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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Das Apothekennetz in Deutschland schrumpft weiter, mit einem historischen Tiefstand von nur noch 17.041 Apotheken im Jahr 2024, was einem Rückgang von rund drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In Sachsen ist die Lage besonders dramatisch, da hier keine neuen Apotheken eröffnet wurden und 27 Schließungen verzeichnet wurden. Gleichzeitig sorgt die angespannte Situation der Apothekennotdienste, auch in städtischen Gebieten, für zunehmende Unzufriedenheit, wie die jüngsten Forderungen von Bürgermeister Dr. Maximilian Bierie aus Hanau zeigen. Auch der Beruf der Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) steht unter Druck, da Nachwuchsmangel und hohe Abwanderungsraten die Branche belasten. Inmitten dieser Herausforderungen sorgt das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) für anhaltende Diskussionen zur Bewertung und Preisfindung von Arzneimitteln, die trotz ihrer 14-jährigen Geschichte weiterhin Anpassungen erfordern. In der Politik positioniert sich Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, als Kandidat für die Präsidentschaft der ABDA und sucht bereits den Dialog mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Währenddessen kämpft die Branche weiterhin mit den finanziellen Belastungen durch stagnierende Einnahmen und steigende Kosten. Auch in der Gesundheitsversorgung setzen Unternehmen wie Rossmann auf internationales Wachstum, was einen positiven Gegenpol zu den Schwierigkeiten im Apothekenmarkt darstellt. Gleichzeitig stellt Sanofi mit einer drastischen Preissenkung für den Hochdosis-Influenzaimpfstoff Efluelda seine Preisstrategie neu auf, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Die Grippewelle 2025 scheint bereits in vollem Gange zu sein, mit steigenden Influenza-Fällen, die die Gesundheitslandschaft weiter herausfordern.
Rekordrückgang: Deutschlands Apothekennetz wird immer dünner
Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist Ende 2024 auf ein historisches Tief gefallen. Mit 530 Schließungen im vergangenen Jahr sank die Gesamtzahl der Apotheken auf nur noch 17.041 – ein Rückgang von rund drei Prozent im Vergleich zu 2023. Gleichzeitig verzeichnete das Land lediglich 48 Neueröffnungen, die niedrigste Zahl in der Geschichte. Damit setzt sich der Negativtrend der vergangenen Jahre in alarmierendem Tempo fort.
Die Apothekendichte in Deutschland liegt mittlerweile bei nur noch 20 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Im Vergleich dazu beträgt der EU-Durchschnitt 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Deutschland verzeichnet damit die niedrigste Apothekenzahl seit 1978, als in Ost- und Westdeutschland zusammen 16.857 Apotheken betrieben wurden. Der Rückgang ist nicht nur ein statistisches Problem, sondern hat weitreichende Folgen für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zeigte sich besorgt über die anhaltende Entwicklung. „Mit jeder geschlossenen Apotheke wird die Versorgung dünner. Menschen müssen längere Wege zurücklegen und verlieren den direkten Zugang zu einer vertrauten Anlaufstelle,“ erklärte sie. Insbesondere die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien dafür verantwortlich, dass sich immer weniger junge Apothekerinnen und Apotheker dazu entschließen, eine eigene Apotheke zu eröffnen. „Die Unterfinanzierung der Apotheken ist seit Jahren bekannt, doch es mangelt an politischen Lösungen“, so Overwiening weiter.
Die aktuellen Zahlen aus den Kammerbezirken unterstreichen die Dramatik: Allein in Nordrhein schlossen 66 Apotheken, während nur fünf neue Betriebe eröffneten. Westfalen-Lippe verlor 57 Apotheken, in Niedersachsen reduzierte sich die Zahl um 39. Besonders drastisch ist die Situation in Bremen, wo keine einzige Neueröffnung registriert wurde. Noch stehen nicht alle regionalen Zahlen fest, doch der bisherige Trend lässt wenig Spielraum für Optimismus.
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl fordert die ABDA schnelle Maßnahmen zur finanziellen Stabilisierung der Apothekenstruktur. „Die Parteien müssen erkennen, dass die Gesundheitsversorgung ein zentrales Thema für die Wählerinnen und Wähler ist“, betonte Overwiening. Sie appellierte an die Politik, Vorschläge der Apothekerschaft, insbesondere zur stärkeren Einbindung in Präventionsarbeit, ernsthaft zu prüfen und gemeinsam umzusetzen. Ziel müsse es sein, die wohnortnahe Versorgung durch inhabergeführte Apotheken langfristig zu sichern.
Die geringe Zahl an Neueröffnungen verdeutlicht, dass junge Apothekerinnen und Apotheker das Risiko einer Gründung unter den aktuellen Bedingungen scheuen. Ohne schnelle Gegenmaßnahmen droht die Apothekenlandschaft in Deutschland weiter zu erodieren. Die Auswirkungen dieser Entwicklung könnten gravierend sein, insbesondere in ländlichen Regionen, wo Apotheken zunehmend aus der Fläche verschwinden.
Der alarmierende Rückgang der Apothekenzahlen ist nicht nur ein Problem für die Branche, sondern für die gesamte Gesellschaft. Während die Bevölkerung auf eine flächendeckende Versorgung angewiesen ist, scheint die Politik die Tragweite dieser Krise noch nicht vollständig erkannt zu haben. Seit Jahren wird über die chronische Unterfinanzierung der Apotheken gesprochen, konkrete Lösungen bleiben jedoch aus. Die Folge: Ein Beruf, der traditionell für seinen Beitrag zur Gesundheitsversorgung geschätzt wird, verliert zunehmend an Attraktivität.
Besonders die niedrige Zahl an Neueröffnungen ist ein Warnsignal. Junge Apothekerinnen und Apotheker sehen offenbar keine Perspektive in einer eigenen Existenzgründung. Angesichts steigender Kosten und stagnierender Honorare ist dies wenig verwunderlich. Doch ohne eine attraktive wirtschaftliche Basis für Gründungen wird sich der Trend weiter verschärfen.
Die Politik steht in der Verantwortung, endlich zu handeln. Es reicht nicht, auf die heilberufliche Verantwortung der Apothekerinnen und Apotheker zu verweisen, ohne ihnen die notwendige finanzielle Unterstützung zu gewähren. Die flächendeckende Arzneimittelversorgung muss als integraler Bestandteil der Daseinsvorsorge betrachtet und entsprechend gefördert werden. Ein stärkerer Fokus auf Prävention, verbunden mit einer fairen Vergütung, könnte ein erster Schritt sein, um die Branche wieder auf Kurs zu bringen.
Die Zeit drängt. Jede geschlossene Apotheke ist ein Verlust für die Menschen vor Ort – und ein Armutszeugnis für die Gesundheitspolitik.
Leistungsablehnung trotz Fristablauf: BU-Täuschung bleibt ohne Erfolg
Ein wegweisendes Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Braunschweig, das vom Bundesgerichtshof (BGH) bestätigt wurde, zeigt die Konsequenzen arglistiger Täuschung bei Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) auf. Selbst nach Ablauf der gesetzlichen Anfechtungsfrist bleibt eine Täuschung nicht folgenlos, wenn Versicherungsnehmer bewusst versuchen, das System zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Das Urteil stellt klar, dass die Grundprinzipien von Treu und Glauben über formalen Fristen stehen.
Im Mittelpunkt des Falls stand ein Versicherungsnehmer, der bei Abschluss seiner BU-Versicherung psychische Erkrankungen und entsprechende Behandlungen verschwiegen hatte, obwohl diese ausdrücklich abgefragt wurden. Ziel war es, bessere Versicherungsbedingungen zu erhalten. Als er später berufsunfähig wurde, meldete er den Versicherungsfall absichtlich erst drei Tage nach Ablauf der gesetzlichen Ausschlussfrist gemäß § 124 Abs. 3 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Nach den gesetzlichen Regelungen ist es einem Versicherer nach Ablauf dieser zehnjährigen Frist nicht mehr möglich, einen Vertrag wegen arglistiger Täuschung anzufechten.
Das Verhalten des Versicherungsnehmers wurde von den Gerichten jedoch als schwerwiegender Verstoß gegen die Grundsätze des Vertragsrechts gewertet. Das OLG Braunschweig stellte in seinem Urteil fest, dass der Versicherungsnehmer bereits ein Jahr vor der verspäteten Meldung Kenntnis von seiner Berufsunfähigkeit hatte. Besonders belastend war die Feststellung, dass der Versicherungsnehmer denselben Fall bei einem anderen Versicherer fristgerecht gemeldet hatte. Dieses Vorgehen wurde als klarer Beleg für die vorsätzliche Umgehung des Anfechtungsrechts bewertet. Der Versicherer verweigerte daher die Zahlung und begründete dies mit einem groben Verstoß gegen Treu und Glauben.
Das OLG Braunschweig schloss sich der Argumentation des Versicherers an und entschied, dass der Ablauf der Anfechtungsfrist nicht dazu führen dürfe, dass arglistiges Verhalten ungeahndet bleibt. Der 11. Zivilsenat wies die Berufung des Versicherungsnehmers zurück und stellte klar, dass die gezielte Vereitelung von Rechten des Versicherers auch nach Fristablauf einen Ausschluss von Leistungen rechtfertigt. Der Bundesgerichtshof bestätigte diese Entscheidung mit Beschluss vom 23.10.2024 und wies die Beschwerde des Versicherungsnehmers gegen die Nichtzulassung der Revision zurück. Damit setzte das Gericht ein klares Zeichen gegen den Missbrauch von Fristen und stärkte die Rechte der Versicherer.
Das Urteil hat weitreichende Bedeutung für Versicherungsnehmer, insbesondere in gesundheitlich sensiblen Berufen wie Apotheker. Es verdeutlicht die Bedeutung von Ehrlichkeit und Transparenz bei der Beantragung von Versicherungen sowie bei der Meldung von Versicherungsfällen. Versicherungsnehmer sollten ihre Angaben sorgfältig prüfen und sich im Zweifel von einem Experten beraten lassen, um rechtliche Auseinandersetzungen und finanzielle Nachteile zu vermeiden.
Das Urteil des OLG Braunschweig, bestätigt durch den BGH, ist ein klares Signal an Versicherungsnehmer: Arglistige Täuschung und der Versuch, Fristen gezielt auszunutzen, werden nicht toleriert. Es zeigt, dass das Prinzip von Treu und Glauben auch dann eine zentrale Rolle spielt, wenn formale Fristen bereits abgelaufen sind. Das Urteil stärkt die Position der Versicherer und setzt zugleich hohe Maßstäbe für die Verantwortung und Transparenz der Versicherungsnehmer.
Berufsunfähigkeitsversicherungen sind eine der wichtigsten Absicherungen, insbesondere für Menschen in Berufen mit hohen Belastungen wie Apotheker. Sie bieten eine essenzielle finanzielle Unterstützung, wenn die Ausübung des Berufs aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich ist. Doch wie dieses Urteil zeigt, basiert diese Absicherung auf Vertrauen und korrekten Angaben. Wer bei Vertragsabschluss relevante Informationen verschweigt oder bewusst ungenaue Angaben macht, riskiert den Verlust der Versicherungsleistungen – und dies zu Recht.
Der vorliegende Fall unterstreicht zudem die Bedeutung einer frühzeitigen und wahrheitsgemäßen Meldung von Versicherungsfällen. Versicherungsnehmer, die versuchen, Fristen strategisch auszunutzen, handeln nicht nur unethisch, sondern gefährden auch die Stabilität des gesamten Versicherungssystems. Das Urteil macht deutlich, dass solche Handlungen nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch rechtlich sanktioniert werden.
Für Berufsgruppen wie Apotheker, die oft unter hoher Arbeitsbelastung und psychischen Herausforderungen stehen, sollte dieses Urteil ein Anstoß sein, Versicherungsangelegenheiten mit größter Sorgfalt zu behandeln. Ehrlichkeit bei der Antragstellung und eine lückenlose Dokumentation der Gesundheitsgeschichte sind nicht nur rechtlich geboten, sondern auch im eigenen Interesse unverzichtbar.
Gleichzeitig zeigt das Urteil, wie wichtig eine professionelle Beratung ist. Versicherungsexperten können helfen, Gesundheitsfragen korrekt und vollständig zu beantworten, ohne dass dies automatisch zu Nachteilen für den Versicherungsnehmer führt. Sie können zudem dabei unterstützen, Fristen und Verpflichtungen einzuhalten, um im Ernstfall abgesichert zu sein.
Das Urteil setzt nicht nur einen Präzedenzfall, sondern dient auch als Leitlinie für den Umgang mit Versicherungsverträgen. Transparenz und Verantwortungsbewusstsein sind die Basis eines funktionierenden Versicherungssystems. Versicherungsnehmer sollten daher verstehen, dass ein bewusster Täuschungsversuch nicht nur die eigene Absicherung gefährdet, sondern auch die Grundlage des Vertrauens in das Versicherungssystem insgesamt untergräbt. Ehrlichkeit und Offenheit zahlen sich letztendlich immer aus – sowohl moralisch als auch finanziell.
Ungleiche Notdienstverteilung: Bürgermeister fordert gerechtere Versorgung
Die Versorgungslage durch Apothekennotdienste verschärft sich zunehmend, nicht nur in ländlichen Regionen. Auch Städte sehen sich immer häufiger mit Einschränkungen konfrontiert. Ein prominentes Beispiel ist Hanau in Hessen. Dort äußert Bürgermeister Dr. Maximilian Bierie (SPD) deutliche Kritik an den aktuellen Regelungen der Notdienstverteilung. Aus seiner Sicht sei die Grenze der Zumutbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger überschritten.
Seit Januar setzen mehrere Bundesländer auf neue, teils KI-gestützte Systeme zur Optimierung der Notdienstverteilung. Hessen führte die Umstellung bereits vor einem Jahr durch, Bayern folgte zuletzt, während Baden-Württemberg ebenfalls ein digital unterstütztes Modell eingeführt hat. Ziel der Änderungen ist eine effizientere Organisation und Entlastung der Apotheken, insbesondere in strukturschwachen Gebieten. Doch diese Systeme stoßen nicht überall auf Zustimmung.
Bierie fordert konkrete Maßnahmen, um Städte wie Hanau besser zu versorgen. „Die medizinische Grundversorgung muss auch in urbanen Gebieten rund um die Uhr sichergestellt sein“, betont der Bürgermeister. Aus seiner Sicht benötigen Städte einen festgelegten Notdienstplan, der auf die Bedürfnisse dicht besiedelter Gebiete zugeschnitten ist.
Apothekeninhaberinnen und -inhaber reagieren unterschiedlich auf die Forderungen. Während einige Verständnis zeigen, sehen andere in Bieries Vorstoß eine einseitige Sichtweise. „Die Belastung für Apotheken ist ohnehin enorm hoch“, erklärt ein Apotheker aus der Region. „Eine Rückkehr zu alten Modellen würde die Probleme nur verschieben, nicht lösen.“ Die Apothekerkammern verteidigen die Systeme als notwendig, um sowohl auf dem Land als auch in Städten eine ausgewogene Versorgung zu gewährleisten.
Die Diskussion zeigt, wie tief die Herausforderungen in der Apothekenlandschaft greifen. Der Ruf nach mehr Unterstützung durch die Politik wird lauter, doch eine umfassende Lösung ist weiterhin nicht in Sicht.
Der Vorstoß von Hanauer Bürgermeister Bierie macht deutlich, dass die Probleme der Apothekenversorgung längst nicht mehr auf ländliche Regionen beschränkt sind. Der Einsatz neuer Systeme zur Notdienstverteilung mag auf Effizienz abzielen, doch er offenbart auch Schwachstellen, insbesondere in Städten mit hoher Bevölkerungsdichte. Bieries Forderung nach einer festen Regelung für städtische Notdienste ist nachvollziehbar, doch sie ignoriert die ohnehin angespannte Lage der Apotheken.
Das eigentliche Problem liegt tiefer: Der wirtschaftliche Druck auf Apotheken wächst, und viele kämpfen mit Personalmangel und steigenden Kosten. Ein starres Notdienstsystem allein wird diese strukturellen Schwierigkeiten nicht lösen. Es bedarf eines ausgewogenen Ansatzes, der sowohl Städte als auch ländliche Regionen berücksichtigt, ohne die Apotheken weiter zu überlasten.
Die Politik steht in der Verantwortung, gemeinsam mit den Apothekenkammern Lösungen zu entwickeln, die nicht nur kurzfristig Entlastung schaffen, sondern langfristig eine flächendeckende Versorgung sichern. Hier sind kreative Ansätze gefragt, beispielsweise eine stärkere Integration von Telepharmazie oder gezielte finanzielle Unterstützung für Notdienste. Bieries Kritik sollte als Weckruf dienen – aber nicht für eine Rückkehr zu alten Systemen, sondern für die Entwicklung zukunftsfähiger Lösungen.
AMNOG: 14 Jahre zwischen Innovation und Kritik – Herausforderungen in der Nutzenbewertung
Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) prägt seit 14 Jahren die Bewertung und Preisfindung neuer Arzneimittel in Deutschland. Wie eine Analyse des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) zeigt, hat sich das Gesetz in der Praxis bewährt, offenbart jedoch weiterhin Schwächen, die eine Anpassung dringend erforderlich machen.
Seit Inkrafttreten des AMNOG wurden bis Ende 2023 insgesamt 922 Nutzenbewertungsverfahren durchgeführt. Davon waren 802 Erstbewertungen, bei denen rund die Hälfte der untersuchten Wirkstoffe einen Zusatznutzen attestiert bekam. Dennoch enden viele Verfahren ohne Zusatznutzen – oft aufgrund methodischer oder formaler Probleme, die nicht selten in einer unzureichenden Datenauswertung begründet liegen. Diese Ergebnisse werfen Fragen auf, inwiefern die Verfahren sowohl den wissenschaftlichen Anforderungen als auch den Bedürfnissen der Patienten gerecht werden.
Deutschland bleibt trotz Kritik ein Spitzenreiter in der Verfügbarkeit innovativer Arzneimittel. 88 Prozent der zwischen 2019 und 2022 in der EU eingeführten Medikamente sind auch hierzulande verfügbar. Mit einer durchschnittlichen Erstattungsdauer von 126 Tagen bietet Deutschland im europäischen Vergleich schnelle Marktzugänge. Jedoch zeigt sich, dass seit Einführung des Gesetzes 49 Therapien vom Markt genommen wurden, davon 45 nach Abschluss der Preisverhandlungen.
Besonders die Preisfindung bleibt ein Reizthema. Laut der BPI-Analyse läuft die Nutzenbewertung grundsätzlich zuverlässig, doch Konstruktionsmängel behindern nachhaltige Lösungen. Die Einführung des Medizinforschungsgesetzes (MFG) könnte mit seinen Lockerungen der sogenannten AMNOG-Leitplanken eine dringend benötigte Flexibilität bringen. Diese Leitplanken regeln unter anderem, dass neue Arzneimittel trotz Zusatznutzens nicht teurer sein dürfen als bestehende Vergleichstherapien. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Regelung den Zusatznutzen als Kern des AMNOG-Verfahrens entwerte.
Zukünftig wird die europäische Nutzenbewertung (EU-HTA), die ab Januar 2024 eingeführt wird, neue Dynamiken bringen. Ziel der EU-HTA ist es, eine einheitliche klinische Bewertung für neue Arzneimittel in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten zu schaffen. Diese könnte den administrativen Aufwand reduzieren und die Effizienz steigern. Ob das ambitionierte Projekt jedoch den regulatorischen Aufwand rechtfertigt, bleibt abzuwarten.
Das AMNOG hat sich als solides Fundament für die Arzneimittelbewertung erwiesen, doch seine Schwächen können nicht ignoriert werden. Die Balance zwischen Kostenkontrolle und Zugang zu Innovationen bleibt eine Gratwanderung, die einer ständigen Justierung bedarf.
Die hohe Verfügbarkeit neuer Medikamente in Deutschland zeigt, dass das Gesetz in Teilen funktioniert. Gleichzeitig legen die zahlreichen Verfahren ohne Zusatznutzen offen, dass methodische Anforderungen und bürokratische Hürden immer noch ein Hemmschuh für Fortschritte sind. Die Lockerungen der Leitplanken durch das MFG könnten einen Ausgleich schaffen, dürfen jedoch nicht auf Kosten des Zusatznutzens gehen, der das Herzstück des Verfahrens bleiben muss.
Die Einführung der EU-HTA bietet die Chance, europäische Standards zu setzen und Prozesse zu harmonisieren. Deutschland sollte jedoch darauf achten, dass nationale Stärken nicht zugunsten eines bürokratischen Flickwerks aufgegeben werden. Letztlich wird sich die Zukunft des AMNOG daran messen lassen, wie flexibel und zukunftsorientiert es sich den wachsenden Herausforderungen anpasst.
Thomas Preis positioniert sich bei Lauterbach als Abda-Präsidentenkandidat
Beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln trafen rund 400 Gäste aufeinander, darunter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR). Preis nutzte die Veranstaltung, um sich als Kandidat für das Amt des Präsidenten der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) zu positionieren und suchte das Gespräch mit Lauterbach.
Im Zentrum des Austauschs standen die Herausforderungen in der Gesundheitspolitik, insbesondere die angespannte Situation in der Arzneimittelversorgung und die wirtschaftlichen Probleme der Apotheken. Wie der AVNR berichtete, forderte Preis deutliche Verbesserungen für die wirtschaftliche Lage und die Arbeitsbedingungen in Apotheken sowie eine stärkere Wertschätzung des Berufsstands. Diese Punkte seien essenziell, um den Beruf attraktiver zu machen, vor allem für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Preis unterstrich, dass es unabhängig von der politischen Führung im Bundesgesundheitsministerium notwendig sei, die Interessen der öffentlichen Apotheken entschlossen und geschlossen zu vertreten.
Mit seiner klaren Botschaft stellte Preis die drängenden Probleme der Apotheken in den Vordergrund. Konkrete Details über die Inhalte des Gesprächs mit Lauterbach wurden nicht bekannt. Dennoch signalisierte Preis mit seiner Präsenz und seinen Aussagen, dass er die Herausforderungen des Berufsstands auf nationaler Ebene angehen will. Seine Kandidatur als Abda-Präsident scheint Teil einer Strategie zu sein, die Zukunft der Apotheken aktiv mitzugestalten und die politische Aufmerksamkeit auf die Belange der Branche zu lenken.
Der Neujahrsempfang bot Preis nicht nur die Möglichkeit, seine Position zu stärken, sondern auch eine Plattform, um mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft über mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. Die Apothekerschaft wartet nun gespannt auf weitere Entwicklungen und darauf, wie Preis seine Ziele als potenzieller Abda-Präsident konkretisieren wird.
Thomas Preis zeigt mit seinem Auftritt beim Neujahrsempfang der IHK Köln politische Ambitionen und einen klaren Willen, die Apothekerschaft stärker in die gesundheitspolitischen Diskussionen einzubinden. Sein Gespräch mit Karl Lauterbach war ein kluger Schachzug, um auf die drängenden Herausforderungen der Apotheken aufmerksam zu machen.
Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist seit Jahren angespannt, und die Anforderungen an den Berufsstand steigen stetig. Preis setzt den richtigen Fokus, indem er nicht nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die Nachwuchsgewinnung anspricht. Die Attraktivität des Berufs ist ein entscheidender Faktor, um die Versorgung langfristig sicherzustellen.
Allerdings bleibt abzuwarten, wie konkret Preis seine Vorschläge umsetzen will und welche Strategien er entwickeln kann, um die politischen Entscheider zu überzeugen. Der Weg zur Abda-Spitze ist kein einfacher, doch mit klaren Zielen und einer geschlossenen Unterstützung der Apothekerschaft könnte Preis eine neue Richtung vorgeben. Jetzt ist es an ihm, seinen Worten Taten folgen zu lassen und das Vertrauen seiner Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen.
Apotheken in der Krise: Sachsen 2024 ohne Neueröffnungen, Zahl der Schließungen steigt
Die aktuellen Zahlen aus den Kammerbezirken zur Apothekenentwicklung für das Jahr 2024 offenbaren einen weiterhin besorgniserregenden Trend. Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist laut der ABDA auf 17.041 gesunken – der niedrigste Stand seit Jahrzehnten. Besonders dramatisch zeigt sich die Lage in Sachsen, wo keine einzige Neueröffnung verzeichnet wurde, während 27 Apotheken ihre Türen schließen mussten. Damit ist die Gesamtzahl im Freistaat auf 880 gesunken, verglichen mit 907 Apotheken Ende 2023.
In Niedersachsen sieht es ähnlich düster aus. Hier sank die Apothekenzahl um 39 Betriebe auf nur noch 1.671, was ebenfalls den niedrigsten Stand seit 1979 darstellt. Seit dem Jahr 2009 mussten in Niedersachsen 442 Apotheken schließen, was einem Rückgang von 21 Prozent entspricht. Besonders betroffen sind mittelgroße Städte mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 100.000. Im Landkreis Osterholz kommen weniger als 15 Apotheken auf 100.000 Einwohner, in Cloppenburg und Heidekreis sind es weniger als 17.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig, doch zwei Hauptprobleme dominieren: chronische Unterfinanzierung und ein massiver Personalmangel. Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, warnt, dass die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung in Gefahr sei. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zwingen viele Apotheken in die Knie. Hinzu kommt der Mangel an jungem Fachpersonal, das bereit ist, sich niederzulassen.“
Zahlreiche Apothekenbetreiber sehen sich zunehmend finanziellen Belastungen ausgesetzt, während die Arbeitslast aufgrund fehlender Mitarbeiter wächst. Zusätzlich verschärfen Altersabgänge die Lage: Viele Inhaber:innen erreichen das Rentenalter, ohne Nachfolger:innen zu finden. Besonders betroffen sind inhabergeführte Apotheken, die den Kern der flächendeckenden Versorgung ausmachen.
Die Apothekerkammern appellieren daher dringend an die Politik, Maßnahmen zur Unterstützung der Branche zu ergreifen. „Wir brauchen strukturelle Reformen, um Apotheken vor Ort wirtschaftlich tragfähig zu machen. Ohne sie steht die Arzneimittelversorgung für kommende Generationen auf dem Spiel,“ so Burs. Die Lage sei insbesondere in ländlichen Regionen alarmierend, wo bereits heute von Unterversorgung gesprochen werden müsse.
Die Apothekenbranche blickt mit Sorge in die Zukunft. Der Trend sinkender Apothekenzahlen könnte, so Experten, langfristig zu einer erheblichen Verschlechterung der Gesundheitsversorgung führen. Ohne eine grundlegende Neuausrichtung der politischen und finanziellen Rahmenbedingungen droht ein Kollaps des Apothekenwesens.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Apothekenbranche befindet sich in einer existenziellen Krise, deren Ursachen seit Jahren bekannt sind. Unterfinanzierung und Personalmangel sind keine neuen Probleme, doch die Konsequenzen zeigen sich jetzt in voller Härte. Jede weitere Schließung bedeutet nicht nur den Verlust eines Betriebs, sondern auch eine Schwächung der Gesundheitsversorgung – insbesondere in Regionen, die ohnehin von einer lückenhaften Infrastruktur betroffen sind.
Die Politik hat die Misere lange ignoriert und reagiert bisher nur mit punktuellen, oft unzureichenden Maßnahmen. Eine Reform, die sich ausschließlich auf Einsparungen und die Förderung des Onlinehandels konzentriert, wird die Probleme nicht lösen. Es braucht gezielte Investitionen in die flächendeckende Versorgung, bessere finanzielle Rahmenbedingungen und Programme zur Nachwuchsförderung. Andernfalls wird das Apothekensterben nicht nur zur Bedrohung für die Branche, sondern auch für die gesamte Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Die Forderung der Apothekerkammern nach nachhaltigen Lösungen ist mehr als berechtigt. Eine zuverlässige Arzneimittelversorgung ist kein Luxus, sondern eine essenzielle Grundlage des Gesundheitssystems. Jetzt ist die Politik gefragt, bevor es zu spät ist.
Rossmann setzt auf internationales Wachstum: Rekordjahr mit Milliardenumsatz
Die Drogeriemarktkette Rossmann hat im vergangenen Jahr erneut ein Rekordergebnis erzielt und ihren Umsatz auf 15,3 Milliarden Euro gesteigert – ein Plus von 10,2 Prozent gegenüber dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2023. Wie das Unternehmen aus Burgwedel bei Hannover mitteilte, war das Wachstum insbesondere auf die starke Expansion im Ausland zurückzuführen. Rossmann machte, wie gewohnt, keine Angaben zum Gewinn.
Der deutsche Markt blieb mit einem Umsatz von 9,9 Milliarden Euro und 39.700 Mitarbeitenden die wichtigste Region des Unternehmens. Dennoch zeigt sich eine zunehmende Verschiebung: Während die Mitarbeiterzahl in Deutschland lediglich um 100 anstieg, legte das Auslandsgeschäft mit 5,4 Milliarden Euro deutlich kräftiger zu. Rund ein Drittel des Gesamtumsatzes und mehr als die Hälfte aller Filialen entfallen inzwischen auf internationale Märkte.
Rossmann ist derzeit in sieben europäischen Ländern aktiv, darunter Spanien, Polen, Ungarn und Tschechien, sowie in der Türkei, Albanien und dem Kosovo. In Dänemark betreibt das Unternehmen seit 2021 einen Online-Shop. Eine wichtige Neuerung war die Eröffnung der ersten Schweizer Filiale im Dezember 2024, die einen weiteren Meilenstein für die Expansion des Unternehmens markiert.
Die Zahl der Filialen wuchs 2024 insgesamt um etwa 250 auf knapp 5.000. Für 2025 plant Rossmann, das Filialnetz um weitere 330 Standorte zu erweitern, davon 75 in Deutschland. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, investiert das Unternehmen 540 Millionen Euro in den Ausbau – eine Steigerung um 150 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Rossmanns Erfolgsstrategie beruht auf einer geschickten Kombination aus starker Positionierung im Heimatmarkt und aggressiver Expansion in wachstumsstarke Auslandsmärkte. Mit diesem Ansatz bleibt das Unternehmen ein starker Konkurrent für dm und Müller und sichert sich eine führende Position im Drogeriemarkt.
Das jüngste Rekordjahr von Rossmann zeigt, wie wichtig eine gut ausbalancierte Wachstumsstrategie ist. Während der deutsche Markt stabil bleibt und eine solide Basis bietet, liegt die Zukunft zunehmend in den internationalen Märkten. Der Erfolg in Ländern wie Polen, Ungarn und neuerdings der Schweiz belegt die Fähigkeit des Unternehmens, sich an unterschiedliche Marktbedingungen anzupassen und langfristig zu etablieren.
Die starke Expansion birgt jedoch auch Risiken. Hohe Investitionen von 540 Millionen Euro, verbunden mit den Herausforderungen, neue Märkte zu erschließen, könnten Rossmann in turbulenten Zeiten belasten. Die Abhängigkeit vom Auslandsgeschäft, das bereits ein Drittel des Umsatzes ausmacht, erfordert kontinuierliche Anpassungsfähigkeit, um auf lokale Bedürfnisse einzugehen.
Rossmann setzt ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Unternehmen Wachstumspotenziale nutzen können, ohne ihre Wurzeln zu vernachlässigen. Doch die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Balanceakt zwischen Heimatmarkt und internationalen Ambitionen weiterhin so erfolgreich gelingen kann.
ABDA-Wahl: Overwiening gegen Preis – Hessens Unterstützung für das Duo Preis und Lucas
Am kommenden Donnerstag steht die mit Spannung erwartete Wahl um die Spitze der ABDA an. Die amtierende Präsidentin Gabriele Regina Overwiening tritt gegen den Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, an. Die Wahl sorgt bereits im Vorfeld für deutliche Positionsbezüge innerhalb der Apothekerschaft. Während Overwiening auf die Unterstützung ihrer bisherigen Anhänger hofft, hat sie mit wachsendem Widerstand zu kämpfen.
Zuletzt positionierte sich Holger Seyfarth, der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbands, klar gegen eine erneute Amtszeit Overwienings. Seyfarth äußerte, dass es Zeit für eine Neuausrichtung an der Spitze der ABDA sei. Diese Aussage erhielt nun zusätzlichen Rückhalt durch die designierte Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Dr. Schamim Eckert. Eckert kündigte an, ihre Stimme dem Team bestehend aus Thomas Preis und der Berliner Kammerpräsidentin Ina Lucas als Vizepräsidentin zu geben.
Eckert begründete ihre Entscheidung mit der Notwendigkeit, frischen Wind in die Führungsriege zu bringen und die Interessen der Apothekerschaft breiter und entschiedener zu vertreten. Die Kombination aus Preis und Lucas wird von vielen als strategisch vielversprechend angesehen, da sie sowohl die Interessen der Verbände als auch der Kammern vereinen könnte.
Die bevorstehende Wahl stellt somit eine Weichenstellung für die Zukunft der ABDA dar. Die Apothekerschaft wird nicht nur über Personalfragen abstimmen, sondern auch über die Richtung, in die sich die Spitzenorganisation der deutschen Apothekerinnen und Apotheker entwickeln soll.
Die ABDA-Wahl am Donnerstag könnte eine der entscheidendsten in der jüngeren Geschichte der Organisation werden. Mit Gabriele Regina Overwiening und Thomas Preis stehen zwei Kandidaten zur Wahl, die jeweils unterschiedliche Vorstellungen von der zukünftigen Ausrichtung der ABDA vertreten. Overwiening steht für Kontinuität und setzt auf bewährte Netzwerke. Preis hingegen repräsentiert den Wunsch nach Veränderung und Reformen.
Besonders auffällig ist die breite Front der Unterstützung für Preis und Lucas, die sich auch in Hessen formiert hat. Die klare Positionierung von Holger Seyfarth und Dr. Schamim Eckert zeigt, dass viele Apothekerinnen und Apotheker mit der bisherigen Führung unzufrieden sind und eine stärkere Vertretung ihrer Interessen fordern. Doch wird die ABDA tatsächlich von einer personellen Erneuerung profitieren? Oder drohen interne Zerwürfnisse, die die Organisation lähmen könnten?
Die Apothekerschaft steht vor einer wichtigen Entscheidung: Soll die bewährte Führungsstruktur bestehen bleiben, oder ist es an der Zeit für einen Neuanfang? Eines ist sicher: Die Wahl wird nicht nur personelle Konsequenzen haben, sondern auch ein Signal für die politische und strategische Zukunft der ABDA setzen.
PTA-Beruf in der Krise: Nachwuchsmangel und Abwanderung alarmieren Branche
Die Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) bilden mit rund 68.000 Fachkräften die zahlenmäßig größte Berufsgruppe in deutschen Apotheken. Dennoch stehen sie vor existenziellen Herausforderungen. Nachwuchsmangel, eine hohe Abwanderungsquote und fehlende Attraktivität des Berufs führen zunehmend zu Engpässen, die die gesamte Apothekenlandschaft in Deutschland gefährden könnten.
Anja Zierath, seit einem Jahr Bundesvorsitzende des BVpta, schlägt Alarm: „Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussieht, wenn noch mehr PTA in andere Branchen wechseln.“ Die Abwanderung in alternative Berufsfelder sei ein deutliches Zeichen für den akuten Handlungsbedarf. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert Zierath tiefgreifende Veränderungen. Diese betreffen sowohl die Rahmenbedingungen des Berufs als auch die Ausbildung der Fachkräfte.
Ein zentraler Punkt sei die finanzielle und strukturelle Aufwertung des Berufs. PTA müssten durch bessere Vergütung und erweiterte Verantwortungsbereiche motiviert werden, langfristig in den Apotheken zu bleiben. Zudem seien regelmäßige Fortbildungen und qualifizierte Weiterbildungen entscheidend, um die Karriereperspektiven zu verbessern. Die Möglichkeit, zusätzliche Aufgaben in der Apotheke zu übernehmen, sei eine Win-win-Situation: PTA könnten ihre Kompetenzen ausbauen, während Apotheker entlastet würden.
Zierath betont jedoch, dass der PTA-Beruf als Assistenzberuf erhalten bleiben müsse. Es gehe nicht darum, Apotheker zu ersetzen, sondern den Beruf der PTA besser zu würdigen. Gleichzeitig sieht sie auch die Apothekenleiter in der Pflicht, durch Wertschätzung und gezielte Unterstützung zur Stärkung des Berufs beizutragen.
Auch die Ausbildung der PTA steht im Fokus der Diskussion. Derzeit müssen angehende Fachkräfte die Ausbildung selbst finanzieren – ein Umstand, der potenzielle Nachwuchskräfte abschreckt. Zierath fordert deshalb eine Ausbildungsvergütung, um den Beruf attraktiver zu machen. Zudem plädiert sie für eine praxisorientierte Ausbildung. Modelle wie die PTA-Patenschaft, die bereits in Baden-Württemberg und im Saarland erfolgreich erprobt wurden, sollten bundesweit eingeführt werden. Um dies umzusetzen, sei jedoch eine Verlängerung der Ausbildungszeit notwendig, um die Lernenden nicht zu überfordern.
Die Herausforderungen sind gewaltig, doch Zierath zeigt sich entschlossen, den PTA-Beruf aus der Krise zu führen. Dafür seien Politik, Arbeitgeber und Verbände gleichermaßen in der Verantwortung. Nur durch gemeinsame Anstrengungen könne der Beruf wieder so attraktiv gestaltet werden, dass er langfristig nicht mehr als „Mangelberuf“ eingestuft werde.
Der PTA-Beruf steht an einem Scheideweg. Es ist alarmierend, wie schnell die Zahl der aktiven Fachkräfte sinkt und wie wenig Nachwuchs nachrückt. Doch die Herausforderungen, vor denen PTA stehen, sind kein neues Phänomen – sie sind vielmehr das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung.
Eine entscheidende Stellschraube ist die Wertschätzung. PTA leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung, doch sie fühlen sich oft wie „Angestellte zweiter Klasse“. Eine bessere Vergütung und klar definierte Karriereperspektiven sind nicht nur Zeichen des Respekts, sondern auch dringend notwendige Anreize.
Auch die Ausbildung darf nicht weiter auf Kosten der Auszubildenden gehen. Die Einführung einer Vergütung ist längst überfällig. Gleichzeitig müssen praxisnahe Ansätze wie die PTA-Patenschaft bundesweit Schule machen, um die Ausbildung moderner und alltagsnah zu gestalten.
Die Abwanderung in andere Branchen zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Es braucht jetzt Mut zur Veränderung und den Willen, den PTA-Beruf nachhaltig zu stärken. Nur so kann die Arzneimittelversorgung in Deutschland auf lange Sicht gesichert werden.
Preisoffensive bei Efluelda: Sanofi senkt Hochdosis-Influenzaimpfstoff drastisch
Sanofi hat die Preise für seinen Hochdosis-Influenzaimpfstoff Efluelda pünktlich zur Vorbestellphase für die Grippesaison 2025/26 deutlich gesenkt. Der neue Abgabepreis liegt bei 19,40 Euro für die 1er-Packung und 194,00 Euro für die 10er-Packung. Im Vorjahr betrugen die Preise noch 34,40 Euro beziehungsweise 344,00 Euro. Mit diesem Schritt möchte Sanofi sicherstellen, dass Efluelda weiterhin wirtschaftlich bleibt und von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird.
Efluelda ist der einzige in Deutschland zugelassene Hochdosisimpfstoff gegen Influenza und wird insbesondere für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Diese Gruppe ist aufgrund ihres erhöhten Risikos für schwere Krankheitsverläufe besonders schutzbedürftig. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat in den vergangenen Jahren explizit darauf hingewiesen, dass Hochdosisimpfstoffe die bevorzugte Wahl für diese Altersgruppe darstellen. Dennoch bleiben die Influenza-Impfquoten in Deutschland erschreckend niedrig: In der Grippesaison 2024/25 sank die Impfquote bei über 60-Jährigen auf nur noch 38 Prozent, weit entfernt vom WHO-Ziel von 75 Prozent.
Zusätzlich zu Efluelda werden ab der kommenden Saison auch MF-59-adjuvantierte Influenzaimpfstoffe wie Fluad Tetra von Seqirus für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Fluad Tetra erhielt Ende 2023 eine Zulassungserweiterung und kann nun auch für Personen ab 50 Jahren eingesetzt werden. Das Adjuvans MF-59 verstärkt die Immunantwort und ermöglicht den Einsatz einer standardmäßigen Antigendosis, anstatt der vierfachen Menge, die in Hochdosisimpfstoffen enthalten ist.
Die Preissenkung von Efluelda könnte ein entscheidender Schritt sein, um die Impfquoten in Deutschland zu erhöhen. Günstigere Preise und eine breitere Verfügbarkeit von Impfstoffen könnten Apotheken und Ärzten die Durchführung von Impfkampagnen erleichtern. Experten warnen jedoch, dass allein der Preis nicht ausreicht, um die Durchimpfungsrate signifikant zu steigern. Es sei notwendig, die Bevölkerung intensiver über die Vorteile der Impfung aufzuklären und das Bewusstsein für die Bedeutung des Grippeschutzes zu schärfen.
Die Preissenkung von Efluelda zeigt, dass Sanofi nicht nur wirtschaftlich denkt, sondern auch auf die Herausforderungen des öffentlichen Gesundheitssystems reagiert. Ein Hochdosisimpfstoff, der auf eine Risikogruppe abzielt, darf nicht an der Kostenschwelle scheitern. Doch der Schritt allein wird die deutschen Impfquoten nicht auf WHO-Niveau heben. Die Zahlen der letzten Saison sind alarmierend: Nur 38 Prozent der über 60-Jährigen ließen sich impfen, obwohl die Empfehlungen der STIKO eindeutig sind.
Deutschland hat ein Influenza-Problem, und das liegt nicht nur am Preis. Die Skepsis gegenüber Impfungen, organisatorische Hürden und mangelnde Aufklärung bremsen den Fortschritt. Es braucht ein breites Bündel an Maßnahmen: umfassende Informationskampagnen, niedrigschwellige Impfangebote und eine gezielte Ansprache der Risikogruppen. Nur so lässt sich das Ziel einer besseren Grippeprävention erreichen. Sanofi hat einen wichtigen Impuls gegeben – jetzt liegt es an der Politik und dem Gesundheitswesen, diesen Schwung aufzunehmen.
Grippewelle 2025: Steht der Beginn kurz bevor?
Die Grippewelle 2025 in Deutschland könnte bereits begonnen haben. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in seinem aktuellen Wochenbericht zu akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) vom 10. Januar 2025 eine steigende Influenza-Positivenrate gemeldet. Die Daten des Berichts decken die Zeitspanne von Mitte Dezember 2024 bis Anfang Januar 2025 ab. Schon in den letzten beiden Wochen des Jahres 2024 hatte das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren bei 19 % der eingesandten Sentinelproben Influenza-A- und B-Viren nachgewiesen. In der ersten Januarwoche 2025 stieg dieser Anteil sogar auf 21 %.
Das RKI weist darauf hin, dass eine Grippewelle offiziell beginnt, wenn der untere Wert des 95%-Konfidenzintervalls für Influenza-Viren zwei Wochen in Folge über 10 % liegt. Sollte dies auch in der zweiten Kalenderwoche 2025 der Fall sein, würde die Grippewelle bereits in vollem Gange sein. Besonders auffällig ist derzeit die Zirkulation des Influenza-A(H1N1)-Virenstamms, gefolgt von Influenza-B-Viren.
Im Vergleich zur vergangenen Saison 2023/24 sind die Zahlen bisher etwas niedriger. Damals hatte das RKI bis Anfang Januar 2024 insgesamt 23.131 bestätigte Influenza-Fälle gemeldet, von denen 5.275 Patienten (23 %) hospitalisiert werden mussten. 67 Menschen starben an den Folgen einer Influenza-Infektion, davon 78 % über 60 Jahre alt.
Seit Beginn der aktuellen Grippesaison in der 40. Kalenderwoche 2024 wurden dem RKI bis Anfang Januar 2025 insgesamt 17.941 bestätigte Fälle gemeldet. Etwa 22 % der Patienten wurden hospitalisiert, und bislang wurden 40 Todesfälle verzeichnet, von denen 80 % der Betroffenen über 60 Jahre alt waren.
Angesichts der aktuellen Zahlen und der steigenden Influenza-Positivenrate empfiehlt das RKI weiterhin, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Die Grippeimpfung schützt innerhalb von 10 bis 14 Tagen nach der Verabreichung, und angesichts der typischen Dauer der Grippewelle – die in den letzten Jahren meist bis in den März oder April hinein andauerte – ist es noch nicht zu spät für eine Impfung. Viele Apotheken bieten mittlerweile die Möglichkeit, sich vor Ort impfen zu lassen, was eine bequeme und unkomplizierte Möglichkeit für viele Bürger darstellt.
Die Anzeichen für eine bevorstehende Grippewelle 2025 sind unübersehbar. Die steigende Positivenrate und der Trend, dass immer mehr Menschen an Influenza erkranken, werfen die Frage auf, wie gut vorbereitet Deutschland auf die bevorstehende Grippewelle ist. Die bislang relativ moderaten Zahlen könnten sich im Verlauf der Saison noch erheblich steigern. Es bleibt zu hoffen, dass durch verstärkte Impfaufklärung und -möglichkeiten, wie sie mittlerweile auch in Apotheken angeboten werden, viele Menschen in der Risikogruppe eine Impfung erhalten und schwere Krankheitsverläufe vermieden werden können.
Die Zahlen zeigen ebenfalls, wie wichtig es ist, gerade für ältere Menschen und vorerkrankte Patienten, den Impfschutz rechtzeitig zu aktualisieren. Besonders alarmierend ist die hohe Zahl an Todesfällen bei über 60-Jährigen im letzten Jahr, was auf eine besonders gefährliche Entwicklung hinweist. Auch die Verfügbarkeit von Impfstoffen muss ausreichend gewährleistet sein, um allen Menschen den Zugang zur Impfung zu ermöglichen, ohne Wartezeiten oder Engpässe.
Eine Grippewelle kann, wie die Zahlen der vergangenen Jahre zeigen, nicht nur eine gesundheitliche Herausforderung für die Bevölkerung darstellen, sondern auch das Gesundheitssystem erheblich belasten. Es liegt nun an allen Akteuren, insbesondere an den Apotheken und Gesundheitseinrichtungen, die Bevölkerung rechtzeitig zu sensibilisieren und mit umfassender Beratung und Impfangeboten zu unterstützen, um eine breitere Impfquote zu erzielen und die Auswirkungen der Grippewelle zu minimieren.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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