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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Mit ihrer Wiederwahl an die Spitze des Deutschen Apothekerverbands (DAV) übernehmen Hans-Peter Hubmann und Anke Rüdinger erneut Verantwortung in einer Zeit großer Veränderungen. Wirtschaftliche Herausforderungen, die Digitalisierung und politischer Druck verlangen nach entschlossenen Maßnahmen und innovativen Lösungen. Ob bei der gerechten Honorierung von Apothekenleistungen, der Umsetzung digitaler Prozesse oder in Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband – die kommenden Jahre werden wegweisend für die gesamte Branche. Wie gelingt es, die Apotheken zukunftssicher aufzustellen und ihre unverzichtbare Rolle im Gesundheitssystem zu stärken?
Hans-Peter Hubmann und Anke Rüdinger wurden erneut als Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV) gewählt. Ihre Wiederwahl erfolgt in einer Phase, in der sich die Apothekenbranche in Deutschland mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert sieht. Die wirtschaftliche Stabilität der Betriebe, die Digitalisierung und die politische Rahmensetzung sind zentrale Themen, die die nächste Amtsperiode prägen werden. Beide Vorsitzenden haben angekündigt, die Weichen für eine zukunftssichere Apothekenlandschaft stellen zu wollen, wobei sie sowohl kurzfristige Lösungen als auch langfristige Perspektiven in den Blick nehmen.
Ein drängendes Thema bleibt die wirtschaftliche Basis der Apotheken. Hans-Peter Hubmann betonte in seinem ersten Statement nach der Wiederwahl die Notwendigkeit, das Honorar der Apotheken an die Realität steigender Betriebskosten anzupassen. Dabei steht nicht nur die regelmäßige Erhöhung des Fixzuschlags im Vordergrund, sondern auch eine gerechte Vergütung für bisher unterfinanzierte Leistungen. Besonders Botendienste, die BtM-Dokumentation, Notdienste und die Rezepturherstellung würden aktuell nicht kostendeckend vergütet. Hubmann schlägt vor, das Apothekenhonorar künftig an ökonomische Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt oder den Verbraucherpreisindex zu koppeln. Diese Dynamisierung würde es ermöglichen, den ständigen Nachverhandlungen mit der Politik zu entkommen und eine stabile wirtschaftliche Planung zu gewährleisten.
Neben der Anpassung bestehender Honorare legt der DAV großen Wert auf eine angemessene Vergütung neuer Aufgaben. Hubmann fordert, dass Apotheken bei der Übernahme zusätzlicher Leistungen nicht nur kostendeckend arbeiten, sondern auch einen Gewinn erzielen können. Konkret schlägt er eine Vergütung mit einem Aufschlag von 20 bis 30 Prozent auf die Vollkosten vor. Nur so könne sichergestellt werden, dass Apotheken langfristig in der Lage sind, ihre Rolle im Gesundheitssystem auszufüllen.
Ein weiterer zentraler Schwerpunkt ist die Digitalisierung. Anke Rüdinger, die innerhalb des DAV für digitale Themen verantwortlich ist, sieht hier großes Potenzial, aber auch Herausforderungen. Die Einführung des E-Rezepts habe gezeigt, wie wichtig einheitliche technische Standards sind. Aktuell hätten unterschiedliche Warenwirtschaftssysteme zu erheblichen Umsetzungsproblemen geführt. Der DAV plant daher, stärker in die Festlegung von Standards einzugreifen, um Wettbewerbsnachteile für Apotheken zu vermeiden. Gleichzeitig sollen Apothekenteams besser in die digitale Transformation eingebunden werden. Rüdinger schlägt vor, Schulungen und Erklärvideos bereitzustellen, um Teams den Umgang mit neuen Technologien wie CardLink oder der elektronischen Patientenakte (ePA) zu erleichtern.
In den laufenden Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband sieht der DAV erste Fortschritte. Laut Rüdinger habe die Kündigung der Hilfstaxen-Anlagen 1 und 2 für Aufmerksamkeit gesorgt und die Verhandlungsposition des DAV gestärkt. Ziel sei es, eine neue Hilfstaxe zu verhandeln, die den gestiegenen Rohstoffpreisen Rechnung trägt und gleichzeitig die Arbeitsprozesse in den Apotheken erleichtert. Bis dahin empfiehlt der DAV den Apotheken, nach der Arzneimittelpreisverordnung abzurechnen und Widerspruch gegen etwaige Taxbeanstandungen einzulegen.
Politisch blickt der DAV mit gemischten Gefühlen auf die kommende Bundestagswahl. Hubmann fordert von der nächsten Regierung klare Leitplanken, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Apotheken zu verbessern. Besonders die Diskrepanz in der Bezahlung pharmazeutischer Fachkräfte zwischen Apotheken und Krankenkassen müsse adressiert werden. Rüdinger ergänzt, dass Apotheken stärker als Brücke zwischen digitaler Gesundheitsversorgung und Patienten etabliert werden sollten. Dies erfordere jedoch eine aktive Unterstützung durch das Bundesgesundheitsministerium.
Die Wiederwahl von Hans-Peter Hubmann und Anke Rüdinger gibt der Apothekenbranche eine wichtige Konstante in einer Zeit, die von Unsicherheit und Wandel geprägt ist. Doch Stabilität allein wird nicht ausreichen. Die Herausforderungen, vor denen die Apotheken stehen, sind komplex und vielschichtig. Ohne eine klare Strategie und mutige Entscheidungen drohen viele Betriebe, insbesondere kleinere Apotheken, unter der Last wirtschaftlicher und struktureller Anforderungen zusammenzubrechen.
Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist ein dringendes Problem. Das derzeitige Honorarsystem hinkt der Kostenentwicklung in der Branche deutlich hinterher. Besonders die Vergütung neuer Aufgaben und bisher defizitärer Leistungen muss überdacht werden. Der Vorschlag, das Honorar an wirtschaftliche Indikatoren zu koppeln, könnte endlich die notwendige Planbarkeit schaffen und die Abhängigkeit von politischen Verhandlungen reduzieren. Es ist jedoch fraglich, ob die Politik bereit ist, diesen Schritt zu gehen. Ohne eine klare Gesetzgebung, die die Interessen der Apotheken schützt, bleibt die Branche weiterhin in einer strukturell schwachen Position.
Ebenso wichtig ist die Digitalisierung. Während sie Chancen bietet, Prozesse effizienter zu gestalten und die Patientenversorgung zu verbessern, birgt sie auch erhebliche Risiken. Apotheken, die mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten können, drohen abgehängt zu werden. Der DAV muss hier eine aktive Rolle einnehmen, um sicherzustellen, dass Digitalisierung für alle Betriebe machbar bleibt. Einheitliche Standards und praxisnahe Schulungsangebote sind unerlässlich, um digitale Barrieren zu überwinden. Die Einführung des E-Rezepts war ein Warnsignal, das zeigt, wie schnell technische Ungleichheiten entstehen können.
Die politischen Rahmenbedingungen bleiben eine weitere Herausforderung. Die kommende Bundestagswahl bietet die Gelegenheit, die Bedeutung der Apothekenbranche stärker in den Fokus zu rücken. Doch dies wird nur gelingen, wenn der DAV die öffentliche Wahrnehmung der Apotheken als unverzichtbaren Bestandteil des Gesundheitssystems stärkt. Hier ist auch die Politik gefragt, den Apotheken die Wertschätzung und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie verdienen.
Die nächsten vier Jahre werden entscheidend sein. Der DAV hat die Chance, durch klare Forderungen und strategisches Handeln die Position der Apotheken nachhaltig zu stärken. Doch dies erfordert mehr als gute Absichten – es braucht Durchsetzungsvermögen, Entschlossenheit und eine klare Vision für die Zukunft der Apotheken in Deutschland.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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