Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Im Streit um die Rabattverträge verhärten sich die Fronten. Während die Kassen einerseits über die steigenden Arzneimittelausgaben klagen, halten sie sich andererseits bedeckt, wenn es um die tatsächlichen Einsparungen geht. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlicht zwar eine Aufstellung, darin sind aber die Rabatte aller Kassen zusammengerechnet. Auch der GKV-Spitzenverband kann keine genauen Angaben machen: „Dazu haben wir keine Zahlen, die Verträge macht jede Kasse selbst", sagte eine Sprecherin gegenüber apotheke adhoc. Die Kassen berufen sich auf ihre vertragliche Pflicht zur Verschwiegenheit gegenüber den Herstellern.
Rabatte ausweisen: Apotheker und Kassen streiten um die Verbuchung der Rabattverträge. Foto: Elke Hinkelbein
Für das Jahr 2008 hatte das BMG insgesamt 310 Millionen Euro
Einsparungen aus Rabattverträgen ausgewiesen, allerdings wurden die
Rabatte erst in der zweiten Jahreshälfte gesondert erfasst. Die Zahlen
für 2009 liegen einem Sprecher zufolge noch nicht vor. Sie dürften
insgesamt deutlich höher liegen als 2008, weil fast alle großen Kassen
zwischenzeitlich Rabattverträge abgeschlossen haben.
So schätzt AOK-Rabattchef Dr. Christopher Hermann die Einsparungen im
vergangenen Jahr allein für das AOK-System zwischen 300 und 400
Millionen Euro. „Das ist mehr als wir zunächst erwartet hatten, wir
konnten die Zahl nach oben korrigieren", sagte Hermann gegenüber apotheke adhoc.
Bei der Barmer/GEK hat man für den Vorwurf, die Kassen würden ihre
Finanzlage verschleiern, kein Verständnis: „Es ist Unsinn zu behaupten,
diese Zahlen seien nicht transparent. Bei uns gibt es eine eigene
Kontierung für vertraglich vereinbarte Rabatte mit pharmazeutischen
Unternehmen", sagte ein Sprecher der Kasse. Diese Zahlen müssten die
Kassen in regelmäßigen Abständen an das BMG liefern. Eigenen
Schätzungen zufolge hätten die Rabattverträge im vergangenen Jahr
Einsparungen „im hohen zweistelligen Millionenbereich" erbracht, so der
Sprecher.
Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) wollte gegenüber apotheke adhoc dagegen keine Zahlen nennen: „Fragen Sie bei VW, welche Rabatte
die durch ihre Verträge mit Zulieferern bekommen?" Die Einsparungen
seien Bestandteil der Rabattverträge, und die DAK habe eine
Verschwiegenheitspflicht gegenüber den Herstellern, sagte eine
Sprecherin. Die Kasse spielt den Ball zurück an die Politik: „Wir haben
die Rabattverträge nicht erfunden. Dann muss man eben ein
Einsparinstrument suchen, das transparent ist", so die Sprecherin. Die
Vorwürfe, dass sich die Kassen diese Rabatte einstecken, seien aber
absurd.
Das BMG stellt sich hinter die Krankenkassen: „Jeder Euro, den die
Kassen einnehmen und ausgeben, muss korrekt verbucht werden. Das wird
auch von den Aufsichtsbehörden genau überprüft. Die Einsparungen aus
den Rabattverträgen werden von den Kassen korrekt verbucht", teilte das
Ministerium auf Anfrage mit. „Die Rabatte werden unmittelbar bei den
Ausgaben für Arzneimittel gegengebucht, es sind weder Einnahmen der
Krankenkassen oder nicht erwähnte Ersparnisse, sondern schlicht
Minderausgaben", so das BMG.
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) bleibt bei seiner Kritik: „Wir reden heute über Ausgaben, und die Einnahmen sind noch gar nicht alle verbucht", sagte ein Sprecher gegenüber apotheke adhoc. In den eigenen Zahlen zu Arzneimittelausgaben seien die Einsparungen aus den Rabattverträge jedenfalls nicht enthalten. „Dann sollen die Kassen jetzt die Zahlen für 2009 bekannt machen. Möglicherweise gibt es dann gar keinen Zuwachs bei den Arzneimittelausgaben", so der Sprecher. (apotheke adhoc)
Berlin - Im Streit um die Zusatzbeiträge wirft der Deutsche Apothekerverband (DAV) den Krankenkassen eine Verschleierung ihrer Finanzlage vor. Die Krankenkassen würden Einsparungen durch Rabattverträge nicht an die Versicherten weitergeben, sagte DAV-Vorsitzender Fritz Becker der Bild-Zeitung. „Die Kassen verheimlichen ihren Versicherten eine Milliarden-Einsparung. Mit dem Geld könnten Millionen Versicherte entlastet werden, die jetzt von Zusatzbeiträgen bedroht sind."
Wo sind die Millionen? Die Krankenkasse veröffentlichen die Einsparungen aus den Rabattverträgen nicht. Foto: Elke Hinkelbein
Nach Schätzungen des DAV sparen die Krankenkassen über Rabattverträge
jährlich deutlich mehr als eine Milliarde Euro ein. Becker monierte,
dieses Geld werde nicht an die Versicherten weitergegeben, sondern
bleibe bei den Kassen. „Wir befürchten, damit werden steigende
Verwaltungsausgaben gegenfinanziert", sagte der DAV-Chef. Er fordert
die Krankenkassen zu mehr Transparenz auf.
Auch Gesundheitsexperte Dr. Thomas Drabinski vom Institut für
Mikrodaten-Analyse (IfMDA) ist laut Bild-Bericht sicher, dass
Versicherte zu viel zahlen: „Die Zusatzbeiträge könnten deutlich
niedriger ausfallen, wenn die Kassen ihre Finanzsituation offenlegen."
Eine Sprecherin der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) wies die Vorwürfe zurück: „Durch die Rabattverträge sparen die Versicherten Geld bei Arzneien und müssen bei vielen Medikamenten weniger dazubezahlen." dpa, Freitag, 05. Februar 2010, 09:11 Uhr
Berlin - Der
GKV-Spitzenverband weist den Vorwurf zurück, die Krankenkassen würden
die Einsparungen aus den Rabattverträgen nicht an ihre Versicherten
weitergeben und so Zusatzbeiträge erzwingen: „Keine Krankenkasse erhebt
Zusatzbeiträge gern", sagte eine Sprecherin. „Ohne die Einsparungen
durch die Rabattverträge hätten viele Krankenkassen vermutlich bereits
im letzten Jahr Zusatzbeiträge erheben müssen und auch die
8-Euro-Grenze wäre sicher früher überschritten worden." Angesichts
steigender Arzneimittel-Ausgaben und den Steigerungen für Krankenhäuser
und Ärzte sei es nicht verwunderlich, dass einige Kassen nun einen
Zusatzbeitrag erheben müssten.
Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker,
hatte den Kassen vorgeworfen, dass sie ihre Einsparungen aus den
Rabattverträgen verschleiern. Mit den gewährten Rabatten könnten
Millionen Versicherten die Zusatzbeiträge erspart bleiben, so Becker.
Stattdessen würden steigende Verwaltungskosten gegenfinanziert.
Der GKV-Spitzenverband kontert: „Der Vorwurf steigender Verwaltungskosten geht ins Leere. Das Gegenteil ist der Fall, die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen liegen bei lediglich 5 Prozent und sind im Vergleich zu den Vorjahren prozentual sogar leicht gesunken. Wer den Krankenkassen hier Untätigkeit vorwirft, weiß nicht wovon er spricht", so die Sprecherin. (apotheke adhoc) Freitag, 05. Februar 2010, 11:07 Uhr
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