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Berlin - Erhöhung des Herstellerabschlags, verpflichtende Nutzenbewertungen und Preisverhandlungen - Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) spannt die Pharmaindustrie in den Schraubstock. Um eine Deckelung der Preise zu verhindern, werben die forschenden Pharmahersteller für die Einführung so genannter Mehrwertverträge. Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis schafft mit Abschlüssen für sein langwirksames Insulinanalogon Glargin (Lantus) bereits Fakten.
Höherer Preis, gleiche Kosten: Der Pharmakonzern Sanofi-Aventis will den Preis von Lantus durch Mehrwertverträge halten. Foto: APOTHEKE ADHOC
Das Prinzip erinnert an das System der Fallpauschalen: Nicht der Preis
des eingesetzten Insulins, sondern die Gesamtkosten der
Diabetes-Therapie werden mit Krankenkassen vereinbart. Der eigentliche
Arzneimittelpreis, der bei Lantus gemessen an den Tagestherapiekosten um
etwa 17 Prozent höher als bei NPH-Insulin ist, tritt in den
Hintergrund.
Sanofi hat bereits mit mehreren großen Kassen - darunter DAK, Barmer
GEK, Techniker Krankenkasse (TK) sowie AOK Niedersachsen - entsprechende
Verträge abgeschlossen: Der Pharmakonzern verspricht, dass die Therapie
mit Lantus insgesamt nicht teurer ist als die Behandlung mit
NPH-Insulin. Pharmakoökonomischen Studien zufolge könnten die Mehrkosten
durch Einsparungen bei Blutzuckermessungen und Begleitmedikation
ausgeglichen werden. Fällt die Therapie doch teurer als erwartet aus,
übernimmt Sanofi die Differenz.
Der Konzern hofft, dass Lantus als Teil des Therapiepakets nicht durch
den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) in Preisnachlässe gedrängt werden
kann. Der G-BA hatte Mitte März entschieden, dass langwirksame
Insulinanaloga nicht mehr zu Lasten der Kassen verordnet werden dürfen,
solange sie „mit Mehrkosten im Vergleich zu intermediär wirkendem
Humaninsulin verbunden sind". Sanofi bezieht die Mehrkosten auf die
Gesamttherapie - und sieht sich dank Mehrwertvertrag mit Lantus aus dem
Schneider.
Die Vertragspartner sehen das anders: „Der G-BA-Beschluss bezieht sich
auf den Arzneimittelpreis und nicht auf die Gesamtkosten", sagte ein
TK-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Mit Sanofi soll nun geklärt
werden, wie eine Annäherung aussehen könnte. „Über den Preis werden wir
reden müssen", sagte ein Sprecher der Barmer GEK. Auch die DAK will den
Lantus-Vertrag anpassen.
Sanofi gibt sich kämpferisch und will den Preis von Lantus definitiv
nicht absenken. Die starre Haltung des Konzern war dem Vernehmen nach
auch die Ursache für das Scheitern der Verhandlungen mit dem AOK
Bundesverband. Ende März hatte Sanofi die Gespräche nach sieben Monaten
ohne Ergebnis abgebrochen - und will nun mit den einzelnen AOKen in
Verhandlungen treten.
Désirée Kietzmann, Freitag, 16. April 2010, 14:01 Uhr
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