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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Während Gesundheitsminister Karl Lauterbach das E-Rezept als digitalen Fortschritt verkauft und Versandapotheken mit prominenten Testimonials punkten, antwortet ein Osnabrücker Apotheker mit einem simplen, aber wirksamen Mittel: dem Schaufenster. Karl-Bernd Frerker stellt sich mit Humor und Haltung gegen die Suggestion, nur Online-Plattformen könnten Rezepte effizient bearbeiten – seine Botschaft: Auch Vor-Ort-Apotheken beherrschen Digitalisierung, nur eben ohne die Illusion völliger Mühelosigkeit. Parallel zeigt sich auf dramatische Weise, wie sehr Deutschland im Umgang mit realen Gesundheitsrisiken hinterherhinkt: Der aktuelle Diphtherie-Ausbruch mit dem Sequenztyp ST-574 betrifft vor allem ungeimpfte oder sozial marginalisierte Gruppen, und die Impfquote ist alarmierend niedrig. Noch drastischer erleben Apotheken selbst, wie starre Vorschriften und wirtschaftliche Engpässe zusammenwirken: Kühlpflichtige Arzneien wie Insulin werden bei kleinsten Dokumentationsfehlern nicht mehr zurückgenommen, GDP-Vorgaben ersticken jede Kulanz im Keim. Die Folgen reichen von Bilanzschäden bis zur realen Gefährdung der Versorgungsstruktur. Die Krise zeigt sich in Bildern, Bakterien und Bürokratie – und verlangt mehr als ein digitales Versprechen.
Im Spannungsfeld zwischen politischem Fortschrittsnarrativ, gesellschaftlicher Realität und betrieblichem Überlebenskampf manifestieren sich die gegenwärtigen Krisen der Gesundheitsversorgung auf unterschiedlichen Ebenen – aber stets mit dem gleichen Muster: Die kommunikative Oberfläche verspricht Vereinfachung und Effizienz, während die Realität komplex, widersprüchlich und oft existenzbedrohend ist. Besonders deutlich zeigt sich diese Diskrepanz im aktuellen Konflikt um das E-Rezept, dem epidemiologischen Wiederaufleben der Diphtherie in Deutschland sowie dem wirtschaftlich toxischen Umgang mit Retouren kühlpflichtiger Arzneimittel.
Im Zentrum der Debatte um das E-Rezept steht nicht die Technik an sich, sondern deren Deutungshoheit. Während die Politik das elektronische Rezept als Symbol einer modernen, digitalisierten Gesundheitsversorgung propagiert, beanspruchen Versandapotheken mit Werbekampagnen die Deutung dieses Fortschritts für sich – häufig auf Kosten der Vor-Ort-Apotheken. So auch in der aktuellen Werbeserie der Shop Apotheke, in der Günther Jauch das Einlösen per App als mühelosen Standardfall präsentiert. Diese mediale Inszenierung des Digitalen als Allheilmittel ist für viele Apotheker nicht nur eine Verkennung des tatsächlichen Versorgungsalltags, sondern ein direkter Angriff auf ihre gesellschaftliche Relevanz. Karl-Bernd Frerker, Inhaber der Aporot Asna-Apotheke in Osnabrück, reagiert auf diese Entwicklung mit einem bewussten Bruch in der Symbolik: Seine Antwort ist kein digitaler Konter, sondern ein analoges Statement – humorvoll, pointiert und sichtbar. In seinem Schaufenster platziert er Plakate mit der Botschaft „Was Günther kann, können wir schon lange“ – und setzt damit ein Zeichen für Selbstbewusstsein und reale Versorgungskompetenz. Frerkers Intervention ist kein Werbegag, sondern Ausdruck eines tiefen Systemkonflikts zwischen dem Versorgungsauftrag unabhängiger Apotheken und der zunehmend marketinggetriebenen Plattformisierung des Gesundheitswesens.
Diese Verschiebung von Verantwortlichkeiten ist auch in einem anderen Bereich zu beobachten: der Rückkehr einer bakteriellen Bedrohung, die eigentlich längst überwunden schien. Deutschland erlebt derzeit einen unerwartet dynamischen Diphtherie-Ausbruch. Das Robert Koch-Institut dokumentiert die Verbreitung des Sequenztyps ST-574 von Corynebacterium diphtheriae mit genetischer Nähe über zahlreiche Bundesländer hinweg – ein Hinweis auf innerdeutsche Infektionsketten. Die Analyse der Fälle offenbart ein klares soziales Muster: Betroffen sind vor allem Wohnungslose, Drogenabhängige, Geflüchtete und andere vulnerable Gruppen mit unzureichendem Impfstatus. Die Rückkehr dieser potenziell tödlichen Infektionskrankheit ist keine zufällige Regressionserscheinung, sondern Folge struktureller Impflücken, fehlender Präventionsangebote und mangelnder gesundheitlicher Teilhabe. Während politische Diskussionen sich um E-Patientenakten, KI-gestützte Diagnostik und Plattformstrategien drehen, fehlt es an grundlegendem Impfschutz – und damit an der Basis jeder epidemiologischen Kontrolle. Die Diphtherie wird zum medizinischen Seismographen sozialer Desintegration.
Doch auch jenseits von Versorgung und Infektionsschutz geraten Apotheken unter Druck – insbesondere im Bereich der Rückführung nicht verwendeter Arzneimittel. Die GDP-Richtlinien (Good Distribution Practice) verlangen höchste Standards bei der Lagerung, dem Transport und der Dokumentation von Arzneimitteln – insbesondere bei kühlpflichtigen Präparaten. Was als Qualitätssicherungsmaßnahme gedacht war, entwickelt sich in der Praxis zunehmend zur betriebswirtschaftlichen Falle. Bereits minimale Abweichungen in Temperaturprotokollen, Fristüberschreitungen bei der Retourenmeldung oder nicht sauber dokumentierte Transportwege führen dazu, dass Großhändler die Rücknahme verweigern – selbst bei fabrikneuer, unversehrter Ware. Besonders betroffen sind hochpreisige Präparate wie Insulin, Krebsmedikamente oder biotechnologisch hergestellte Substanzen. Die Apotheken tragen das volle finanzielle Risiko – unabhängig davon, ob der Fehler bei ihnen, im Transport oder im System liegt. Die Bilanzwirkungen sind massiv, insbesondere bei kleineren Betrieben. Von Kulanz kann keine Rede sein – der Ermessensspielraum der Außendienstmitarbeiter ist in der Regel gering oder existiert nur auf dem Papier.
Alle drei Ebenen – mediale Repräsentation, epidemiologische Realität und betriebliche Logistik – offenbaren ein gemeinsames Grundproblem: Die zunehmende Entkopplung von politischer Symbolik und operativer Realität. Das Gesundheitswesen wird nicht durch Werbebilder und Digitalutopien stabilisiert, sondern durch tägliche Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Apotheken wie die von Frerker sind dabei nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall – sie agieren am Limit, mit hoher Verantwortung und ohne Netz. Dass sie dabei zunehmend zum Objekt fremder Erzählungen werden, verschärft ihre strukturelle Isolation.
Die Apotheke im Schaufenster ist mehr als eine Reaktion auf ein Werbebild – sie ist ein Spiegel der Wirklichkeit. Karl-Bernd Frerker bringt mit seiner Plakatkampagne exakt das zum Ausdruck, was viele seiner Kolleginnen und Kollegen seit Monaten erleben: eine systematische Umdeutung ihrer Arbeit durch andere – durch Plattformanbieter, durch Politiker, durch Ministerien. Das E-Rezept, das ursprünglich als digitales Werkzeug der Entlastung konzipiert war, wird zunehmend zur Projektionsfläche für ein Gesundheitswesen, das in seiner Darstellung wenig mit den tatsächlichen Herausforderungen vor Ort zu tun hat. In der Welt der App-Kampagnen genügt ein Klick. In der realen Apotheke muss beraten, geprüft, dokumentiert, verantwortet werden – und das unter Bedingungen, die weit mehr Reibung als Effizienz versprechen.
Die Reaktion auf diese Verzerrung ist umso bedeutsamer, als sie nicht aus dem Verbandsapparat kommt, sondern von einem Apotheker selbst. Frerker stellt sich nicht nur quer zur Werbewirkung, sondern zur grundsätzlichen Narrativebene. Er nutzt sein Schaufenster als Medium politischer Intervention – ein analoger Gegenwurf zu digitaler Suggestion. Das ist nicht nostalgisch, sondern hochaktuell. Denn während Plattformunternehmen ihren Service algorithmisch perfektionieren, bleibt die Versorgung an Menschen wie ihm hängen – ohne dass dies in der Öffentlichkeit oder der politischen Arena sichtbar würde. Der öffentliche Diskurs reproduziert ein falsches Bild von Effizienz, das am Ende nur dem dient, der von Volumen und Skaleneffekten lebt – nicht dem, der haftet, wenn etwas schiefläuft.
Diese strukturelle Unsichtbarkeit ist kein Einzelfall. Auch im Umgang mit Infektionskrankheiten wie Diphtherie zeigt sich eine tiefgreifende Schieflage. Dass eine meldepflichtige, durch Impfung vermeidbare bakterielle Erkrankung in einem der reichsten Länder Europas wiederkehrt, ist ein medizinischer und sozialer Offenbarungseid. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache – und die Sprache des Problems ist nicht primär medizinisch, sondern sozial. Wer heute keinen Zugang zu Impfstrukturen hat, bleibt ungeschützt – und zwar nicht, weil er ideologisch verweigert, sondern weil ihn das System nicht erreicht. Das trifft vor allem Menschen, die ohnehin mehrfach vulnerabel sind: Geflüchtete, Wohnungslose, Suchtkranke. Diphtherie wird damit nicht nur zum medizinischen Risiko, sondern zum Indikator gescheiterter sozialer Integration. Das vermeintliche Comeback der Krankheit ist in Wahrheit eine chronische Systemschwäche – und auch hier gilt: App-basierte Gesundheitskommunikation ersetzt keine Präventionskette, die auch den Letzten erreicht.
Am härtesten trifft diese Diskrepanz jedoch jene, die zwischen regulatorischem Anspruch und wirtschaftlicher Verantwortung zerrieben werden: die Apotheken. Die Logik der GDP-Richtlinien – ein engmaschiges Netz aus Temperaturüberwachung, Transportzertifikaten, Rückführungsfristen und Zustandsbewertungen – ist ein System der asymmetrischen Verantwortung. Die pharmazeutischen Betriebe müssen garantieren, dokumentieren und haften – die Distributoren hingegen können bei geringsten Zweifeln jegliche Rücknahme verweigern. Für den Alltag bedeutet das: Ein einzelner falsch bedruckter Lieferschein, ein nicht digital nachvollziehbarer Kühlverlauf oder eine verzögerte Mitteilung kann tausende Euro Verlust bedeuten. Besonders bei kühlpflichtiger Ware ist das Risiko existenzbedrohend. Die Retourenpraxis ist längst kein Kundendienst mehr – sie ist eine betriebswirtschaftliche Zumutung.
All diese Probleme sind keine Folge des E-Rezepts, der Diphtherie oder der GDP-Richtlinien an sich – sie sind das Ergebnis eines Systems, das zunehmend Verantwortung verlagert, während es Effizienz verspricht. Die Versandapotheke wird zum Standardbild, obwohl sie nicht flächendeckend versorgt. Die Impfung wird als gesellschaftliche Pflicht kommuniziert, ohne dass das System auch jene erreicht, die nicht automatisch dazugehören. Die GDP-Richtlinie wird als Qualitätsgarantie verkauft, obwohl sie faktisch zur Haftungsumverteilung genutzt wird.
Die Apotheke im Schaufenster ist ein Symbol für diese Umkehrung der Verhältnisse. Sie steht für Präsenz, für Verantwortung, für Transparenz – und damit für all das, was in der öffentlichen Debatte derzeit marginalisiert wird. Wer das Gesundheitswesen wirklich stärken will, sollte nicht auf Algorithmen und Testimonials setzen, sondern auf die strukturelle Ehrlichkeit derer, die es tragen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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