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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Hoffnung auf Entlastung, doch die Realität bleibt widersprüchlich: Die angekündigten Maßnahmen zur Stärkung der Apotheken klingen ambitioniert – höhere Honorare, weniger Bürokratie, mehr Verantwortung in der Versorgung. Doch sie stehen unter Vorbehalt, sollen frühestens 2027 greifen und bleiben ohne gesicherte Finanzierung. Das ABDA-Zukunftskonzept wirkt mutlos und bleibt hinter internationalen Standards zurück. Währenddessen setzt der Markt längst andere Zeichen: Mit dm steigt ein neuer, digital aufgestellter Konkurrent in den OTC-Versandhandel ein. Zwischen politischer Unentschlossenheit und wachsender Konkurrenz droht der Apothekenalltag weiter aus dem Gleichgewicht zu geraten – mit spürbaren Folgen für Versorgung, Personal und Standortsicherheit.
Die gesundheitspolitische Debatte um die Zukunft der Apotheken in Deutschland hat mit der Vorlage des Koalitionsvertrags der neuen schwarz-roten Bundesregierung sowie dem fast zeitgleich veröffentlichten ABDA-Zukunftskonzept neue Impulse erhalten – allerdings ohne echte Klarheit für die betroffenen Akteure. Während politische Entscheidungsträger und Standesvertretungen Fortschritte beschwören, bleiben zentrale Fragen zur Finanzierung, Umsetzung und strategischen Einbindung der Apotheken unbeantwortet. Parallel dazu erhöht sich der wirtschaftliche Druck auf die Branche durch neue Marktbewegungen und fortschreitende Digitalisierung, ohne dass diese Entwicklungen in den vorgelegten Konzepten ausreichend reflektiert werden.
Im Fokus der politischen Reformankündigungen steht die geplante Anhebung des Apothekenfixums: 9,50 Euro sollen es künftig bundesweit sein, in strukturschwachen Regionen sogar bis zu 11 Euro. Erstmals will sich der Staat aus der direkten Verantwortung für die Honorarentwicklung zurückziehen und die Preisverhandlungen dem GKV-Spitzenverband und dem Deutschen Apothekerverband überlassen. Begleitet werden diese Vorschläge von einem angekündigten Bürokratieabbau, der Vereinfachung der Arzneimittelabgabe, einer einheitlichen Regelung für Versand- und Präsenzapotheken sowie der vagen Perspektive, Apotheken stärker in Präventionsleistungen einzubinden. Das Berufsfeld des Apothekers soll aufgewertet und stärker als Heilberuf positioniert werden.
Doch bei genauerer Prüfung wird deutlich: Alle Maßnahmen sind an eine positive Haushaltslage gekoppelt. Im Vertrag findet sich unmissverständlich der Hinweis, dass sämtliche Vorhaben unter Finanzierungsvorbehalt stehen. Über deren tatsächliche Umsetzung soll erst eine Expertenkommission entscheiden, deren Empfehlungen frühestens 2027 erwartet werden. Dies stellt einen erheblichen Unsicherheitsfaktor dar, denn bereits jetzt leiden viele Apotheken unter massivem wirtschaftlichem Druck. Rund 500 Apotheken haben allein im vergangenen Jahr geschlossen. Die Aussicht auf eine frühestens in zwei Jahren greifende Reform wird von vielen als Hinhaltetaktik gewertet.
Auch der begleitende Koalitionsoptimismus in Richtung Digitalisierung stößt auf Skepsis. Die elektronische Patientenakte (ePA), als zentrales Element digitaler Gesundheitsversorgung gedacht, wird weiterhin nur schleppend eingeführt. Vertragsärzte sind nicht verpflichtet, sie aktiv zu nutzen. Eine verpflichtende Nutzung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben – mit der Folge, dass eine flächendeckende Digitalisierung der Versorgung erneut auf der Stelle tritt.
Parallel zu den politischen Diskussionen hat die ABDA mit ihrem neuen Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“ ein Konzept vorgestellt, das in Umfang und Inhalt hinter vielen Erwartungen zurückbleibt. Zwar wird die Apothekenkompetenz in Einzelfällen erweitert – etwa durch erleichterten Zugang zu rezeptpflichtigen Arzneimitteln in Notfällen – doch auf zentrale Fragen der Versorgungssicherheit, Digitalisierung oder flächendeckenden Etablierung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen fehlen klare Antworten. Telepharmazie, wie sie international bereits in der Praxis ist, wird nicht adressiert. Auch die Einbindung der Apotheken in moderne Versorgungskonzepte wie „Pharmacy First“, das etwa in Großbritannien mit Erfolg läuft, sucht man im Konzept vergeblich.
Das Papier, das mit einstimmiger Zustimmung der 34 Mitgliedsorganisationen verabschiedet wurde, spiegelt vor allem den kleinsten gemeinsamen Nenner wider. Hinter den Kulissen soll es zu intensiven Auseinandersetzungen zwischen Kammern und Verbänden gekommen sein. Einigen Organisationen gingen die Vorschläge nicht weit genug, anderen waren sie bereits zu ambitioniert. Das Ergebnis ist ein Dokument, das viele Punkte aus dem ursprünglichen Impulspapier deutlich abgeschwächt hat und sich primär durch vorsichtige Formulierungen und geringe Verbindlichkeit auszeichnet.
Besonders kritisch wird die Frage nach der praktischen Umsetzung bewertet. Die vorgesehenen Aufgaben bedeuten für die Apotheken zusätzliche Arbeitsbelastung – in einem Umfeld, das bereits unter Personalmangel leidet. Auch hier gilt: Ohne verbindliche finanzielle Gegenleistung bleibt der Anreiz zur Umsetzung gering. Die ABDA selbst betont, dass zusätzliche Leistungen nur dann erbracht werden können, wenn zuvor eine Anpassung des Fixums erfolgt. Doch dieses ist – ebenso wie der gesamte Maßnahmenkatalog – bislang nicht abgesichert.
Gleichzeitig verschärft sich die Marktsituation weiter. Die Drogeriekette dm hat angekündigt, noch in diesem Jahr mit einem digitalen Marktplatz für rezeptfreie Arzneimittel in den Versandhandel einzusteigen. Die Logistik wird über ein tschechisches Verteilzentrum abgewickelt, die Bestellung erfolgt über die hauseigene Plattform. Zwar beteuert das Unternehmen, keine Konkurrenz zu Apotheken sein zu wollen, doch die Zielgruppe ist identisch – ebenso wie das Sortiment. Der geplante Markteintritt stellt damit eine direkte wirtschaftliche Bedrohung für viele Vor-Ort-Apotheken dar, insbesondere in einem Segment, das bislang als sicheres Umsatzfundament galt.
Auch auf Landesebene wächst die politische Aufmerksamkeit für die prekären Rahmenbedingungen in der Apothekenlandschaft. Im sächsischen Landtag wurde ein Antrag der Linksfraktion behandelt, der konkrete Maßnahmen gegen das Apothekensterben forderte. Während Apothekenvertreter vor dem Gesundheitsausschuss die wirtschaftliche Notlage belegten, zeigten sich Vertreter der Krankenkassen ablehnend gegenüber einer Honoraranpassung und wiesen strukturelle Ursachen für Filialschließungen zurück – eine Einschätzung, die bei den politischen Initiatoren des Antrags auf Unverständnis stieß.
Derweil zeichnet sich auch ein personeller Umbruch in der Berufsvertretung ab. Thomas Benkert wird sein Amt als Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer zum Juni niederlegen. Mit Franziska Scharpf steht eine erfahrene Funktionärin als Nachfolgerin bereit, die möglicherweise neue Impulse in der Standespolitik setzen könnte. Der Verband der Zytostatika-Apotheker (VZA) bringt unterdessen die Idee einer „Apotheken-GmbH“ ins Spiel – eine neue Rechtsform, die auf die besonderen Anforderungen pharmazeutischer Spezialversorgung zugeschnitten sein soll. Auch hier bleibt offen, ob sich dieser Vorschlag politisch durchsetzen lässt.
Die Apothekerschaft in Deutschland wird aktuell von zwei Seiten gleichzeitig unter Druck gesetzt: Auf der einen Seite gibt es politische Reformversprechen, die mit langen Zeithorizonten und vagen Finanzierungszusagen wenig greifbare Perspektiven bieten. Auf der anderen Seite steht ein sich rasant verändernder Markt, in dem neue, kapitalstarke Anbieter in bislang geschützte Segmente vordringen. Beide Entwicklungen bedrohen die Stabilität der bestehenden Apothekenstruktur.
Der Koalitionsvertrag klingt zunächst wie eine Sammlung wohlmeinender Absichtserklärungen – Bürokratieabbau, Honorarverhandlungen, Gleichstellung von Versand- und Präsenzapotheken. Doch die Tatsache, dass alles unter Finanzierungsvorbehalt steht und konkrete Maßnahmen frühestens 2027 erwartet werden, entwertet diese Zusagen erheblich. Die geplante Expertenkommission mag politische Notwendigkeiten abfedern, bringt aber keine kurzfristige Entlastung für wirtschaftlich angeschlagene Betriebe.
Gleichzeitig bleibt das ABDA-Zukunftskonzept hinter den Entwicklungen in anderen europäischen Ländern deutlich zurück. Es fehlt an Innovation, Mut zur Digitalisierung und konkreter strategischer Ausrichtung. Dass Telepharmazie nicht einmal als Zukunftsthema auftaucht, ist symptomatisch für die Vermeidung unbequemer Reformen. Statt wegweisender Konzepte wird ein Minimalprogramm verabschiedet, das in der Umsetzung scheitern könnte – nicht zuletzt an der mangelnden Finanzierung und am fehlenden Personal.
Die Markterweiterung durch dm ist dabei kein Nebenschauplatz, sondern ein strategischer Vorstoß, der dem Apothekenmarkt entscheidende Umsatzanteile entziehen könnte. Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Die politischen Strukturen wirken träge, die standespolitischen Antworten zögerlich. Wenn selbst im rezeptfreien Bereich die wirtschaftliche Basis schwindet, geraten viele Apotheken an die Belastungsgrenze.
Der Reformwille in Politik und Standesvertretung ist erkennbar, aber die Mittel reichen nicht aus. Es braucht keine weiteren Ankündigungen, sondern konkrete, finanziell unterlegte Maßnahmen. Ohne diese werden die strukturellen Erosionsprozesse ungebremst weiterlaufen – mit langfristigen Folgen für die Versorgungssicherheit, die berufliche Attraktivität und das gesellschaftliche Vertrauen in die flächendeckende Arzneimittelversorgung. Die Zeit drängt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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