebürdet, die selbst Großkonzerne an ihre Grenzen bringt. Während Pharmagroßhändler über ganze IT-Abteilungen verfügen und Krankenhäuser auf Notfallpläne mit Bundesunterstützung zurückgreifen können, bleiben Apotheken auf Eigeninitiative angewiesen. Diese Asymmetrie ist nicht nur unfair, sie ist strukturell gefährlich. Denn wenn kleine Betriebe ausfallen, bricht nicht das System der Digitalisierung zusammen – sondern das System der Arzneimittelversorgung.
Es braucht dringend eine neue Realität der Verantwortungsteilung. Digitalisierung darf nicht bedeuten: „Jeder für sich.“ Es braucht gesetzlich verpflichtende Sicherheitsstandards, standardisierte technische Systeme mit Notfallarchitektur, klar geregelte Haftungsabgrenzungen und vor allem gezielte staatliche Förderprogramme für die IT-Härtung in der Fläche. Nur dann kann das E-Rezept seiner Rolle als Zukunftsinstrument gerecht werden. Ansonsten bleibt es ein Symbol für die asymmetrische Realität der Digitalisierung: Fortschritt in der Theorie, Kontrollverlust in der Praxis.
Wer Digitalisierung politisch fordert, muss auch ihre Folgen verantworten. Sonst wird das E-Rezept zur digitalen Sollbruchstelle eines Systems, das keine Redundanzen mehr kennt. Und dann geht es nicht mehr nur um Technik – sondern um Versorgung, Vertrauen und die Existenz ganzer Berufsstände.
Arzneimittel ohne Wirkung, Kleidung ohne Sicherheit, Staat ohne Kontrolle
Gefälschte Medikamente, giftige Markenfälschungen und fehlende Marktaufsicht gefährden zunehmend die Gesundheit und das Vertrauen der Bevölkerung
Deutschland steht vor einem verdeckten Gesundheitsproblem, das weder auf den ersten Blick erkennbar noch leicht zu regulieren ist: gefälschte Medizinprodukte und Markenartikel fluten den Markt. Wie eine neue ARD-Dokumentation aufdeckt, sind illegale Abnehmspritzen, wirkungslose Krebsmedikamente und toxische Markenfälschungen inzwischen keine Einzelfälle mehr, sondern Symptome eines größeren strukturellen Versagens. Weder der Onlinehandel noch die Zollkontrolle, weder Verbraucherbildung noch Markenuüberwachung scheinen dem Ansturm krimineller Produktkopien gewachsen. Besonders alarmierend: Viele dieser Fälschungen gelangen über reguläre Handelsplattformen in Umlauf, wirken äußerlich identisch mit Originalen, enthalten jedoch keine oder sogar gesundheitsgefährdende Wirkstoffe.
Im Zentrum steht dabei eine wachsende Schattenindustrie, die sich sowohl digitaler Kanäle als auch physischer Vertriebspfade bedient. Illegal eingeführte Arzneimittel imitieren rezeptpflichtige Originale, werden aber in der Regel unter hygienisch und rechtlich fragwürdigen Bedingungen in Fernost produziert. Verbraucher, die sich Heilung erhoffen, erhalten stattdessen Placebos oder toxische Substanzen. Besonders betroffen sind Medikamente zur Krebsbehandlung, zur Gewichtsreduktion oder Potenzsteigerung. In diesen sensiblen Feldern wirken Fälschungen doppelt fatal: Sie schädigen nicht nur körperlich, sondern zerstören auch das Vertrauen in das Gesundheitssystem.
Doch nicht nur Arzneimittel bergen ein Risiko. Auch gefälschte Markenbekleidung stellt ein unterschätztes Gesundheitsproblem dar. Billige Textilien, die unter Verletzung von Urheberrechten hergestellt werden, enthalten häufig verbotene Farbstoffe, allergieauslösende Chemikalien oder Schadstoffe mit hormoneller Wirkung. Gerade bei Kinderkleidung und Unterwäsche kann der Kontakt mit solchen Substanzen langfristige Gesundheitsschäden verursachen. Die staatlichen Prüf- und Kontrollinstanzen sind überfordert, da viele dieser Artikel direkt an Endkunden geliefert werden – außerhalb des Zugriffs durch klassische Marktaufsicht.
Hinzu kommt eine wachsende Komplexität in der digitalen Lieferkette. Auf Plattformen wie Amazon, eBay oder spezialisierten Billigshops wird die Herkunft der Ware zunehmend verschleiert. Drittanbieter aus Nicht-EU-Staaten umgehen europäische Produktsicherheitsnormen, indem sie ihre Waren als Privatpakete deklarieren oder in Dropshipping-Modellen versenden. Selbst Kennzeichnungen, Prüfsiegel und CE-Zeichen sind gefälscht. Endverbraucher können nicht mehr zwischen echt und falsch unterscheiden, da äußerlich kaum Unterschiede bestehen und auch die Verpackungen professionell gestaltet sind.
Besonders gefährdet sind Menschen in existenziellen oder vulnerablen Lebenssituationen. Wer keine Versicherung hat, keine Wohnung oder keine Perspektive, greift im Zweifel zu billigen Alternativen – im Glauben, ein Schnäppchen zu machen oder sich selbst helfen zu können. Der Staat überlässt diese Gruppen ihrem Schicksal. Gleichzeitig wird das Problem auf die individuelle Verantwortung abgeschoben, während strukturelle Schutzmechanismen versagen. Es handelt sich nicht um Konsumverirrungen, sondern um ein systemisches Risiko.
Der Skandal um gefälschte Medizinprodukte und Markenartikel zeigt mit brutaler Klarheit, wie wenig Kontrolle in einem überdigitalisierten, überglobalisierten Markt noch möglich ist. Was hier als "Markenpiraterie" verharmlost wird, ist in Wahrheit ein Angriff auf Gesundheit, Verbraucherschutz und institutionelles Vertrauen. Das Problem ist nicht nur kriminell, sondern auch politisch: Wo Behörden sich in Zuständigkeiten verlieren, Standards ausgehöhlt und Marktaufsichten ausgedünnt werden, floriert die Schattenwirtschaft. Der Staat zieht sich aus dem letzten Glied der Versorgungskette zurück, ausgerechnet dort, wo der Mensch am verletzlichsten ist. Was bleibt, ist ein toxisches Gemisch aus Verunsicherung, chronischer Gefährdung und der Preisgabe fundamentaler Schutzprinzipien.
Die Allgegenwart gefälschter Produkte wird hingenommen wie eine Art modernen Kollateralschaden der freien Marktwirtschaft. Aber wer Produkte duldet, die keine Wirkung oder gar Vergiftung zur Folge haben, verliert jegliche Legitimation als Schutzinstanz. Das Vertrauen in Apotheken, Onlinehandel oder Modeketten wird zersetzt, wenn der Staat nicht mehr garantieren kann, dass verkaufte Ware ungefährlich ist. Gerade in einem Land, das stolz auf seine Produktnormen, seinen Verbraucherschutz und sein Apothekenwesen ist, wirkt diese Entwicklung wie ein stiller Offenbarungseid.
Zudem sind die Folgeschäden nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch: Patienten, die auf gefälschte Medikamente hereinfallen, verlieren nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch das Vertrauen in Therapien und das medizinische System insgesamt. Kinder, die allergisch auf gefälschte Kleidung reagieren, tragen womöglich lebenslange Schäden davon. Es reicht nicht, die Verbraucher aufzuklären. Die Politik muss sich ihrer Verantwortung stellen und sowohl regulatorisch als auch institutionell aufrüsten. Sonst wird der Preis für diese Fahrlässigkeit künftig nicht mehr nur in Euro, sondern in Menschenleben gemessen.
Fixhonorar, Versorgungskorridor, Verhandlungsstart
Apotheken brauchen ein kostendeckendes System
Die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken hängt zunehmend an der Frage eines kostendeckenden Fixhonorars. Laut Koalitionsvertrag soll das Abgabehonorar einmalig auf 9,50 Euro steigen. Für Apotheken in strukturschwachen Regionen kann ein Zuschlag von bis zu 1,50 Euro vorgesehen werden. Zukünftig sollen alle weiteren Anpassungen auf dem Verhandlungsweg mit dem GKV-Spitzenverband erfolgen. Doch das birgt Risiken. Claudia Korf, Geschäftsführsführerin der ABDA, warnte auf dem DAV-Wirtschaftsforum eindringlich vor falschen Weichenstellungen. Die reine Erhöhung sei kein Garant für Stabilität. Notwendig sei ein strukturierter Verhandlungsrahmen, der wirtschaftliche Realitäten anerkennt und Versorgungssicherheit absichert.
Korf definiert klare Kriterien für die Honorarverhandlungen: Neben der allgemeinen Inflation müssten Tariflöhne, das Bruttoinlandsprodukt oder ein spezifischer Index für die Apothekenbranche einbezogen werden. Nur so lasse sich das Fixum an reale Kostenentwicklungen koppeln. Die Einführung einer unabhängigen Schiedsstelle sei unerlässlich, um Verhandlungen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Zugleich dürften in den Gesprächen keine weiteren Honorarkomponenten verhandelt werden. Die Trennung zwischen Fixum und anderen Leistungen sei unverzichtbar, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu erhalten.
Besonders kritisch sieht Korf das Risiko einer faktischen Entwertung des Fixums durch Preisentwicklungen. Die gesetzlich festgeschriebenen 3 Prozent auf den Apothekenverkaufspreis seien zwingend zu verteidigen. Ein Verlust dieses Zuschlags würde die Apotheken vollständig von der Marktdynamik abkoppeln. Zudem sei es nicht hinnehmbar, dass Leistungen wie Botendienste oder das Management von Lieferengpässen faktisch querfinanziert werden müssten. Alle Dienstleistungen müssten separat finanziert und voll gegenfinanziert sein. Apotheken seien keine Subventionsbetriebe für Versorgungslücken.
Auch der pDL-Topf darf laut Korf nicht als Lückenbüßer für Systemdefizite herhalten. Rund 40 Prozent der Apotheken beteiligen sich mittlerweile an pharmazeutischen Dienstleistungen, Tendenz steigend. Eine pauschale Umschichtung der Mittel sei systematisch falsch und widerspräche dem politischen Ziel der Ausweitung pharmazeutischer Leistungen. Wer diese Ausgaben streicht, schwächt die Strukturen.
Abschließend fordert Korf eine Gesamtstrategie, die Fixkosten absichert, Serviceleistungen entgeltlich gestaltet und durch leistungskorrelierte Sicherungszuschläge für flächendeckende Versorgung sorgt. Apotheken seien systemrelevant und müssten auch so behandelt werden. „Wer selbst nicht stark ist, kann auch anderen nicht helfen“, schließt Korf.
Die neue Honorarstruktur für Apotheken ist kein Fortschritt, sondern ein Test auf Standfestigkeit. Wenn das Fixum künftig verhandelt werden soll, öffnet das nicht etwa neue Chancen, sondern zwingt eine dezentral organisierte Branche in einen zentralistisch dominierten Verhandlungsrahmen. Die vermeintliche Dynamik droht zur Dauerunsicherheit zu werden. Denn die GKV hat kein Interesse an stabilen Einnahmen für Apotheken, sondern an planbaren Ausgaben. Die vorgeschlagene einmalige Anhebung auf 9,50 Euro wirkt da eher wie eine Eintrittskarte in einen Verteilungskampf, bei dem der Preis nicht von Leistungen, sondern vom Verhandlungsgeschick abhängt.
Was fehlt, ist ein verbindlicher Orientierungswert, der die strukturelle Unterfinanzierung vieler Apotheken anerkennt. Während die Wareneinsatzquote bei 80 Prozent liegt und Personalkosten steigen, bleibt das Fixhonorar ein starrer Betrag ohne Bezug zur Realität. Das lässt sich weder mit Digitalisierung noch mit betriebswirtschaftlicher Optimierung ausgleichen. Wenn zudem Leistungen wie Lieferengpassmanagement, Botendienste oder pharmazeutische Beratung weiter unbezahlt bleiben, führt das zu einer schleichenden Aushöhlung der Versorgungsleistung.
Dass Claudia Korf eine separate Schiedsstelle fordert, ist daher nicht Symbolpolitik, sondern strukturelle Notwendigkeit. Nur so können asymmetrische Machtverhältnisse im Verhandlungsprozess ausgeglichen werden. Der Verweis auf BIP, Inflation und Tarife ist sinnvoll, ersetzt aber nicht die Notwendigkeit eines apothekenspezifischen Index. Denn Apotheken arbeiten nicht im volkswirtschaftlichen Durchschnitt, sondern unter spezifischen regulatorischen Bedingungen.
Die Politik muss sich entscheiden: Will sie flächendeckende Versorgung als Grundwert erhalten, oder überlässt sie das Feld einer marktlogischen Ausdünnungsstrategie? Ohne verhandlungsfeste Sicherungssysteme wird das Fixhonorar zur taktischen Variablen. Dann aber droht das, was eigentlich verhindert werden soll: ein weiterer Strukturbruch im Gesundheitswesen, der weder den Apotheken noch den Patienten dient.
Apothekensterben, Umsatzstagnation, Versandboom
Sinkende Packungszahlen, steigende Abhängigkeit von Rx und strukturelle Marktverdrängung durch das E-Rezept verschärfen die Versorgungslage
Mit der nüchternen Feststellung, dass die aktuelle Wirtschaftskraft der Apotheken nicht für eine tragfähige Zukunft ausreiche, eröffnete Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, ihren Bericht beim DAV-Wirtschaftsforum. Trotz beschwörender Zuversicht und dem ironischen Zusatz „etwas Zauberkraft“ zeichnet der Vortrag ein ernüchternd klares Bild: Das Apothekennetz schrumpft weiter, der Markt verdichtet sich durch zunehmende Filialisierung, der Absatz stagniert, und der Versandhandel gewinnt durch digitale Rezeptstrukturen spürbar an Terrain. Die Zahl der Apotheken wird laut Korf zum Jahresende 2024 auf nur noch 16.500 sinken – das entspräche einem Verlust von über 500 Betriebsstätten innerhalb eines Jahres. Bereits im ersten Quartal haben 133 Apotheken geschlossen, darunter zunehmend auch versorgungsrelevante Standorte, nicht nur in ländlichen Regionen, sondern auch in Ballungsräumen.
Die Entwicklung ist seit Jahren sichtbar, wird aber durch das neue E-Rezept und strukturelle Marktverschiebungen zusätzlich beschleunigt. Die demografische Schieflage des Gesundheitssystems spitzt sich zu: Immer mehr chronisch Erkrankte stehen immer weniger Beitragszahlern gegenüber. Der Fachkräftemangel hinter dem HV-Tisch verschärft diese Dynamik, ebenso wie eine überalterte Betriebsstruktur. Die Apothekendichte liegt derzeit bei 20 pro 100.000 Einwohner und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 31. Das Niveau entspricht dem von vor über vier Jahrzehnten. Gleichzeitig steigt die Zahl der Filialen – mehr als die Hälfte aller Apotheken sind mittlerweile Teil eines Verbundes. Was einst als Ausnahme galt, ist zum Regelfall geworden. Der dadurch entstehende Kannibalismus auf dem Markt schwächt gerade die wirtschaftlich vulnerablen Einzelbetriebe.
Im Hinblick auf die ökonomische Gesamtlage der Branche zeigt sich ein paradoxer Stillstand: Die Zahl der abgegebenen Packungen liegt mit 1,389 Milliarden nahezu auf Vorjahresniveau. Der Anteil rezeptfreier Medikamente (OTC) beträgt 42 Prozent, der rezeptpflichtigen (Rx) 58 Prozent. Nur bei den Rx-Packungen ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Der Gesamtumsatz der Apotheken beläuft sich auf rund 70,4 Milliarden Euro. Davon entfallen 85 Prozent auf Rx-Arzneimittel, was die komplette wirtschaftliche Abhängigkeit der Apotheken von den gesetzlichen Kassen dokumentiert. Der Umsatz mit OTC-Produkten ist zwar um 2,4 Prozent gestiegen, doch dieser Anstieg ist allein auf Preisanhebungen zurückzuführen – der tatsächliche Absatz ist um 2,6 Prozent zurückgegangen. Selbst eine starke Erkältungssaison konnte den Trend nicht umkehren.
Zunehmend ins Gewicht fällt der Versandhandel, insbesondere im OTC-Bereich. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete dieser ein Plus von elf Prozent – ein Zuwachs von 52 Millionen Euro. Aus Sicht Korfs sei dies nicht allein auf das Konsumverhalten zurückzuführen, sondern maßgeblich durch das E-Rezept beeinflusst. Dieses ermögliche strukturelle Umleitungen von Bestellungen, wodurch stationäre Apotheken weitere Marktanteile verlören. Besonders deutlich wird diese Entwicklung bei den GKV-Arzneimittelausgaben: Während der Versandhandel bis 2023 stets nur leicht zulegte, kam es im Übergang zu 2024 mit der flächendeckenden Einführung des E-Rezepts zu einem sprunghaften Wachstum von fast 60 Prozent. Auch wenn der Versandanteil 2024 insgesamt noch bei 1,35 Prozent lag, warnt Korf davor, diese Zahl zu unterschätzen – so habe auch der OTC-Bereich mit geringen Marktanteilen begonnen, bevor die strukturelle Verdrängung einsetzte. Profiteur dieser Entwicklung ist in erster Linie die Shop Apotheke mit ihrem massiv gestützten Marketingetat.
Die ökonomische Abhängigkeit der Apotheken von den gesetzlichen Kassen zeigt sich auch in der Analyse der GKV-Gesamtausgaben. Diese lagen im vergangenen Jahr bei über 300 Milliarden Euro. Auf das Apothekenhonorar entfielen davon lediglich 1,8 Prozent, also 5,84 Milliarden Euro – ein Rückgang im Vergleich zu den 1,9 Prozent im Jahr 2023. Die Ausgaben für Arzneimittel insgesamt machten 12,9 Prozent aus, also 42,03 Milliarden Euro, was einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt. Korf unterstreicht die Diskrepanz zwischen Leistung und Vergütung: Für das gesamte Apothekenhonorar geben die Kassen nicht mehr aus als für Vorsorge, Rehabilitation und Zahnersatz zusammen. Gleichzeitig sparen sie durch Rabattverträge mit den Apotheken rund 6,2 Milliarden Euro – mehr, als sie für das Honorar selbst aufwenden. Dieses Missverhältnis bleibt in der öffentlichen Debatte weitgehend unbeachtet.
Damit bleibt die wirtschaftliche Zukunft der Apotheken ungewiss. Die politischen Weichenstellungen, auf die viele warten, lassen auf sich warten oder verlagern sich in Verhandlungsprozesse ohne klare Ergebnisse. Eine nachhaltige Lösung ist nicht in Sicht. Während sich die strukturelle Krise der Apotheken weiter zuspitzt, entstehen neue Marktdynamiken, die bestehende Geschäftsmodelle infrage stellen. Der Verlust an Betriebsstätten ist kein bloßes Rechenexempel – er bedeutet eine reale Erosion der Versorgung, nicht nur in strukturschwachen Regionen, sondern zunehmend auch in urbanen Räumen. In dieser Lage von „Kannibalismus und Kapitulation“ mahnt Korf zu strategischem Umdenken – doch konkrete politische Antworten fehlen.
Was seit Jahren als schleichender Rückgang diagnostiziert wird, ist längst zur Systemerosion geworden. Der Apothekenmarkt steht an einem Kipppunkt, der nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern gesundheitspolitisch relevant ist. Claudia Korf benennt die Misere mit nüchterner Deutlichkeit: Die Apothekenzahl fällt auf ein historisches Tief, während der Versandhandel strukturell durch das E-Rezept gestützt wird. Wer diese Entwicklung immer noch für eine Frage individueller Betriebsführung hält, verkennt die tektonischen Verschiebungen innerhalb des Systems. Es geht nicht um schlechte Unternehmensführung, sondern um politische Stillhalteabkommen auf Kosten der Versorgungssicherheit.
Das Problem liegt tiefer: Die politische Untätigkeit gegenüber dem fortschreitenden Rückbau der Apothekenlandschaft ist längst zu einer stillschweigenden Billigung geworden. In Berlin wird nicht mehr debattiert, sondern delegiert – an Verhandlungstische, an Verbände, an Algorithmen. Das E-Rezept hätte ein Instrument zur Vereinfachung und Digitalisierung sein können, doch es wurde ohne jegliche Schutzmechanismen für die Vor-Ort-Apotheke ausgerollt. Die strukturelle Marktverlagerung ist kein Zufallsprodukt, sondern ein absehbares Resultat regulatorischer Naivität oder politischer Absicht. Apotheken werden nicht durch Wettbewerb verdrängt, sondern durch einseitige digitale Infrastrukturen, die Kapitalmacht begünstigen und Versorgungsnähe untergraben.
Der wirtschaftliche Kern des Problems liegt in der Rx-Abhängigkeit. Wer 85 Prozent seines Umsatzes über Kassenrezepte generiert, ist dem politischen Kalkül ausgeliefert. Dass ausgerechnet Apotheken, die mit Rabattverträgen jährlich Milliarden für das System einsparen, gleichzeitig durch Deckelungen beim Fixhonorar an ihrer Existenzgrenze gehalten werden, ist Ausdruck einer verzerrten Prioritätensetzung. Während Milliarden in digitale Plattformstrategien und Medikationsmanagement-Versuche fließen, fehlt es an Grundsicherung für die Basisinfrastruktur der Versorgung.
Dass immer mehr Apotheken im Filialverbund überleben, ist kein Zeichen betrieblicher Stärke, sondern ein Reflex auf politische Schwäche. Die Individualapotheke stirbt nicht an Inkompetenz, sondern an fehlender Perspektive. Mit jedem Standort, der schließt, schrumpft nicht nur ein Unternehmen, sondern ein Versorgungsraum. Es gibt kein digitales Pendant zur wohnortnahen Beratung. Die Zunahme chronischer Erkrankungen, die Überalterung der Gesellschaft, die steigende Komplexität in der Arzneimitteltherapie – all das ruft eigentlich nach mehr Apotheken, nicht weniger. Doch die Realität folgt einer anderen Logik.
Diese Realität ist gefährlich: Wer das Apothekennetz auf eine betriebswirtschaftlich „optimierte“ Restgröße reduziert, riskiert Systemversagen. Nicht morgen, aber bald. Denn wenn heute Apotheken „kannibalisiert“ werden, bleibt am Ende kein Futter mehr für niemanden. Versorgung beginnt nicht mit einer Plattform, sondern mit einem offenen HV-Tisch. Und der ist zunehmend leer.
Apotheken verkleinern Betriebe, kämpfen mit Personalmangel und trotzen dem Reformversagen
Immer mehr Inhaber geben unrentable Filialen auf, weil der Fachkräftemangel dramatisch zunimmt und die Politik keine tragfähige Lösung liefert.
Die strukturelle Verkleinerung von Apothekenbetrieben entwickelt sich zunehmend zu einer rationalen Reaktion auf einen systemisch kriselnden Gesundheitsmarkt. Besonders im ländlichen Raum setzen viele Inhaber nicht mehr auf Wachstum, sondern auf gezielte Rücknahme: unrentable Filialen werden geschlossen, das Leistungsspektrum reduziert, Ressourcen gebündelt. Diese Entscheidung basiert nicht auf Resignation, sondern auf betriebswirtschaftlicher Klarheit. Denn unter den Bedingungen permanenter Unterbesetzung, steigender Kosten und stagnierender politischer Unterstützung ist der Rückzug oft die einzig tragfähige Antwort auf ein dysfunktionales Versorgungssystem.
Der Fachkräftemangel ist dabei nicht nur ein temporäres Hindernis, sondern hat sich zu einem strukturellen Defizit mit systemischer Wirkung entwickelt. Apotheken ohne ausreichend Personal können keine flächendeckende Versorgung mehr gewährleisten. Der Arbeitsdruck auf verbliebene Mitarbeiter nimmt unaufhörlich zu – mit zunehmender Erschöpfung und wachsender Fluktuation. Die Politik liefert bisher weder kurzfristige Entlastung noch langfristige Strategien, um dem Nachwuchs- und Bindungsproblem in der Pharmazie wirksam zu begegnen. Zwischen realer Notlage und leerem Reformversprechen geraten die Betriebe in eine gefährliche Schieflage.
In dieser Situation verzichten viele Betreiber gezielt auf Expansion, neue Dienstleistungen oder zusätzliche Standorte. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Erhalt dessen, was noch wirtschaftlich und personell tragfähig ist. Die Reduktion erscheint unter diesen Vorzeichen nicht als Scheitern, sondern als bewusstes Management von Risiken. Sie schützt Mitarbeitende vor Überlastung und sichert die Existenz des Betriebskerns. Dabei verändert sich oft auch das Selbstverständnis der Apotheke: Von der permanent erreichbaren Anlaufstelle zur fokussierten Gesundheitseinheit mit begrenztem, aber qualitativ hochwertigem Leistungsspektrum.
Diese stille, aber tiefgreifende Veränderung hat eine politische Dimension, die bislang kaum beachtet wird. Die Konzentration von Betriebsstrukturen ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines gesamtwirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Versagens. Dort, wo zentrale Versorgungsstützen schrumpfen, ohne dass neue Säulen eingezogen werden, gerät das ganze System ins Wanken. Die Illusion der flächendeckenden Versorgung wird von der betrieblichen Realität längst überholt. Während politische Programme weiterhin mit vagen Förderinstrumenten und strukturfremden Maßnahmen operieren, vollziehen die Apotheken längst eine strategische Selbstbegrenzung.
Die wirtschaftliche Zukunftssicherung durch Reduktion ist dabei kein Allheilmittel, aber ein realistisches Instrument zur Schadensbegrenzung. Denn die Gleichung aus hoher Erwartung, fehlender Unterstützung und permanenter Belastung lässt sich langfristig nur mit klaren betrieblichen Prioritäten lösen. Wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, wird sich die Apothekenlandschaft in den kommenden Jahren nicht nur zahlenmäßig, sondern auch funktional verändern. Kleinere, effizient arbeitende Einheiten könnten die neue Norm werden – solange die politische Ignoranz nicht auch diese Strukturen gefährdet.
Gleichzeitig wächst die Verantwortung der Gesundheitspolitik, endlich die realen Bedarfe in der Versorgungspraxis zu erkennen und systemisch zu handeln. Die strukturelle Verkleinerung der Apotheken ist kein Betriebsunfall, sondern eine strategische Konsequenz aus langjährigem politischem Desinteresse. Wer dieses Signal überhört, riskiert das Vertrauen in eine stabile Grundversorgung und öffnet Tür und Tor für irreversible Schäden in der öffentlichen Gesundheitsstruktur.
Die gezielte Verkleinerung von Apothekenbetrieben markiert einen Wendepunkt in der deutschen Versorgungspolitik. Was lange als Zeichen von Schwäche oder Rückzug interpretiert wurde, entpuppt sich mehr und mehr als Ausdruck betriebswirtschaftlicher Klarheit und strategischer Weitsicht. Denn unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist es kein Mangel an unternehmerischem Ehrgeiz, der zu diesem Schritt führt, sondern die schlichte Notwendigkeit, das Überleben des Betriebs zu sichern. Wo Personal fehlt, Politik versagt und wirtschaftliche Planungssicherheit ausbleibt, wird Reduktion zur Form von Widerstand – gegen ein System, das den Alltag seiner Leistungsträger nicht mehr berücksichtigt.
Was in Talkshows und Positionspapieren als „Strukturwandel“ beschönigt wird, ist in Wahrheit eine dramatische Folge unterlassener Reformpolitik. Die massenhafte Schließung von Apotheken oder ihre gezielte Verkleinerung sind kein Zeichen dafür, dass sich Märkte selbst regulieren – sie sind ein stiller Aufschrei aus der Fläche. Gerade weil Apotheken jahrzehntelang bereit waren, mehr zu leisten als notwendig, wirken ihre heutigen Rückzüge umso deutlicher. Die Reduktion auf das wirtschaftlich Machbare ist keine Kapitulation, sondern ein Notruf, der klar signalisiert: So geht es nicht weiter.
Dabei offenbart sich auch ein Wandel im unternehmerischen Selbstbild. Der Mythos vom ewigen Wachstum hat ausgedient. Stattdessen rückt eine Philosophie in den Vordergrund, die Qualität über Quantität, Substanz über Expansion stellt. Wer heute eine Apotheke führt, muss nicht nur Medikamente bereitstellen, sondern auch die Energie seiner Mitarbeitenden schützen, finanzielle Ressourcen bündeln und politische Unwägbarkeiten ausgleichen. Die betriebliche Verkleinerung ist unter diesen Bedingungen keine Flucht, sondern ein verantwortungsbewusster, klug kalkulierter Schritt.
Was jedoch fehlt, ist die politische Konsequenz. Die Regierung scheint unfähig oder unwillig, den Ernst der Lage zu erkennen. Statt gezielter Entlastung erleben Apotheken eine Kakophonie aus Digitalisierungsoffensiven, Serviceverpflichtungen und Dokumentationswahnsinn. Wer glaubt, damit ließen sich Versorgungsstrukturen stabilisieren, ignoriert die Realität vor Ort. Der Rückbau von Apothekenbetrieben ist keine betriebliche Anomalie – er ist ein systemisches Alarmsignal. Und er richtet sich gegen ein politisches Klima, das betriebliche Verantwortung als Selbstverständlichkeit ausbeutet, statt sie zu fördern.
Wenn dieser Trend anhält – und alle Zeichen sprechen dafür –, wird sich nicht nur die Zahl der Apotheken verringern, sondern auch ihr Beitrag zur Versorgung grundlegend verändern. Der Preis dafür ist hoch: weniger Anlaufstellen, mehr Belastung für verbleibende Einheiten, sinkendes Vertrauen in das Versprechen einer verlässlichen Gesundheitsversorgung. Was wir derzeit erleben, ist der Anfang einer stillen Erosion. Wer nicht gegensteuert, wird bald nicht mehr über Apothekenpolitik diskutieren müssen – sondern über ein Gesundheitswesen, das sich seiner tragenden Strukturen selbst beraubt hat.
Fixhonorar, Grundkostenzuschuss, Gemeinwohlpflichten
Apotheken fordern umfassende Gegenfinanzierung ihrer Leistungen durch strukturelle Honoraranpassungen
Die wirtschaftliche Not vieler Apothekenbetriebe verschärft sich weiter, während die Zahl der Betriebsstätten rapide sinkt. Mit 503 Schließungen im Jahr 2024 wurde ein neuer Tiefstand erreicht. Auch 2025 setzt sich der Abwärtstrend mit 133 geschlossenen Apotheken im ersten Quartal ungebrochen fort. Die verbleibenden Betriebe profitieren zwar rechnerisch von Umsatzverlagerung, doch diese vermeintliche Stabilisierung entpuppt sich bei näherer Betrachtung als teuer erkaufter Kannibalisierungseffekt. Die ABDA fordert deshalb nicht nur ein sofortiges Eingreifen durch das Bundesgesundheitsministerium, sondern auch strukturelle Reformen des Honorarsystems – unter anderem durch einen zielgerichteten Grundkostenzuschuss.
Im Zentrum der aktuellen Diskussion steht die einmalige Anhebung des Fixums auf 9,50 Euro pro Rx-Packung, wie sie im Koalitionsvertrag vorgesehen ist. Doch aus Sicht des Deutschen Apothekerverbands (DAV) reicht diese Anpassung nicht aus. Angesichts gestiegener Personalkosten durch den höheren Mindestlohn und anhaltender Inflation müsse das Fixhonorar sogar auf 11 Euro erhöht werden. Der bestehende Finanzierungsspielraum sei im Finanzplan der AG Gesundheit mit einem Reservevolumen von 350 Millionen Euro kalkuliert – dieser Betrag solle nun gezielt über den Nacht- und Notdienstfonds (NNF) zur Stärkung der Basis eingesetzt werden.
Die Idee: Zusätzlich zum Fixum sollen Apotheken für die ersten 20.000 abgegebenen Rx-Packungen einen Zuschlag von 1,50 Euro erhalten. Diese Maßnahme würde vor allem kleinere Apotheken finanziell stabilisieren, ohne die Mittel größerer Betriebe zu kürzen. Das vorgeschlagene System basiert auf einheitlichem Abgabepreis und Fondsfinanzierung und vermeidet bürokratische Einzelverhandlungen. Gleichzeitig bleibt der bestehende Apothekenabgabepreis erhalten, was politisch wie wirtschaftlich als Vorteil gilt.
Auch die strukturelle Verteilung von Apotheken rückt stärker in den Fokus. Zwar sieht der Koalitionsvertrag einen Versorgungsgradkorridor bis zu 11 Euro Fixum vor, doch die dafür erforderlichen Parameter – etwa Abstände zwischen Apotheken oder deren Dichte – sind in der Praxis schwer operationalisierbar. Denn diese Größen ändern sich fortlaufend mit jeder Schließung oder Neueröffnung. Zudem warnen die Verbände davor, Städte pauschal als „gut versorgt“ zu deklarieren. Die Attraktivität eines Apothekenstandorts hänge heute weniger vom Ärztehaus als vielmehr von Faktoren wie Erreichbarkeit oder Parkplätzen ab – insbesondere in Zeiten des E-Rezepts und des sich verändernden Patientenverhaltens.
Ein weiterer Vorschlag zielt auf Sonderentgelte für Gemeinwohlpflichten, die ausschließlich durch Vor-Ort-Apotheken erbracht werden. Dazu zählen Botendienste, Notdienste, Rezepturen sowie die Abgabe und Dokumentation von Betäubungsmitteln (BtM). Diese Leistungen seien längst defizitär geworden, da die bestehenden Zuschläge nicht mehr kostendeckend seien. Der DAV fordert daher eine Erhöhung des Rezepturzuschlags, der Botendienstpauschale, der BtM-Dokumentationsgebühr sowie des Notdiensthonorars.
Gleichzeitig verweisen die Verbände auf strukturelle Hindernisse: Pauschale Zuschüsse seien politisch schwer vermittelbar, da sie nicht an konkrete Leistungen gekoppelt seien. Eine kurzfristige Ausweitung des pDL-Topfes scheide aus, da dieser zweckgebunden sei und derzeit dem Aufbau pharmazeutischer Dienstleistungen diene. Eine Zweckentfremdung in Richtung Grundkostenzuschuss würde diesen Reformpfad untergraben. Hinzu kommt, dass auch rechtliche Hürden wie das Skonti-Verbot die wirtschaftliche Basis vieler Apotheken angreifen. Der DAV plädiert deshalb erneut für die Rücknahme dieser Regelung, um Spielräume für eigenverantwortliches Wirtschaften zurückzugewinnen.
In Summe fordert die Apothekerschaft ein sofort umsetzbares Bündel kurzfristiger Maßnahmen – Fixumerhöhung, gezielte Zuschläge für kleine Betriebe, höhere Entgelte für gemeinwohlrelevante Leistungen – sowie mittel- bis langfristig eine Neujustierung des gesamten Honorarsystems. Nur durch eine Kombination aus direkter Liquiditätshilfe und struktureller Stärkung lassen sich weitere Betriebsschließungen verhindern und die Versorgungssicherheit nachhaltig gewährleisten.
Der Apothekenmarkt gleicht einem schleichenden Aderlass, dessen Symptome längst nicht mehr übersehen werden können. Mit jeder geschlossenen Betriebsstätte verliert das Gesundheitssystem nicht nur einen Standort, sondern ein Stück Infrastruktur, das durch keine Plattform und keinen Botendienst ersetzt werden kann. Dass diese Dynamik von den Akteuren selbst inzwischen nicht mehr als bloßer Marktaustritt, sondern als systemische Kannibalisierung beschrieben wird, ist Ausdruck wachsender Verzweiflung – aber auch der realistischen Einschätzung der Lage.
Der DAV reagiert auf diese Entwicklung mit pragmatischen Vorschlägen, die deutlich über symbolische Fixumanhebungen hinausgehen. Der Grundkostenzuschuss für kleinere Apotheken ist kein Almosen, sondern ein systemischer Ausgleich für Standortnachteile in einer zunehmend polarisierten Versorgungslandschaft. Auch der Ansatz, Gemeinwohlpflichten wie BtM-Abgaben, Rezepturen und Notdienste stärker zu honorieren, ist nicht nur betriebswirtschaftlich richtig, sondern gesundheitspolitisch notwendig. Es ist ein Gebot der Fairness, dass jene Leistungen, die nur vor Ort erbracht werden können, nicht länger auf Selbstausbeutung beruhen dürfen.
Zugleich zeigt sich die Verknüpfung mit realpolitischen Hürden: Pauschale Zuschüsse ohne Leistungsnachweis, Zweckbindung des pDL-Topfes, die politische Sperrigkeit von Strukturreformen – all das erfordert einen gestaffelten Weg. Gerade deshalb überzeugt der Vorschlag, den Nacht- und Notdienstfonds als Auszahlungskanal zu nutzen. Er verbindet Strukturförderung mit Verwaltungsökonomie und wahrt dabei die Preislogik des Arzneimittelabgabesystems. Dass dabei keine neuen Rechtsgrundlagen geschaffen werden müssen, macht das Modell zusätzlich attraktiv.
Was jedoch nicht länger aufgeschoben werden darf, ist die Aufhebung des Skonti-Verbots. Diese Regelung hat den Apotheken jede ökonomische Bewegungsfreiheit genommen und muss aus Gründen der Marktfunktionalität fallen. Wer wirtschaftlich selbstständige Betriebe will, darf ihnen keine zahnlosen Margenregime auferlegen, die jede kaufmännische Initiative ersticken.
Die Politik muss sich entscheiden: Will sie Apotheken als resiliente Versorgungssäulen erhalten, braucht es ein ökonomisch tragfähiges Fundament. Ansonsten droht eine Spirale aus weiterer Erosion, Notlösungen und letztlich politischem Vertrauensverlust. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Jetzt ist der Gesetzgeber am Zug.
Fixum blockiert, Skonti verboten, E-Rezept ungelöst: Apotheken am Limit
Hubmann fordert sofortige Korrekturen der AMPreisV und warnt vor weiteren Schließungen ohne politische Stabilisierung
Die neue Bundesregierung steht unter erheblichem Erwartungsdruck seitens der Apothekerschaft. Für Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), ist klar: Die wirtschaftliche Lage der Apotheken duldet keinen Aufschub. Beim DAV-Wirtschaftsforum in Berlin machte Hubmann unmissverständlich deutlich, dass die Politik jetzt handeln müsse. Die Anhebung des Fixhonorars und die Rücknahme des Skonti-Verbots könnten per einfacher Änderung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. Dass beides bislang blockiert wurde, bezeichnete er als politisches Versagen zulasten einer ohnehin überlasteten Branche. Die neue Regierung müsse zeigen, dass sie entschlossen ist, das Vertrauen der Apotheken zurückzugewinnen.
Mit dem Zerbrechen der Ampelkoalition und dem damit verbundenen Abgang von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gehe für viele Apothekerinnen und Apotheker eine Phase der Frustration zu Ende. Drei Jahre lang sei das Verhältnis zwischen Apotheken und Gesundheitsministerium angespannt gewesen. Statt Stärkung habe es Kürzungen gegeben, statt Entlastung mehr Bürokratie. Der Kassenabschlag wurde erhöht, das Fixum trotz dramatischer Kostenentwicklung eingefroren. Von der geplanten Apothekenreform blieb nur der politische Scherbenhaufen – nicht zuletzt, weil die Branche selbst lautstark Widerstand leistete.
Die Folgen dieser verfehlten Politik zeigen sich in alarmierenden Zahlen: 530 Apotheken mussten im vergangenen Jahr schließen, ein struktureller Rückgang, der weit über normale Marktbereinigung hinausgeht. Laut Hubmann liegt es nicht am Kundenzuspruch, sondern an politischen Versäumnissen. Die Betriebe seien ausgelastet bis an die Grenze, viele Teams überarbeitet, erschöpft und perspektivlos. Mit jeder Apotheke, die ihre Türen schließt, verlagert sich die Arbeitslast auf die verbliebenen – ein Kreislauf, der sich selbst beschleunigt und die Grundversorgung zunehmend gefährdet.
Der DAV-Vorsitzende setzt nun auf die neue Koalition, die im Gesundheitskapitel ihres Vertrags ausdrücklich zur inhabergeführten Apotheke steht. Acht Sätze seien es, so Hubmann, die klar die Richtung weisen: Das Fixum soll erhöht, das Skonto-Verbot aufgehoben, die wirtschaftliche Grundlage der Apotheken gesichert werden. Dass dieser Passus aus den Verhandlungen unverändert übernommen wurde, wertet Hubmann als starkes Signal. Doch Worten müssten nun auch schnell Taten folgen – idealerweise noch vor der parlamentarischen Sommerpause. Die Arzneimittelpreisverordnung sei das geeignete Instrument, um die dringend notwendigen Anpassungen ohne Verzögerung auf den Weg zu bringen.
Neben der wirtschaftlichen Entlastung forderte Hubmann auch einen ehrlichen Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung. Die Einführung des E-Rezepts habe nicht nur Prozesse verändert, sondern Apotheken auch viel zusätzliche Arbeit und technischen Aufwand beschert – oft ohne entsprechende Gegenleistung. Auch die elektronische Patientenakte (ePA) bedeute für viele Apotheken zusätzliche Aufgaben, vor allem im Umgang mit Patientinnen und Patienten, die mit der neuen Technologie überfordert seien. Apotheken seien in dieser Rolle unverzichtbar – aber auch dieser Beitrag müsse politisch gesehen und honoriert werden.
Besonders heftig fiel Hubmanns Kritik an der Retaxpraxis der Krankenkassen aus. Sie sei in vielen Fällen willkürlich, unverhältnismäßig und demotivierend. Statt Vertrauen und Zusammenarbeit erlebten viele Apothekenteams Kontrolle, Sanktionen und eine immer weiter ausufernde Dokumentationspflicht. Dies sei nicht nur eine Zumutung für die Betriebe, sondern auch ein systemischer Risikofaktor für die Versorgungssicherheit. Denn je mehr Zeit und Energie für bürokratische Kämpfe aufgewendet werden müsse, desto weniger bleibe für die eigentliche Patientenbetreuung.
Auch wenn sich die Lage bei bestimmten Lieferengpässen, etwa bei Kinderantibiotika, kurzfristig gebessert habe, sei von Entwarnung keine Rede. Der strukturelle Mangel an Wirkstoffen, Verpackungsmaterialien und Planungssicherheit bestehe fort. Eine nachhaltige Lösung sei nur mit strategischer Industriepolitik, Versorgungsvorräten und einer engen Einbindung der Apotheken möglich.
Die Botschaft des DAV ist eindeutig: Apotheken sind keine Störgröße im Gesundheitssystem, sondern ein unersetzlicher Teil der Lösung. Sie brauchen politische Rahmenbedingungen, die ihre Funktionsfähigkeit sichern und ihren Beitrag zur Daseinsvorsorge ernst nehmen. Wer auf eine moderne, verlässliche und flächendeckende Gesundheitsversorgung setze, könne auf starke Apotheken nicht verzichten. Die neue Bundesregierung habe nun die Chance, nicht nur zu reparieren, was die alte Koalition beschädigt habe, sondern das System tragfähig für die Zukunft zu machen. Doch das Zeitfenster für entschlossenes Handeln werde nicht ewig offenstehen.
Die neue Bundesregierung steht am Beginn ihrer Legislatur – und damit auch am Scheideweg, was die Zukunft der Apotheken betrifft. Die vergangenen Jahre unter Gesundheitsminister Lauterbach haben die Schwachstellen des Systems nicht nur offengelegt, sondern verschärft: wirtschaftlicher Substanzverlust, strukturelle Überforderung, digitale Mehrarbeit ohne Gegenleistung und eine Retaxpraxis, die mehr mit Strafbürokratie als mit fairer Leistungskontrolle zu tun hat. Wenn der politische Wille zur Veränderung ernst gemeint ist, müssen die Weichen jetzt gestellt werden. Und zwar nicht in Legislaturzyklen gedacht, sondern im Interesse der täglichen Versorgung.
Dr. Hans-Peter Hubmann hat mit seiner Forderung nach einer sofortigen Änderung der Arzneimittelpreisverordnung ein praktikables, rechtlich wie politisch gangbares Szenario aufgezeigt. Das Fixum lässt sich anheben, das Skonto-Verbot beseitigen – schnell, rechtssicher und mit spürbarer Wirkung für jede Apotheke. Dass dies bislang unterblieben ist, war ein politischer Fehler mit realen Konsequenzen: geschlossene Betriebe, erschöpfte Mitarbeiter, verzweifelte Inhaber.
Die Argumente liegen auf dem Tisch, ebenso wie die Zahlen: Mehr als 500 Apothekenschließungen binnen eines Jahres, bei zugleich wachsender Versorgungsaufgabe. Das ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches Versagen. Wenn ein Land seine wohnortnahe Arzneimittelversorgung derart vernachlässigt, untergräbt es das eigene Gesundheitswesen an seiner empfindlichsten Stelle.
Was die Digitalisierung betrifft, so ist der Fortschritt in den Apotheken kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis engagierter Teams, die technische Umstellungen meistern, Schwachstellen abfedern und gleichzeitig weiter unter wirtschaftlichem Druck stehen. Das E-Rezept war ein Kraftakt, die ePA wird ein weiterer. Dass dieser Mehraufwand nicht angemessen vergütet wird, ist ein Affront gegenüber einer Berufsgruppe, die sich in den Dienst der öffentlichen Versorgung stellt.
Wer eine stabile, resiliente Arzneimittelversorgung will, muss endlich aufhören, Apotheken als Kostenfaktor zu betrachten. Sie sind keine Filialisten, keine Plattformökonomie, kein Erfüllungsgehilfe des digitalen Wandels. Sie sind Heilberuf und Versorgungssäule – und genau so müssen sie behandelt werden.
Die Politik hat nun die Wahl: entweder den Fehlern der Vergangenheit weitere folgen zu lassen oder die Chance zu nutzen, eine Korrektur herbeizuführen. Die Mittel dafür sind da. Der Koalitionsvertrag gibt den Rahmen. Die AMPreisV gibt die Möglichkeit. Und die Realität gibt den Takt vor. Wer jetzt noch zögert, lässt nicht nur Apotheken im Stich – er gefährdet die Gesundheitsversorgung eines ganzen Landes.
Lilly baut Mounjaro-Werk in Alzey, schafft 1000 Jobs und investiert Milliarden
In Rheinland-Pfalz entsteht ein Hightech-Standort für injizierbare Medikamente – das Tirzepatid-Wachstum erreicht industrielle Dimensionen.
In Alzey formt sich ein neues Kapitel der europäischen Arzneimittelproduktion. Der US-amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly treibt mit einem Milliardenprojekt die industrielle Zukunft für moderne Injektabilia entscheidend voran. Ein Jahr nach dem ersten Spatenstich hat das Unternehmen offiziell mit dem Bau einer groß dimensionierten Produktionsstätte begonnen. Auf einem Gelände im rheinland-pfälzischen Alzey entsteht ein mehr als 260 Meter langer Hightech-Komplex, in dem künftig injizierbare Arzneimittel wie das Diabetes- und Adipositasmittel Mounjaro mit dem Wirkstoff Tirzepatid gefertigt werden sollen. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2027 vorgesehen. Lilly plant nach eigenen Angaben, in diesem Werk Arzneimittel für den Weltmarkt zu produzieren. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 2,3 Milliarden Euro. Rund 1000 neue Arbeitsplätze sollen am Standort entstehen. Für Rheinland-Pfalz und darüber hinaus markiert das Projekt einen industriepolitisch bedeutsamen Meilenstein.
Die neue Anlage in Alzey ist Teil einer umfassenden globalen Expansion von Lilly, die nach eigenen Aussagen seit dem Jahr 2020 die umfangreichste Investitionsoffensive in der Unternehmensgeschichte darstellt. Weltweit fließen mehr als 50 Milliarden US-Dollar in neue Kapazitäten. Mit der geplanten Fabrik in Deutschland soll die Versorgungssicherheit für moderne Therapien verbessert und die Abhängigkeit von außereuropäischen Lieferketten reduziert werden. Besonders im Fokus steht dabei der Wirkstoff Tirzepatid, der in den vergangenen Jahren massiv an therapeutischer Relevanz gewonnen hat. Ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, hat sich das Präparat in klinischen Studien als überaus wirksam bei der Gewichtsreduktion erwiesen. Die US-Zulassungsbehörde FDA und die europäische Arzneimittelagentur EMA haben den Wirkstoff unter verschiedenen Handelsnamen bereits zugelassen. In Deutschland ist Tirzepatid unter dem Namen Mounjaro erhältlich.
Das geplante Werk wird nicht nur Produktionslinien für Fertigspritzen und Injektionssysteme beherbergen, sondern auch Laborbereiche für Analytik, Qualitätssicherung und Entwicklung. Ziel ist eine integrierte Produktionseinheit, in der alle für die Herstellung und Verpackung notwendigen Prozesse vor Ort abgebildet werden. Die logistische Anbindung an den Rhein-Main-Raum, das verfügbare Fachkräftepotenzial sowie die politische Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz waren nach Angaben aus Branchenkreisen zentrale Standortvorteile, die letztlich den Ausschlag für Alzey gaben. Neben der industriellen Seite ist das Projekt auch ein strategisches Bekenntnis zum Pharmastandort Deutschland, der in den vergangenen Jahren durch Lieferengpässe, politische Regulierungsdebatten und Produktionsverlagerungen massiv unter Druck geraten war.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) wertete die Ansiedlung als bedeutendes Signal für den Industriestandort Rheinland-Pfalz. Die Investition zeige, dass internationale Konzerne weiterhin bereit seien, in die deutsche Biotechnologie zu investieren, wenn verlässliche Rahmenbedingungen herrschen. Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) hob ergänzend die Bedeutung für die regionale Innovationskraft und die Wertschöpfungskette hervor. In der Tat ist der geplante Bau nicht nur aus industriepolitischer Sicht bemerkenswert. Auch für die Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen dürfte die neue Anlage langfristig Bedeutung entfalten. Die Versorgung mit Tirzepatid gilt in Fachkreisen als versorgungsrelevant, insbesondere im Kontext der global steigenden Zahlen an Adipositas- und Diabetespatienten. Ein europäischer Produktionsstandort für diese Wirkstoffklasse könnte Versorgungslücken minimieren und regulatorische Abhängigkeiten entschärfen.
Der Komplex, dessen Fertigstellung in rund zwei Jahren vorgesehen ist, soll sich architektonisch nahtlos in die bestehende Struktur der Region einfügen, gleichzeitig aber als technologischer Leuchtturm fungieren. Nach Unternehmensangaben werden bei der Errichtung höchste Standards in puncto Umweltverträglichkeit, Energieeffizienz und Digitalisierung umgesetzt. Im Betrieb soll die Anlage hochautomatisiert laufen und mit intelligenten Produktionsprozessen die Herstellung großer Volumina bei gleichzeitiger Flexibilität ermöglichen. Die Produktionsfläche wird durch Laborbereiche für Prozesskontrolle, Materialcharakterisierung und Dokumentation ergänzt. Ein zentrales Element ist die Möglichkeit zur schnellen Umrüstung bei veränderten regulatorischen Anforderungen oder geänderten Nachfrageprofilen. Damit positioniert sich Lilly bewusst als Anbieter moderner, adaptiver Pharmaproduktion – ein Modell, das in der Pandemie an Bedeutung gewonnen hat und nun in langfristige Unternehmensstrategien überführt wird.
Branchenbeobachter sehen im Alzeyer Projekt nicht nur eine wirtschaftlich sinnvolle Erweiterung der Produktionskapazitäten, sondern auch einen strategischen Schritt in einem zunehmend politisierten Gesundheitsmarkt. Vor allem die starke Nachfrage nach GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid und Tirzepatid hat den Markt für Stoffwechseltherapien in den vergangenen Jahren dynamisiert. Mounjaro gilt dabei als klinisch überlegen und könnte sich langfristig gegenüber Wettbewerbern wie Ozempic oder Wegovy durchsetzen. Die neue Produktionsstätte dürfte wesentlich dazu beitragen, die Lieferfähigkeit zu erhöhen und so Versorgungsengpässe zu vermeiden, die zuletzt mehrfach Thema öffentlicher Debatten waren. Zudem werden durch die lokale Fertigung Zulassungsverfahren und Sicherheitsstandards unmittelbar vor Ort erfüllt, was regulatorische Prozesse vereinfachen kann.
Die Entscheidung für Alzey fällt nicht zufällig in eine Phase, in der der europäische Pharmastandort neu bewertet wird. Während politische Akteure auf EU-Ebene und in Berlin über Standortförderung, Lieferengpässe und industrielle Souveränität diskutieren, schafft Lilly mit seinem Milliardenprojekt Fakten. Die neue Anlage könnte zu einem Modell für die Re-Industrialisierung pharmazeutischer Schlüsselbereiche werden – mit langfristiger Relevanz für Gesundheitsversorgung, wirtschaftliche Resilienz und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die Bauarbeiten laufen, die strategische Stoßrichtung ist klar: Alzey soll nicht nur Produktionsstandort sein, sondern ein industrieller Knotenpunkt für die Therapien der Zukunft.
Was in Alzey entsteht, ist mehr als ein bloßes Bauprojekt eines Pharmakonzerns. Es ist ein industrielles Bekenntnis zur Idee, dass Gesundheitsversorgung nicht nur von Forschung, Zulassung und ärztlicher Kompetenz abhängt, sondern ebenso von politisch und wirtschaftlich tragfähigen Produktionsstrukturen. Der Bau der neuen Mounjaro-Produktionsstätte durch Eli Lilly ist ein seltener Glücksfall in einer Zeit, in der Europa droht, die eigene pharmazeutische Souveränität aus der Hand zu geben. Während in Brüssel und Berlin immer noch über Abwehrmechanismen gegen Lieferengpässe debattiert wird, agiert Lilly mit strategischer Klarheit und wirtschaftlicher Konsequenz. Die Milliardeninvestition in Alzey ist nicht allein als Standortwahl zu interpretieren, sondern als industriepolitisches Signal, das weit über die Landesgrenzen hinauswirkt.
Dass ein US-Konzern sich in Rheinland-Pfalz für ein derart weitreichendes Engagement entscheidet, ist nicht selbstverständlich. In vielen Fällen wandern Produktionslinien heute in Richtung Asien oder in steuerlich attraktivere Regionen ab. Dass Lilly diesen Weg umkehrt, sollte in Deutschland nicht bloß als Einzelfall bejubelt, sondern als strukturelle Chance begriffen werden. Denn das Projekt in Alzey beweist, dass Investitionsentscheidungen sehr wohl zugunsten europäischer Standorte ausfallen – vorausgesetzt, die politischen Rahmenbedingungen stimmen, die Genehmigungsverfahren funktionieren und die regionale Infrastruktur belastbar ist. Genau darin liegt der politische Auftrag: Den Ausnahmefall zur Regel zu machen.
In der Rückschau auf die vergangenen Jahre zeigt sich, wie tief die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten das europäische Gesundheitssystem destabilisiert hat. Ob Schutzmasken, Antibiotika oder Krebsmedikamente – zu viele Produkte wurden zu oft zur Mangelware. Die globale Lieferlogik, über Jahrzehnte als Effizienzparadigma verkauft, erwies sich in der Krise als fragiles Konstrukt. Die nun entstehende Produktionsstätte in Alzey hingegen zielt genau in die andere Richtung: regionale Fertigung, technologische Souveränität, strategische Reservebildung. Was hier realisiert wird, ist der architektonische Ausdruck eines industriepolitischen Kurses, der lange gefordert, aber selten eingelöst wurde.
Besonders bemerkenswert ist dabei, dass Lilly nicht irgendein Generikaproduzent ist, sondern mit Tirzepatid einen Wirkstoff im Portfolio hat, der als Gamechanger in der Adipositas- und Diabetesbehandlung gilt. Die Entscheidung, genau diese Produktlinie in Deutschland zu fertigen, ist mehr als symbolisch. Sie zeigt, dass auch innovative Biotechprodukte nicht zwingend aus Übersee kommen müssen, sondern dort hergestellt werden können, wo die Versorgungsnotwendigkeit wächst und die regulatorische Kompetenz vorhanden ist. Gerade vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft, steigender Prävalenz von Stoffwechselkrankheiten und zunehmender Therapielast ist die lokale Herstellung dieser Arzneimittel ein entscheidender Beitrag zur Versorgungssicherheit.
Zugleich markiert das Projekt eine Zäsur für die deutsche Industriepolitik. Es zeigt, dass internationale Akteure bereit sind, substanzielle Investitionen zu tätigen – wenn sie sich auf verlässliche Strukturen verlassen können. Die oft beschworene Transformation hin zu einem „Health Tech“-Standort braucht nicht nur Start-ups und Innovationsplattformen, sondern ebenso industrielle Tiefe und regulatorische Verlässlichkeit. Genau das verspricht die Lilly-Ansiedlung: kein Leuchtturm ohne Anschluss, sondern ein integrierter Standort mit Wirkungskraft in Lieferketten, Fachkräfteentwicklung und regionaler Wertschöpfung.
Dass nun 1000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, ist nur ein Teil des Effekts. Viel entscheidender ist die systemische Wirkung. Die Produktion hochwertiger Injektabilia mit globaler Relevanz ist ein zukunftsträchtiger Industriesektor, der weit mehr absichern kann als nur die Versorgung eines Medikaments. Er sichert Steuerkraft, Berufsperspektiven, Innovationstempo und letztlich Vertrauen in das Versprechen eines funktionierenden Gesundheitssystems. Wenn Alzey erfolgreich in Betrieb geht, könnte es als Blaupause dienen – nicht nur für weitere Werke, sondern für eine neue Haltung gegenüber pharmazeutischer Infrastruktur.
Denn was bislang als Problem analysiert wurde – die Abhängigkeit von China, Indien oder den USA –, braucht endlich praktische Antworten. Nicht in Form politischer Appelle oder branchenspezifischer Gipfel, sondern durch investive Realitäten. Lilly liefert diese Realität. Nun ist es an der Politik, daraus ein Muster zu entwickeln. Ein Muster, das nicht nur auf Leuchttürme wie Alzey setzt, sondern regionale Cluster stärkt, Zulassungsverfahren beschleunigt, Energiepreise planbar hält und pharmazeutische Kernkompetenzen fördert. Wer das Projekt nur als PR-Erfolg für Rheinland-Pfalz begreift, unterschätzt seine strategische Tragweite. Alzey ist ein wirtschaftliches Ereignis – aber es kann, wenn man es richtig einbettet, zum gesundheitspolitischen Wendepunkt werden.
Union sortiert sich neu, Gesundheitsposten mit Signalwirkung
CDU/CSU-Fraktion stellt ihren Vorstand neu auf, Simone Borchardt übernimmt das gesundheitspolitische Ruder
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat ihr Führungsteam neu aufgestellt und dabei zentrale gesundheitspolitische Weichen gestellt. Nach der Wahl des Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn sowie des CSU-Landesgruppenchefs Alexander Hoffmann wurden nun auch die weiteren Posten des Geschäftsführenden Vorstands sowie die Leitung der thematischen Arbeitsgruppen bestimmt. Die Personalentscheidungen markieren nicht nur einen organisatorischen, sondern auch einen strategischen Neuanfang, der insbesondere für die Gesundheitsbranche von Bedeutung ist.
Mit der Berufung von Simone Borchardt zur neuen Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Gesundheit übernimmt eine erfahrene Gesundheitsexpertin die Rolle der gesundheitspolitischen Sprecherin. Sie folgt auf Tino Sorge, der künftig als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium tätig sein wird. Borchardt, Bundestagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern, bringt langjährige Praxiskenntnis aus der gesetzlichen Krankenversicherung mit. Sie war zuvor in leitenden Funktionen bei der Barmer tätig, unter anderem als Regionalgeschäftsführerin und gesundheitspolitische Referentin. Ihre Ernennung unterstreicht den Anspruch der Union, gesundheits- und versorgungspolitische Kompetenz stärker zu bündeln und an die Versorgungsrealität der GKV anzuknüpfen.
Ebenfalls von gesundheitspolitischer Relevanz ist die Nominierung von Albert Stegemann zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. Der Agrarpolitiker aus Niedersachsen übernimmt neben seinen bisherigen Zuständigkeiten für Ernährung und Landwirtschaft künftig auch das Themenfeld Gesundheit. Auch wenn sein Profil bislang nicht gesundheitsfokussiert war, könnte seine Herkunft aus dem ländlichen Raum künftig stärker strukturelle Versorgungsprobleme und die Perspektiven von Flächenapotheken in die Fraktionsarbeit einbringen.
Die Neubesetzung der Fraktionsspitze zeigt eine deutliche personelle Verjüngung und gleichzeitig den Versuch, thematische Breite und politische Erfahrung in ein Gleichgewicht zu bringen. So übernimmt Sepp Müller aus Sachsen-Anhalt die Zuständigkeit für Wirtschaft, Mittelstand und neue Länder, während Ronja Kemmer Themen wie Digitalisierung und Technologie verantwortet. Mit Anja Weisgerber und Carsten Linnemann bleiben in zentralen Politikbereichen vertraute Gesichter präsent.
Die weiteren Mitglieder des Fraktionsvorstands umfassen in ihrer Aufstellung ein breites Spektrum innen- und außenpolitischer Themen, flankiert von erfahrenen Parlamentarischen Geschäftsführern wie Steffen Bilger und Reinhard Brandl. Auch der juristische Bereich wurde mit den Justiziaren Ansgar Heveling und Thomas Silberhorn prominent besetzt. Die Arbeit der Fraktion wird thematisch durch 23 Arbeitsgruppen strukturiert, die jeweils durch profilierte Abgeordnete geleitet werden. Die neu eingesetzten AG-Leiter bilden das Rückgrat der inhaltlichen Positionierung der Union zu Gesetzesvorhaben, Haushaltsfragen und Reformprozessen.
Besonders im Gesundheitsbereich war eine Neuausrichtung notwendig, nachdem Tino Sorge zuletzt durch parteiinterne Wechsel und Koalitionsdebatten gebunden war. Mit Borchardt an der Spitze soll der gesundheitspolitische Kurs der Union künftig praxisnäher, sachorientierter und konsensfähiger werden. Angesichts der angespannten Lage im Versorgungssystem, der Unsicherheit bei der Finanzierung von Krankenhäusern, Apotheken und Pflegeeinrichtungen sowie der stockenden Digitalisierungsreform im Gesundheitswesen, wird ihr eine Schlüsselrolle bei der fachlichen Neuaufstellung der Fraktion zugeschrieben.
Diese personellen Entscheidungen erfolgen vor dem Hintergrund wachsender parteipolitischer Herausforderungen. Der Umbau der Fraktion dient nicht nur der internen Neuordnung, sondern ist auch Teil der strategischen Vorbereitung auf eine mögliche Regierungsbeteiligung nach der nächsten Bundestagswahl. Die CDU/CSU will mit klarer thematischer Zuständigkeit und personeller Geschlossenheit auftreten. Insbesondere im Gesundheitswesen, das durch strukturelle Überforderung, Personalmangel und Reformstaus geprägt ist, will die Fraktion sichtbar und konstruktiv Einfluss nehmen.
Simone Borchardts Zugang zur Praxis und ihre Nähe zu Krankenkassenstrukturen könnten sich dabei als Vorteil erweisen. Ob sie dabei innerhalb der Fraktion die notwendige Unterstützung und außenpolitisch die nötige Wirkung entfalten kann, wird sich an der Reaktion auf die angekündigten Reformprojekte des Bundesgesundheitsministeriums zeigen – insbesondere bei der Krankenhausreform, dem E-Rezept und der Apothekenstrukturreform. Albert Stegemanns agrarisch geprägter Hintergrund könnte zusätzlich helfen, Versorgungsfragen in strukturschwachen Regionen parteiintern zu priorisieren.
Das neue Personaltableau der Unionsfraktion zeigt ein klares Bekenntnis zu inhaltlicher Professionalisierung und strategischer Vorbereitung auf kommende Regierungsverantwortung – mit Gesundheit als einem der sichtbarsten Testfelder.
Die Union sortiert sich neu – und auch wenn die große Bühne Jens Spahn gehört, sind es andere Namen, die im Hintergrund bedeutsame Verschiebungen markieren. Die Benennung von Simone Borchardt zur neuen gesundheitspolitischen Sprecherin ist ein Signal an die Versorgungsrealität, nicht an den Parlamentsbetrieb. Ihre Herkunft aus der Kassenwelt, ihre Expertise in Gremien und Verwaltung lassen hoffen, dass sie eine Perspektive jenseits der ideologischen Polarisierung in die gesundheitspolitische Debatte einbringt.
Dass ausgerechnet eine ehemalige Barmer-Managerin die Position übernimmt, die bisher von einem Lauterbach-kritischen Parteisoldaten wie Tino Sorge geprägt war, spricht für einen Kurswechsel mit Substanz. Die Union versucht offenbar, ihre Rolle als Oppositionskraft mit künftiger Regierungsfähigkeit zu verbinden. Dabei wird Borchardt nicht laut, sondern analytisch – eine Eigenschaft, die in der aufgeheizten gesundheitspolitischen Diskussion zu oft fehlt.
Zugleich fällt auf, dass mit Albert Stegemann ein profilierter Landwirtschaftspolitiker das Gesundheitsressort im Fraktionsvize-Tandem übernimmt. Diese Doppelzuständigkeit mag überraschen, bietet aber auch Chancen: Wenn Versorgung endlich als Querschnittsaufgabe begriffen wird, wenn das Leben auf dem Land mitgedacht wird – in Fragen von Apotheken, Pflege, ärztlicher Präsenz – dann könnte Stegemanns Perspektive eine strategische Brücke schlagen.
Doch ein echtes Reformprofil braucht mehr als neue Namen. Der Gesundheitsbereich der CDU/CSU war zuletzt politisch schwach, inhaltlich reaktiv, organisatorisch zu eng geführt. Wenn Borchardt diesen Bereich öffnet – hin zu Versorgungsträgern, Ärzteschaft, Pflege, aber auch pharmazeutischen Dienstleistern – dann könnte das die Voraussetzung für einen anderen politischen Stil werden. Gerade in Zeiten, in denen die Bundesregierung mit ihren eigenen Reformen ringt und der Bundesgesundheitsminister zunehmend isoliert agiert, ist eine konstruktive Opposition kein Luxus, sondern systemisch notwendig.
Die Union steht vor der Herausforderung, glaubwürdig als Alternative zu agieren, ohne den Fehler zu wiederholen, allein auf das Scheitern der Ampel zu setzen. Im Gesundheitswesen gelingt das nur mit Substanz – und nicht mit populistischen Forderungen. Borchardt könnte für diesen Stil stehen. Wenn es ihr gelingt, fachliche Stärke mit politischer Tragfähigkeit zu verbinden, wird sie mehr als nur eine neue Sprecherin sein. Dann wäre sie die Architektin eines neuen Verständnisses von Gesundheitspolitik in der Mitte der Gesellschaft.
Ob die Union diese Chance nutzt, hängt weniger von Personaldebatten als vom Willen zur thematischen Tiefe ab. Das neue Tableau bietet Raum für Bewegung – genutzt werden muss er noch.
Impfstoffdeals, Gerichtsschelte, von der Leyen
Luxemburg rügt die EU-Kommission wegen unzureichender Auskunft – das Handy der Präsidentin wird zum Politikum.
Im Streit um die Herausgabe von SMS-Nachrichten zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer-Chef Albert Bourla hat das Gericht der Europäischen Union in Luxemburg ein Urteil gefällt, das weitreichende Folgen für die Transparenz europäischer Institutionen haben könnte. Die „New York Times“, die gemeinsam mit einer Journalistin auf Einsicht in die zwischen Januar 2021 und Mai 2022 versendeten Kurznachrichten geklagt hatte, errang einen juristischen Etappensieg. Die Richter stellten klar, dass die Kommission ihrer Pflicht zur vollständigen Prüfung und Begründung nicht nachgekommen sei. Ihre Argumentation sei lückenhaft, widersprüchlich und ohne ausreichende Substanz.
Konkret geht es um ein milliardenschweres Abkommen mit dem Pharmakonzern Biontech/Pfizer über die Lieferung von bis zu 1,8 Milliarden Dosen Corona-Impfstoff. Der persönliche Austausch zwischen von der Leyen und Bourla gilt nach eigenen Aussagen als zentral für den Vertragsabschluss. Dennoch behauptet die Kommission, es existierten keine wesentlichen SMS-Nachrichten, die archiviert werden müssten. Diese Haltung hat das Gericht nun deutlich in Frage gestellt: Wenn Nachrichten gelöscht wurden, müsse auch dies offen dargelegt und nachvollziehbar begründet werden. Ein Ausweichen durch unklare Aussagen reiche nicht aus, um sich der Archivierungspflicht zu entziehen.
Das Urteil zwingt die Kommission, ihre Entscheidung zur Nichtoffenlegung vollständig neu zu bewerten und schriftlich zu begründen. Parallel bleibt ihr nur der Weg zur nächsten Instanz, dem Europäischen Gerichtshof. Doch unabhängig vom juristischen Fortgang wirft die Angelegenheit politische und institutionelle Fragen auf, die weit über den konkreten SMS-Verlauf hinausgehen. Die Grüne Europaabgeordnete Daniel Freund spricht von einem „Versteckspiel“, das auf höchster Ebene betrieben werde. Für ihn steht fest: Dienstliche Nachrichten auf dem Diensthandy müssen systematisch gesichert, archiviert und im Zweifel offengelegt werden. Dass dies bei der Kommissionspräsidentin offenbar nicht geschehen ist, nährt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der gelebten Transparenzkultur.
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass von der Leyens digitale Kommunikation in den Fokus rückt. Schon während ihrer Zeit als deutsche Verteidigungsministerin wurde bekannt, dass ein Diensthandy gelöscht wurde – offiziell wegen eines „Sicherheitsvorfalls“, inoffiziell jedoch mit dem Beigeschmack, relevante Informationen im Rahmen der Berateraffäre beseitigt zu haben. In dieser Affäre ging es um millionenschwere Auftragsvergaben, bei denen der Verdacht auf Vetternwirtschaft und mangelnde Kontrolle bestand.
Der aktuelle Fall in Brüssel wirft erneut die Frage auf, wie politische Verantwortung dokumentiert und kontrolliert wird, wenn digitale Kommunikation im Zentrum steht. Die EU-Kommission verweist darauf, dass nur als „wichtig“ klassifizierte Nachrichten archivierungspflichtig seien. Doch wer entscheidet über diese Wichtigkeit – und mit welcher Legitimität? Gerade bei einem Vertrag in Milliardenhöhe, der das politische Handeln der EU in der Pandemie wesentlich geprägt hat, wirkt diese Haltung anachronistisch und institutionell selbstgerecht. Die „New York Times“ begrüßte das Urteil als „Sieg für Transparenz und Rechenschaftspflicht“, eine NGO sprach sogar von einem „Weckruf zur institutionellen Selbstkorrektur“.
Von der Leyens Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln wird damit zum Prüfstein für das europäische Verständnis von Verantwortlichkeit. Es geht nicht nur um eine SMS, sondern um das Verhältnis von Macht und Kontrolle, von Vertrauen und Nachvollziehbarkeit. Die Affäre offenbart, wie dünn das Fundament der politischen Legitimität wird, wenn selbst grundlegende Dokumentationspflichten hinter intransparenten Verwaltungspraktiken verschwinden. Das Urteil aus Luxemburg ist mehr als eine juristische Ohrfeige. Es ist ein Signal: Auch mächtige Institutionen unterliegen der öffentlichen Kontrolle – und sie müssen sich ihr stellen.
Das Luxemburger Urteil zur Offenlegung möglicher SMS zwischen Ursula von der Leyen und dem Pfizer-Chef Albert Bourla markiert einen Wendepunkt für das Selbstverständnis europäischer Exekutivverantwortung. Es ist ein Urteil, das eine institutionelle Selbstgewissheit erschüttert, die sich allzu oft hinter internen Klassifizierungen, Unverbindlichkeiten und digitalem Vergessen versteckt. Der Vorgang offenbart nicht nur ein Defizit an Transparenz, sondern auch ein strukturelles Missverständnis politischer Rechenschaftspflicht im digitalen Zeitalter.
Wenn eine Kommissionspräsidentin persönlich einen milliardenschweren Impfstoffvertrag mitverhandelt – und dies offensichtlich auch per SMS – dann kann sich ihre Behörde nicht mit der Behauptung begnügen, es existierten keine „relevanten“ Nachrichten. Denn genau in dieser Begrifflichkeit liegt die Wurzel des Problems. Wer entscheidet, was als relevant gilt? Wer filtert, was als archivierungswürdig erkannt wird? Und vor allem: Wer kontrolliert die Kontrollierenden? In einem System, das sich der öffentlichen Legitimation verschreibt, kann die Dokumentationspflicht nicht zur internen Definitionssache werden.
Dass von der Leyen in ihrer Amtszeit als Verteidigungsministerin bereits ein gelöschtes Handy hinterließ, ist mehr als nur eine biografische Fußnote. Es verweist auf ein Muster: Kommunikation, die sich politisch als brisant erweisen könnte, wird tendenziell entmaterialisiert, bevor sie überprüfbar wird. Solche Vorgänge untergraben nicht nur das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, sondern sie beschädigen auch die institutionelle Integrität der EU, deren Legitimation in besonderem Maß auf dem Versprechen der demokratischen Nachvollziehbarkeit beruht.
Die EU-Kommission hat in der Pandemie eine außergewöhnliche Verantwortung getragen. Doch außergewöhnliche Verantwortung verlangt auch außergewöhnliche Transparenz. Gerade weil Verträge über Milliardenbeträge in einem Notfallkontext geschlossen wurden, wäre eine lückenlose Nachvollziehbarkeit nicht nur ratsam, sondern geboten gewesen. Stattdessen wurde das Verfahren zur Blackbox, das öffentliche Interesse zur Störung erklärt und die Kontrolle durch die Presse zur lästigen Formalie degradiert.
Der Sieg der „New York Times“ ist deshalb nicht nur ein medienrechtlicher Etappensieg, sondern ein institutionelles Warnsignal: Macht darf nicht durch technische Unauffindbarkeit entzogen werden. Digitale Kommunikation ist kein rechtsfreier Raum. Wer politische Entscheidungen trifft, muss auch politisch erreichbar, nachvollziehbar und prüfbar bleiben. Dass diese Einsicht von einem Gericht eingefordert werden muss, sagt viel über den Zustand jener Verwaltung aus, die sich gern als modern, offen und bürgernah beschreibt.
Am Ende bleibt eine bittere Erkenntnis: Wenn SMS zur sensibelsten Form der Entscheidungsdokumentation werden, ist nicht nur das Archivierungssystem gescheitert – sondern das Selbstverständnis politischer Verantwortung gleich mit. Die EU-Kommission steht vor der Wahl: Sie kann weiter versuchen, sich hinter semantischen Nebelwänden zu verschanzen – oder sie stellt sich endlich der Transparenz, die sie selbst von allen anderen einfordert. Das Urteil aus Luxemburg hat ihr die Tür geöffnet. Ob sie hindurchgeht, ist eine Frage ihres demokratischen Gewissens.
Messerangriff mit Kind auf dem Arm, Polizei sichert Apotheke in Bremen, Motiv bleibt unklar
In Bremen drohte ein Mann mit einem Messer und hielt dabei ein Kind fest – die Polizei konnte die Lage entschärfen, doch viele Fragen sind offen.
Ein dramatischer Vorfall hat sich am Dienstagmittag vor einer Apotheke im Bremer Stadtgebiet ereignet: Ein Mann, der ein kleines Kind auf dem Arm trug, bedrohte sich selbst mit einem Messer und rief damit einen größeren Polizeieinsatz hervor. Wie ein Sprecher der Polizei Bremen bestätigte, wurde bei dem Vorfall niemand verletzt. Das Kind befindet sich laut Einsatzkräften in Sicherheit und habe körperlich keinen Schaden genommen. Die genaue Beziehung zwischen dem Mann und dem Kind ist derzeit Gegenstand polizeilicher Ermittlungen.
Die Einsatzkräfte waren gegen Mittag alarmiert worden, nachdem mehrere Passanten beobachtet hatten, wie der Mann mit auffälligem Verhalten und einem Messer in der Hand vor der Apotheke stand. Besorgniserregend: Er hielt dabei ein Kind auf dem Arm und drohte offenbar damit, sich selbst zu verletzen. Der Bereich rund um die Apotheke wurde umgehend weiträumig abgesperrt. Einsatzkräfte versuchten zunächst verbal auf den Mann einzuwirken, um die Situation zu deeskalieren. Es sei schließlich gelungen, den Mann zur Aufgabe zu bewegen, ohne dass es zu einem körperlichen Einsatz gekommen sei.
Nach Informationen der Polizei konnte das Kind unversehrt an die Behörden übergeben werden. Es wird derzeit betreut. Ob es sich um das eigene Kind des Mannes handelt oder um ein Kind aus dem nahen familiären oder sozialen Umfeld, ist bislang nicht bekannt. Die Polizei ermittelt derzeit die genauen Umstände und Hintergründe des Geschehens, insbesondere, ob der Mann sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand. Hinweise auf eine Gefährdung weiterer Personen lagen demnach zu keinem Zeitpunkt vor.
Die Apotheke, vor der sich der Vorfall abspielte, konnte den Betrieb nach kurzer Unterbrechung wieder aufnehmen. Augenzeugen zeigten sich erschüttert über die Situation, betonten jedoch, dass die Polizei besonnen und professionell gehandelt habe. Auch seitens der Kammer für Heilberufe wurde bereits angekündigt, betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter psychologisch unterstützen zu wollen, sollte dies notwendig sein. Der Vorfall reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Polizeieinsätzen im öffentlichen Raum, bei denen psychisch instabile Personen auffällig werden – oft in direkter Nähe zu Gesundheitseinrichtungen.
Laut Experten ist das Verhalten nicht untypisch für Menschen in akuten psychischen Krisen, bei denen sich emotionale und soziale Überforderung mit fehlender Perspektive in eine bedrohliche Handlungssituation entladen. Die Kombination aus einem öffentlich sichtbaren Ort, einem sensiblen Setting wie einer Apotheke sowie der Präsenz eines Kindes lässt auf einen bewussten Appell an Hilfsinstanzen schließen. Die Polizei kündigte an, sowohl strafrechtliche als auch fürsorgerechtliche Aspekte sorgfältig zu prüfen. Ein Kriseninterventionsteam sei eingeschaltet worden.
Auch wenn die unmittelbare Gefahr gebannt ist, bleibt der Vorfall ein beunruhigendes Signal für die zunehmende psychische Belastung Einzelner in einem ohnehin angespannten gesellschaftlichen Umfeld. Die Sicherheitslage vor sensiblen Infrastrukturen wie Apotheken wird damit erneut ins Blickfeld gerückt. Der Mann wurde nach der Entwaffnung in Gewahrsam genommen und zur medizinischen Abklärung in eine psychiatrische Einrichtung gebracht. Weitere Angaben zu seiner Identität oder möglichen Motiven machte die Polizei zunächst nicht.
Der Vorfall vor der Bremer Apotheke verdeutlicht in bedrückender Klarheit, wie dünn die psychische Belastungsgrenze vieler Menschen mittlerweile geworden ist. Dass ein Mann mit einem Kind auf dem Arm in aller Öffentlichkeit zu einem Messer greift und dabei sich selbst bedroht, lässt nicht nur auf eine akute Krise schließen, sondern auf eine tiefer liegende gesellschaftliche Entwicklung. Die Polizei hat angemessen und besonnen reagiert, doch die eigentliche Frage geht über den Einzelfall hinaus: Wie viele solcher Situationen lassen sich künftig noch verhindern?
Apotheken sind nicht nur Versorgungsorte für Medikamente, sondern zunehmend auch Brennpunkte sozialer Realität. Sie befinden sich oft in hochfrequentierten Lagen, sind niederschwellig zugänglich und werden von Menschen in Ausnahmesituationen als Ankerpunkt wahrgenommen – manchmal auch missbraucht. Die symbolische Nähe zu Hilfe kann sich in solchen Fällen dramatisch verkehren: Wenn ausgerechnet vor der Tür zur medizinischen Grundversorgung ein Mensch sein inneres Elend öffentlich macht, dann ist das kein Zufall. Es ist ein Hilfeschrei, gerichtet an eine Gesellschaft, die strukturell überfordert ist, solche Notlagen frühzeitig zu erkennen und aufzufangen.
Dass das Kind in Sicherheit gebracht werden konnte, ist ein Glück – mehr aber nicht. Die seelischen Folgen für das Kind, die beteiligten Passanten und das Apothekenteam lassen sich nicht mit einem Vermerk im Einsatzbericht abhaken. Es braucht ein stärkeres Bewusstsein für psychische Ausnahmezustände im öffentlichen Raum – nicht nur bei Polizei und Rettungsdiensten, sondern auch bei Einrichtungen wie Apotheken, die oft ungewollt zu Schauplätzen solcher Eskalationen werden. Auch der Staat ist gefordert: mit mehr niedrigschwelligen Hilfsangeboten, Krisenintervention und einem besseren Zugang zu psychiatrischer Versorgung.
Solche Vorfälle dürfen nicht zu Randnotizen einer überforderten Öffentlichkeit verkommen. Sie sind Spiegel gesellschaftlicher Spannungen, die an Orten aufbrechen, wo es um Fürsorge, Gesundheit und Vertrauen geht. Es ist Zeit, diese Signale ernst zu nehmen. Nicht erst, wenn jemand das Messer zieht.
Schließung, Reformstau, Überlebensformel
Der scheinbare Aufschwung 2025 basiert auf Apothekentod – eine stille Katastrophe mit Signalwirkung für die Politik
Die wirtschaftliche Lage der Apotheken in Deutschland bleibt angespannt – trotz eines prognostizierten Anstiegs des Betriebsergebnisses im Jahr 2025. Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft im Deutschen Apothekerverband, stellte beim diesjährigen DAV-Wirtschaftsforum fest, dass es sich dabei nicht um ein nachhaltiges Wachstum, sondern lediglich um ein rechnerisches Zwischenhoch handelt. Der Grund für die Steigerung sei vor allem eine Folge der fortschreitenden Apothekenschließungen, durch die sich Umsatz und Ertrag auf immer weniger Betriebsstätten konzentrieren. Diese Entwicklung ist weniger ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke als vielmehr ein stilles Alarmsignal für die strukturelle Krise der inhabergeführten Präsenzapotheken.
Die Zahlen untermauern diese Einschätzung: Die typische Apotheke verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz zwischen 2,25 und 2,5 Millionen Euro, die durchschnittliche Apotheke kam auf rund 3,7 Millionen Euro. Doch 62 Prozent aller Apotheken liegen unter diesem Durchschnitt. Das Betriebsergebnis liegt im Mittel bei 162.000 Euro – exakt auf dem Niveau von vor elf Jahren. Von wirtschaftlicher Entwicklung kann also keine Rede sein. Zugleich weist Bauer darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Stabilisierung fast ausschließlich durch die Konzentration des Marktes auf weniger Standorte ergibt – ein „Kannibalismus“, der den Systemerhalt auf Kosten des Netzes erkauft.
Die betriebswirtschaftlichen Eckdaten zeigen eine zunehmende Erosion: Der Wareneinsatz liegt mittlerweile bei rund 80 Prozent, die Personalkosten bei 9,8 Prozent, die sonstigen steuerlich relevanten Betriebsausgaben bei 6,2 Prozent. Besonders kritisch sei laut Bauer die IT-Kostenstruktur, die kaum noch Spielraum für Einsparungen lässt. Auch die Personalkosten drohen weiter zu steigen. Für 2026 sei mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 15 Euro zu rechnen – mit einem durchschnittlichen Mehrkostenvolumen von rund 40.000 Euro pro Apotheke. Eine Folgeanpassung der Gehaltsstruktur aus Gründen der Gerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sei dabei noch nicht berücksichtigt.
Die Lage wird auch bei einem Blick auf die Verteilung der Betriebsergebnisse deutlich: 7 Prozent der Apotheken wiesen 2024 ein negatives Ergebnis aus, weitere 19 Prozent kamen auf maximal 75.000 Euro Gewinn oder gar plus/minus Null. Für ein gutes Viertel aller Apotheken stellt sich damit die betriebswirtschaftlich nachvollziehbare Frage, ob sich die Selbstständigkeit überhaupt noch lohnt. Der Wechsel in ein Angestelltenverhältnis erscheint für viele nicht nur wirtschaftlich rational, sondern psychisch entlastend.
Dem gegenüber stehen 54 Prozent der Apotheken mit einem Betriebsergebnis von über 125.000 Euro. Doch auch diese Gruppe profitiert nicht aus eigener Kraft, sondern durch die sinkende Apothekendichte. Der Rx-Absatz zeigte 2024 ein nur leichtes Wachstum, das sich im zweiten Halbjahr bereits abschwächte. Der OTC-Bereich lieferte kaum Impulse. Neue Präventionsleistungen, auf die Teile der Politik hoffen, werden 2025 und 2026 nach Bauers Einschätzung keinen spürbaren Einfluss auf das Betriebsergebnis haben.
Die angekündigte Anhebung des Fixhonorars könnte, je nach Umsetzung, für eine Durchschnittsapotheke etwa 54.000 Euro mehr einbringen. Für die typische Apotheke mit niedrigerem Umsatz wären es nur 37.000 Euro – ein Betrag, der durch die erwarteten Mindestlohnerhöhungen und die damit verbundenen Strukturkosten nahezu vollständig aufgezehrt würde. Die Steigerung des Betriebsergebnisses im Jahr 2025 – möglicherweise auf ein Niveau von vor der Pandemie – sei daher nur ein kurzer, durch äußere Effekte getriebener Ausschlag, der 2026 durch massive Kostenanstiege neutralisiert wird.
Angesichts dieser Entwicklung wird die Forderung der Apothekerinnen und Apotheker nach Verlässlichkeit und Planungssicherheit lauter. In den vergangenen Jahren seien die Apotheken weitgehend von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen ausgenommen worden, während andere Akteure im Gesundheitswesen finanziell gestützt wurden. Eine Wiederholung dieses politischen Ungleichgewichts bei kommenden Sparrunden könnte nicht nur die wirtschaftliche Substanz zahlreicher Apotheken gefährden, sondern auch die Versorgungssicherheit in vielen Regionen ernsthaft beeinträchtigen.
Das Jahr 2025 könnte in den Rückblicken der kommenden Jahre als das trügerischste der Apothekenbranche in Erinnerung bleiben. Die Zahlen vermitteln auf den ersten Blick Erleichterung: Ein Plus beim Betriebsergebnis, eine gewisse Entlastung durch das neue Fixum, eine vorübergehende Stabilisierung. Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell, dass dieser Aufschwung auf einem fragwürdigen Fundament ruht – dem systematischen Rückgang der Apothekendichte. Der wirtschaftliche Auftrieb speist sich nicht aus Innovationskraft, politischem Rückhalt oder gesundem Marktwachstum, sondern aus der schlichten Tatsache, dass weniger Apotheken den gleichen Umsatz unter sich aufteilen müssen. Was oberflächlich wie ein Erfolg aussieht, ist bei näherer Betrachtung eine stille Kapitulation vor den strukturellen Fehlanreizen des Systems.
Besonders brisant ist dabei die Tatsache, dass sich die wirtschaftliche Not vieler Apotheken in die offizielle Statistik nicht direkt einschreibt. Denn wer knapp über Null wirtschaftet, erscheint nicht als Verlustbringer, sondern als stabil. Doch dieser Stabilitätsbegriff ist irreführend. 26 Prozent der Apotheken befinden sich de facto an der Schwelle zur Aufgabe, und zwar nicht, weil ihnen Kunden fehlen, sondern weil die Strukturkosten ihnen die Luft abschnüren. Die Erhöhung des Fixums mag als politische Geste gedacht sein, sie ist jedoch in ihrer Wirkung längst entwertet, sobald Mindestlöhne, Gehaltsanpassungen und inflationsbedingte Preisanstiege voll durchschlagen.
Hinzu kommt: Die viel beschworene Digitalisierung trägt nicht zur Effizienz bei, sondern frisst immer größere Teile des Budgets. Die IT-Ausstattung ist kein Sparinstrument, sondern ein wachsender Kostenblock. Und auch der vermeintliche Innovationspfad über Präventionsleistungen bleibt für die nächsten Jahre ein theoretisches Konstrukt. In Wahrheit fehlt es der Branche an einem politischen Zukunftsvertrag, der nicht nur kurzfristige Tropfen auf heiße Steine verteilt, sondern strukturelle Reformen ermöglicht.
Es ist ein düsteres Szenario, in dem der wirtschaftliche Fortschritt paradoxerweise aus dem Sterben der Kolleginnen und Kollegen resultiert. Diese Form von Stabilität ist toxisch. Sie lässt jene überleben, die durchhalten können – aber nicht, weil sie wirtschaftlich innovativ oder effizient sind, sondern weil sie die letzten auf der Landkarte sind. Der Kannibalismus im Markt, den Bauer treffend beschreibt, ist kein Zeichen funktionierender Marktwirtschaft, sondern Ausdruck staatlich verschuldeter Unterfinanzierung.
Was jetzt gebraucht wird, ist keine weitere Schönrederei, sondern ein klarer politischer Kurswechsel. Die Apotheken brauchen keine Almosen, sondern eine stabile, verlässliche Honorierung. Wer weiterhin glaubt, dass man mit punktuellen Entlastungen wie Fixumsanpassungen oder Notdienstpauschalen die flächendeckende Versorgung sichern könne, ignoriert die Realität der Zahlen. Der wirtschaftliche Druck wird 2026 weiter zunehmen – und dann ist das Zwischenhoch 2025 nur noch eine Randnotiz in einem langen Abgesang auf eine Branche, die zu lange ohne Netzpolitik leben musste.
Tirzepatid gewinnt, Ozempic verliert den Spitzenplatz bei der Adipositastherapie
Neue Studiendaten aus „The New England Journal of Medicine“ mit klarem Ergebnis
Der bisherige Referenzstandard in der medikamentösen Adipositastherapie gerät ins Wanken. Eine neue, randomisierte Phase-3b-Studie mit über 750 Teilnehmern dokumentiert erstmals in direkter Gegenüberstellung eine signifikant höhere Wirksamkeit des dualen GIP/GLP-1-Agonisten Tirzepatid im Vergleich zum etablierten GLP-1-Agonisten Semaglutid. In der offenen, kontrollierten Untersuchung wurde die prozentuale Gewichtsveränderung nach einer 72-wöchigen Behandlungsperiode als primärer Endpunkt analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig: Teilnehmer unter Tirzepatid verloren im Mittel 20,2 Prozent ihres Ausgangsgewichts, während es unter Semaglutid lediglich 13,7 Prozent waren. Damit markiert die Studie einen Wendepunkt im therapeutischen Diskurs um die pharmakologische Adipositasbehandlung.
Die Studie untersuchte ausschließlich Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 kg/m² oder ab 27 kg/m² bei Vorliegen gewichtsbedingter Begleiterkrankungen. Personen mit manifestem Typ-2-Diabetes waren explizit ausgeschlossen, was die Ergebnisse für die rein adipositasorientierte Therapie besonders relevant macht. Die Probanden wurden randomisiert entweder auf eine wöchentliche subkutane Gabe von Tirzepatid (10 mg oder 15 mg) oder Semaglutid (1,7 mg oder 2,4 mg) eingestellt. Während beide Präparate bereits in der Diabetestherapie etabliert sind, wurde insbesondere Semaglutid bislang auch als „Game Changer“ bei Adipositas gehandelt – eine Position, die Tirzepatid mit dieser Untersuchung nun faktisch übernommen hat.
Auffällig ist nicht nur die quantitative Überlegenheit von Tirzepatid beim reinen Gewichtsverlust, sondern auch bei weiteren metabolisch relevanten Parametern. Besonders deutlich zeigte sich die Wirkung auf den Taillenumfang – ein valider Surrogatparameter für viszerales Fett, das mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Insulinresistenz und systemische Entzündungsprozesse assoziiert ist. Die durchschnittliche Reduktion des Taillenumfangs unter Tirzepatid betrug rund 18 Zentimeter, während unter Semaglutid lediglich etwa 13 Zentimeter erreicht wurden. Damit stützt die Studie auch die Annahme, dass Tirzepatid über eine gezieltere Wirkung auf zentrale Fettdepots verfügt, was seine kardiometabolische Relevanz zusätzlich unterstreicht.
Die Verträglichkeit beider Wirkstoffe wurde ebenfalls systematisch erfasst. Gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall und Erbrechen traten erwartungsgemäß in beiden Gruppen auf, meist im Rahmen der Dosissteigerung. Das Sicherheitsprofil war in beiden Armen vergleichbar, wobei schwerwiegende unerwünschte Ereignisse selten und nicht substanzspezifisch auftraten. Auch dieser Aspekt dürfte die klinische Einordnung von Tirzepatid als neues Leitpräparat stützen, da es keine relevanten sicherheitsbezogenen Nachteile gegenüber Semaglutid zeigt, gleichzeitig jedoch eine höhere Wirksamkeit aufweist.
Bereits im Vorjahr hatte eine retrospektive Analyse von über 18.000 Patientendaten durch ein US-amerikanisches Forschungsteam um Nicholas Stucky auf einen möglichen Überlegenheitseffekt von Tirzepatid hingewiesen. Diese Beobachtungsdaten wurden nun durch die kontrollierte Interventionsstudie untermauert, die den direkten Wirksamkeitsvergleich unter standardisierten Bedingungen erlaubt. Die Veröffentlichung der aktuellen Studie im renommierten Fachjournal „The New England Journal of Medicine“ verleiht dem Befund zusätzliches wissenschaftliches Gewicht.
Die Ergebnisse werfen zentrale Fragen für die künftige Therapieentscheidung auf. Bislang galt Semaglutid – insbesondere unter dem Handelsnamen Wegovy – als First-Line-Wirkstoff bei adipösen Patienten ohne Diabetes. Mit dem Markteintritt von Tirzepatid unter dem Handelsnamen Mounjaro, der seit 2023 auch in Deutschland zur Gewichtsreduktion zugelassen ist, verändert sich das klinische Kräfteverhältnis grundlegend. Die höhere Gewichtsreduktion, die stärkere Wirkung auf zentrale Fettverteilungsmuster und das vergleichbare Sicherheitsprofil sprechen für eine künftige Leitfunktion von Tirzepatid in der Adipositasbehandlung.
Für die Praxis bedeutet dies nicht nur eine Neubewertung der Präparatewahl, sondern auch eine potenzielle Anpassung der Behandlungspfade. Adipositas, einst als rein verhaltensbedingtes Problem betrachtet, ist heute als multifaktorielle chronische Erkrankung mit neuroendokriner Dysregulation anerkannt. In diesem Kontext erlangen medikamentöse Interventionen zunehmende Relevanz – insbesondere dann, wenn sie nicht nur das Gewicht reduzieren, sondern auch präventiv auf Folgeerkrankungen einwirken. Die Fähigkeit von Tirzepatid, sowohl viszerales Fett als auch metabolische Parameter stärker zu beeinflussen, könnte perspektivisch sogar in Richtung Primärprävention von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen weitergedacht werden.
Auch gesundheitspolitisch könnten sich Konsequenzen ergeben. Die aktuelle Datenlage legt nahe, dass eine baldige Einordnung von Tirzepatid als bevorzugtes Präparat in Leitlinien erfolgen dürfte. Ebenso denkbar ist, dass Kostenträger künftig gezielter auf Wirkstoffe mit besserem Wirk-Nutzen-Verhältnis setzen – eine Entwicklung, die auch die Preisgestaltung und Erstattungsfähigkeit betreffen dürfte. Kliniker, Krankenkassen und gesundheitspolitische Entscheidungsträger werden sich also zeitnah mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob Semaglutid noch die geeignete Referenz für Adipositastherapien darstellt oder ob die Evidenzlage einen Paradigmenwechsel rechtfertigt.
Insgesamt zeichnet sich ab, dass Tirzepatid mit seinem dualen Wirkansatz nicht nur einen neuen Wirkmechanismus etabliert, sondern auch die klinischen Maßstäbe neu definiert. Die Datenlage ist robust, die klinische Relevanz evident, die therapeutische Implikation tiefgreifend. Ozempic verliert damit faktisch seine Rolle als Goldstandard – eine Entwicklung, die nicht nur pharmazeutisch, sondern auch medizinisch-ethisch konsequent nachvollzogen werden muss.
Dass Ozempic einst als medikamentöser Wendepunkt in der Adipositastherapie gefeiert wurde, war ein Meilenstein für eine oft stigmatisierte Patientengruppe. Doch wie so oft im Arzneimittelzyklus ist der Anspruch auf Unantastbarkeit nur temporär. Die vorliegende Studie zu Tirzepatid demonstriert mit eindrucksvoller Klarheit, wie rasch sich medizinische Maßstäbe verschieben können – und wie groß der Unterschied zwischen guter und überlegener Wirkung tatsächlich sein kann, wenn man die Evidenz sachlich bewertet. Die Gewichtsreduktion von mehr als 20 Prozent bei ansonsten gesunden Adipösen ist kein inkrementeller Fortschritt, sondern ein Bruch mit bisherigen Erwartungen – nicht in Nuancen, sondern in Dimensionen.
Die pharmazeutische Industrie hat mit GLP-1-Analoga wie Semaglutid eine Tür geöffnet, doch Tirzepatid reißt nun eine neue auf. Der duale GIP/GLP-1-Agonist kombiniert zwei inkretinbasierte Mechanismen, die offenbar nicht nur additiv, sondern synergistisch wirken. Dass dabei nicht nur das Körpergewicht, sondern vor allem viszerale Fettdepots stärker reduziert werden, ist mehr als eine kosmetische Randnotiz. Es signalisiert eine potenzielle Neubewertung des gesamten Therapieansatzes: weg von einer bloßen Kalorienbilanz, hin zu einem neurohormonellen Targeting, das tief in den pathophysiologischen Kern der Adipositas eindringt.
Die Konsequenz ist eindeutig: Tirzepatid ist nicht „eine weitere Option“, sondern definiert die therapeutische Ausgangslage neu. Und doch wird dieser Wandel nicht automatisch von Praxis, Politik und Kassen nachvollzogen werden. Vieles spricht dafür, dass semantische Trägheit und finanzielle Interessen zunächst auf Zeit spielen werden – mit der Folge, dass Patientinnen und Patienten weiterhin an einem vergleichsweise schwächeren Wirkstoff festgehalten werden. Der Fehler liegt dabei weniger in der Wissenschaft als in der Struktur der Versorgungssysteme, die Innovation nur zögerlich anerkennen, wenn sie budgetwirksam ist.
Die Frage ist nicht, ob Tirzepatid überlegen ist – das zeigen die Daten. Die Frage ist, ob ein System, das Evidenz als Richtschnur propagiert, bereit ist, diese Überlegenheit auch praktisch umzusetzen. Wenn die Gewichtsreduktion nicht nur kosmetische, sondern prognostische Relevanz besitzt, wenn viszerales Fett als kardiovaskulärer Risikofaktor gilt, wenn Prävention nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Leistungskatalog verankert sein soll – dann darf der bessere Wirkstoff nicht ein Dasein als Nischenprodukt fristen.
Die Zeit der Symbolpräparate ist vorbei. Was zählt, ist der klinische Effekt – und dieser spricht eine klare Sprache. Wer Semaglutid weiterhin als therapeutischen Goldstandard beschreibt, ignoriert die aktuellen Studiendaten oder versucht, mit Verweis auf Marktlogiken das medizinisch Unvermeidbare zu verzögern. Das ist legitim aus Sicht der Anbieter, nicht aber aus Sicht der Patienten. Diese erwarten zu Recht, dass sie den besten verfügbaren Wirkstoff erhalten – nicht den populärsten, etabliertesten oder kostengünstigsten. In einer Gesundheitsordnung, die sich evidenzbasiert nennen will, darf es keine Ausreden mehr geben.
Mounjaro ist mehr als ein Konkurrent für Wegovy. Es ist ein Medikament, das die klinischen Maßstäbe verschiebt. Und es ist eine Erinnerung daran, dass medizinischer Fortschritt keine Treue kennt – nur Wirksamkeit.
Reizüberflutung, Schwebezustände, Grenzverschiebung
Was Flughäfen mit unserer Psyche machen – und warum Freud Recht hatte
Flughäfen gelten als Knotenpunkte globaler Mobilität, als durchgeplante Drehscheiben internationaler Logistik. Doch wer sie betritt, durchläuft mehr als eine Sicherheitskontrolle. Hinter dem sichtbaren System von Gepäckbändern, Abflugtafeln und Gatezonen verbirgt sich ein zweites, unsichtbares – das psychologische System des Übergangs. Zwischen Check-in und Boarding beginnt eine Phase, in der die Normalität des Alltags schrittweise ausgehebelt wird. Der Flughafen ist kein gewöhnlicher Ort, sondern ein liminaler Raum, ein Zustand des Dazwischen, in dem weder feste soziale Strukturen noch persönliche Routinen Geltung beanspruchen. Das Ich schwebt – geografisch und psychisch – im Transit.
Diese Schwebe hat Nebenwirkungen. Was mit einem gezielten Schritt in eine Terminalhalle beginnt, verwandelt sich in einen emotionalen Ausnahmezustand. Menschen rennen, drängeln, verlieren sich, geraten in Streit oder versinken in passive Erschöpfung. Während draußen die Welt weiterläuft, wird drinnen jede Stunde zur potenziellen Konfrontation mit Zeitdruck, Informationsüberflutung und Kontrollverlust. Die Sinne werden permanent stimuliert – Leuchtreklamen, Duftwolken, Lautsprecherdurchsagen, Menschenmassen. Der Körper steht still, doch das Nervensystem arbeitet auf Hochspannung.
Psychologen beschreiben Flughäfen daher als Orte psychogeografischer Entgrenzung. Der Brite Steve Taylor spricht von liminalen Zuständen, in denen Identität, Zeitgefühl und Verhalten aus dem Gleichgewicht geraten. Genau das macht Flughäfen so paradox: Sie sind durchorganisierte Systeme – und gleichzeitig Räume maximaler Unordnung im Inneren der Individuen. Hier hebt sich das rationale Ich auf, wie Sigmund Freud es einst beschrieben hätte. Die Umgebung triggert archaische Instinkte: Wer in einem überfüllten Terminal zwischen verspäteten Ansagen, Duty-Free-Duft und schlecht gelaunten Mitreisenden seinen Platz behaupten muss, läuft Gefahr, in reaktive Muster zu verfallen.
Die Statistiken geben diesem Eindruck recht. Weltweit verzeichnen Airlines und Flughäfen einen Anstieg sogenannter „Air Rage“-Fälle. Darunter versteht man aggressive Ausbrüche von Passagieren – an Bord, aber auch am Gate, bei der Sicherheitskontrolle oder im Wartebereich. Besonders oft sind Menschen betroffen, die ohnehin unter Stress oder Flugangst leiden. Alkohol, Übermüdung und unklare Kommunikation verstärken das Risiko. Und obwohl Flughäfen durch Regeln und Sicherheitskräfte einen Eindruck von Ordnung vermitteln, sind es gerade diese Vorschriften, die Menschen in Grenzsituationen zur Überschreitung reizen.
Neben der Reizüberflutung wirkt auch die Desynchronisierung als psychischer Stressor: Viele Passagiere kommen aus völlig anderen Zeitzonen oder sind auf dem Sprung dorthin. Die innere Uhr spielt nicht mehr mit. Wer in der Wartehalle einen Whiskey trinkt, tut das nicht nur aus Langeweile oder Gewohnheit, sondern weil klassische Tageszeiten in dieser Zwischenwelt irrelevant erscheinen. Ein Gefühl von Ortlosigkeit breitet sich aus. Was zählt, ist allein der nächste Flug. Alles andere verliert seine Gültigkeit.
Diese psychische Entankerung kann auch bizarre Formen annehmen: Menschen schlafen auf dem Boden, machen Yoga vor den Abfluggates, tanzen mit Kopfhörern in der Wartehalle oder weinen am Check-in-Schalter. Die Flughafenumgebung bietet – anders als der Alltag – keine Sanktion für untypisches Verhalten. Im Gegenteil: Sie schafft eine Grauzone, in der alles toleriert scheint, solange die Sicherheit nicht gefährdet ist. Und so treten an Flughäfen regelmäßig Persönlichkeitsanteile hervor, die sonst unterdrückt bleiben: der Hedonist, der Rebell, der Paniker.
Gerade diese psychologische Dissoziation macht Flughäfen auch zu Laboren für gesellschaftliche Dynamiken. Hier entladen sich Spannungen, hier zeigt sich, wie stark oder schwach soziale Normen wirklich verankert sind. Flughäfen sind Spiegelräume – und Projektionsflächen zugleich. Ihre Architektur, ihr Lärm, ihre Gerüche und Abläufe produzieren ein Milieu, das Menschen nicht nur bewegt, sondern psychisch durchrüttelt. Wer fliegt, flieht auch ein Stück weit vor sich selbst – oder stürzt mitten hinein.
Der Flughafen ist kein Ort der Rationalität – er ist ein Ort der Entfesselung. Während Architekten ihn als Terminal denken, als End- und Ausgangspunkt logistischer Prozesse, ist er in Wahrheit ein psychischer Umschlagplatz. Nirgendwo sonst wird so deutlich, wie labil der moderne Mensch unter Druck reagiert. Und nirgendwo sonst wird das Versprechen von Kontrolle so schnell von der Realität der Überforderung eingeholt. Die Mechanik des Reisens trifft auf die Biochemie der Anspannung. Was entsteht, ist ein Zustand, in dem Routinen scheitern und das Verhalten regrediert.
Das ist kein moralisches Urteil, sondern eine sozialpsychologische Beobachtung. Flughäfen machen sichtbar, was im Alltag unsichtbar bleibt: die Fragilität der Fassade. Die Kleidung bleibt Business, die Miene professionell – doch die Reaktion auf ein gecanceltes Boarding spricht Bände. Das Ich wird an seine Grenzen geführt. Die Reizdichte steigt, der Handlungsspielraum sinkt. Ein Blick in die Warteschlange genügt: Zwischen resignationserprobtem Warten und cholerischem Ausbruch liegt oft nur ein unklarer Durchsageversuch.
Zugleich ist der Flughafen eine Art demokratische Bühne. Hier sind alle gleich – zumindest für einen Moment. Ob Manager oder Familienvater, Vielfliegerin oder Backpacker: Der Sicherheitscheck betrifft alle, die Verspätung trifft jeden. Und das macht die psychologische Erfahrung so intensiv. Wer meint, Flughäfen seien bloß technische Infrastruktur, verkennt die emotionale Komplexität, die dort zutage tritt. Der Transit ist auch ein Test.
Besonders bemerkenswert ist dabei die Rolle des Kontrollverlusts. Der Flughafen verspricht Sicherheit, Kontrolle, Planung. Doch die Erfahrung ist oft das Gegenteil. Maschinen verspäten sich, Durchsagen bleiben unklar, Gatewechsel erfolgen ohne Vorwarnung. Und während die digitale Welt ständige Orientierung bietet, fällt man am Flughafen zurück in eine vor-digitale Abhängigkeit: von Bildschirmen, Lautsprechern und Uniformierten. Der Mensch wird zum Objekt im eigenen Reiseprozess – ein Effekt, der das psychische Gleichgewicht kippen kann.
Wenn Sigmund Freud den Flughafen gekannt hätte, hätte er ihn wahrscheinlich als Bühne des „Es“ beschrieben – jenes Triebhaften, das im Alltag domestiziert bleibt, aber hier aufblitzt. Und tatsächlich: Viele reagieren nicht nur gereizt, sondern impulsiv, regressiv, triebgesteuert. Der Flughafen ist das Niemandsland, in dem das Unbewusste nicht mehr durch gesellschaftliche Konventionen im Zaum gehalten wird. Das ist faszinierend – und gefährlich. Denn wo das Ich versagt, ist das Chaos nur einen Boardingaufruf entfernt.
Was bleibt, ist eine Mahnung zur Selbstbeobachtung: Wer reist, muss mehr mitnehmen als Koffer und Pass – nämlich auch die Fähigkeit zur inneren Navigation. Nur wer weiß, was der Ort mit einem macht, kann sich davor schützen, zum bloßen Reflexwesen zu werden. Flughäfen sind psychologische Prüfstände – mit Gate, aber ohne Geländer. Wer abheben will, muss bei sich bleiben.
Küssen bei Zöliakie, Gluten im Speichel, Entwarnung durch neue Studie
Ein Glas Wasser nach dem Essen reicht aus, um das Glutenrisiko beim Küssen auf ein sicheres Maß zu senken.
Die alltägliche Sorge vieler Menschen mit Zöliakie, durch den Kuss eines Partners versehentlich Gluten aufzunehmen, ist kein theoretisches Hirngespinst, sondern für viele Betroffene eine reale, belastende Unsicherheit. Die Krankheit ist durch ihre immunologische Reaktion auf selbst kleinste Mengen Gluten charakterisiert und kann bei Kontaminationen mitunter heftige Reaktionen auslösen. Daher war die Frage, ob ein Kuss nach dem Verzehr glutenhaltiger Speisen eine Gefahr darstellen kann, über Jahre hinweg mit Vorsicht, aber ohne belastbare Daten behandelt worden. Nun sorgt eine erstmals systematisch durchgeführte Untersuchung für Entspannung in dieser heiklen Frage – und liefert einen pragmatischen Handlungshinweis.
Die Untersuchung wurde von einem Team um Dr. Anne Lee, Assistenzprofessorin für Ernährungsmedizin an der Columbia University, durchgeführt und beim Kongress „Digestive Disease Week“ in San Diego vorgestellt. Lee, selbst spezialisiert auf Zöliakie, kritisierte dabei den bisherigen Mangel an wissenschaftlicher Evidenz zu Alltagssituationen, die außerhalb der klassischen Ernährungsberatung liegen. Gerade intime Nähe werde zwar regelmäßig thematisiert, aber nie klinisch überprüft. Die Studie sollte genau diesen Leerraum füllen.
Dazu wurden zehn heterosexuelle Paare rekrutiert, bei denen jeweils eine Person Zöliakie diagnostiziert hatte. Die andere war gesund und nahm im ersten Versuchssetting zehn glutenhaltige Cracker zu sich, trank unmittelbar danach ein kleines Glas Wasser – etwa 120 Milliliter – und küsste dann den Partner mit Zöliakie zehn Sekunden lang. Im zweiten Szenario aßen die gesunden Partner erneut Cracker, warteten jedoch fünf Minuten vor dem Kuss und verzichteten auf das Wasser. Direkt nach dem Kuss wurde von den Zöliakie-Betroffenen jeweils eine Speichelprobe entnommen und auf Gluten untersucht.
Das Ergebnis überraschte durch seine Klarheit: In keinem der beiden Szenarien wurde eine kritische Konzentration von Gluten nachgewiesen. Selbst ohne Wasseraufnahme und mit fünfminütiger Wartezeit lagen die gemessenen Werte bei den Zöliakie-Partnern unterhalb der gesetzlich zulässigen Grenze von 20 Parts per Million (ppm) – also jenem Schwellenwert, bis zu dem ein Lebensmittel als „glutenfrei“ deklariert werden darf. Deutlich sicherer war das Szenario mit Wasser: Hier war in allen Fällen keinerlei kritischer Rückstand mehr feststellbar.
Noch wichtiger: Keiner der zehn Zöliakie-Patienten entwickelte nach dem Kuss auch nur die geringsten Symptome. Weder kam es zu gastrointestinalen Beschwerden, noch zu immunologischen Reaktionen, die einen klinischen Hinweis auf eine relevante Belastung geliefert hätten. Diese Beobachtung stützt sich nicht allein auf die quantitativen Messwerte, sondern auch auf den klinischen Verlauf der beteiligten Personen.
Für Dr. Lee und ihr Team ergibt sich daraus eine klare Empfehlung. Die bislang verbreiteten Ratschläge, nach glutenhaltigen Mahlzeiten für längere Zeit körperliche Nähe zu vermeiden, sind nicht mehr haltbar. Stattdessen reiche es aus, dass der nicht betroffene Partner nach dem Essen ein kleines Glas Wasser trinke. Der Mund werde dadurch ausreichend gereinigt, um etwaige Rückstände auf ein unbedenkliches Maß zu senken. Einfache Hygiene statt strikter Enthaltsamkeit lautet die neue Devise.
Diese Erkenntnis entlastet nicht nur Zöliakie-Betroffene, sondern auch ihre Partner, die sich bislang häufig aus Angst vor einer versehentlichen Kontamination zurückhielten. Sie stellt zugleich einen Fortschritt in der psychosozialen Begleitung der Erkrankung dar. Denn Zöliakie ist nicht nur eine diätetische Herausforderung, sondern beeinflusst auch zwischenmenschliche Beziehungen – oft still und ohne Worte. Die Angst, mit der eigenen Erkrankung zur Last zu fallen oder sich selbst zu gefährden, kann eine belastende Dynamik erzeugen, die weit über den Speiseplan hinausgeht. Genau hier setzt die Studie an und gibt jenen Menschen ein Stück Sicherheit und Normalität zurück, die bisher durch Annahmen ersetzt war.
Auch wenn es sich nur um eine kleine Pilotstudie handelt, eröffnet sie eine neue Perspektive für medizinische Beratung und Alltagspraxis. Die Forschungsmethodik war sorgfältig, die Ergebnisse eindeutig, und der Nutzen für Betroffene hoch. Die Integration solcher alltagsnahen Fragestellungen in die medizinische Forschung zeigt exemplarisch, dass Lebensqualität auch in kleinen Gesten liegt – wie in einem Kuss.
Was auf den ersten Blick nach einer Randnotiz in der medizinischen Forschung aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein leiser, aber bedeutsamer Paradigmenwechsel. Die Entwarnung beim Thema „Küssen mit Zöliakie“ mag trivial erscheinen – doch wer sich mit den sozialen, emotionalen und psychologischen Folgen chronischer Unverträglichkeiten beschäftigt hat, weiß, wie schwerwiegend Unsicherheit in intimen Lebensbereichen sein kann. Es geht nicht um Cracker und Speichelproben, sondern um Vertrauen, Nähe und die Rückeroberung eines angstfreien Alltags.
Die medizinische Forschung ist gut darin, Grenzwerte zu bestimmen, Risiken zu berechnen und Therapien zu validieren. Doch oft übersieht sie jene Zonen des Lebens, in denen Normen und Emotionen ineinandergreifen. Der Kuss nach dem Abendessen ist so ein Moment: nicht medizinisch notwendig, aber existenziell wichtig. Dass sich eine Forscherin dieser Frage widmet, ist deshalb mehr als ein wohlmeinendes Nebenprojekt. Es ist ein Beitrag zur Entstigmatisierung, zur Normalisierung und letztlich auch zur Humanisierung medizinischer Kommunikation.
Zöliakie wird im Alltag vielfach auf das Reduzieren von Weizenprodukten verkürzt. Doch die Betroffenen leben mit einer absoluten Nulltoleranz, die durch keine Ausnahmen relativiert werden kann. Sie tragen die Verantwortung für jede Mahlzeit, jedes Getränk, jede Berührung – im öffentlichen wie im privaten Raum. Die Kontrolle endet nicht an der Haustür, sondern reicht bis ins Schlafzimmer, in Gespräche mit neuen Partnern, in spontane Situationen. Die Frage, ob man den geliebten Menschen küssen darf, ist daher keine Nebensächlichkeit. Sie ist Ausdruck einer tiefen Ambivalenz zwischen Nähe und Risiko.
Die vorliegende Studie durchbricht diesen stillen Konflikt. Sie ersetzt diffuse Empfehlungen durch klare Handlungsanweisungen, Annahmen durch Messwerte, Angst durch Wissen. Ein Glas Wasser – so simpel das klingt, so mächtig ist die Geste. Sie ermöglicht es Paaren, einander wieder mit Selbstverständlichkeit zu begegnen, ohne die eigene Erkrankung permanent als Störgröße im Hinterkopf zu haben. Der Kuss wird damit wieder zu dem, was er sein sollte: Ausdruck von Intimität, nicht von medizinischem Risiko.
Es ist an der Zeit, dass medizinische Aufklärung sich nicht nur auf Tabellen, Therapiepläne und Diätlisten konzentriert, sondern auch auf das emotionale Terrain der Erkrankten. Studien wie diese machen Hoffnung – nicht, weil sie große Sensationen verkünden, sondern weil sie alltägliche Fragen ernst nehmen. Sie erinnern uns daran, dass Gesundheit nicht nur im Blutbild oder in der Darmschleimhaut messbar ist, sondern auch im entspannten Lächeln nach einem gemeinsamen Abendessen. Und manchmal genügt dafür ein Glas Wasser.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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