• 23.09.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Risiken, Insolvenzen und digitale Zukunft

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Risiken, Insolvenzen und digitale Zukunft

 

Wie unterschätzte Versicherungslücken, wirtschaftliche Herausforderungen und technologische Innovationen die Apothekenlandschaft in Deutschland prägen

In deutschen Apotheken lauern oft unterschätzte Versicherungslücken, die Betreiber in existenzielle Schwierigkeiten bringen können. Standardversicherungen decken nicht immer spezifische Risiken ab, was fatale Folgen haben kann. Hinzu kommen steigende Unternehmensinsolvenzen, die laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) im ersten Halbjahr um 25 Prozent zugenommen haben. Auch Apotheken stehen unter Druck, während gleichzeitig der Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Biopharmazie revolutioniert und neue Chancen bietet. Im Apothekenwesen sorgt der neue Vorsitzende des Verbands Innovativer Apotheken (via), Benedikt Bühler, für frischen Wind, und mit der Einführung der Gedisa Card-Link-Lösung machen Apotheken einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung.

 

Unterschätzte Versicherungslücken: Gefährliche Risiken für Apothekenbetreiber

In deutschen Apotheken sind Versicherungen essenziell, um den Betrieb vor unerwarteten Schäden und Verlusten zu schützen. Dennoch bleibt oft eine gefährliche Versicherungslücke bestehen, die Betreiber in eine existenzielle Schieflage bringen könnte. Viele Apotheker verlassen sich auf Standardversicherungen und übersehen dabei spezifische Risiken, die durch unzureichende Absicherungen nicht abgedeckt sind.

Ein Beispiel hierfür ist der fehlende Schutz bei Cyberangriffen. In der digitalen Welt, in der Apotheken zunehmend auf IT-Systeme für die Verwaltung von Kundendaten, Bestellungen und Abrechnungen angewiesen sind, ist das Risiko eines Hackerangriffs erheblich gestiegen. Dennoch unterschätzen viele Betreiber die Notwendigkeit einer speziellen Cyberversicherung. Diese Police ist essenziell, da sie nicht nur für Datenverluste und Betriebsunterbrechungen aufkommt, sondern auch für die erheblichen Folgekosten, wie Bußgelder bei Datenschutzverletzungen und teure Wiederherstellungsmaßnahmen.

Ein weiteres potenzielles Problemfeld sind Haftungsrisiken durch fehlerhafte Beratung oder falsch gelieferte Medikamente. Während eine Berufshaftpflichtversicherung hier grundlegend ist, fehlt es oft an einer Best-Performance-Garantie oder einer Allrisk-Versicherung, die auch außergewöhnliche Schadensfälle abdeckt. Das kann fatale Folgen haben, wenn ein Schaden eintritt, der nicht explizit im Versicherungsschutz enthalten ist.

Naturereignisse wie Überschwemmungen oder Sturmschäden betreffen Apotheken vermehrt aufgrund des Klimawandels. Eine unzureichende Elementarschadenversicherung kann hier zu massiven finanziellen Belastungen führen, insbesondere wenn eine Apotheke in einem Risikogebiet liegt. Doch auch hier wird häufig am falschen Ende gespart, indem nur der Grundschutz gewählt wird.

Insgesamt zeigt sich, dass die individuelle Analyse der Apothekenversicherungen häufig unzureichend durchgeführt wird. Versicherungsexperten warnen seit Jahren, dass viele Policen veraltet oder lückenhaft sind, und empfehlen regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen des Versicherungsschutzes. Besonders Apothekeninhaber sollten sich bewusst sein, dass selbst kleine Lücken in der Absicherung existenzbedrohend sein können. Eine umfassende und lückenlose Versicherung schützt nicht nur vor kurzfristigen Schäden, sondern gewährleistet auch die langfristige Stabilität des Betriebes.

Versicherungslücken in Apotheken sind eine stille Bedrohung, die häufig unterschätzt wird. Betreiber setzen ihr Vertrauen in ihre bestehenden Policen und übersehen dabei die dynamischen Veränderungen im Gesundheitswesen und in der digitalen Welt. Während die klassische Versicherung oft als ausreichend betrachtet wird, übersehen viele Apotheker die neuen Risiken, die mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Klimawandel einhergehen. Besonders die fehlende Absicherung gegen Cyberangriffe und Elementarschäden könnte in Zukunft verheerende Folgen haben. Es ist an der Zeit, dass Apothekenbetreiber aktiv ihre Versicherungen hinterfragen und sicherstellen, dass alle potenziellen Risiken abgedeckt sind. Die Verantwortung liegt letztlich bei den Inhabern, ihre Existenz umfassend abzusichern – ein Thema, das in der Branche noch viel zu wenig Beachtung findet.

 

Steigende Insolvenzen – Gefahr für Apotheken?

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer Herausforderung: Unternehmensinsolvenzen sind im ersten Halbjahr um 25 Prozent gestiegen, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) berichtet. Diese Entwicklung spiegelt die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten wider, mit denen viele Branchen konfrontiert sind. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), zu denen auch Apotheken gehören, stehen zunehmend unter Druck.

Ursachen wie steigende Energiepreise, anhaltend hohe Inflation und sinkende Kaufkraft setzen der deutschen Wirtschaft spürbar zu. Apothekenbetreiber sind von dieser Situation nicht ausgenommen. In einem ohnehin von schmalen Margen geprägten Geschäftsumfeld verschärfen diese wirtschaftlichen Faktoren die Lage weiter.

Neben den wirtschaftlichen Belastungen müssen Apothekenbetreiber jedoch auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Auge behalten. Mit steigenden Insolvenzzahlen droht eine Zunahme von Zahlungsausfällen bei Lieferanten oder Geschäftspartnern. Zudem könnten Apotheken, die auf Finanzierung durch Banken angewiesen sind, aufgrund einer höheren Insolvenzquote mit strikteren Kreditbedingungen konfrontiert werden. In diesen Zeiten gilt es, finanzielle Risiken zu minimieren und frühzeitig Maßnahmen zur Absicherung der wirtschaftlichen Stabilität zu treffen.

Auch die Pharmabranche ist nicht immun gegen die Auswirkungen steigender Firmenpleiten. Lieferengpässe, Verzögerungen und möglicherweise steigende Preise für pharmazeutische Produkte sind nur einige der potenziellen Folgen. Die Liquiditätssicherung durch sorgfältiges Management von Lagerbeständen und Lieferketten wird für Apotheken daher immer wichtiger.

In diesem angespannten wirtschaftlichen Umfeld ist es für Apothekenbetreiber entscheidend, regelmäßig die eigene Finanzlage zu prüfen, mögliche Risikofaktoren zu identifizieren und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen. Hierzu zählen ein starker Fokus auf Kosteneffizienz, die Optimierung interner Prozesse und gegebenenfalls auch das Einholen von fachkundigem Rat, um sich gegen mögliche Insolvenzen von Geschäftspartnern oder Lieferanten abzusichern.

Die gestiegenen Insolvenzen im ersten Halbjahr 2024 sind ein Alarmsignal, das nicht ignoriert werden sollte – insbesondere nicht von Apothekenbetreibern. In einer Branche, in der finanzielle Stabilität und Zuverlässigkeit entscheidende Faktoren für den Betrieb sind, ist es nun mehr denn je unerlässlich, auf eine solide betriebswirtschaftliche Basis zu achten. Apotheken müssen mit einer erhöhten Vorsicht vorgehen, wenn es um die Auswahl von Geschäftspartnern geht. Ebenso sollten Betreiber daran denken, ihre Liquidität durch regelmäßige Prüfungen zu sichern und Strategien zur Risikominderung zu entwickeln. Es ist eine Zeit des Wandels, und nur wer frühzeitig handelt, wird in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld langfristig bestehen können.

  

Künstliche Intelligenz als Gamechanger in der Biopharmazie: Revolution in Forschung und Entwicklung

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verändert die Biopharmazie grundlegend und verspricht, Forschung und Entwicklung (F&E) schneller und effizienter zu machen. Branchenexperten erwarten für 2024 bahnbrechende Fortschritte, die nicht nur die Entdeckung neuer Arzneimittel beschleunigen, sondern auch die Produktivität der gesamten Industrie steigern könnten. Der Fokus liegt dabei auf der Anwendung von KI-gestützten Technologien, die komplexe chemische Prozesse simulieren und die Entwicklung neuer Wirkstoffe revolutionieren.

Ein herausragendes Beispiel ist die University of California San Diego, deren Forscher einen maschinellen Lernalgorithmus namens "Polygon" entwickelt haben. Dieser Algorithmus ist in der Lage, die Identifizierung neuer Arzneimittelkandidaten erheblich zu beschleunigen. Während konventionelle Methoden oft Tausende von Experimenten erfordern, kann Polygon in kurzer Zeit identische Ergebnisse liefern. In einem konkreten Fall konnten 32 neue potenzielle Krebsmedikamente synthetisiert werden. Experten sind überzeugt, dass dies den Weg für eine neue Generation von Präzisionsmedikamenten ebnet.

Auch auf Unternehmensebene nimmt die Nutzung von KI rapide zu. Der Pharmakonzern Eli Lilly geht eine Kooperation mit dem KI-basierten Biotechunternehmen Genetic Leap ein, um mithilfe von KI innovative Oligonukleotid-Medikamente zu entwickeln. Solche Partnerschaften verdeutlichen, wie stark KI bereits in die F&E-Prozesse der Pharmaindustrie integriert ist. Unternehmen, die auf KI verzichten, geraten zunehmend ins Hintertreffen, was sich sowohl auf ihre Innovationskraft als auch auf ihre Finanzierungsfähigkeit auswirkt.

Die Vorteile der KI sind dabei klar: Sie ermöglicht eine schnellere Entwicklung neuer Medikamente, optimiert klinische Studien durch digitale Studiendesigns und erhöht die Erfolgsquoten in den entscheidenden Phasen der Arzneimittelprüfung. Eine Studie des IQVIA Institute for Human Data Science zeigt, dass sich die globale F&E-Produktivität 2023 auf das Niveau vor der Pandemie erholt hat. Dies zeigt sich auch in der steigenden Zahl neuer Marktzulassungen: 69 neue Wirkstoffe wurden 2023 weltweit zugelassen, was einem deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Trotz dieser Erfolge stehen die Unternehmen vor großen Herausforderungen. Die geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten belasten die Branche. In den USA setzt der Inflation Reduction Act die Preise für Medikamente unter Druck, während gleichzeitig die Betriebskosten steigen. Dennoch bleiben die Führungskräfte der Branche optimistisch. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Horváth Life Sciences erwarten über 80 Prozent der Manager in der Biopharmaindustrie ein Gewinnwachstum für 2024, und über 90 Prozent blicken auch für 2025 zuversichtlich in die Zukunft.

Die Biopharmazie steht an einem Wendepunkt, an dem KI eine Schlüsselrolle spielt. Die Technologie ermöglicht nicht nur eine schnellere und effizientere Medikamentenentwicklung, sondern bietet auch die Möglichkeit, die gesamte Wertschöpfungskette der Branche zu optimieren. Es wird erwartet, dass KI-basierte Plattformen wie Polygon in den nächsten Jahren eine immer größere Bedeutung erlangen und den Innovationsprozess in der Biopharmazie entscheidend prägen werden.

Die Biopharmazie erlebt dank Künstlicher Intelligenz eine tiefgreifende Transformation. Die Einführung von KI-gestützten Technologien wie dem Polygon-Algorithmus zeigt, wie sehr die Digitalisierung die Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie beschleunigen kann. In einem Sektor, der traditionell durch hohe Kosten und langwierige Entwicklungsprozesse gekennzeichnet ist, bietet KI eine Antwort auf viele der drängendsten Herausforderungen.

Es ist bemerkenswert, wie schnell sich die Akzeptanz für KI in der Biopharmazie gewandelt hat. Was vor wenigen Jahren noch als experimentell galt, wird heute als unverzichtbar angesehen. Der rasante Fortschritt in der KI-gestützten Forschung eröffnet neue Horizonte für die Arzneimittelentwicklung, insbesondere im Bereich der Präzisionsmedizin. Unternehmen, die auf diese Technologien setzen, werden nicht nur ihre Innovationskraft steigern, sondern auch wettbewerbsfähig bleiben.

Doch der Einsatz von KI ist kein Selbstläufer. Es bedarf erheblicher Investitionen in die Dateninfrastruktur sowie einer engen Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen, Biotechnologiefirmen und Regulierungsbehörden. Nur so können die vollen Potenziale der KI genutzt und gleichzeitig die ethischen und regulatorischen Anforderungen erfüllt werden.

Die kommenden Jahre werden zeigen, wie tiefgreifend KI die Biopharmazie verändern wird. Eines ist jedoch sicher: Die Weichen für eine technologische Revolution in der Arzneimittelforschung sind gestellt.

 

SPD dominiert trotz AfD-Aufstieg – Apotheken erwarten Kurswechsel

Die SPD hat sich bei der Landtagswahl in Brandenburg mit 30,9 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft behauptet, bleibt jedoch unter Druck, eine regierungsfähige Koalition zu bilden. Die rechtspopulistische AfD landete knapp dahinter mit 29,2 Prozent und konnte somit ihr Wahlergebnis erheblich verbessern. Das neu gegründete Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) sicherte sich aus dem Stand 13,5 Prozent und festigte damit seinen Aufstieg nach Erfolgen in Sachsen und Thüringen. Für die CDU brachte die Wahl ein historisch schlechtes Ergebnis von 12,1 Prozent. Die Grünen und die Freien Wähler schafften den Einzug in den Landtag nicht, und auch die FDP erreichte mit weniger als einem Prozent nur ein marginales Ergebnis.

Mit der Verteilung der 88 Sitze im Landtag bleibt die SPD mit 32 Mandaten an der Spitze, gefolgt von der AfD mit 30 Sitzen. Das BSW zieht mit 14 Mandaten erstmals in das Landesparlament ein, während die CDU nur noch 12 Sitze innehat. Diese Ergebnisse lassen die Koalitionsbildung zu einer schwierigen Aufgabe werden, insbesondere da alle Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen. Mögliche Szenarien beinhalten eine Koalition zwischen SPD und BSW oder ein Dreierbündnis aus SPD, BSW und CDU.

Für die Apotheken in Brandenburg könnte das Wahlergebnis einschneidende Folgen haben. Jens Dobbert, Präsident der Apothekerkammer Brandenburg, äußerte sich optimistisch über die Rolle der SPD in der zukünftigen Landesregierung, unterstrich jedoch, dass eine neue Regierungskoalition auch für die Apothekenpolitik Veränderungen bringen könnte. "Die SPD hat ihre zentrale Rolle behauptet, aber die Herausforderungen sind gewachsen", so Dobbert. Er betonte, dass die Gespräche, die vor der Wahl mit der SPD geführt wurden, fortgesetzt werden sollen. Die Apothekerkammer werde die Parteienvertreter an ihre Zusagen erinnern, insbesondere in Bezug auf die Sicherung der Fachkräfte und die geplante Einrichtung eines Pharmaziestudiums in Brandenburg.

Andrea König, Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg (AVB), sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf. Die bisherige Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), die als Fürsprecherin der Apotheken galt, wird in der neuen Regierung nicht mehr vertreten sein. "Mit dem Ausscheiden der Grünen verliert die Apothekerschaft eine wichtige Unterstützerin im Kampf gegen die apothekenfeindlichen Reformpläne des Bundes", erklärte König. Sie forderte die neue Landesregierung auf, sich klar für die Sicherung der Apotheken und die Stabilisierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einzusetzen.

Brandenburgs Apotheken stehen angesichts der alternden Bevölkerung vor immer größeren Herausforderungen. Die Sicherung der Arzneimittelversorgung muss eine zentrale Säule der neuen Landesregierung werden, so die Apothekervertreter. Mit Blick auf das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) des Bundesgesundheitsministeriums fordern sie, dass Brandenburg sich im Bundesrat klar gegen die Reformpläne positioniert, die viele Apotheken in ihrer Existenz bedrohen könnten.

Das Wahlergebnis in Brandenburg bringt eine Vielzahl neuer politischer Konstellationen mit sich, die nicht nur das Land, sondern auch die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung beeinflussen werden. Für die Apothekenbranche könnte dies eine entscheidende Weichenstellung bedeuten. Die SPD mag zwar erneut als stärkste Kraft hervorgegangen sein, aber der politische Wind hat sich geändert. Mit dem Wegfall der Grünen und der nötigen Koalitionsbildung stehen die Apotheken vor einer ungewissen Zukunft.

Es ist zu hoffen, dass die SPD die Zusagen, die sie vor der Wahl gemacht hat, tatsächlich umsetzt. Die Fachkräftesicherung und die Einführung eines Pharmaziestudiums in Brandenburg sind längst überfällige Schritte, die nun schnellstmöglich umgesetzt werden müssen. Gleichzeitig muss die Apothekerschaft wachsam bleiben und die neue Regierung regelmäßig an ihre Wahlversprechen erinnern. Die drohenden Reformen auf Bundesebene könnten vielen Apotheken den Boden unter den Füßen wegziehen.

Sollte die neue Landesregierung nicht aktiv werden, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Apotheken zu verbessern, droht ein weiterer Rückgang der Apothekenzahlen – mit gravierenden Folgen für die Gesundheitsversorgung in Brandenburg. Die Apotheken sind eine unverzichtbare Stütze der medizinischen Versorgung, besonders in einer immer älter werdenden Bevölkerung. Die neue Regierung muss dies anerkennen und entsprechend handeln.

 

Gedisa startet offiziell mit Card-Link-Lösung für Apotheken

Die Gesellschaft für digitale Services der Apotheken (Gedisa) hat den offiziellen Start ihrer standeseigenen Card-Link-Lösung bekannt gegeben. Nachdem das System Anfang September die Zulassung von der Gematik erhalten hatte, konnten nun die ersten 1000 Apotheken freigeschaltet werden. Bis Ende der Woche sollen alle 6000 teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken an die digitale Infrastruktur angeschlossen sein.

Das Card-Link-Verfahren ermöglicht es Apotheken, E-Rezepte ortsunabhängig über Smartphones zu verarbeiten. Bisher war es notwendig, dass Patientinnen und Patienten ihre elektronische Gesundheitskarte (EGK) in der Apotheke einlesen lassen, um eine Verordnung abzurufen. Mit der neuen Lösung entfällt dieser Schritt, wodurch der Einlöseprozess erheblich vereinfacht wird. Kunden können dabei entweder auf die kostenlose Gedisa-App „ApoGuide“ zugreifen oder eine der vielen Partner-Apps nutzen, die ebenfalls die standeseigene Technologie integrieren.

Die Einführung der Gedisa-Lösung erfolgt nach einer einwöchigen Testphase, in der die Funktionalität überprüft wurde. Gedisa-Geschäftsführer Sören Friedrich äußerte sich zufrieden mit der schnellen Umsetzung des Projekts und betonte die Bedeutung dieser digitalen Innovation für die Vor-Ort-Apotheken. "Wir sind stolz, diese komplexe, apothekeneigene Lösung in einer solch kurzen Entwicklungszeit umgesetzt zu haben und wünschen den Apotheken viel Erfolg und steigende Rx-Umsätze", so Friedrich.

Die Card-Link-Technologie war ursprünglich von großen EU-Versandapotheken wie Doc Morris und Shop Apotheke gefordert worden. Diese hatten sich im Wettbewerb um das E-Rezept benachteiligt gefühlt, da für sie die physische Einlösung der EGK vor Ort nicht möglich war. Inzwischen haben sowohl Doc Morris als auch Shop Apotheke eigene Lösungen entwickelt und entsprechende Zulassungen erhalten. Für die stationären Apotheken ging gesund.de im Sommer als erster Anbieter mit einer Card-Link-Lösung an den Start.

Mit der Einführung der Gedisa-Lösung haben nun auch Vor-Ort-Apotheken die Möglichkeit, von den wachsenden Online-Umsätzen zu profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Gesundheitsmarkt zu sichern. Die digitale Transformation im Apothekenwesen schreitet damit weiter voran und eröffnet neue Chancen für eine effizientere und kundenfreundlichere Versorgung.

Die Einführung der Card-Link-Lösung durch Gedisa markiert einen wichtigen Schritt für die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken. In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der Online-Anbieter dominieren, war es höchste Zeit, dass Apotheken vor Ort konkurrenzfähige Lösungen erhalten, um mit den Anforderungen des modernen Gesundheitswesens Schritt zu halten. Die neue Technologie ermöglicht es nicht nur, den Einlöseprozess für E-Rezepte zu erleichtern, sondern bietet den Apotheken auch die Chance, in den boomenden Online-Markt einzusteigen.

Die Herausforderung bleibt jedoch, wie gut diese neue Infrastruktur von Apotheken und Patientinnen angenommen wird. Es reicht nicht aus, einfach neue Technologien einzuführen; der Erfolg hängt davon ab, wie gut das System in den Alltag integriert wird. Die Einführung von „ApoGuide“ und die Unterstützung durch Partner-Apps sind vielversprechende Schritte, doch langfristig muss sich zeigen, wie erfolgreich diese Maßnahmen tatsächlich sind.

Mit Blick auf die Konkurrenz aus dem EU-Versandhandel ist die Card-Link-Lösung ein unverzichtbares Instrument für die Vor-Ort-Apotheken, um ihre Marktposition zu verteidigen. Die Apothekerschaft hat sich durch diese Lösung einen wichtigen Vorteil verschafft. Entscheidend ist nun, dass die Apotheken auch in der digitalen Zukunft ihre Rolle als verlässliche Ansprechpartner in Gesundheitsfragen behalten.

 

Neuer Vorsitzender setzt auf Innovation im Apothekenwesen

Benedikt Bühler, 25-jähriger Apotheker aus Karlsruhe, wurde am vergangenen Freitag einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Verbands Innovativer Apotheken (via) gewählt. Er übernimmt das Amt von Ann-Katrin Gräfe-Bub, die nach dem plötzlichen Ausscheiden des früheren Vorsitzenden Thomas Anthes den Verband interimistisch geleitet hatte. Gräfe-Bub bleibt im Vorstand und wird Bühler in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Bühler ist in der Apothekenbranche kein Unbekannter. Bereits 2019 erregte er als junger Pharmaziestudent Aufmerksamkeit, als er eine Petition für das Rx-Versandverbot ins Leben rief. Die Petition, die mehr als 400.000 Mitzeichner fand, wurde zwar im Bundestag diskutiert, doch der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn zeigte wenig Interesse an der Umsetzung. Trotzdem etablierte sich Bühler als politisch aktiver Vertreter der Apothekenschaft und baute sein Engagement in den folgenden Jahren weiter aus.

Während der Corona-Pandemie machte er erneut auf sich aufmerksam, als er in der Apotheke seiner Mutter Desinfektionsmittel produzierte, Testzentren organisierte und später auch Impfungen durchführte. Diese praxisnahen Erfahrungen prägten Bühlers Verständnis für die zentrale Rolle, die Apotheken im Gesundheitswesen spielen. Seitdem setzte er sich aktiv im Landesapothekerverband Baden-Württemberg ein und stieg Anfang 2024 in den Vorstand des via auf.

Als neuer Vorsitzender des via verfolgt Bühler eine klare Agenda. Zu den Hauptforderungen des Verbands zählen die sofortige Erhöhung der Apothekenhonorare, die Reduzierung bürokratischer Belastungen und die Einführung der GmbH-Rechtsform für Apotheken. Darüber hinaus setzt sich der Verband für innovative Versorgungskonzepte wie „Minilabs“ ein, die es Apotheken ermöglichen sollen, ihre Dienstleistungen effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten.

Bühler betont die Notwendigkeit eines konstruktiven Dialogs mit der Politik und den Standesvertretungen. „Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Zukunft der Apotheken zu sichern“, sagte er nach seiner Wahl. Es gehe ihm nicht um bloße Proteste, sondern um die Erarbeitung tragfähiger Lösungen, um die Apotheken in Deutschland langfristig zu stärken.

Um die Mitgliederbasis des Verbands zu erweitern, hat via eine neue Werbekampagne gestartet: Apotheker, die im Oktober 2024 beitreten, erhalten ein beitragsfreies Jahr. Aktuell zählt der Verband rund 300 Mitglieder, doch Bühler plant, die Zahl durch frische Ideen und ein klares Ziel zu steigern.

Mit der Wahl von Benedikt Bühler zum Vorsitzenden des Verbands Innovativer Apotheken ist ein Generationenwechsel in der Apothekenpolitik vollzogen. Bühler, der sich bereits früh durch sein politisches Engagement einen Namen gemacht hat, bringt nicht nur frischen Wind, sondern auch eine klare Vision für die Zukunft der Apotheken mit. In einer Zeit, in der Apotheken durch Versandhandel, regulatorische Hürden und wirtschaftlichen Druck zunehmend unter Druck geraten, ist es wichtig, dass innovative Konzepte entwickelt werden, um diese Herausforderungen zu meistern.

Bühlers Forderungen nach einer Erhöhung der Apothekenhonorare und einer flexibleren Rechtsform sind nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig, um den Betrieb vieler Apotheken langfristig abzusichern. Doch was Bühler besonders auszeichnet, ist seine pragmatische und lösungsorientierte Herangehensweise. Statt sich in ideologischen Debatten zu verlieren, setzt er auf den Dialog und die Erarbeitung von tragfähigen Lösungen.

Es bleibt nun abzuwarten, wie Bühler und der Verband diese Ideen in die Praxis umsetzen werden. Eines ist jedoch sicher: Mit Benedikt Bühler an der Spitze des via haben die Apotheken in Deutschland einen Vertreter, der sowohl die Herausforderungen der Branche kennt als auch den Mut hat, neue Wege zu gehen. Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut er die Weichen für die Zukunft der Apotheken stellen kann.

 

Bedeutung des Ergänzungssortiments in Apotheken: Verbandstoffe stark, Pflegeprodukte schwächeln

Eine aktuelle Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) hat gezeigt, dass das Ergänzungssortiment in Apotheken – wie Pflaster, Hustenbonbons oder Nahrungsergänzungsmittel – weiterhin eine wichtige Rolle für viele Apothekeninhaber spielt. Rund 44 Prozent der über 100 befragten Apothekerinnen und Apotheker gaben an, dass diese Artikel entscheidend zur Kundenbindung und -gewinnung beitragen. Allerdings halten nur 28 Prozent das Ergänzungssortiment für besonders bedeutend, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg der Apotheke geht. Dabei stechen vor allem Verbandstoffe, wie Pflaster, hervor: 52 Prozent der Umfrageteilnehmer messen diesen Produkten eine hohe bis sehr hohe Relevanz für ihre Umsätze bei. Auch Erkältungsmittel spielen für 49 Prozent eine wichtige Rolle.

Doch der Markt ist in Bewegung. Besonders Produkte aus den Bereichen Ernährung und Körperpflege verzeichnen deutliche Nachfragerückgänge. Nach Angaben von 61 Prozent der Apotheken haben Ernährungsprodukte, abgesehen von Nahrungsergänzungsmitteln, stark an Bedeutung verloren. Auch Zahnpflegeprodukte sowie Kosmetika verkaufen sich weniger gut, wie 57 beziehungsweise 56 Prozent der Befragten berichteten. Die Nachfrage nach Diätmitteln und Hygieneartikeln geht ebenfalls zurück.

Die Gründe für diesen Rückgang sehen die Apotheker vor allem im intensiven Wettbewerb mit Versandapotheken und Onlineplattformen. Amazon und andere große Anbieter drängen mit niedrigen Preisen auf den Markt, was den stationären Apotheken zu schaffen macht. 80 Prozent der Apothekeninhaber geben an, sich diesem enormen Preisdruck ausgesetzt zu sehen. Dies trifft insbesondere auf branchenfremde Plattformen sowie Drogerieketten zu, die das Sortiment der Apotheken oftmals deutlich unterbieten.

Dennoch bleibt das Ergänzungssortiment für viele Apotheken ein wichtiger Bestandteil ihres Geschäftsmodells. Insbesondere Verbandstoffe und Erkältungsmittel haben ihren festen Platz und tragen maßgeblich zum Umsatz bei. Die Entwicklung zeigt jedoch, dass Apotheken zunehmend darauf angewiesen sind, sich gegen die starke Onlinekonkurrenz zu behaupten und ihre Sortimente strategisch auszurichten, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Ergebnisse der Umfrage des IFH verdeutlichen einmal mehr die Herausforderungen, denen Apotheken heute gegenüberstehen. Das Ergänzungssortiment ist seit jeher ein entscheidendes Element zur Steigerung der Kundenbindung. Doch der zunehmende Preisdruck durch Versandapotheken und Onlinehändler wie Amazon erschwert es den stationären Apotheken, sich zu behaupten. Besonders im Bereich der Pflege- und Kosmetikprodukte scheint die Konkurrenz aus dem Netz unaufhaltsam.

Apotheken müssen sich nun die Frage stellen, wie sie ihre Stärken weiter ausbauen und sich zugleich von der digitalen Konkurrenz abgrenzen können. Verbandstoffe und Erkältungsmittel sind nach wie vor bedeutend, doch reicht dies langfristig aus? Die Lösung könnte darin liegen, das Beratungsgespräch noch stärker in den Vordergrund zu rücken und auf die persönliche Beziehung zu den Kundinnen und Kunden zu setzen – ein Vorteil, den Versandapotheken kaum bieten können. So kann es den Apotheken gelingen, ihre Position auf dem Markt zu festigen, auch wenn der Preiskampf weiterhin anhält.

Der stationäre Handel wird sich zunehmend digitalisieren müssen, ohne dabei den persönlichen Kundenkontakt zu verlieren – eine Herausforderung, aber auch eine Chance.

 

Arzneimittelqualität im Fokus: Proaktive Maßnahmen gegen Rückrufe gefordert

Trotz strenger Vorschriften und umfassender Qualitätskontrollen kommt es in der Arzneimittelproduktion immer wieder zu Chargenrückrufen. Diese Rückrufe verunsichern nicht nur die Patienten, sondern schaden auch dem Ruf der Hersteller. Professor Dr. Mona Tawab, wissenschaftliche Leiterin des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker (ZL), machte in einem kürzlich gehaltenen Vortrag deutlich, dass viele dieser Rückrufe vermeidbar wären. Sie betonte, dass das deutsche System der Arzneimittelsicherheit gut verzahnt sei und Patienten den in Apotheken angebotenen Medikamenten vertrauen könnten. Dennoch gebe es Qualitätsmängel, die sich vor allem in Verpackungsfehlern und mechanischen Defekten äußern, wie aktuelle Meldungen an die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) zeigen.

Im Jahr 2023 wurden mehr als 8.000 Fälle an die AMK gemeldet, von denen fast 70 Prozent auf Qualitätsmängel entfielen. Obwohl nur ein kleiner Teil dieser Meldungen Minderwirkungen betraf, führt jeder Rückruf zu Unsicherheit. „Jeder Rückruf ist einer zu viel“, betonte Tawab. Besonders besorgniserregend sei, dass Arzneimittel oft von Herstellern in Ländern wie China und Indien bezogen werden, die sich außerhalb des direkten Einflussbereichs europäischer Aufsichtsbehörden befinden. Das neue Anti-Spionage-Gesetz in China verschärft die Situation weiter, da Inspektionen vor Ort stark eingeschränkt sind.

Ein weiteres Problem stellt die unzureichende Kontrolle der Hilfsstoffe dar, die in verschiedenen Industriezweigen Verwendung finden. Für die Pharmaindustrie, die nur einen kleinen Teil der Abnehmer dieser Stoffe ausmacht, ist es schwer, durchgängig pharmazeutische Qualitätsstandards durchzusetzen. Noch problematischer sind unvorhergesehene Verunreinigungen, die mit herkömmlichen Analysemethoden kaum entdeckt werden können. Tawab nannte die Nitrosamin-Verunreinigungen in Sartanen als ein Beispiel, das zeigt, wie schwer es ist, unerwartete Schadstoffe proaktiv zu identifizieren.

Um solchen Problemen vorzubeugen, setzt das Zentrallaboratorium der Deutschen Apotheker auf innovative Analysestrategien. Im Rahmen eines neuen Projekts sollen Fingerprint-Profile gängiger Arzneimittel erstellt werden, um mit Hilfe modernster Analysetechniken wie der Ultrahochleistungs-Flüssigchromatografie mit hochauflösender Massenspektrometrie (UHPLC-HRMS) unbekannte Verunreinigungen zu entdecken. Dieses Projekt, das durch die Lesmüller-Stiftung gefördert wird, soll die Arzneimittelqualität nachhaltig verbessern.

Langfristig fordert Tawab eine stärkere Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure in der globalen Lieferkette. Mehr Transparenz, ein verbesserter Informationsaustausch sowie die Standardisierung von Prozessen und Datenmanagement seien unerlässlich, um Qualitätsprobleme nicht nur reaktiv zu lösen, sondern proaktiv zu vermeiden. Sie plädierte zudem für eine Anpassung der Monografien für Hilfsstoffe, um deren Qualitätsstandards klarer zu definieren und auf moderne Produktionsbedingungen anzupassen.

Der Schutz der Arzneimittelqualität ist ein zentrales Anliegen der Gesundheitsversorgung, doch die aktuellen Herausforderungen zeigen, dass das bestehende System Lücken aufweist. Rückrufe und Qualitätsmängel schaden dem Vertrauen der Patienten und schwächen das Ansehen der Hersteller. Professor Dr. Mona Tawab hat völlig recht, wenn sie eine proaktive Vorgehensweise fordert. Solange Arzneimittel von Lieferanten außerhalb Europas bezogen werden, bleibt die Kontrolle über deren Herstellung eingeschränkt.

Es ist dringend notwendig, dass sich die Industrie stärker auf innovative Kontrollmechanismen wie das Fingerprint-Profiling konzentriert. Diese neuen Technologien könnten helfen, unerwartete Verunreinigungen frühzeitig zu erkennen und Rückrufe zu minimieren. Zudem müssen globale Lieferketten transparenter und regulierter werden. Hersteller und Regulierungsbehörden sollten enger zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die hohen Qualitätsstandards, die in Europa gelten, auch weltweit umgesetzt werden.

Jeder Rückruf ist ein Rückschritt für die Arzneimittelsicherheit. Proaktive Maßnahmen sind nicht nur eine technische Herausforderung, sondern eine ethische Verpflichtung gegenüber den Patienten. Nur durch internationale Zusammenarbeit und fortschrittliche Kontrollmethoden kann die Qualität der Arzneimittel dauerhaft gesichert werden.

 

Gehirnschleim als Ursache für Fettleibigkeit entdeckt

Australische Forschende haben eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht, die das Verständnis der Ursachen von Fettleibigkeit erheblich erweitern könnte. In einer im renommierten Fachjournal Nature veröffentlichten Studie wird beschrieben, wie eine schleimartige Substanz, die sich im Appetitzentrum des Gehirns bildet, zu Insulinresistenz und unkontrolliertem Essverhalten führt. Diese Erkenntnisse könnten neue Therapieansätze gegen Adipositas eröffnen.

Die Forschung konzentrierte sich auf den Hypothalamus, genauer auf den Nucleus arcuatus (ARC), eine Region, die maßgeblich für die Appetitsteuerung verantwortlich ist. Dort reagieren Neuronen unter normalen Umständen auf das Hormon Insulin, welches den Energiehaushalt und den Appetit reguliert. Bei einer fettreichen und ungesunden Ernährung verändert sich jedoch die extrazelluläre Matrix, das Stützgewebe zwischen den Nervenzellen, und bildet eine dichte, klebrige Substanz. Dieser „Gehirnschleim“ verhindert, dass Insulin effektiv an seine Rezeptoren binden kann, was zur Insulinresistenz führt. In der Folge gerät die Appetitkontrolle außer Kontrolle, und die Tiere in den Versuchen zeigten eine deutliche Gewichtszunahme.

Die Forschenden um Cait A. Beddows von der University of Melbourne konnten in ihren Experimenten mit Mäusen und Ratten nachweisen, dass diese veränderte Matrix nicht nur die Insulinempfindlichkeit beeinträchtigt, sondern auch die Signalübertragung zwischen den Neuronen stört. Insbesondere die AgRP-Neuronen, die unter anderem hemmende Impulse an andere Bereiche des Hypothalamus senden, entluden sich häufiger spontan. Diese erhöhte Aktivität trug zu einer weiteren Verschlechterung der hypothalamischen Schaltkreise bei, was letztlich zu einem unkontrollierten Essverhalten führte.

Interessanterweise gelang es den Forschenden, die perineuronalen Netze, die die Neuronen umgeben, enzymatisch abzubauen. Dies führte zu einer Wiederherstellung der Insulinsensitivität und einer Normalisierung des Essverhaltens. Die Tiere fraßen weniger, und ihr Körpergewicht stabilisierte sich. Diese Erkenntnisse könnten für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden gegen Fettleibigkeit von entscheidender Bedeutung sein.

Neben der Entdeckung des Gehirnschleims spielt auch eine entzündliche Komponente eine Rolle bei der Entstehung von Fettleibigkeit. Die Forschenden fanden heraus, dass bei adipösen Mäusen die Spiegel entzündungsfördernder Proteine wie TNF-α und TGF-β deutlich erhöht waren. Diese Entzündungsprozesse hemmten den Abbau der extrazellulären Matrix, was die Bildung des klebrigen Schleims weiter begünstigte.

Als mögliche Therapieoption identifizierten die Forschenden den Einsatz von Fluorosamin, einem Hemmstoff, der die Synthese der schleimartigen Substanz verhindert. Durch die Gabe von Fluorosamin konnte in den Versuchstieren die Insulinsensitivität wiederhergestellt werden, was zu einem Rückgang des Übergewichts führte. Diese Erkenntnis eröffnet vielversprechende Perspektiven für zukünftige Behandlungen von Adipositas.

Die Studie ist ein weiterer Meilenstein in der Erforschung der neuronalen Ursachen von Fettleibigkeit. Sie zeigt, dass nicht nur hormonelle Faktoren, sondern auch strukturelle Veränderungen im Gehirn eine entscheidende Rolle spielen. Die Entdeckung des „Gehirnschleims“ bietet neue Ansätze für die Entwicklung von Therapien, die auf die Wiederherstellung der neuronalen Funktionsfähigkeit abzielen.

Die Entdeckung des sogenannten Gehirnschleims könnte einen Paradigmenwechsel in der Adipositasforschung einläuten. Bislang wurden Fettleibigkeit und ihre Ursachen vor allem im Bereich der Hormone und des Stoffwechsels gesehen. Nun zeigt sich jedoch, dass strukturelle Veränderungen im Gehirn eine maßgebliche Rolle spielen. Diese Erkenntnis ist besonders brisant, da sie einen ganz neuen Ansatz für mögliche Behandlungsstrategien eröffnet. Der gezielte Abbau der veränderten Matrix könnte es ermöglichen, Insulinresistenz zu bekämpfen und so das Essverhalten zu normalisieren.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Forschungsergebnisse in klinischen Studien beim Menschen bestätigen lassen. Sollte sich die Hemmung der schleimigen Struktur auch beim Menschen als wirksam erweisen, könnten neue Therapieansätze gegen Fettleibigkeit entwickelt werden. Besonders spannend ist der Ansatz, nicht nur Symptome zu bekämpfen, sondern die Ursachen auf neuronaler Ebene zu beheben. Das könnte den Weg zu langfristig wirksamen Therapien ebnen, die die Lebensqualität vieler Menschen verbessern könnten.

 

Neue Therapieoption für Eierstockkrebs vor Zulassung in der EU

In der Europäischen Union könnte bald ein bedeutender Durchbruch in der Behandlung von Eierstock-, Eileiter- und primärem Peritonealkrebs erzielt werden. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat die Zulassung des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats Mirvetuximab Soravtansin empfohlen. Der Wirkstoff ist im Präparat Elahere® enthalten, das alle drei Wochen intravenös verabreicht wird und von der Firma Abbvie entwickelt wurde.

Das Medikament soll als Monotherapie bei Frauen eingesetzt werden, die an Folatrezeptor-alpha (FRα)-positivem, platinresistentem, hochgradigem serösem epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom leiden. Diese Patientinnen müssen zuvor bereits ein bis drei systemische Behandlungsschemata durchlaufen haben. Eine gezielte Behandlung ist jedoch nur bei Patientinnen möglich, die mittels eines Tests auf die FRα-Expression untersucht wurden, da dieser Rezeptor bei einigen Tumoren verstärkt vorhanden ist.

Mirvetuximab Soravtansin bindet gezielt an den Folatrezeptor-alpha, der bei bestimmten Eierstockkrebsarten übermäßig exprimiert ist. Der Antikörper ist mit dem Tubulin-Inhibitor DM4 verbunden, der die Zellteilung blockiert und so zum Absterben der Krebszellen führt. Die intrazelluläre Freisetzung des Wirkstoffs DM4, nach der Aufnahme in die Tumorzelle, unterbricht das Mikrotubuli-Netzwerk, was den Zellzyklus stoppt und den Zelltod auslöst. Diese zielgerichtete Therapie soll effektiver und schonender als herkömmliche Chemotherapien sein.

Studien, die der EMA vorgelegt wurden, zeigen, dass Elahere im Vergleich zu den derzeit verfügbaren Chemotherapien wie Paclitaxel, pegyliertem liposomalem Doxorubicin und Topotecan eine Verbesserung des progressionsfreien und des Gesamtüberlebens erzielt. Dies macht das Medikament zu einer vielversprechenden Option für Patientinnen, bei denen eine Chemotherapie keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt hat.

Nebenwirkungen, die bei der Behandlung mit Elahere häufig auftreten, umfassen verschwommenes Sehen, Übelkeit, Durchfall, Müdigkeit, Bauchschmerzen und Augenprobleme wie Keratopathie und trockene Augen. Aufgrund der okulären Toxizität wird empfohlen, vor Beginn und während der Therapie regelmäßige augenärztliche Untersuchungen durchzuführen.

Die endgültige Entscheidung über die Zulassung von Elahere in der EU liegt nun bei der Europäischen Kommission. Eine Genehmigung wird erwartet, da die Kommission üblicherweise den Empfehlungen der EMA folgt. Elahere erhielt bereits im März 2024 die Zulassung in den USA und könnte schon bald auch in Europa eine wichtige Behandlungsoption für betroffene Patientinnen darstellen.

Die Empfehlung des CHMP für die Zulassung von Mirvetuximab Soravtansin ist ein bedeutender Schritt im Kampf gegen Eierstockkrebs, insbesondere für Patientinnen, deren Tumoren platinresistent sind. Diese Frauen stehen oft vor der Herausforderung, dass herkömmliche Chemotherapien nicht mehr wirksam sind, was ihre Überlebenschancen erheblich mindert. Eine zielgerichtete Therapie, die auf einen spezifischen Rezeptor abzielt und dadurch gesunde Zellen weniger schädigt, könnte hier Abhilfe schaffen.

Die Forschung auf dem Gebiet der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate schreitet voran, und Elahere ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie innovative Ansätze die Behandlungsmöglichkeiten erweitern können. Dennoch ist es wichtig, dass die Risiken und Nebenwirkungen, insbesondere die okuläre Toxizität, nicht unterschätzt werden. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind entscheidend, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Für viele Patientinnen in Europa könnte Elahere die dringend benötigte Hoffnung auf eine verbesserte Lebensqualität und längere Überlebenszeiten bringen. Wenn die Europäische Kommission die Zulassung erteilt, steht den Patientinnen eine vielversprechende neue Behandlungsoption zur Verfügung, die möglicherweise das Leben vieler Menschen positiv beeinflussen könnte.

 

Pflanzliche Heilmittel bei Rheuma: Wirksamkeit fraglich, Risiken vorhanden

Pflanzliche Arzneimittel werden von vielen Patienten mit rheumatischen Erkrankungen als potenzielle Alternative oder Ergänzung zur herkömmlichen Therapie angesehen. Doch eine umfassende Untersuchung einer Expertenkommission hat jüngst auf dem Deutschen Rheumatologiekongress in Düsseldorf gezeigt, dass die Wirksamkeit dieser Präparate sehr begrenzt ist. Unter der Leitung von Professor Dr. Gernot Keyßer, Leiter des Arbeitsbereichs Rheumatologie an der Universitätsmedizin Halle, wurden zahlreiche pflanzliche Mittel auf ihre entzündungshemmenden und schmerzlindernden Effekte hin überprüft.

Zu den untersuchten Präparaten gehörten unter anderem Borretschöl, Brennnessel, Cannabis-Präparate sowie Zubereitungen mit Rosa canina, Rosmarin, Safran und Weidenrinde. Auch ein Kombipräparat aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und Echtem Goldrutenkraut (Phytodolor®) wurde in die Untersuchung einbezogen. Die Ergebnisse der Literaturrecherche der Kommission fielen jedoch ernüchternd aus. Obwohl viele dieser Präparate in Tierversuchen entzündungshemmende Effekte zeigen, konnte bei den meisten kein klinisch relevanter Nutzen für den Menschen nachgewiesen werden.

Besonders enttäuschend sind die Ergebnisse für Präparate wie Rosmarin und Safran, von denen die Kommission ausdrücklich abrät. Auch für medizinisches Cannabis, das oft als alternatives Schmerzmittel angesehen wird, gibt es keine ausreichende Evidenz für eine wirksame Anwendung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Lediglich in Einzelfällen könne es zur Linderung chronischer, neuropathischer Schmerzen sowie bei Schlafstörungen eine Option darstellen.

Die Fachgesellschaft betonte, dass pflanzliche Mittel niemals eine antirheumatische Basistherapie ersetzen können. Zwar müssen Rheumatologen nicht grundsätzlich von der Anwendung von Brennnessel, Weidenrinde oder Rosa canina abraten, doch wird darauf hingewiesen, dass diese Präparate nur ergänzend und unter Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden sollten. Auch das Präparat Phytodolor®, das entzündungshemmende Eigenschaften in Tierversuchen zeigt, konnte keinen ausreichenden therapeutischen Effekt im klinischen Bereich belegen.

Neben der mangelnden Wirksamkeit wiesen die Experten auch auf mögliche Risiken hin. Professor Dr. Christof Specker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, erklärte, dass pflanzliche Arzneimittel keineswegs frei von Nebenwirkungen seien. Magen-Darm-Beschwerden, allergische Reaktionen und Hautprobleme könnten häufig auftreten. Patienten sollten deshalb die Einnahme dieser Präparate immer mit ihrem Rheumatologen abklären, um unerwünschte Komplikationen zu vermeiden.

Die Veröffentlichung der vollständigen Ergebnisse der Kommission wird noch in diesem Jahr erwartet. Rheumatologen sehen der Veröffentlichung mit Spannung entgegen, um ihren Patienten fundierte und wissenschaftlich abgesicherte Empfehlungen geben zu können. Angesichts der modernen und wirksamen Medikamente, die heute für rheumatische Erkrankungen zur Verfügung stehen, scheint der Nutzen von Phytotherapeutika jedoch stark begrenzt.

Die Vorstellung, pflanzliche Heilmittel könnten als sanfte Alternative oder Ergänzung zu den etablierten medikamentösen Therapien bei Rheuma wirken, hält sich hartnäckig. Doch die Ergebnisse der Expertenkommission der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zeigen deutlich, dass diese Hoffnung oft nicht gerechtfertigt ist. Zwar ist das Interesse an natürlichen Heilmitteln groß, doch dürfen Patienten nicht vergessen, dass auch diese Präparate Risiken bergen und keinesfalls harmlos sind.

Es ist wichtig, dass der Einsatz solcher Mittel stets mit dem behandelnden Arzt abgestimmt wird, denn die moderne Rheumatherapie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Statt auf unbewiesene pflanzliche Mittel zu setzen, sollten Patienten die wirksamen und gut verträglichen Medikamente nutzen, die heute zur Verfügung stehen. Phytotherapeutika können unter Umständen ergänzend angewendet werden, doch sie dürfen niemals die Grundlage der Therapie darstellen.

Die Vorstellung, pflanzliche Präparate seien per se ungefährlich, ist gefährlich. Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden oder allergische Reaktionen sind keine Seltenheit und können gerade bei chronisch kranken Patienten zu zusätzlichen Problemen führen. Auch die unklare Dosierung und mangelnde Standardisierung vieler pflanzlicher Produkte sind ein Problem. Hier bedarf es strengerer Kontrollen und klarerer Leitlinien, um Patienten besser zu schützen.

Insgesamt zeigt sich, dass pflanzliche Heilmittel bei rheumatischen Erkrankungen nur eine untergeordnete Rolle spielen sollten. Patienten sollten sich auf bewährte Therapien verlassen und Phytotherapeutika nur in enger Absprache mit ihrem Arzt einsetzen. Die rheumatologische Fachgesellschaft hat hier eine wichtige Aufklärungsarbeit geleistet, die hoffentlich zu einer realistischeren Einschätzung der Phytotherapie beitragen wird.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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