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SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse |
Immer strengere Risikoprüfungen erschweren den Abschluss von Berufsunfähigkeitsversicherungen. Welche Faktoren dabei entscheidend sind und worauf Versicherungsinteressenten unbedingt achten sollten, um sich optimal abzusichern.
Die Anforderungen an die Risikoprüfung bei Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) werden immer strenger. Versicherer prüfen heute detaillierter denn je, bevor sie einem Vertragsabschluss zustimmen. Diese verschärfte Prüfung zielt darauf ab, das individuelle Risiko eines potenziellen Versicherungsnehmers so genau wie möglich zu erfassen, um die Versicherungsprämien entsprechend anzupassen. Dabei spielen sowohl objektive als auch subjektive Faktoren eine zentrale Rolle, die das Risiko einer Berufsunfähigkeit erheblich beeinflussen können.
Zu den wichtigsten objektiven Risikofaktoren gehört das Berufsbild des Antragstellers. Berufe, die körperlich anspruchsvoll sind, wie beispielsweise im Baugewerbe oder im Handwerk, werden von Versicherern als besonders risikobehaftet eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit, dass Personen in solchen Berufen berufsunfähig werden, ist statistisch gesehen höher als bei Tätigkeiten, die hauptsächlich am Schreibtisch ausgeübt werden. Aber auch der Grad der Spezialisierung in einem Beruf spielt eine Rolle: Je spezialisierter ein Beruf ist, desto schwieriger könnte eine Umschulung oder ein Wechsel in ein anderes Berufsfeld im Fall einer Berufsunfähigkeit sein.
Ein weiterer entscheidender objektiver Faktor ist der Gesundheitszustand des Antragstellers. Hierbei nehmen die Versicherer eine eingehende Prüfung der medizinischen Vorgeschichte vor. Vorerkrankungen, insbesondere solche, die die Arbeitsfähigkeit beeinflussen könnten, werden genau analysiert. Auch der aktuelle Gesundheitszustand des Antragstellers wird sorgfältig untersucht, um festzustellen, inwieweit dieser das Risiko einer zukünftigen Berufsunfähigkeit erhöht. Selbst vermeintlich harmlose Vorerkrankungen können, je nach Beruf, das Risiko stark beeinflussen und zu höheren Prämien führen.
Neben diesen klar messbaren, objektiven Faktoren spielen auch subjektive Risikofaktoren eine Rolle, die jedoch schwieriger zu bewerten sind. Dazu gehört das Verhalten und die psychische Verfassung des Versicherungsnehmers. Personen, die in ihrem Beruf starkem Stress ausgesetzt sind oder unter einer hohen Arbeitsbelastung leiden, könnten ein erhöhtes Risiko für eine Berufsunfähigkeit haben. Auch Faktoren wie Arbeitsunzufriedenheit oder fehlende Freude an der beruflichen Tätigkeit können als Risikomerkmale betrachtet werden.
Ein weiterer subjektiver Aspekt, der für die Risikobewertung von Bedeutung ist, sind die Angaben, die der Antragsteller selbst macht. Hierbei ist die Vollständigkeit und Richtigkeit dieser Angaben von entscheidender Bedeutung. Unvollständige oder gar falsche Informationen können das Risiko für den Versicherer erheblich verzerren und im schlimmsten Fall zur Ablehnung des Antrags oder zu einer Leistungsverweigerung im Schadensfall führen. Daher ist es essenziell, dass Versicherungsnehmer bei der Antragstellung sorgfältig und wahrheitsgemäß vorgehen.
Um eine erste Einschätzung des Risikos zu ermöglichen, bieten viele Versicherer die Möglichkeit einer anonymen Risikovoranfrage an. Diese Anfrage erlaubt es dem Versicherer, den Antragsteller vorab in eine bestimmte Risikokategorie einzuordnen. Abhängig von der Einstufung kann dies zu höheren Prämien führen oder, im Extremfall, sogar zur Ablehnung des Antrags. Durch diese Vorprüfung können Versicherer ihre finanziellen Risiken besser kalkulieren und schützen, während der Antragsteller eine frühzeitige Orientierung über die zu erwartenden Vertragsbedingungen erhält.
Für Versicherungsinteressenten ist es unerlässlich, den Prozess der Risikoprüfung ernst zu nehmen und sich auf die Anforderungen der Versicherer einzustellen. Sorgfältige und vollständige Angaben sind hierbei das A und O, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Unvollständige Informationen können nicht nur die Versicherungsprämie in die Höhe treiben, sondern auch dazu führen, dass der Versicherer im Ernstfall die Leistung verweigert. Daher empfiehlt es sich, vorab eine Risikovoranfrage bei mehreren Versicherern zu stellen, um ein realistisches Bild der möglichen Konditionen zu erhalten und den passenden Anbieter auszuwählen.
Die zunehmende Verschärfung der Risikoprüfungen bei Berufsunfähigkeitsversicherungen reflektiert das wachsende Bewusstsein der Versicherer für ihre wirtschaftlichen Risiken. Angesichts der potenziell hohen Kosten, die eine Berufsunfähigkeit für den Versicherer bedeuten kann, ist diese Entwicklung nachvollziehbar. Gleichzeitig wirft sie jedoch Fragen auf, wie die Balance zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Versicherer und den Bedürfnissen der Versicherten gewahrt werden kann.
Es ist wichtig, dass Versicherer ihre Risikoprüfungen transparent und fair gestalten. Versicherungsinteressenten müssen klar und verständlich informiert werden, welche Faktoren in die Bewertung einfließen und wie sich diese auf die Prämien auswirken. Die Einführung höherer Prämien oder die Ablehnung von Anträgen darf nicht dazu führen, dass Versicherungsnehmer im Unklaren gelassen werden. Eine offene Kommunikation ist hier unerlässlich, um das Vertrauen der Kunden zu erhalten und Missverständnisse zu vermeiden.
Gleichzeitig liegt die Verantwortung auch bei den Versicherungsnehmern. Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, sollte sich der Bedeutung korrekter und vollständiger Angaben bewusst sein. Dies ist nicht nur eine rechtliche Obliegenheit, sondern auch ein wesentlicher Schritt, um sich im Ernstfall auf die Versicherung verlassen zu können. Es liegt im Interesse beider Parteien – Versicherer und Versicherungsnehmer –, dass die Vertragsgestaltung auf einer soliden und transparenten Basis erfolgt.
Letztlich zeigt sich, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung ein komplexes, aber unverzichtbares Thema ist. Sie bietet im Ernstfall eine finanzielle Absicherung, die für viele Menschen existenziell sein kann. Daher ist es umso wichtiger, dass Versicherer und Versicherte gleichermaßen sorgfältig vorgehen, um eine faire und tragfähige Absicherung zu gewährleisten. Eine durchdachte Risikovoranfrage und eine transparente Vertragsgestaltung sind dabei wesentliche Schritte auf dem Weg zu einem sicheren und verlässlichen Versicherungsschutz.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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