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APOTHEKENKETTEN
Berlin - Eigentlich findet das Thema Apothekenketten seit dem EuGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot auf der politischen Agenda nicht mehr statt. Doch in einem Expertengespräch greift „Die Welt" das Thema wieder auf - und lässt den Parlamentarischen Staatsekretär Daniel Bahr (FDP) und Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle aufeinander los.
"Apothekenketten sind nicht billiger": Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr (FDP) setzt auf innhabergeführte Apotheken. Foto: Elke Hinkelbein
Zum Fremd- und Mehrbesitzverbot darf sich zuerst der Konzernchef äußern:
„Wir erlauben uns eine zu kleinteilige Struktur im Gesundheitswesen.
Skaleneffekte gibt es nicht und deshalb auch keine
Produktivitätsfortschritte", so Oesterle.
Bahr hält dagegen: „Apothekenketten sind nicht billiger. Wir setzen auf
die Qualität der vom Inhaber geführten Apotheke." Die Begründung: „Damit
der Apotheker vor Ort in seinen Apotheken ist. Risiko und Verantwortung
sollen beieinander bleiben." Der FDP-Politiker will die Versorgung mit
Blick auf die Finanzkrise nicht den Konzernen überlassen: „Die
Finanzkrise hat gezeigt, was passiert, wenn nur Rendite im Mittelpunkt
steht. Gerade beim hohen Gut Gesundheit müssen Risiko und Haftung
zusammengehören", so Bahr.
"Kleinteilige Struktur": Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle sieht Effizienzresserven im deutschen Gesundheitssystem. Foto: Elke Hinkelbein
Dann wird Oesterle wird gefragt, wie viel (!) effizienter
Apothekenketten sind. Bahr wirft noch dazwischen: „Sagen Sie uns Ihre
Daten!" Oesterle: „Es geht vor allem um eine gute und effiziente
Versorgung. Und hier muss man feststellen, dass zu viele Apotheken das
System sehr wohl belasten. Wenn Sie eine Apotheke am Ort haben, und sie
macht beispielsweise eine Million Euro Umsatz, dann machen zwei
Apotheken am gleichen Ort zusammen mehr als eine Million Umsatz, und das
nicht etwa, weil die Krankheitsquote steigt.".
Bahr weist das als für die gesetzliche Krankenversicherung falsch
zurück. Der ebenfalls an der Expertenrunde beteiligte TK-Chef Professor
Dr. Norbert Klusen ergänzt, dass es den von Oesterle angesprochenen
Zusammenhang bei Allgemeinärzten durchaus gibt. „Bei Apotheken ist das
nicht möglich. Die könnten einen bestimmten Umsatz mit rezeptpflichtigen
Arzneimitteln nur durch illegale Machenschaften erhöhen, und davon gehe
ich nicht aus", so Klusen. Apotheken könnten ihren Umsatz nur mit
rezeptfreien Mitteln und Kosmetika erhöhen, erklärt der TK-Chef.
Oesterle bleibt dabei: Zwei Apotheken vor Ort setzen zusammen mehr um
als eine - auch bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. „Die
Nachfrage des Patienten beim Arzt wird größer, wenn mehr Apotheken da
sind. Das Verschreibungsverhalten des Arztes verändert sich dann", so
der Konzernchef.
"Apotheken sind keine Ausgabentreiber": Für TK-Chef Professor Dr. Norbert Klusen ist die Anzahl der Apotheken nicht so wichtig. Foto: Elke Hinkelbein
Für TK-Chef Klusen ist die Anzahl der Apotheken gar nicht entscheidend,
„weil sie allein für uns als Versicherung kein Ausgabentreiber sind.
Apotheker verschreiben nichts. Die Ärzte verschreiben Medikamente."
Auch Bahr hatte zuvor schon bemerkt, dass die Gesundheitsversorgung
durch Zusammenschlüsse in größeren Städten effizienter werden könne, ein
Landarzt auf dem Land aber effizienter arbeite als ein Ärztezentrum.
„Außerdem gibt es im Apothekenmarkt sehr wohl Wettbewerb", so Bahr.
APOTHEKE ADHOC, Freitag, 02. Juli 2010, 11:09 Uhr
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