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Apotheken-News: ePA-Rollout, Honoraranpassungen und Apothekensterben

Sicherheit, Digitalisierung und politische Weichenstellungen prägen die Zukunft der Apothekenbranche in Deutschland

Inmitten der digitalen Transformation des Gesundheitswesens rücken sowohl Chancen als auch Herausforderungen in den Vordergrund. Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) steht kurz bevor, konfrontiert jedoch mit schwerwiegenden Sicherheitsbedenken, die der Chaos Computer Club entschieden aufdeckt. Parallel dazu erlebt die Apothekenbranche in Deutschland eine strukturelle Krise, geprägt durch sinkende Apothekenzahlen und finanzielle Unsicherheiten, die den Ruf nach staatlichen Soforthilfen laut werden lassen. Währenddessen bahnen strategische Unternehmensübernahmen wie die von Cooper Consumer Health neue Wege in der Marktexpansion und stellen die Notwendigkeit einer robusten und innovativen Pharmapolitik dar. Mit bevorstehenden Kammerwahlen und Führungswechseln in den Apothekerkammern steht die Branche am Scheideweg: Wird sie die Gelegenheit nutzen, sich als zentraler Akteur in einer umfassend digitalisierten Gesundheitsversorgung zu etablieren?

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens steht die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) unmittelbar bevor, eine Entwicklung, die von Sicherheitsbedenken überschattet wird. Der Chaos Computer Club (CCC) hat gemeinsam mit weiteren Organisationen aus dem Gesundheitssektor erhebliche Sicherheitsmängel aufgedeckt, die auf dem 38. Chaos Communication Congress (38C3) durch die Experten Bianca Kastl und Martin Tschirsich detailliert präsentiert wurden. Diese Bedenken spiegeln sich in einem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wider, in dem dringende Nachbesserungen gefordert werden.

Parallel dazu durchläuft die Apothekenbranche in Deutschland eine Phase signifikanter Veränderungen. Angesichts eines Rückgangs der Apothekenzahlen seit 2012 fordern der Sächsische Apothekerverband (SAV) und die Sächsische Landesapothekerkammer (SLAK) ein Soforthilfeprogramm zur Bekämpfung des Apothekensterbens. Gleichzeitig steht die Anpassung der Honorare für die Abgabe von Substitutionsmitteln im Sichtbezug auf dem Plan, die eine Erhöhung von bisher 5,49 Euro auf 5,70 Euro plus Mehrwertsteuer vorsieht, um die steigenden Anforderungen und Kosten zu kompensieren.

Die politische Landschaft innerhalb der Apothekerkammern zeigt ebenso Bewegung. In Hessen zieht sich Ursula Funke, die langjährige Präsidentin der Apothekerkammer, aus dem Amt zurück, was die Wahl ihres Nachfolgers in ein neues Licht rückt. Ihre Entscheidung, nicht zur Wiederwahl anzutreten, begründet sie mit persönlichen Motiven und dem Wunsch nach Verjüngung in der Führungsriege. In einer überraschenden Wendung hat Dr. Christian Ude in Hessen die Wahl zum Kammerpräsidenten gegen Dr. Schamim Eckert gewonnen, was innerhalb der Kammer zu erheblichen Spannungen führte.

Die digitalen Herausforderungen beschränken sich nicht nur auf die Einführung der ePA. Cooper Consumer Health aus Frankreich setzt mit der Übernahme der OTC-Marken von Viatris auf Expansion in Deutschland und verstärkt seine Präsenz auf einem der größten Märkte für rezeptfreie Gesundheitsprodukte in Europa. Diese strategische Ausrichtung unterstreicht die Bedeutung digitaler und globaler Marktstrategien.

Nordrhein-Westfalen und andere Bundesländer arbeiten derweil an zukunftsorientierten Strategien zur Stärkung der Apotheken. Basierend auf einer Studie aus dem Jahr 2023, die 2024 aktualisiert wurde, konzentriert sich die Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) und den Apothekerkammern auf eine flächendeckende Arzneimittelversorgung und die Sicherung von Fachkräften. In diesem Kontext werden auch neue Regelungen zur Erweiterung der Impfkompetenzen von Apotheken diskutiert, die nicht nur Grippe- und COVID-19-Impfungen umfassen, sondern auch weitere Schutzimpfungen, um die ärztliche Versorgung zu entlasten und die Impfquote zu steigern.

Diese umfassenden Entwicklungen zeigen, dass die Apotheken in Deutschland sowohl vor erheblichen Herausforderungen als auch vor bedeutenden Chancen stehen. Das Management physischer und digitaler Ressourcen, die Anpassung an neue rechtliche Rahmenbedingungen und die Stärkung der Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung sind zentrale Themen, die in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden.

Kommentar:

Die derzeitigen Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen und speziell in der Apothekenbranche zeichnen ein Bild von Wandel und Herausforderung, das sowohl Risiken als auch Chancen birgt. Der bevorstehende Rollout der elektronischen Patientenakte (ePA) markiert einen entscheidenden Punkt in der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Die von Experten und Organisationen wie dem Chaos Computer Club geäußerten Sicherheitsbedenken sollten dabei nicht als Hindernisse, sondern als essenzielle Beiträge zur Optimierung dieses Systems verstanden werden. Diese offenen und kritischen Diskussionen sind unverzichtbar, um das Vertrauen der Bevölkerung in die digitale Transformation des Gesundheitswesens zu stärken.

Gleichzeitig steht die Apothekenbranche vor einer Strukturkrise. Der Ruf nach Soforthilfen in Sachsen und die Anpassung der Honorare für Sichtbezüge sind Symptome einer tieferen Problematik: der Notwendigkeit einer nachhaltigen und langfristig orientierten Unterstützung der Apotheken. Diese Einrichtungen sind mehr als nur Lieferanten von Medikamenten; sie sind vertrauensvolle Berater in Gesundheitsfragen und essenzielle Bestandteile der lokalen Gesundheitsinfrastruktur.

Die politische und gesellschaftliche Debatte sollte daher die Stärkung und den Erhalt der Apotheken in den Fokus rücken. Dies beinhaltet nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch die Erweiterung ihrer Dienstleistungen, wie die Impfkompetenzen zeigen. Es ist eine Gelegenheit, Apotheken als integralen Bestandteil einer proaktiven Gesundheitsvorsorge zu etablieren, die über die reine Medikamentenabgabe hinausgeht.

In diesem Kontext ist auch die strategische Expansion von Unternehmen wie Cooper Consumer Health ein Indikator für die Attraktivität des deutschen Marktes. Diese Entwicklungen erfordern jedoch eine kluge Regulierung, um sicherzustellen, dass die Digitalisierung und Globalisierung den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern, statt neue Barrieren zu schaffen.

Die anstehenden Kammerwahlen und die Führungswechsel bieten dabei eine Chance, frischen Wind in die Diskussionen zu bringen und innovative, zukunftsorientierte Ansätze zu fördern. Die Apothekenlandschaft in Deutschland ist an einem Wendepunkt angelangt, an dem entschlossen und weitsichtig gehandelt werden muss, um die Weichen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung zu stellen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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