• 13.05.2025 – Apotheken-News: EPA, E-Rezept, Arzneimittelausgaben

    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die EPA, steigende Arzneikosten und neue Marktakteure belasten Apotheken massiv. Dieser Bericht zeigt, welche Systemrisiken aktuell schl ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: EPA, E-Rezept, Arzneimittelausgaben

 

Apotheken kämpfen mit Techniklücken, Preisdruck und Patientenverunsicherung

Mit der bundesweiten Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) und dem E-Rezept ist der Digitaldruck in deutschen Apotheken drastisch gestiegen. Doch die neuen Systeme bleiben weit hinter ihren Versprechen zur Versorgungssicherheit zurück. Apotheken sehen sich mit brüchigen IT-Schnittstellen, mangelhaft gefüllten Patientenhistorien und einem massiven Kommunikationsaufwand konfrontiert. Parallel dazu verschärfen steigende Arzneimittelausgaben und eine drohende Abgabenlast von über 50 Prozent die ökonomische Schieflage im Gesundheitswesen, wie das RWI aktuell warnt. Während die Krankenkassen unter der Last weniger hochpreisiger Medikamente zusammenzubrechen drohen, expandieren Player wie Amazon mit digitalen Tierarzneiplattformen und bedrohen traditionelle Versorgungswege. Die Apothekerschaft bleibt gefangen zwischen verpasster Politik, wachsendem Haftungsrisiko durch Cyberangriffe und einer Patientenschaft, die kaum für digitale Eigenverantwortung sensibilisiert ist. Ob Medikationsanalysen, Inhalatoren mit "grünen" Treibgasen oder geriatrische Umstellungen in der CLL-Therapie: Apotheken stehen an der Frontlinie eines Systems, das sich zunehmend selbst widerspricht.


Mit dem bundesweiten Start der elektronischen Patientenakte (EPA) und der verpflichtenden Nutzung des E-Rezepts seit Januar 2024 hat sich die Versorgungsrealität in deutschen Apotheken grundlegend verändert – jedoch anders als politisch erhofft. Zwei Wochen nach der Freischaltung der EPA zeigt sich ein ernüchterndes Bild: Zwar erlaubt die EPA theoretisch einen schnellen Zugriff auf Medikationsdaten, doch in der Praxis scheitert das System häufig an unvollständigen Einträgen, fehlendem Patienteneinverständnis und technischen Aussetzern. Viele Apotheken berichten von erheblichem Zeitaufwand bei der Nutzung des EPA-Zugangs – und gleichzeitig von enttäuschten Erwartungen bei Patientinnen und Patienten, die vom Nutzen dieser Anwendung überzeugt werden sollten, aber stattdessen oft mit leeren Datensätzen und langwierigen Beratungssituationen konfrontiert sind.

Besonders problematisch sind die Schnittstellenprobleme zwischen Arztpraxen, EPA-Systemen und Apotheken-Software. Wo eigentlich eine automatische Medikationsübersicht verfügbar sein sollte, dominieren Rückfragen, Rückrufe und Rückschritte. Der gewünschte Digitalisierungsschub verwandelt sich in Frust, Verlangsamung und neue Fehlerquellen. Auch das E-Rezept offenbart Lücken: Neben Fällen fehlerhafter Übermittlung häufen sich Berichte über Betrugsversuche, etwa durch manipulierte digitale Signaturen. Die technische Infrastruktur ist vielerorts unzureichend abgesichert – ein Zustand, der Apotheken zu leichten Zielen für Cyberangriffe macht. Experten wie Seyfettin Günder warnen vor einem „digitalen Blindflug mit Haftungsrisiko“, weil viele Apotheken nicht über zeitgemäße Schutzsysteme oder umfassende Cyberversicherungen verfügen.

Parallel zu diesen Herausforderungen gerät die finanzielle Lage der Apotheken unter Druck. Der aktuelle AMNOG-Report 2025 zeigt, dass ein kleiner Teil hochpreisiger Medikamente die GKV-Ausgaben explodieren lässt. Die gesetzliche Krankenversicherung verzeichnete 2024 einen Ausgabenanstieg von über zehn Prozent – bei stagnierendem Einnahmenwachstum. Die Steuerungsmechanismen des AMNOG, die einst versprachen, Preise über den Zusatznutzen der Medikamente zu regulieren, verlieren an Wirkung. Gleichzeitig mehren sich Stimmen, die eine strukturelle Neuausrichtung fordern. Die DAK spricht offen von einer „Systemschieflage“, während das RWI vor einer künftigen Abgabenquote von über 50 Prozent warnt – ein Niveau, das laut Wirtschaftsforschern den Standort Deutschland akut gefährdet.

Die damit verbundene wirtschaftliche Belastung trifft Apotheken doppelt: Sie sind nicht nur Leistungserbringer im System, sondern auch Arbeitgeber mit wachsender Kostenlast. Während immer mehr Aufgaben auf sie verlagert werden – etwa durch Medikationsanalysen, pharmazeutische Dienstleistungen oder Impfungen –, fehlen klare finanzielle Kompensationen. Der Verweis auf digitale Effizienz greift ins Leere, wenn die technische Umsetzung stockt, die Verantwortung steigt und gleichzeitig der bürokratische Aufwand zunimmt.

Diese Entwicklungen werden zusätzlich durch internationale Marktbewegungen überlagert. Mit der Einführung verschreibungspflichtiger Tierarzneien auf der Plattform Vetsource in Zusammenarbeit mit Amazon betreibt der US-Konzern eine schleichende Ausweitung seiner pharmazeutischen Marktposition. Der Apothekenversand über Amazon stellt in den USA eine logistische Option dar, in Deutschland hingegen eine strategische Bedrohung für die stationären Strukturen. Die Nachfrage nach Convenience und Digitalservice trifft auf ein System, das mit regulatorischer Komplexität und infrastruktureller Trägheit kämpft.

Auch in der praktischen Versorgung zeigen sich Grenzen. Die Hautkrebszahlen steigen seit Jahren rasant, was neben verbesserter Früherkennung auch den UV-Schäden vergangener Jahrzehnte geschuldet ist. Gleichzeitig zeigt der Alltag: Viele Erkrankungen, etwa Pilzinfektionen oder Polypharmazie-Syndrome, bleiben lange unerkannt oder werden bagatellisiert. So verdeutlichte eine Medikationsanalyse bei einer 74-jährigen Patientin mit depressiver Symptomatik massive Wechselwirkungen zwischen Antidepressiva, Benzodiazepinen und Antipsychotika – ein Fall, der nur dank pharmazeutischer Aufmerksamkeit vor einer Eskalation bewahrt wurde.

Auch bei chronischen Erkrankungen zeigen sich neue Wege – etwa in der geriatrischen Onkologie. Die aktualisierte CLL-Leitlinie ersetzt zunehmend die klassische Chemotherapie durch zielgerichtete, orale Therapien, die für ältere Patienten besser verträglich sind. Diese Entwicklung unterstreicht, dass medizinischer Fortschritt nicht allein eine Frage technologischer Innovation ist, sondern in der Umsetzung durch Apotheken und ihre Teams entscheidend geprägt wird.

Doch genau diese tragende Rolle wird in den politischen Strategien der Gegenwart zu wenig beachtet. Während einzelne Akteure wie Janosch Dahmen (Grüne) im Gesundheitsausschuss gesundheitspolitische Impulse setzen wollen, bleiben klare Konzepte für eine zukunftsfeste Apothekenstruktur bisher aus. Reformrhetorik ersetzt keine funktionierende Systemarchitektur – das spüren die Apotheken täglich. Ob EPA, AMNOG, Digitalisierung oder internationale Marktverzerrung: Die Apotheken arbeiten an den Bruchlinien eines Gesundheitssystems, das sich immer schneller selbst überfordert.


Kommentar:

Was politisch als Fortschritt gefeiert wird, entpuppt sich im Apothekenalltag als Zumutung. Die elektronische Patientenakte sollte einen echten Qualitätssprung in der Versorgung einleiten – doch stattdessen beobachten wir, wie ein technisch halbfertiges System auf ein überlastetes Versorgungssystem trifft. Apotheken sollen als Bindeglied zwischen Arzt, Patient und Digitalstruktur agieren, obwohl sie weder mit den nötigen Schnittstellen noch mit klaren rechtlichen Rahmenbedingungen ausgestattet sind. Die Folge ist ein gewaltiger Kommunikationsaufwand, der nicht nur Personalressourcen bindet, sondern auch die Verantwortung einseitig auf die Letztversorger verlagert. Wer sich heute auf die EPA verlässt, ist häufig verlassen.

Der E-Rezept-Zwang hat das Problem noch verschärft. Er wurde durchgedrückt, ohne dass die Betriebe technisch, personell oder organisatorisch vorbereitet waren. Zugleich wächst die Zahl an Sicherheitslücken, von manipulierten Rezepten bis zu gezielten Angriffen auf Apotheken-IT. Die Politik, die diese Prozesse ausgelöst hat, bleibt in der Absicherung stumm. Dabei sind Apotheken kein digitaler Spielplatz, sondern kritische Versorgerinfrastruktur. Sie verdienen nicht nur Dankesworte, sondern greifbaren Schutz – technisch, rechtlich und wirtschaftlich.

Dass parallel dazu die GKV-Krise eskaliert, vergrößert den Druck zusätzlich. Wenn wenige Hochpreis-Medikamente die Budgets der Kassen sprengen, obwohl deren Zusatznutzen umstritten ist, wird sichtbar, was die AMNOG-Konstruktion seit Jahren verdeckt: Die Illusion planbarer Arzneimittelausgaben ist geplatzt. Weder Steuerungsgremien noch Bewertungsverfahren konnten verhindern, dass der Markt von Preismonopolen dominiert wird. Leidtragende sind die Kassen – und in zweiter Linie die Apotheken, die mit Retaxationen, Erstattungsverzögerungen und politischen Ausweichstrategien konfrontiert sind.

Dass Amazon nun auch verschreibungspflichtige Tierarzneien vertreibt, markiert den nächsten Wendepunkt. Es geht nicht um Tiere, sondern um Testmärkte. Amazon testet, was regulatorisch möglich ist – und wenn die Politik nicht endlich klare Grenzen zieht, wird der nächste Angriff auf die Humanmedizin nicht lange auf sich warten lassen. Der Apothekenmarkt wird so nicht nur von innen destabilisiert, sondern zunehmend von außen untergraben.

Wer über neue Leitlinien, etwa bei der Behandlung der CLL, spricht, muss auch über die Praxis sprechen, in der diese Therapien ankommen – und das sind Apotheken. Doch sie arbeiten im Schatten politischer Prioritäten, während Lobbydruck, Investorenlogik und Regressangst das Gesundheitssystem prägen. Selbst banale Krankheitsbilder wie Nagelpilz oder medikamentenbedingte Unruhezustände zeigen, wie wenig Raum für Prävention und Beratung bleibt. Die Folgen tragen die Patientinnen und Patienten – und das Personal, das zwischen Systemversagen und moralischer Verantwortung ausharren muss.

Die größte Gefahr besteht nicht in einer einzelnen Maßnahme wie dem E-Rezept oder der EPA, sondern in der Summe unkoordinierter Reformakte. Ohne politische Kohärenz, klare Zuständigkeiten und eine nachhaltige Apothekenpolitik wird sich der Druck weiter erhöhen. Der Rückhalt im System schwindet, weil er strukturell nie mitgedacht wurde. Wer Apotheken retten will, muss endlich anerkennen, dass sie nicht das Problem sind, sondern den größten Teil der Lösung tragen – Tag für Tag, unter Bedingungen, die einem modernen Gesundheitswesen unwürdig sind.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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