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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die deutsche Apothekenlandschaft gerät unter strukturellen Druck. Die Preisbindung steht vor dem Fall, die Digitalisierung wird überhastet vorangetrieben, und Generikapolitik erzeugt Vertrauensverlust bei Patienten. Während im Bundesgesundheitsministerium ein Machtwechsel vollzogen wird, müssen sich Apotheken mit wachsender Unsicherheit, juristisch fragilen Grundlagen und wirtschaftlichen Schieflagen auseinandersetzen. Gleichzeitig zeigt die wachsende Bedeutung nonverbaler Kommunikation in der Beratung, wie fein das Vertrauensgewebe zwischen Patient und Apotheke gestrickt ist. Rabattverträge wie bei Luforbec erschüttern dieses Verhältnis zusätzlich. Der Gesetzgeber reagiert kaum – und zwingt Apotheken zur Eigenrettung. Die Systemfrage ist längst gestellt.
Wenn der Preis frei wird verliert das Gemeinwohl an Boden
Die gesetzliche Preisbindung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln steht unter Druck. Was jahrzehntelang als Garant für eine flächendeckende und gerechte Versorgung galt, wird zunehmend infrage gestellt. Auslöser ist der Versandhandel, der vor dem Europäischen Gerichtshof erneut versucht, sich von der deutschen Preisbindung zu befreien. Sollte das Gericht den Klagen stattgeben, wäre nicht nur der Versandhandel betroffen, sondern mittelfristig auch die gesamte Apothekenlandschaft.
Bisher galt: Alle Patientinnen und Patienten erhalten verschreibungspflichtige Medikamente zum gleichen Preis, unabhängig vom Wohnort oder der Apothekenstruktur vor Ort. Diese Einheitspreise sorgen dafür, dass wirtschaftlich schwächer gestellte Regionen nicht vom Versorgungsnetz abgehängt werden. Sie ermöglichen Apotheken eine verlässliche Kalkulationsbasis und verhindern ruinösen Preiswettbewerb.
Doch das Argument der Wettbewerbsfreiheit gewinnt politischen Rückhalt. Marktliberale Kräfte fordern die Öffnung des Preisgefüges und berufen sich auf europarechtliche Vorgaben. Sollte die Preisbindung fallen, könnte dies eine Kettenreaktion auslösen: Zuerst bei Versendern, dann auch bei stationären Apotheken. Auf lange Sicht droht ein Strukturbruch mit drastischen Folgen für die wohnortnahe Versorgung.
Besonders chronisch Kranke, ältere Menschen und Personen mit eingeschränkter Mobilität wären betroffen. Apotheken in ländlichen Regionen könnten schließen, wenn die Wirtschaftlichkeit durch Preiswettbewerb erodiert. Die flächendeckende Versorgung, einst politisches Ziel, würde der Marktdynamik geopfert. Ohne klaren regulatorischen Rahmen verliert das Arzneimittel seine besondere Stellung als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.
Die Debatte um die Preisbindung bei rezeptpflichtigen Medikamenten offenbart ein tiefer liegendes politisches Problem: den schleichenden Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung für die Grundversorgung. Während ökonomische Argumente lautstark formuliert werden, bleibt die sozialpolitische Dimension oft ausgeblendet. Die Preisbindung ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Konsenses, dass Gesundheit nicht den Regeln des freien Marktes folgen darf.
Wenn Versandhändler auf rechtlicher Ebene die Preisbindung durchbrechen, entsteht ein gefährlicher Präzedenzfall. Es wäre naiv zu glauben, dass die Auswirkungen auf diesen Bereich beschränkt blieben. Vielmehr wäre der gesamte Arzneimittelmarkt betroffen. Apotheken vor Ort könnten preislich nicht mithalten, müssten Leistungen reduzieren oder schließen. Die Versorgungssicherheit würde zur variablen Größe, abhängig von Rentabilität und Standortattraktivität.
Politisch wäre dies ein Offenbarungseid. Wer die Preisbindung aufgibt, erklärt den Schutz des Gemeinwohls zur verhandelbaren Größe. Gerade in Zeiten demografischen Wandels und steigender Versorgungsbedarfe ist das ein fatales Signal. Der Gesetzgeber muss Farbe bekennen. Er darf die Entscheidung nicht europäischen Gerichten überlassen, sondern muss die Preisbindung klar gesetzlich absichern.
Eine funktionierende Arzneimittelversorgung braucht Stabilität, Verlässlichkeit und Gerechtigkeit. Diese drei Werte verkörpert die Preisbindung in besonderer Weise. Ihr Fall würde mehr zerstören als nur eine Preisregel. Er würde ein Grundverständnis von sozialer Gesundheitsversorgung infrage stellen, das bislang breite politische Zustimmung genoss.
Teaser: Die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln steht vor dem Aus. Was zunächst wie ein technisches Detail wirkt, könnte tiefgreifende Konsequenzen für das gesamte Versorgungssystem haben. Versandhändler fordern mehr Freiheit, während Apotheken um ihre Existenzgrundlage fürchten. Droht das Ende eines zentralen Schutzmechanismus, der gleiche Preise für alle garantiert? Der politische Druck wächst, der gesetzliche Rückhalt schwindet. Ein kritischer Moment für ein System, das auf Stabilität und Gemeinwohl ausgerichtet war. Wird die Preisbindung aufgeweicht, könnte ein Ketteneffekt das Apothekenwesen und die Arzneiversorgung tiefgreifend verändern.
Preisbindung gerät ins Wanken
Am Bundesgerichtshof wurde über eine Grundsatzfrage entschieden, die das gesamte Apothekenwesen betrifft: die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel. In der öffentlichen Verhandlung zeigte sich der zuständige Senat überraschend kritisch gegenüber der bisherigen Begründungslinie. Der Kern der Skepsis lag in der mangelnden empirischen Fundierung der gesetzlichen Regelung. Die Richter hinterfragten die Aussagen der Vorinstanz und betonten, dass allgemeine Schutzbehauptungen nicht genügen, um eine Einschränkung der Preisfreiheit zu rechtfertigen.
Im Verlauf der mündlichen Verhandlung wurde deutlich, dass die Richter vor allem eines fordern: belastbare Daten. Die Annahme, dass ein Preiswettbewerb zu einer Ausdünnung der Apothekenlandschaft führt, müsse konkret belegt werden. Es reiche nicht aus, auf hypothetische Risiken zu verweisen oder die Regelung lediglich mit dem Ziel der Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung zu begründen. Das Gericht erwartet konkrete Analysen, wie sich Preisnachlässe tatsächlich auf das Versorgungsnetz und die wirtschaftliche Stabilität von Apotheken auswirken.
Besonders unter Druck geriet dabei der Vertreter der Apotheken, der vom Gericht ungewöhnlich intensiv befragt wurde. Es entstand der Eindruck eines regelrechten Kreuzverhörs. Dabei wurde klargestellt, dass auch das öffentliche Interesse an einer flächendeckenden Versorgung nicht automatisch jede Preisregulierung rechtfertigt. Entscheidend sei die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme im Lichte europarechtlicher Vorgaben. Auch wenn die nationale Regelung grundsätzlich legitim erscheinen mag, müsse sie sich an konkreten Wirkungen messen lassen.
Der Fall selbst hatte seine Wurzeln in Bonusaktionen einer Versandapotheke, die für Rezeptkunden Vergünstigungen bot – ein Verstoß gegen die deutsche Preisbindung, wie die Vorinstanzen meinten. Doch genau hier setzt das höchste Zivilgericht nun an und fordert eine Neubewertung. Ob das endgültige Urteil die bisherige Preisbindung stützt oder ihr die Grundlage entzieht, ist noch offen. Klar ist nur: Der bisherige Rückhalt der Regelung bröckelt. Die Karlsruher Richter verlangen künftig mehr als gute Absichten – sie wollen harte Nachweise.
Die Preisbindung für rezeptpflichtige Arzneimittel galt lange als unantastbar. Doch der Wind hat sich gedreht. Was einst als Garant einer stabilen Arzneimittelversorgung galt, erscheint nun als juristisches Relikt ohne belastbare Faktenbasis. Der Bundesgerichtshof hat die Debatte zurück ins Zentrum gerückt – mit einer unmissverständlichen Botschaft: Gesetzliche Eingriffe in den freien Wettbewerb müssen messbar, nachvollziehbar und datengestützt sein.
Diese Entwicklung birgt Sprengkraft. Sollte die Preisbindung kippen, steht mehr auf dem Spiel als nur ein einheitlicher Verkaufspreis. Die gesamte Versorgungsstruktur, insbesondere im ländlichen Raum, könnte unter Druck geraten. Gleichzeitig werden jedoch auch Fragen nach Marktzugang, Wettbewerb und Preisgerechtigkeit neu verhandelt. Der Versandhandel gewinnt weiter an Boden, flankiert durch die Einführung des E-Rezepts und ein zunehmend digitalisiertes Gesundheitswesen.
Dass die Apothekenvertretung in der Verhandlung nicht überzeugte, ist symptomatisch für eine Branche, die sich zu lange auf gesetzliche Schutzwälle verlassen hat. Wer politisch bestehen will, braucht mehr als Narrative. Die Zeiten der gefühlten Wahrheiten sind vorbei. Der Gesetzgeber wird nicht darum herumkommen, künftig mit harten Daten und klarer Evidenz zu arbeiten. Für das Apothekenwesen ist das eine Zäsur – und möglicherweise auch eine Chance zur Neuaufstellung.
Ein Amt, das selten glänzt, aber viel verlangt
Mit der Amtsübergabe von Karl Lauterbach an Nina Warken steht das Bundesgesundheitsministerium erneut vor einem politischen Neubeginn. Nach Jahren gesundheitspolitischer Dauerbelastung in Pandemie, Reformdebatten und Systemkrisen übernimmt mit Warken erstmals eine CDU-Politikerin das Ressort in dieser Legislaturperiode. Die Juristin, bislang eher in der Innen- und Rechtspolitik verankert, signalisiert Gesprächsbereitschaft und strukturellen Respekt für die Akteure im Gesundheitswesen. Bei der Übergabe erklärte sie, man werde mit „allen Beteiligten in den Austausch gehen“, und betonte einen „Dialog auf Augenhöhe“ als Voraussetzung für tragfähige Entscheidungen.
Warken bekannte sich zugleich zur hohen Verantwortung, die mit diesem Ministeramt verbunden sei. Ihre Antrittsrede war geprägt von zurückhaltendem Ton, aber deutlicher Wertschätzung für Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte sowie alle weiteren Beschäftigten im Gesundheitswesen. Diese verdienten Respekt, verlässliche Rahmenbedingungen und politische Unterstützung. Explizit kündigte sie keine neue Reformagenda an, sondern stellte das Zuhören, Abwägen und Gestalten in den Mittelpunkt.
Mit der Vorstellung von Tino Sorge und Georg Kippels als neue Parlamentarische Staatssekretäre bringt Warken zwei profilierte gesundheitspolitische CDU-Experten an ihre Seite. Das Duo soll Kontinuität und fachpolitische Tiefe sichern, während sich die Ministerin in das für sie neue Themenfeld einarbeitet. Die Entscheidung dürfte auch eine Antwort auf die Kritik sein, die Warken wegen fehlender gesundheitspolitischer Vorprägung entgegenschlug. Ihr Verweis auf Erfahrungen mit fachpolitischen Schnittstellen in der Corona-Zeit und bei migrationsrechtlichen Fragen zeigt, dass sie sich als verwaltungs- und entscheidungsstark positionieren will.
Karl Lauterbach, dessen Amtszeit durch pandemiebedingten Druck und gesetzgeberischen Aktionismus geprägt war, verabschiedete sich mit einer analytischen Bilanz. Er verwies auf zwanzig umgesetzte Gesetze, darunter die Krankenhausreform und die Einführung der elektronischen Patientenakte, und lobte die Effizienz und Qualifikation der Ministerialverwaltung. Dabei scheute er nicht vor einer kritischen Einordnung der realen Machtverhältnisse im Gesundheitsbereich zurück. Dieser sei größer als der Bundeshaushalt und werde von selbstbewussten Interessenvertretungen dominiert, denen man politisch standhalten müsse.
Lauterbach übergab das Ministerium mit der Versicherung, Warken habe nicht nur seine Unterstützung, sondern auch sein Vertrauen. Angesichts der ungelösten strukturellen Probleme – demografischer Wandel, Digitalisierungslücken, Investitionsstau in der Versorgung – bleibt abzuwarten, wie die neue Ministerin ihren politischen Spielraum nutzt. Klar ist: Der nächste Abschnitt der Gesundheitspolitik wird weniger von Symbolpolitik als von der Fähigkeit zur Vermittlung, zur Priorisierung und zum Management komplexer Reformprozesse abhängen.
Der Wechsel an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums markiert keinen Paukenschlag, sondern eine Zäsur unter Vorbehalt. Mit Nina Warken übernimmt eine Ministerin das Ressort, deren bisherige Laufbahn nicht im Zentrum gesundheitspolitischer Auseinandersetzungen verlief. Genau darin liegt eine politische Ambivalenz: Die fehlende inhaltliche Festlegung bietet Raum für Verständigung, birgt aber auch das Risiko des Profilverlusts. Warken setzt erklärtermaßen auf Dialog und Offenheit, doch in einem System, das von Lobbyinteressen, Akteursdichte und Ressourcenkämpfen geprägt ist, reicht Gesprächsbereitschaft allein nicht aus.
Lauterbachs Bilanz ist zwiespältig: Als Minister war er fachlich versiert, aber kommunikativ oft konfrontativ. Seine Amtszeit hat zentrale Digitalisierungsprojekte angeschoben und Reformpapiere geliefert – viele davon jedoch nur in Grundzügen. Dass er das Ministerium als eines der „effizientesten“ lobte, darf als Versuch gelesen werden, politisches Durchhaltevermögen durch administrative Kompetenz zu ersetzen. Es bleibt eine Wahrheit hinter seiner Analyse: Gesundheitspolitik ist kein Ort für einfache Erfolge, sondern für strukturelle Konflikte.
Warken wird beweisen müssen, ob sie das System als komplexes Gefüge anerkennt und zugleich bereit ist, auch unbequeme Entscheidungen gegen Partikularinteressen durchzusetzen. Ihre Berufung könnte ein Signal für eine neue Form politischer Vermittlung sein – oder Ausdruck der parteipolitischen Notwendigkeit, ein schwieriges Ressort strategisch zu besetzen, ohne einen Flurschaden zu riskieren. Entscheidend wird sein, ob sie den Spagat zwischen Zuhören und Handeln meistert.
ePA-Rollout wird zur politischen Baustelle
Kurz vor dem Ende der Amtszeit von Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) eine umstrittene Auftragsvergabe verteidigen müssen. Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) wurde zwar wie geplant am 29. April bundesweit gestartet, doch ein entscheidender Beteiligter wirft nun sicherheitspolitische und strukturelle Fragen auf: das österreichische IT-Unternehmen Rise.
Im Zentrum der Kritik steht die Rolle von Rise bei der technischen Umsetzung der ePA. Der österreichische Verfassungsschutz hatte die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen zuvor eingestellt – wegen der Nähe seines Geschäftsführers Thomas Grechenig zum flüchtigen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek. Auch in Deutschland wird nun öffentlich hinterfragt, warum ein Unternehmen mit Verbindungen zu einem der größten Finanzskandale Europas an einem sicherheitssensiblen Digitalprojekt beteiligt wurde.
Das BMG reagierte mit der Aussage, Rise sei keineswegs mit der vollständigen Entwicklung der ePA beauftragt worden. Vielmehr habe Gematik die technischen Spezifikationen erarbeitet, nach denen Krankenkassen Konsortien zur Umsetzung auswählen konnten. Rise sei Teil eines solchen Konsortiums gewesen, nicht mehr. Die operative Verantwortung liege bei den Krankenkassen, die Dienstleister beauftragen dürfen – eigenständig und ohne Einfluss des Ministeriums.
Zudem betonte das BMG erneut, dass die eingesetzten Softwarekomponenten von Rise alle notwendigen Prüfungen durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) durchlaufen hätten. Die Vorgänge seien transparent, Sicherheitsstandards eingehalten, ein Quellcode teilweise offen. Auch die frühere Geschäftsbeziehung zu Wirecard sei seit 2017 beendet. Eine Kleine Anfrage hatte diese Zusammenhänge bereits ein Jahr zuvor thematisiert, doch durch den Rollout der ePA erfährt das Thema neue Brisanz.
Hinzu kommt eine Personalie, die den Eindruck enger Verflechtungen verstärkt. Björn Kalweit, langjähriger Chief Operating Officer der Gematik, wechselte im Sommer 2024 zu Rise – just in dem Zeitraum, in dem das Unternehmen weitere Aufträge zur Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur erhielt. Der Schritt wirft Fragen nach Interessenkonflikten auf, zumal Kalweit über tiefgreifendes Wissen über Ausschreibungen und Strukturen der Gematik verfügt.
Obwohl das BMG bislang keine sicherheitsrelevanten Probleme erkennt, zeigt die Causa Rise einmal mehr die Schwächen im Zusammenspiel von Politik, Aufsicht und Digitalisierung. In einem Bereich, der nicht nur technische Expertise, sondern auch höchste Vertrauenswürdigkeit verlangt, wird nun über Transparenz, Unabhängigkeit und Vergabestrukturen diskutiert. Der Schaden für das öffentliche Vertrauen in die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist bereits entstanden – unabhängig von formaler Rechtmäßigkeit.
Die Auftragsvergabe an das österreichische Unternehmen Rise im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte legt offen, wie unzureichend die politischen und institutionellen Sicherungsmechanismen bei der Digitalisierung hochsensibler Infrastrukturen funktionieren. Dass ein Unternehmen mit früheren Verbindungen zu einer der schillerndsten Figuren des Wirecard-Skandals ausgerechnet im Bereich der digitalen Gesundheitsdaten tätig wird, müsste in jeder verantwortungsvollen Instanz mindestens zu einem Moratorium führen. Doch stattdessen verteidigen das BMG und die Gematik ihre Entscheidung mit Verweisen auf Spezifikationen, Prüfprotokolle und Zuständigkeiten.
Die Betonung formaler Korrektheit ersetzt dabei nicht die politische Verantwortung. Auch wenn kein direkter Einfluss des Ministeriums auf die Auswahl durch Krankenkassen nachweisbar ist, bleibt die politische Dimension bestehen. Wenn ein solcher Fall durchgehen kann, ohne dass systematisch Transparenz- und Prüfmechanismen greifen, offenbart dies strukturelle Defizite, die über den Einzelfall hinausreichen. Dass zeitgleich ein ehemaliger Gematik-Manager zu Rise wechselt, verstärkt den Verdacht einer technokratischen Selbstbedienungsstruktur im Schatten vermeintlicher Neutralität.
Gerade in einem Bereich, der auf Vertrauen angewiesen ist, reicht es nicht, sich auf Prüfberichte zu berufen. Es braucht eine politische Kultur, die nicht nur Sicherheitsstandards einhält, sondern auch das Vertrauen in die Unabhängigkeit und Redlichkeit der Institutionen verteidigt. Die Causa Rise ist deshalb weniger ein Skandal der Illegalität als ein Beispiel für den Verlust politischer Sensibilität.
Körpersprache entscheidet über Vertrauen in Apothekenberatung
In der persönlichen Beratung zwischen pharmazeutischem Personal und Patientinnen und Patienten spielt die Körpersprache eine Schlüsselrolle. Sie vermittelt nonverbal, ob jemand als glaubwürdig, interessiert und kompetent wahrgenommen wird. Dieser Eindruck entsteht innerhalb von Sekunden und hat direkte Auswirkungen auf die Bereitschaft der Kunden, dem Gespräch zu folgen oder die Apotheke als Anlaufstelle zu bevorzugen. Fehlen Signale wie aufrechte Haltung, offener Blickkontakt oder freundliche Mimik, wird selbst fachlich korrekte Beratung als distanziert oder unpersönlich empfunden.
Ein häufiges Missverständnis im Apothekenalltag besteht darin, anzunehmen, dass allein Produktinformationen und sachliche Argumente ausreichend seien. Dabei zeigen Erfahrungen und Studien, dass der Erfolg eines Beratungsgesprächs weit stärker von der nonverbalen Kommunikation abhängt. Kundinnen und Kunden achten unterbewusst auf Körpersignale, die Interesse, Respekt und Empathie ausdrücken. Wer hingegen mit gesenktem Blick, verschränkten Armen oder monotoner Stimme spricht, wird häufig als unbeteiligt oder wenig überzeugend erlebt.
In professionellen Trainings lässt sich eine wirkungsvolle Körpersprache gezielt entwickeln. Der erste Schritt besteht in der bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Wirkung. Danach werden einfache Techniken wie klare Gesten, kontrollierte Mimik und stabiler Blickkontakt vermittelt. In einem dritten Schritt werden diese Elemente in alltägliche Beratungssituationen integriert. Ziel ist es, die Wirkung nicht künstlich zu verändern, sondern stimmige nonverbale Ausdrucksformen zu stärken.
Auch in schwierigen Momenten, etwa an belastenden Arbeitstagen, bleibt die Körpersprache ein zentrales Instrument der Beziehungsgestaltung. Wer in negativen Stimmungen verharrt und dies ungefiltert nach außen trägt, riskiert, eine ablehnende Atmosphäre zu schaffen. Kunden ziehen sich dann zurück oder suchen andere Informationsquellen. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Haltung, ein Lächeln bei der Begrüßung oder ein freundlicher Ton beim Verabschieden können hingegen den Unterschied machen. Diese Signale wirken auch auf das Team und fördern eine positivere Grundhaltung.
Immer wieder berichten weibliche Fachkräfte von dem Eindruck, weniger kompetent eingeschätzt zu werden als männliche Kollegen. Doch die Ursachen liegen oft nicht in der Wahrnehmung des Geschlechts, sondern in der Körpersprache. Wer sich klar positioniert, aufrecht steht und den Blickkontakt hält, wirkt unabhängig vom Geschlecht souverän und überzeugend. Gleichzeitig sollte der kommunikative Mehrwert nicht unterschätzt werden, den viele weibliche Fachkräfte über ihre feinere emotionale Ansprache einbringen. Gerade darin liegt eine Chance, fachliche Kompetenz mit menschlicher Nähe zu verbinden.
Die Wirkung auf Patienten und Kunden entscheidet sich nicht allein durch Worte, sondern in der Summe aller Signale. Wer seine Körpersprache reflektiert und gezielt einsetzt, kann nicht nur Missverständnisse vermeiden, sondern Vertrauen aufbauen, Bindung fördern und die Beratungsqualität im Alltag spürbar verbessern.
Der Mensch kommuniziert nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit seiner Haltung. Dass ausgerechnet im pharmazeutischen Alltag, in dem es um Beratung, Vertrauen und Verantwortung geht, die Körpersprache häufig unterschätzt wird, verweist auf ein strukturelles Defizit in der Ausbildung wie in der Alltagskultur. Die Illusion, dass Fachwissen allein überzeugt, verkennt die soziale Dimension der Kommunikation. Es geht eben nicht nur um das Richtige, sondern darum, wie es vermittelt wird. In einer Zeit, in der digitale Informationsquellen jederzeit verfügbar sind, gewinnt die zwischenmenschliche Wirkung entscheidend an Bedeutung. Gerade Apotheken, die sich gegen den reinen Onlinehandel behaupten wollen, müssen diesen Unterschied sichtbar machen.
Verantwortungsträger in Berufsverbänden und Bildungseinrichtungen stehen in der Pflicht, Körpersprache nicht als Randthema, sondern als integralen Bestandteil professioneller Kompetenz zu verankern. Das betrifft die Ausbildung ebenso wie betriebliche Weiterbildungen. Wer Mitarbeitende allein mit Fachkenntnissen ausstattet, überlässt die entscheidende Wirkebene dem Zufall. Zugleich liegt auch in der Selbstverantwortung jeder Fachkraft ein Potenzial zur Entwicklung. Körpersprache lässt sich trainieren, reflektieren und verbessern. Das setzt jedoch voraus, dass man sich ihrer Wirkung bewusst wird und bereit ist, die eigene Haltung infrage zu stellen.
Besonders deutlich zeigt sich die Relevanz nonverbaler Kommunikation in herausfordernden Momenten. Wer in der Beratung unbewusst negative Signale sendet, stößt nicht nur Kunden ab, sondern prägt langfristig das Bild der Apotheke im sozialen Nahraum. Eine positiv besetzte, authentische Körpersprache ist kein künstliches Lächeln, sondern Ausdruck professioneller Haltung. Hier liegt ein Schlüssel zur Stärkung des Berufsbilds ebenso wie zur Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung.
Dass Frauen häufig berichten, sich weniger ernst genommen zu fühlen, offenbart eine zweite strukturelle Dimension. Die Debatte um Gleichbehandlung und Kompetenzwahrnehmung darf nicht auf persönliche Defizite verkürzt werden, sondern muss gesellschaftliche Erwartungen und tradierte Muster kritisch hinterfragen. Doch gleichzeitig eröffnet gerade die Körpersprache einen direkten Weg, diesen Mustern aktiv entgegenzuwirken. Wer seine Haltung bewusst wählt, verändert auch die Reaktion des Gegenübers.
Eine moderne Apothekenkultur braucht mehr als gute Produkte. Sie braucht Menschen, die wirken. Nicht durch Lautstärke, sondern durch Haltung. Wer das versteht, berät nicht nur besser, sondern gestaltet die Zukunft des Berufsstandes mit.
Apotheken gewinnen wenn Preise Haltung und Maß zeigen
Apotheken sehen sich zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Preisstrategie in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld zu schärfen. Angesichts wachsender Preisvergleiche und der wachsenden Präsenz von Versandhändlern steigt auch der Druck auf stationäre Betriebe, sich über den Preis zu positionieren. Gleichzeitig gelten Apotheken als vertrauenswürdige Gesundheitsanbieter, die nicht vorrangig über Rabatte oder Sonderangebote agieren. Dieses Spannungsfeld erfordert eine klare Linie, die ökonomische Stabilität sichert, ohne das professionelle Selbstverständnis zu untergraben.
Der Preis in der Apotheke ist weit mehr als eine Zahl. Er transportiert Erwartungen, Qualität und Verantwortung. Während Kunden bei nicht verschreibungspflichtigen Produkten zunehmend preissensibler agieren, erwarten sie zugleich ein hohes Maß an Fachberatung, Produktsicherheit und eine wertschätzende Ansprache. Wer sich auf ein reines Preisargument reduziert, läuft Gefahr, diesen Anspruch zu verspielen. Eine ausgewogene Preisstrategie beginnt daher mit einer kritischen Sortimentsanalyse, einer betriebswirtschaftlich tragfähigen Kalkulation und der bewussten Entscheidung, welche Preissignale gesetzt werden sollen und welche nicht.
Zahlreiche Apotheken setzen bereits auf stabile Festpreise für bestimmte Kernsortimente, kombinieren diese mit punktuellen Aktionsangeboten und vermeiden plakative Rabattschlachten. Dabei zeigt sich, dass viele Kunden durchaus bereit sind, für Vertrauen, Beratung und Verfügbarkeit einen angemessenen Preis zu zahlen. Entscheidend ist die Transparenz hinter der Preisgestaltung. Eine nachvollziehbare Kommunikation, etwa durch eindeutige Preisauszeichnungen oder Erklärungen zu Zusatzleistungen, stärkt die Glaubwürdigkeit der Apotheke und beugt Missverständnissen vor.
Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten kommt es darauf an, die eigene Preisidentität nicht preiszugeben. Wer Preise unter Wert ansetzt oder ohne Strategie senkt, schwächt nicht nur die eigene Marge, sondern auch die Position gegenüber Mitbewerbern. Nachhaltiger ist eine Preisstrategie, die Kompetenz spiegelt und nicht auf kurzfristige Effekte zielt. Denn Apotheken unterscheiden sich von anderen Handelsformen durch ihre systemische Relevanz. Eine klare Preisstrategie kann diesen Unterschied sichtbar machen, ohne laut zu werden.
Die Preisgestaltung in Apotheken ist keine betriebswirtschaftliche Randnotiz, sondern ein zentrales Element gesundheitspolitischer und gesellschaftlicher Verantwortung. Während andere Einzelhändler mit aggressiven Rabatten um Aufmerksamkeit buhlen, ist die Apotheke ein Ort, an dem Vertrauen, Versorgungssicherheit und fachliche Orientierung im Vordergrund stehen. Genau deshalb muss der Preis in Apotheken mehr sein als ein Lockmittel. Er ist ein Ausdruck professioneller Haltung in einem System, das von ökonomischen Spannungen durchzogen ist.
Die Erwartung, dass Apotheken wirtschaftlich tragfähig arbeiten, ist legitim. Doch sie darf nicht zur Devise führen, dass jeder Preiswettbewerb mitgemacht werden muss. Der Versuch, über Preissenkungen Marktanteile zu sichern, führt schnell in eine Abwärtsspirale, die weder dem Berufsbild noch dem Versorgungsgedanken gerecht wird. Vielmehr bedarf es einer strukturellen Klarheit, welche Rolle Apotheken im Spannungsfeld von Gesundheitsversorgung und Wettbewerb einnehmen sollen. Wer Preisdruck blind übernimmt, riskiert nicht nur Margen, sondern auch Vertrauen.
Die Verantwortung liegt jedoch nicht allein bei den Inhaberinnen und Inhabern. Auch Politik und Standesvertretungen tragen eine Mitverantwortung dafür, dass Preisstrategien nicht zur Überlebensfrage verkommen. Es braucht klare Rahmenbedingungen, die wirtschaftlich tragfähige Leistungen honorieren, Preistransparenz fördern und den Unterschied zwischen Apotheke und Versandhandel strukturell anerkennen. Ohne diese politische Rückendeckung bleibt die Preisgestaltung in Apotheken ein Drahtseilakt zwischen Ideal und ökonomischem Überlebenskampf.
Langfristig braucht es ein neues Verständnis von Preiswürdigkeit, das sich nicht allein an Marktlogik orientiert. Preise in Apotheken dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen als Teil eines größeren Versorgungsauftrags begriffen werden. Sie sind nicht Mittel zum Zweck, sondern Ausdruck eines Anspruchs. Wer heute die richtigen Preisentscheidungen trifft, sichert nicht nur den Betrieb, sondern auch das Vertrauen in eine Institution, die mehr leisten will als verkaufen.
Apotheken verhindern Betriebsausfälle durch rechtzeitige Sanierung
In der wirtschaftlich angespannten Lage vieler Apotheken gewinnen rechtlich geregelte Sanierungsverfahren zunehmend an Bedeutung. Während klassische Insolvenzverfahren mit Kontrollverlust, öffentlichem Vertrauensverlust und oftmals der vollständigen Betriebsaufgabe einhergehen, ermöglichen neue gesetzliche Instrumente eine frühzeitige und strukturierte Stabilisierung, ohne dass eine Insolvenz eingeleitet werden muss. Insbesondere das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen bietet Apothekenbetrieben in Schieflage die Möglichkeit, ihre wirtschaftliche Zukunft zu sichern und dabei die operative Kontrolle zu behalten.
Der präventive Restrukturierungsrahmen richtet sich an Unternehmen, die noch zahlungsfähig sind, bei denen jedoch eine drohende Zahlungsunfähigkeit festgestellt wird. Ziel ist es, durch einen gerichtlich bestätigten Restrukturierungsplan mit ausgewählten Gläubigern tragfähige Einigungen zu erzielen, die eine Insolvenz verhindern. Dabei bleibt die Geschäftsführung in der Verantwortung, das Verfahren verläuft diskret, und es kommt weder zur öffentlichen Bekanntmachung noch zur Bestellung eines Insolvenzverwalters. Ergänzt wird dieser Weg durch außergerichtliche Sanierungsmöglichkeiten, die auf freiwillige Einigung zwischen den Beteiligten setzen. Auch hier sind klare Analysen, transparente Kommunikation und betriebswirtschaftlich realistische Konzepte entscheidend.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Apotheken zu spät oder gar nicht auf wirtschaftliche Warnzeichen reagieren. Häufig fehlt es an Kenntnis über die bestehenden rechtlichen Optionen oder an Mut, sich der Krise offen zu stellen. Dabei bieten die Instrumente eine wirksame Möglichkeit, die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu erhalten, Arbeitsplätze zu sichern und den Betrieb geordnet fortzuführen. Der Zugang zu diesen Verfahren setzt jedoch ein präzises Verständnis der eigenen finanziellen Lage sowie rechtliche und betriebswirtschaftliche Beratung voraus.
Gerade in einem Versorgungsbereich wie dem Apothekenwesen, das eng mit öffentlicher Gesundheit verknüpft ist, spielt die Sicherung betrieblicher Stabilität eine systemische Rolle. Der Einsatz rechtlicher Sanierungswege erlaubt es, Versorgungslücken zu vermeiden, ohne auf ein vollständiges Marktversagen zu warten. Statt einer späten Reaktion auf drohende Insolvenz können Apotheken durch frühes Handeln die wirtschaftliche Kontrolle bewahren und die eigene Unabhängigkeit sichern. Damit wird die Sanierung zu einem integralen Bestandteil einer verantwortungsvollen Unternehmensführung.
Der Einsatz gesetzlich geregelter Sanierungsverfahren markiert einen Paradigmenwechsel im Umgang mit wirtschaftlichen Krisen im Apothekenwesen. Statt Insolvenz als unausweichlichen Endpunkt zu akzeptieren, eröffnen sich Möglichkeiten zur präventiven Restrukturierung, die bislang jedoch zu selten genutzt werden. Das liegt weniger an der juristischen Komplexität als an kulturellen Barrieren und strukturellen Informationsdefiziten. Die Instrumente sind vorhanden, aber der Zugang bleibt für viele unklar. Das Versäumnis liegt auch bei den Berufsvertretungen, die nicht ausreichend über rechtliche Handlungsoptionen aufklären und praktische Anwendung fördern.
Der politische Rahmen schafft zwar die rechtlichen Bedingungen, doch ohne strategische Vermittlung bleibt das Gesetz wirkungslos. Es fehlt an systematischer Schulung, wirtschaftlicher Frühwarnung und flächendeckender Begleitung für Betriebe in kritischen Lagen. Gerade weil Apotheken eine tragende Rolle in der Grundversorgung einnehmen, muss ihre wirtschaftliche Stabilität als Teil der Gesundheitsstruktur begriffen werden. Wer hier versagt, riskiert langfristige Versorgungslücken, die später nur unter hohen Kosten kompensiert werden können.
Die Nutzung des Restrukturierungsrahmens ist keine Niederlage, sondern Ausdruck ökonomischer Weitsicht. Wer frühzeitig handelt, schützt nicht nur den eigenen Betrieb, sondern trägt zur Sicherung der dezentralen Gesundheitsversorgung bei. Damit das gelingt, braucht es eine politische und gesellschaftliche Neubewertung der Sanierung als Instrument der Stabilisierung. Apotheken verdienen nicht nur Anerkennung für ihre Rolle im Gesundheitswesen, sondern auch Zugang zu den Mitteln, mit denen sie ihre Existenz sichern können. Rechtliche Sanierungsverfahren sind ein Werkzeug der Gegenwart, das nicht länger ungenutzt bleiben darf.
Luforbec sorgt für Reiz
Seit der Markteinführung des Asthma- und COPD-Präparats Luforbec im Jahr 2023 sind bei der Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) vermehrt Hinweise auf Nebenwirkungen eingegangen. Betroffene berichten über akuten Hustenreiz und starke Rachenreizung im direkten zeitlichen Zusammenhang mit der Anwendung des Generikums, das die Wirkstoffe Beclometason und Formoterol enthält. Besonders auffällig ist: In 20 von 27 gemeldeten Fällen hatten die Patientinnen und Patienten zuvor das Originalpräparat Foster erhalten. Nach der Umstellung im Rahmen von Rabattverträgen traten die Beschwerden neu auf – und verschwanden nach Rückkehr zum Original vollständig.
Luforbec ist zugelassen zur Dauertherapie bei Asthma und zur symptomatischen Behandlung bei schwerer COPD. In Fachinformationen beider Präparate sind Husten und Reizungen als gelegentliche Nebenwirkungen benannt. Dennoch ergibt sich aus der vorliegenden Analyse ein auffälliges Bild: Während es zu Foster lediglich drei Meldungen auf 236 Anwendungen gab, entfielen auf Luforbec 15 Beschwerden bei lediglich 27 Meldungen. Die AMK erkennt damit ein disproportional häufiges Auftreten von Atemwegsreizungen unter dem Generikum.
Ein möglicher Erklärungsansatz liegt in der Zusammensetzung der Inhalationslösung. Beide Präparate enthalten dieselbe Wirkstoffkombination, unterscheiden sich jedoch in der Wahl des pH-Stabilisators: Luforbec verwendet Maleinsäure, Foster hingegen Salzsäure. Laut Hersteller ist die eingesetzte Menge an Maleinsäure mit 1,7 Mikrogramm pro Hub zu gering, um eine klinisch relevante Reizwirkung hervorzurufen. Auch seien die Sprühparameter der Produkte bioäquivalent.
Der Hersteller verweist stattdessen auf mögliche psychogene Faktoren: Verunsicherung bei der Umstellung, mangelnde Schulung oder technische Unterschiede beim Inhalator könnten die Beschwerden beeinflussen. Auch Anwendungsfehler und psychologische Widerstände gegen den Austausch eines bekannten Präparats werden diskutiert. Die Nationale Versorgungsleitlinie Asthma hebt ebenfalls die Risiken bei unbegleiteter Präparateumstellung hervor.
Apotheken stehen damit im Zentrum der Problemlage. Sie müssen nicht nur aufklären, sondern auch die inhalative Therapie begleiten und bei Nebenwirkungen rasch reagieren. Eine gezielte Schulung zur Inhalationstechnik, Hinweise zur Pflege des Geräts und die frühzeitige Erkennung mangelnder Therapiekontrolle gehören zu den Maßnahmen, die Beschwerden vermeiden helfen können. Auch kann die Anwendung eines Spacers sinnvoll sein, um Reizungen zu minimieren.
Die vorliegenden Berichte unterstreichen, dass Wirkstoffgleichheit allein nicht genügt, um gleichwertige Therapieerfahrungen sicherzustellen. Die Substitution etablierter inhalativer Systeme bedarf einer sorgfältigen Begleitung, insbesondere bei chronischen Atemwegserkrankungen mit hohem Schulungsbedarf.
Die Häufung von Nebenwirkungen nach Umstellung auf Luforbec zeigt exemplarisch, wie eng pharmazeutische Gleichwertigkeit und praktische Therapietreue verknüpft sind. Zwar erfüllen Generika wie Luforbec alle formalen Anforderungen hinsichtlich Bioäquivalenz und Wirkstoffidentität, doch die Realität in der Versorgung ist komplexer. Wenn 19 von 20 Betroffenen nach Rückkehr zum Original beschwerdefrei sind, liegt die Vermutung nahe, dass mehr als nur subjektive Wahrnehmung im Spiel ist.
Hier zeigt sich die strukturelle Schwäche einer Generikapolitik, die auf Einsparung ohne Einbindung der Praxis setzt. Rabattverträge führen zu häufigen Präparatewechseln – nicht selten ohne Rücksprache mit den Patientinnen und Patienten. In der Folge werden Verträglichkeit und Therapiesicherheit dem Systemzwang untergeordnet. Dass Inhalationsgeräte besonders sensibel auf Anwendung und Patientengewohnheit reagieren, wird dabei ignoriert. Der Verweis auf psychogene Ursachen ist bequem, entbindet aber nicht von der Verantwortung für die Konsequenzen wechselbedingter Beschwerden.
Besonders kritisch ist die Lage für Apotheken, die als Schnittstelle zwischen Systemlogik und Patientenerfahrung agieren. Sie tragen die Verantwortung für Beratung, Schulung und Schadensbegrenzung, obwohl sie weder die Rabattverträge verhandeln noch Alternativen anbieten können. Die aktuelle Situation um Luforbec macht deutlich: Eine wirksame Arzneimitteltherapie ist mehr als die chemische Übereinstimmung zweier Produkte. Es braucht Praxisnähe, Kommunikation und die Bereitschaft, Patientenerfahrungen ernst zu nehmen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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