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Apotheken-News: E-Rezept-Ausfälle gefährden Versorgung und belasten Apotheken

Warum technische Schwächen, fehlende Notfallpläne und unzureichende IT-Infrastruktur dringend Reformen erfordern

Das E-Rezept sollte die digitale Revolution im Gesundheitswesen einläuten, doch die Realität sieht anders aus: Wiederkehrende Systemausfälle belasten Apotheken, erschweren die Medikamentenversorgung und stellen das Vertrauen in die Digitalisierung infrage. Besonders kleinere Apotheken kämpfen mit den Folgen unzureichender Infrastruktur und fehlender Notfallpläne. Wie Apotheken mit redundanten IT-Systemen und Cyber-Versicherungen Risiken minimieren können, welche Reformen notwendig sind und warum die Politik dringend handeln muss. Ein umfassender Blick auf Ursachen, Lösungen und die Zukunft des E-Rezepts.

Die Einführung des E-Rezepts in Deutschland sollte ein Wendepunkt für die Digitalisierung im Gesundheitswesen sein. Doch statt Erleichterung im Alltag der Apotheken und Patienten führt das System immer wieder zu Frust und Chaos. Wiederholte technische Ausfälle und Serverprobleme legen die Schwachstellen der digitalen Infrastruktur offen und werfen die Frage auf, ob die Digitalisierung ausreichend durchdacht und umgesetzt wurde.

Besonders kleinere Apotheken sind von den E-Rezept-Störungen betroffen. „Wenn das System ausfällt, stehen wir vor erheblichen Problemen. Es fehlt an Alternativen, und die Kunden erwarten schnelle Lösungen“, erklärt ein Apotheker aus Leipzig. In vielen Fällen bleibt den Apotheken keine andere Wahl, als auf manuelle Prozesse zurückzugreifen, was die Arbeitsbelastung deutlich erhöht. Die telefonische Rücksprache mit Arztpraxen, um Verordnungen zu bestätigen, verzögert nicht nur die Abläufe, sondern sorgt auch bei Patienten für Verunsicherung und Ärger.

Eine Apothekerin aus München schildert die Situation: „Wir hatten an einem Tag über 20 Rezepte, die wir nicht digital verarbeiten konnten. Das bedeutete, dass wir jedes einzelne telefonisch bestätigen lassen mussten. Der Aufwand war enorm, und die Patienten hatten nur begrenzt Verständnis.“

Die Ursachen für die wiederholten Ausfälle sind vielfältig. Experten verweisen auf eine unzureichende Vorbereitung der digitalen Infrastruktur. „Die Belastungstests waren offenbar nicht ausreichend. Es fehlt an einer stabilen und skalierbaren IT-Architektur, die den Anforderungen gerecht wird“, erklärt ein IT-Spezialist aus Berlin. Zudem mangele es an Redundanzmechanismen, die den Betrieb bei einem Serverausfall sichern könnten.

Um sich gegen die Folgen solcher Ausfälle zu wappnen, investieren viele Apotheken inzwischen in redundante IT-Systeme. Diese ermöglichen den Betrieb auch unabhängig von zentralen Servern. „Wir haben ein lokales System eingeführt, das uns zumindest erlaubt, grundlegende Funktionen aufrechtzuerhalten. Ohne solche Maßnahmen wären wir bei Ausfällen komplett handlungsunfähig“, berichtet ein Apothekeninhaber aus Stuttgart.

Ein weiterer zentraler Ansatz ist die Schulung des Personals. Mitarbeiter müssen nicht nur die digitalen Systeme bedienen können, sondern auch auf Notfälle vorbereitet sein. „Unser Team wurde speziell dafür geschult, auf manuelle Prozesse umzuschalten und Kunden in Ausnahmesituationen optimal zu betreuen“, so ein Apothekenleiter aus Hamburg.

Auch Cyber-Versicherungen gewinnen in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Diese speziellen Policen decken nicht nur Hackerangriffe, sondern auch Vermögensverluste ab, die durch technische Ausfälle entstehen können. „Angesichts der zunehmenden Digitalisierung ist der Abschluss einer Cyber-Versicherung für Apotheken mittlerweile unverzichtbar. Sie bietet finanziellen Schutz und stärkt das Vertrauen der Betreiber in ihre digitale Infrastruktur“, erklärt ein Versicherungsexperte.

Langfristig fordert die Branche eine stärkere Dezentralisierung der E-Rezept-Infrastruktur und verbindliche Notfallprotokolle. Die Politik und die Betreiber des Systems stehen in der Verantwortung, die Stabilität und Resilienz der digitalen Plattform zu verbessern. Der Bundesverband Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mahnt, dass ohne umfassende Reformen das Vertrauen der Apotheken und Patienten in die Digitalisierung nachhaltig geschädigt werden könnte.

Kommentar:

Die wiederholten Ausfälle des E-Rezepts sind mehr als nur technische Probleme – sie sind ein Symptom für die unzureichende Umsetzung eines zentralen Digitalisierungsprojekts im deutschen Gesundheitswesen. Statt die Prozesse in Apotheken zu vereinfachen, sorgt das System aktuell für zusätzliche Belastungen, die besonders kleinere Betriebe kaum abfangen können.

Es ist unverständlich, warum ein so bedeutendes Projekt ohne ausreichende Stabilitäts- und Belastungstests in den Regelbetrieb überführt wurde. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist keine Spielwiese für Experimente, sondern ein zentraler Baustein für eine effiziente und sichere Patientenversorgung. Dass grundlegende Sicherheits- und Redundanzmechanismen fehlen, zeigt, dass die Verantwortlichen die Tragweite ihrer Aufgabe offenbar unterschätzt haben.

Für Apotheken bedeutet dies, dass sie gezwungen sind, eigene Lösungen zu finden. Redundante IT-Systeme und Notfallprotokolle sind dabei essenziell, um den Betrieb auch bei Systemausfällen sicherzustellen. Doch diese Maßnahmen kosten Zeit und Geld – Ressourcen, die gerade kleineren Apotheken oft fehlen.

Ein weiteres Problem ist die fehlende Unterstützung der Politik und der Systembetreiber. Es mangelt an klaren Kommunikationswegen und verbindlichen Notfallplänen, die den Apotheken in Krisensituationen helfen könnten. Stattdessen werden sie häufig allein gelassen, während Patienten ihre Wut über die Verzögerungen direkt vor Ort entladen.

Neben technischen Maßnahmen müssen Apotheken auch über ihre finanzielle Absicherung nachdenken. Cyber-Versicherungen bieten hier eine wichtige Schutzfunktion, die vor den wirtschaftlichen Folgen von Ausfällen bewahren kann. Sie sollten deshalb ein zentraler Bestandteil der Risiko- und Finanzplanung jeder Apotheke sein.

Die Politik steht in der Pflicht, endlich verbindliche Standards für die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu schaffen. Robuste Systeme, klare Notfallstrategien und transparente Kommunikation müssen dabei im Fokus stehen. Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung und dürfen nicht länger die Schwachstellen eines unausgereiften Systems ausgleichen müssen.

Die Digitalisierung bietet enormes Potenzial, Prozesse zu vereinfachen und die Versorgung zu verbessern. Doch ohne eine stabile und verlässliche Grundlage wird dieses Ziel verfehlt. Es braucht einen Neustart, der die Bedürfnisse der Apotheken und Patienten konsequent in den Mittelpunkt stellt. Denn die Akzeptanz für die Digitalisierung steht und fällt mit ihrer Verlässlichkeit – und diese muss endlich gewährleistet sein.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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