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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Versicherungen, Reformen und ungenutzte Potenziale

BU-Ehrlichkeit, neue Grippeimpfstoffe, EuGH-Urteil – wirtschaftlicher Druck und politische Hürden prägen den Berufsalltag

Die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen und bei den freien Berufen spiegeln eine Mischung aus Chancen und Herausforderungen wider. Apotheker stehen besonders im Fokus: von der unverzichtbaren Ehrlichkeit bei Berufsunfähigkeitsversicherungen bis hin zu wirtschaftlichen Problemen, die die Existenz vieler Betriebe bedrohen. Gleichzeitig bieten neue Grippeimpfstoffe, pharmazeutische Dienstleistungen und innovative Strategien enorme Möglichkeiten, die Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem zu stärken. Doch politische Blockaden und ungenutzte finanzielle Ressourcen hemmen Fortschritte. Auf europäischer Ebene wirft das EuGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot Fragen zur Autonomie freier Berufe auf. Inmitten dieser Dynamik wird deutlich, dass kluge Reformen und entschlossene Maßnahmen dringend nötig sind, um langfristig Stabilität und Innovation zu sichern.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung stellt für viele Apotheker eine essentielle Absicherung dar, um ihre finanzielle Existenz im Falle einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit zu gewährleisten. Die Tragweite dieser Versicherung wird jedoch häufig durch die Verpflichtung zur absoluten Ehrlichkeit bei Vertragsabschluss begleitet, wie ein aktuelles Gerichtsurteil eindrucksvoll zeigt. Ein Apotheker, der relevante Vorerkrankungen nicht angegeben hatte, musste feststellen, dass seine Leistungsansprüche aufgrund dieser Falschangaben abgelehnt wurden. Versicherer betonen die Bedeutung der Transparenz, da falsche Angaben nicht nur zur Vertragsauflösung führen können, sondern auch den Zugang zu notwendigen Leistungen in einer ohnehin schwierigen Lebenslage verhindern.

Während sich Apotheker mit Versicherungsfragen beschäftigen, bleibt die europäische Drogensituation weiterhin ein zentrales Thema. Cannabis bleibt die meistkonsumierte Droge in Europa, trotz zahlreicher Präventionsmaßnahmen und gesetzlicher Restriktionen. Besonders in Deutschland entfachen Diskussionen über die geplante Legalisierung erneut Debatten über die möglichen Auswirkungen auf den Schwarzmarkt und die gesundheitlichen Risiken. Gleichzeitig steigt die Bedrohung durch neue Substanzen, die oft kaum reguliert und deren langfristige Folgen schwer abschätzbar sind. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht mahnt, dass sowohl etablierte als auch neue Substanzen gleichermaßen ernst genommen werden müssen, um die gesundheitlichen und sozialen Schäden einzudämmen.

Parallel dazu gibt es positive Entwicklungen im Bereich der Grippeprävention. Ab der Saison 2025/26 wird ein neuer Impfstoff für ältere Menschen verfügbar sein. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat beschlossen, den Impfstoff Fluad in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufzunehmen, wodurch dieser für Personen ab 60 Jahren erstattungsfähig wird. Die Entscheidung basiert auf Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und soll den Schutz dieser vulnerablen Bevölkerungsgruppe vor den gravierenden Folgen von Influenza deutlich erhöhen.

Im Bereich der Finanzdienstleistungen steht das Rechenzentrum für Heilberufe unter intensiver Beobachtung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Nach der Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten fordert die Bafin umfassende Reformen und Nachbesserungen in der Unternehmensführung. Diese strukturellen Schwächen unterstreichen die Notwendigkeit einer strengeren Regulierung und Kontrolle, um das Vertrauen in die Abwicklung sensibler finanzieller Prozesse zu stärken.

Der Europäische Gerichtshof hat derweil die Unabhängigkeit freier Berufe gestärkt, indem er das Fremdbesitzverbot für Anwaltskanzleien bestätigt hat. Diese Entscheidung ermöglicht es den Mitgliedstaaten, finanzielle Beteiligungen rein wirtschaftlich motivierter Investoren an Anwaltskanzleien zu verbieten, um die Autonomie der Rechtsanwaltschaft zu schützen. Das Urteil unterstreicht die Bedeutung der Unabhängigkeit als wesentlicher Bestandteil des Allgemeinwohls.

Apotheken in Einkaufszentren stehen nicht nur vor wirtschaftlichen Herausforderungen, sondern auch vor erheblichen Sicherheitsrisiken. Ein effektives Feuerrisikomanagement wird in diesen dynamischen Umgebungen zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Geschäftsstrategie. Sensible Produkte und die gesundheitliche Verantwortung erhöhen die Bedeutung umfassender Brandschutzmaßnahmen, die weit über die reine Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinausgehen.

In Sachsen-Anhalt haben Apotheker beim Neujahrsempfang der Heilberufler ihre Sorgen über die wirtschaftliche Stabilität geäußert. Vertreter wie Mathias Arnold und Dr. Jens-Andreas Münch forderten dringend finanzielle Unterstützung, um drohende Apothekenschließungen zu verhindern. Die wirtschaftlichen Engpässe, die durch steigende Kosten und stagnierende Einnahmen entstehen, gefährden zunehmend die Versorgungssicherheit im ländlichen Raum.

Ein weiteres Problemfeld zeigt sich in der Nutzung von finanziellen Mitteln für pharmazeutische Dienstleistungen. Obwohl mehr als 400 Millionen Euro in entsprechenden Fonds bereitstehen, werden diese Mittel nur zögerlich abgerufen. Die pDL könnten als Alleinstellungsmerkmal die Position der Apotheken stärken, doch scheint es an der strategischen Umsetzung und Förderung dieser Angebote zu fehlen.

Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung hat Thomas Preis als neuer Präsident der ABDA einen ambitionierten Fünf-Punkte-Plan vorgestellt. Dieser zielt darauf ab, die Apothekenlandschaft in Deutschland zu stärken und eine kraftvolle berufsständische Vertretung zu gewährleisten. Die Prioritäten reichen von Reformen im Apothekenwesen bis hin zur Stärkung der Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung.

Der Start ins neue Jahr bringt für die Apothekenbranche jedoch weiterhin zahlreiche Herausforderungen mit sich. Die Einführung des Apothekenreformgesetzes steht im Mittelpunkt hitziger Diskussionen, da zentrale Punkte wie die Finanzierung weiterhin unklar sind. Politische Blockaden und wirtschaftliche Unsicherheiten erschweren eine dringend notwendige Stabilisierung und Weiterentwicklung des Apothekenmarkts.

Trotz dieser Widrigkeiten bleibt der Fokus auf Reformen und Verbesserungen bestehen, um die Apotheken als unverzichtbaren Bestandteil des Gesundheitswesens zu sichern. Die Kombination aus ökonomischen, regulatorischen und gesellschaftlichen Faktoren zeigt die Vielschichtigkeit der Aufgaben, die sowohl von den Apotheken als auch von der Politik in den kommenden Monaten bewältigt werden müssen.

Kommentar:

Die Themen, die hier angesprochen werden, zeichnen ein prägnantes Bild der Herausforderungen, vor denen nicht nur Apotheker, sondern auch andere Akteure im Gesundheitswesen und der freien Berufe stehen. Sie verdeutlichen, wie sehr wirtschaftliche, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte miteinander verflochten sind – und wie dringend ein gemeinsamer Lösungsansatz erforderlich ist.

Die Bedeutung der Ehrlichkeit bei der Berufsunfähigkeitsversicherung für Apotheker zeigt eindringlich, dass Transparenz nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine moralische Verpflichtung ist. Wer sich absichern will, darf die Risiken nicht kleinreden, denn Versicherer prüfen genau. Hier wird einmal mehr klar, dass Vertrauen ein fundamentaler Bestandteil der Beziehungen zwischen Kunden und Versicherern sein muss – ein Prinzip, das in der gesamten Branche gelten sollte.

Ebenso wird am Beispiel der Apotheken in Sachsen-Anhalt deutlich, wie gefährlich die wirtschaftliche Lage für die Versorgungssicherheit werden kann. Finanzielle Unterstützung und klare politische Reformen sind nicht optional, sondern essenziell. Die Apothekerschaft zeigt sich jedoch immer wieder als konstruktiver Gesprächspartner, der pragmatische und nachhaltige Lösungen einfordert – ein Ansatz, den die Politik nicht länger ignorieren darf.

Der neue ABDA-Präsident Thomas Preis hat dies erkannt und setzt mit seinem Fünf-Punkte-Plan wichtige Impulse. Doch die Geschichte zeigt: Ambitionierte Pläne scheitern oft an politischer Trägheit. Hier braucht es nicht nur Worte, sondern entschlossenes Handeln, um das Vertrauen der Apotheken in die politische Führung wiederherzustellen.

Gleichzeitig unterstreichen die Themen rund um die pharmazeutischen Dienstleistungen und das Feuerrisikomanagement, dass Innovation und Prävention Hand in Hand gehen müssen. Es reicht nicht, nur über Mittel oder Strategien zu sprechen – die Umsetzung ist entscheidend. Gerade im Bereich der pDL zeigt sich ein enormes ungenutztes Potenzial, das die Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem stärken könnte.

Abschließend verdeutlicht der EuGH mit seiner Entscheidung zum Fremdbesitzverbot bei Anwaltskanzleien die Relevanz der Unabhängigkeit freier Berufe. Diese Autonomie ist auch für Apotheken ein zentraler Wert, der geschützt werden muss. Wirtschaftliche Interessen dürfen niemals die fachliche Integrität gefährden.

Es liegt auf der Hand, dass die kommenden Monate entscheidend sein werden. Die Apothekerschaft hat immer wieder gezeigt, dass sie bereit ist, ihren Beitrag zu leisten – sei es durch innovative Dienstleistungen, wirtschaftliche Anpassungen oder gesellschaftliches Engagement. Nun liegt es an der Politik, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Apotheken in ihrer Rolle als unverzichtbare Säule des Gesundheitssystems zu stärken. Ein Zögern könnte fatale Folgen haben – für die Apotheken, die Patienten und die Gesellschaft als Ganzes.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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