• 22.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Lauterbachs Apothekenreform und die Krise der Arzneimittelversorgung

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Lauterbachs Apothekenreform und die Krise der Arzneimittelversorgung

 

Blockierte Reformen, steigende Kosten und gefährdete Patientenversorgung: Wie Apotheken und Gesundheitssystem unter Druck geraten

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Apothekenreform gerät erneut ins Stocken, da das Bundeskabinett den Entwurf zum zweiten Mal blockiert hat. Während die Apothekerschaft die Reform wegen ihrer potenziellen Gefährdung der Versorgungssicherheit kritisiert, geraten Apotheken auch durch steigende Kapitalkosten und neue Einschränkungen des Rx-Skontos unter Druck. Parallel dazu wird die Leitung der Apothekerkammer Nordrhein mit Dr. Armin Hoffmann und Kathrin Luboldt bestätigt. DocMorris kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten, und die zunehmenden „Never Events“ im Gesundheitssystem rufen nach schärferen Maßnahmen. Schließlich zeigen Apotheken in Pforzheim deutlichen Widerstand gegen Lauterbachs Reformpläne und warnen vor einer drohenden Zweiklassenmedizin.

 

Gesundheitsminister Lauterbach gescheitert: Apothekenreform erneut blockiert

Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiierte Apothekenreformgesetz hat erneut die Hürde des Bundeskabinetts nicht genommen. Dies markiert bereits das zweite Mal, dass das umstrittene Gesetzesvorhaben nicht zur Abstimmung vorgelegt wurde. Die Reform sollte ursprünglich die Rahmenbedingungen für Apotheken in Deutschland modernisieren und die Versorgungssicherheit insbesondere in ländlichen Gebieten verbessern. Doch der Entwurf stößt auf erheblichen Widerstand, sowohl aus der Opposition als auch aus den eigenen Reihen der Ampel-Koalition.

Insbesondere innerhalb der SPD wird das Vorhaben zunehmend kritisch gesehen. Beobachter vermuten, dass der bevorstehende Wahlkampf eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben könnte, das Gesetz vorerst zurückzustellen. Es gibt Bedenken, dass weitere unpopuläre Maßnahmen die ohnehin schwindende Zustimmung zur Partei weiter untergraben könnten.

Inhaltlich wird dem Apothekenreformgesetz vorgeworfen, wichtige Aspekte der Gesundheitsversorgung nicht ausreichend zu berücksichtigen und möglicherweise negative Auswirkungen auf die Existenz kleinerer Apotheken vor Ort zu haben. Kritiker befürchten, dass die geplanten Änderungen zu einem weiteren Ausdünnen des Netzes von Vor-Ort-Apotheken führen könnten, was besonders in strukturschwachen Regionen problematisch wäre.

Neben der Apothekenreform steht auch das „Gesundes-Herz-Gesetz“, ein weiteres Vorhaben Lauterbachs, in der Kritik. Auch dieses Gesetz könnte, so die Befürchtungen, ähnlich wie frühere Reformen, nicht die erhofften positiven Effekte bringen und stattdessen zu neuen Problemen führen.

Die erneute Verzögerung des Apothekenreformgesetzes zeigt, wie schwierig es für die Regierung ist, in der aktuellen politischen Lage große Reformen durchzusetzen. Die Situation verdeutlicht auch den zunehmenden Druck auf Gesundheitsminister Lauterbach, der in den vergangenen Monaten vermehrt in die Kritik geraten ist.

Die erneute Verschiebung des Apothekenreformgesetzes zeigt nicht nur die wachsenden Probleme in der Gesundheitspolitik, sondern auch die Schwächen der derzeitigen Regierungsführung. Anstatt mutige Reformen zügig voranzutreiben, wird ein wichtiges Gesetz nach dem anderen auf Eis gelegt, aus Angst vor möglichen Wählerverlusten. Dies ist ein gefährliches Spiel, bei dem die eigentlichen Bedürfnisse der Bürger und der Apothekenbranche aus dem Blick geraten.

Karl Lauterbach, der einst als Vorkämpfer für eine umfassende Reform der Gesundheitspolitik angetreten ist, scheint zunehmend die Kontrolle über seine Vorhaben zu verlieren. Statt zukunftsweisender Lösungen stehen seine Reformen immer wieder im Zentrum heftiger Kontroversen und Unklarheiten. Die Apothekenreform, die ursprünglich mehr Sicherheit und Stabilität bringen sollte, droht nun selbst zu einem Symbol der Unsicherheit zu werden.

Wenn die Regierung nicht bald klare, durchdachte und realistische Reformpläne vorlegt, die tatsächlich auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und der betroffenen Branchen eingehen, könnte das Vertrauen in die Gesundheitspolitik weiter erodieren. Die Verzögerungen und die mangelnde Entschlossenheit in der Umsetzung wichtiger Gesetze könnten sich letztlich als schwerer politischer Fehler erweisen. Die Zeit für das Lavieren ist vorbei – die Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht klare Entscheidungen und spürbare Verbesserungen.

 

Steigende Kapitalkosten: Warum das Rx-Skonto Apotheken teuer zu stehen kommt

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Rx-Skonto, den Preisnachlass für die frühzeitige Zahlung von verschreibungspflichtigen Medikamenten, erheblich eingeschränkt. Diese Entscheidung führt nun zu wachsender Unsicherheit in Apotheken, wie die ersten betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) nach Anpassung der Großhandelskonditionen zeigen. In einem aktuellen Newsletter der Treuhand Hannover wird deutlich gemacht, dass die sogenannte Dekadenzahlung, bei der Rechnungen innerhalb von zehn Tagen beglichen werden, unter Umständen teurer werden könnte als ursprünglich gedacht.

Großhändler wie Sanacorp haben ihre Skonti-Regelungen angepasst. Für frühere Zahlungen wird ein gestaffeltes Skonto von 0,75 bis 1,5 Prozent gewährt, allerdings nur, wenn die Handelsspanne von 3,15 Prozent nicht unterschritten wird. Dies trifft jedoch nur auf einen kleinen Teil der gekauften Ware zu. Treuhand-Experte Guido Michels erklärt, dass nur noch etwa 20 bis 30 Prozent des Bruttoeinkaufsvolumens skontofähig sind, da nur Rx-Artikel, die nicht im Angebot sind, in diese Kategorie fallen. Damit reduziert sich die tatsächliche Skontobasis erheblich.

Ein Beispiel zeigt die Folgen dieser Regelung: Bei einem Bruttoeinkaufsvolumen von 210.000 Euro verbleiben nach Abzug von Umsatzsteuer und nicht skontofähigen Sortimenten nur 44.500 Euro, auf die Skonto gewährt wird. Dies entspricht lediglich 21 Prozent des ursprünglichen Volumens. In diesem Szenario erhält die Apotheke bei Dekadenzahlung ein Skonto von 668 Euro pro Monat, während bei einer Zahlung am 15. des Folgemonats nur 334 Euro Skonto gewährt würden.

Allerdings entstehen bei der Dekadenzahlung höhere Kapitalkosten. Alle zehn Tage muss ein Drittel der Bruttosumme – also 70.000 Euro – bereitgehalten werden. Falls eine Apotheke jedoch finanziell gut aufgestellt ist, könnte sie diese Beträge bis zur Auszahlung durch das Rechenzentrum am 15. des Folgemonats anlegen und so von Zinsen profitieren. Bei einem aktuellen Zinssatz von 3 Prozent auf Tages- oder Festgeld könnte sich die spätere Zahlung bereits lohnen, da Zinserträge lediglich mit der Kapitalertragssteuer von 25 Prozent besteuert werden, während das Skonto mit dem persönlichen, oft höheren Steuersatz verrechnet wird.

Besonders problematisch wird es für Apotheken, die das Geld für die frühe Zahlung nicht verfügbar haben und auf teure Kontokorrentkredite zurückgreifen müssen. Bei Zinssätzen von bis zu 8 Prozent wären die Kapitalkosten extrem hoch.

Michels zieht das Fazit, dass es sich unter Umständen lohnen könnte, die Rechnung später zu begleichen, um Zinsvorteile zu nutzen, auch wenn dies bedeutet, weniger Skonto zu erhalten.

Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs, das Rx-Skonto einzuschränken, trifft Apotheken hart. Was auf den ersten Blick wie eine Möglichkeit zur Kostensenkung durch frühzeitige Zahlung erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als potenzielles Verlustgeschäft. Die neuen Bedingungen der Großhändler und die geringe Skontobasis stellen die Apotheken vor die schwierige Entscheidung, zwischen sofortiger Liquidität und langfristigem Zinsgewinn abzuwägen.

Diese Entwicklung zeigt erneut, wie fragil das wirtschaftliche Gleichgewicht in der Gesundheitsbranche ist. Apotheken, die ohnehin schon unter dem Druck von Rabattverträgen und sinkenden Margen stehen, müssen nun auch noch komplizierte finanzielle Abwägungen treffen. Die Frage, ob frühzeitige Zahlungen weiterhin sinnvoll sind, hängt stark von der individuellen finanziellen Situation der Apotheke ab. Für viele könnte es sich lohnen, den sicheren Weg zu wählen und auf Zinsgewinne statt auf Skonto zu setzen.

Es ist jedoch besorgniserregend, dass diese Entscheidung wohl vor allem kleinere Apotheken treffen wird, die oft nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um diese neuen Belastungen problemlos zu bewältigen. Hier zeigt sich die Notwendigkeit, dass die Branche und die Politik gemeinsam Lösungen finden, die die finanzielle Stabilität von Apotheken langfristig sichern und nicht weiter untergraben.

 

Kontinuität und Aufbruch: Hoffmann und Luboldt erneut an Spitze der Apothekerkammer Nordrhein

Die Apothekerkammer Nordrhein hat am Donnerstag in Neuss ihre konstituierende Sitzung der neu gewählten Kammerversammlung abgehalten. Dr. Armin Hoffmann und Kathrin Luboldt wurden dabei als Präsident und Vizepräsidentin der Kammer für eine zweite Amtszeit bestätigt. Die Wahlen verliefen eindeutig und ohne Gegenkandidaturen.

Dr. Armin Hoffmann, der bereits seit 2019 das Amt des Kammerpräsidenten bekleidet, wurde von den 99 anwesenden Delegierten mit einer deutlichen Mehrheit von 87 Stimmen wiedergewählt. Elf Delegierte stimmten gegen ihn, es gab keine Enthaltungen, und eine Stimme war ungültig. Hoffmann, der in der Pharmaindustrie tätig ist, wird somit seine erfolgreiche Arbeit an der Spitze der Kammer fortsetzen. In seiner Ansprache betonte er die Wichtigkeit von Stabilität und Kontinuität in Zeiten des Wandels. „Wir wollen heute die Weichen stellen, um die erfolgreiche Arbeit nicht nur fortzusetzen, sondern weiterzuentwickeln und auf eine neue Ebene zu katapultieren“, sagte Hoffmann.

Auch Kathrin Luboldt, die als Vizepräsidentin ebenfalls für eine zweite Amtszeit kandidierte, erhielt eine breite Unterstützung. Sie wurde mit 88 Stimmen wiedergewählt, während zehn Delegierte gegen sie stimmten. Luboldt, die die Damian-Apotheke in Dinslaken leitet und seit vielen Jahren berufspolitisch aktiv ist, wird ihre Arbeit an der Seite von Hoffmann fortsetzen. Wie auch bei Hoffmann gab es keine Gegenkandidaturen.

Neben den Wahlen der Spitzenpositionen wurden auch die Beisitzer und Stellvertreter des Vorstands gewählt. Die 14 neuen Vorstandsmitglieder, die sich aus sieben Frauen und sieben Männern zusammensetzen, wurden von den Delegierten mit einer deutlichen Mehrheit bestätigt. Es gab keine Gegenstimmen und nur wenige Enthaltungen. Der Vorstand ist damit sowohl personell als auch geschlechterpolitisch ausgewogen besetzt.

Die Apothekerkammer Nordrhein steht nun vor der Aufgabe, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten und weiterzuentwickeln. Die deutlichen Wahlergebnisse und die Bestätigung der Führungsspitze unterstreichen das Vertrauen der Delegierten in die bisherige Arbeit und die zukünftige Ausrichtung der Kammer.

Die Wiederwahl von Dr. Armin Hoffmann und Kathrin Luboldt an die Spitze der Apothekerkammer Nordrhein ist ein klares Signal für Kontinuität und Stabilität in herausfordernden Zeiten. Ohne Gegenkandidaturen und mit deutlichen Mehrheiten bestätigt, zeigt sich, dass die Delegierten der Kammer mit der bisherigen Arbeit zufrieden sind und auf bewährte Führungskräfte setzen.

Hoffmanns und Luboldts erneute Wahl ist jedoch mehr als nur ein Ausdruck des Vertrauens. Es ist auch eine Anerkennung ihrer bisherigen Verdienste und ein Auftrag, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen. Die Herausforderungen im Gesundheitswesen, die sich durch gesetzliche Veränderungen, wirtschaftlichen Druck und die digitale Transformation ergeben, verlangen nach einer besonnenen und gleichzeitig innovativen Führung.

Die klare Bestätigung des neuen Vorstands, der sowohl personell als auch geschlechterpolitisch ausgewogen besetzt ist, bietet eine solide Basis für die zukünftige Arbeit der Kammer. Doch es wird nicht nur darum gehen, den Status quo zu bewahren. Wie Hoffmann in seiner Ansprache betonte, müssen jetzt die Weichen gestellt werden, um die Arbeit der Kammer auf eine neue Ebene zu heben.

Die Apothekerkammer Nordrhein hat mit dieser Wahl gezeigt, dass sie bereit ist, den Herausforderungen der Zukunft entschlossen entgegenzutreten. Es bleibt abzuwarten, wie die Führungsspitze diesen Auftrag umsetzt und ob es gelingt, die Erwartungen der Delegierten und der gesamten Apothekerschaft zu erfüllen. Der Weg ist klar abgesteckt, nun gilt es, diesen mit Entschlossenheit und Weitsicht zu beschreiten.

 

DocMorris in der Krise: Analysten sehen dringenden Kapitalbedarf

DocMorris, einer der führenden Versandapotheken in Europa, steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Trotz der Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) und der Implementierung der eigenen Lösung CardLink musste das Unternehmen seine Umsatzprognosen nach unten korrigieren und höhere Verluste als erwartet bekanntgeben. Diese Entwicklung hat bei Analysten und Investoren Besorgnis ausgelöst.

Anfang der Woche reagierte die Deutsche Bank auf die überraschend schwachen Zahlen von DocMorris. Der zuständige Analyst, Jan Koch, erklärte, dass die Einführung des E-Rezepts langsamer als erwartet verlaufe und somit ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf entstehe. Infolgedessen senkte die Deutsche Bank ihr Kursziel für die Aktie von DocMorris drastisch um mehr als die Hälfte auf 45 Schweizer Franken und änderte ihre Empfehlung von „Kaufen“ auf „Hold“.

DocMorris hat sein Marketingbudget erhöht, um im Wettbewerb mit dem Konkurrenten Redcare bei der Einführung des E-Rezepts Schritt zu halten. Trotz dieser Maßnahmen bleibt unklar, warum die zusätzlichen Investitionen nicht zu einem höheren Umsatzbeitrag im zweiten Halbjahr führen. Analysten befürchten nun, dass DocMorris möglicherweise erneut Kapital am Markt beschaffen muss, um die gesteigerten Ausgaben zu decken.

Im ersten Halbjahr 2024 investierte DocMorris bereits 13 Millionen Schweizer Franken in Marketingaktivitäten rund um das E-Rezept. Insgesamt könnten sich die Aufwendungen sogar auf 20 Millionen Franken belaufen haben. Das Management des Unternehmens argumentiert, dass sich diese Investitionen in Neukunden nach etwa 18 Monaten amortisieren werden. Zudem wurde auf liquide Mittel in Höhe von 195 Millionen Franken hingewiesen, die zur Verfügung stehen.

Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Stimmung am Markt verhalten. Die Aktien von DocMorris verloren in den letzten Tagen erheblich an Wert, was auf enttäuschende Umsätze im Rx-Bereich und den gesenkten Ausblick zurückzuführen ist. Am Donnerstag sank der Kurs in Zürich um weitere 1,5 Prozent. Auch der Konkurrent Redcare verzeichnete einen Rückgang von 2,1 Prozent, was zu einem weiteren Verlusttag führte.

Während das Wochenminus bei DocMorris aktuell 13,6 Prozent beträgt, liegt es bei Redcare bei etwa 7 Prozent. Im langfristigen Vergleich steht Redcare jedoch deutlich besser da. Die Aktien erreichten kürzlich den höchsten Stand seit Ende 2021, während der Wert von DocMorris-Aktien seitdem massiv gefallen ist. Experten sehen Redcare im Rennen um die Einführung des E-Rezepts in Deutschland derzeit klar im Vorteil.

Die jüngsten Entwicklungen bei DocMorris werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich das Unternehmen in einem zunehmend kompetitiven Markt stellen muss. Die Einführung des E-Rezepts, die einst als großer Wachstumstreiber angesehen wurde, entpuppt sich für DocMorris bislang als Hürde. Während Redcare bei der Umsetzung offenbar schneller voranschreitet, scheint DocMorris trotz massiver Investitionen hinterherzuhinken.

Das Unternehmen steht nun vor der schwierigen Aufgabe, die verlorene Dynamik wiederzugewinnen. Der Markt verlangt nach klaren Antworten: Wie wird DocMorris den zusätzlichen Finanzierungsbedarf decken? Und wird es gelingen, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen?

Ein weiteres Mal wird deutlich, dass technologische Umbrüche auch Risiken bergen, insbesondere für Unternehmen, die auf etablierte Prozesse setzen. DocMorris hat nun die Gelegenheit, durch kluge Strategien und transparente Kommunikation den Kurs zu korrigieren. Andernfalls könnte der aktuelle Kursrückgang erst der Anfang einer längeren Talfahrt sein.

 

Alarmierende 'Never Events': Forderungen nach Meldepflicht und Härtefallfonds im Gesundheitssystem

Die aktuelle Jahresstatistik des Medizinischen Dienstes zeigt erneut alarmierende Zahlen zu Behandlungsfehlern im deutschen Gesundheitssystem. Besonders besorgniserregend sind dabei die sogenannten „Never Events“ – gravierende Fehler, die laut Experten niemals passieren dürften. Dazu gehören beispielsweise die Verabreichung falscher Medikamente, die Verwechslung von Patienten oder das Zurücklassen von Operationsinstrumenten im Körper. Diese Fehler sind nicht nur vermeidbar, sondern können auch schwerwiegende oder sogar tödliche Folgen für die betroffenen Patienten haben.

Im Jahr 2023 registrierte der Medizinische Dienst 151 solcher Vorfälle, bei denen 75 Patienten ihr Leben verloren. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, in dem 84 Todesfälle auf ähnliche Fehler zurückgeführt wurden. Besonders besorgniserregend ist, dass vier dieser „Never Events“ auf Medikationsfehler zurückzuführen sind. Solche Vorfälle werfen ernste Fragen über die Patientensicherheit und die Qualität der medizinischen Versorgung auf.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr fast 12.500 Gutachten zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern erstellt. In 2.679 Fällen, was etwa einem Fünftel entspricht, wurde tatsächlich ein Fehler nachgewiesen, der zu einem Schaden für den Patienten führte. Besonders auffällig sind die Fehler bei der medikamentösen Therapie: In 45 Fällen wurde eine falsche Dosierung verabreicht, 17-mal wurde ein Fehler beim Applikationsweg gemacht, in neun Fällen kam es zu Verwechslungen, und in zehn Fällen wurden Medikamente trotz bekannter Allergien verabreicht.

Auch wenn die bestätigten Fehler weniger als ein Prozent aller Behandlungen in Deutschland ausmachen, können die Folgen für die Betroffenen schwerwiegend sein. In etwa 30 Prozent der Fälle bleiben die Schäden dauerhaft, was in einigen Fällen zu Pflegebedürftigkeit, Blindheit oder Lähmungen führte. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist. Schätzungen zufolge könnten bis zu einem Prozent aller stationären Behandlungen vermeidbare Schäden verursachen, was auf bis zu 17.000 vermeidbare Todesfälle pro Jahr hinweist.

Angesichts dieser Zahlen fordert der Vorstand des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer, eine gesetzliche Meldepflicht für solche schwerwiegenden Fehler. Diese soll sanktionsfrei und pseudonymisiert erfolgen, um systematische Schwachstellen im Versorgungsprozess zu identifizieren und zu beheben. Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert die mangelnde Fehlerkultur in deutschen Gesundheitseinrichtungen und fordert neben der Meldepflicht auch die Einrichtung eines Härtefallfonds zur schnellen Entschädigung der Betroffenen.

Das Bundesgesundheitsministerium weist darauf hin, dass Kliniken und Praxen bereits gesetzlich verpflichtet sind, Fehlermeldesysteme umzusetzen, und betont, dass in vielen Einrichtungen das Fehlermanagement bereits etabliert sei. Dennoch prüft das Ministerium derzeit, wie ein Härtefallfonds, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ausgestaltet werden könnte, um die Entschädigung der Betroffenen zu beschleunigen.

Die Zahlen der neuen Jahresstatistik des Medizinischen Dienstes sind erschreckend. Obwohl die absolute Zahl der „Never Events“ im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist, bleibt die Tatsache bestehen, dass solche Fehler überhaupt passieren – und das in einem Gesundheitssystem, das zu den besten der Welt zählen möchte.

Jeder einzelne dieser Fehler ist einer zu viel, vor allem, wenn er tödliche Konsequenzen hat. Die Forderung nach einer Meldepflicht für schwerwiegende Fehler ist daher nicht nur berechtigt, sondern längst überfällig. Ohne ein transparentes und verbindliches Meldesystem wird es kaum möglich sein, die Ursachen solcher Fehler systematisch zu untersuchen und nachhaltig zu beseitigen.

Doch die Einführung einer Meldepflicht allein wird nicht ausreichen. Es bedarf einer echten Kultur der Fehlervermeidung und des offenen Umgangs mit Missständen in den Krankenhäusern und Praxen. Dies setzt nicht nur eine gesetzliche Grundlage, sondern auch einen Wandel in den Köpfen voraus. Solange Ärzte und Pflegekräfte für das Melden von Fehlern Konsequenzen befürchten müssen, wird es weiterhin eine hohe Dunkelziffer geben.

Auch die Einrichtung eines Härtefallfonds zur schnellen Entschädigung der Betroffenen ist ein wichtiger Schritt. Es darf nicht sein, dass Patienten und ihre Familien jahrelang um ihr Recht kämpfen müssen, während sie mit den Folgen eines Behandlungsfehlers leben. Der Gesetzgeber ist hier gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Patientensicherheit zu gewährleisten und das Vertrauen in das Gesundheitssystem wiederherzustellen.

 

Apotheken schlagen Alarm: Lauterbachs Reform gefährdet Versorgungssicherheit

Am kommenden Samstag werden in der „Pforzheimer Zeitung“ zahlreiche Apotheken aus Pforzheim und dem Enzkreis mit einer halbseitigen Anzeige auf die möglichen negativen Folgen der geplanten Apothekenreform durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufmerksam machen. Insgesamt 33 Apotheken haben sich zusammengeschlossen, um die Anzeige unter dem Titel „Starke Schmerzmittel gibt es in der Apotheke bald nur noch dienstags!“ zu veröffentlichen. Die Apotheker kritisieren die Reform scharf und bezeichnen sie als „Mogelpackung“, die eine Zweiklassenmedizin fördere.

Die Anzeige beginnt mit einem fiktiven Szenario, das die Auswirkungen der Reform verdeutlichen soll: Eine Frau versucht vergeblich, Schmerzmittel für ihren schwer kranken Ehemann in einer örtlichen Apotheke zu erhalten. Da kein Apotheker vor Ort ist, wird ihr das dringend benötigte Medikament verweigert. Mit diesem Beispiel wollen die Apotheker auf die möglichen Versorgungslücken hinweisen, die durch die Reform entstehen könnten.

Besonders kritisieren die Apotheken die Einführung sogenannter „light Apotheken“, in denen durch den Abbau von Qualitätsstandards die Sicherheit der Medikamentenabgabe gefährdet sei. Sie ziehen Vergleiche mit Operationssälen ohne Ärzte und Flugzeugen ohne Piloten, um die potenziellen Gefahren zu verdeutlichen. Die Apotheker fordern Lauterbach auf, sich an sozialdemokratische Grundsätze zu halten und eine gleichwertige Gesundheitsversorgung für alle Bürger sicherzustellen.

Zudem wird in der Anzeige auf die seit Jahren bestehende Unterfinanzierung des Apothekensystems hingewiesen. In Pforzheim und dem Enzkreis sei die Zahl der Apotheken seit 2013 um 20 Prozent gesunken. Die Apotheker befürchten, dass die Reform das Apothekensterben weiter beschleunigen könnte, obwohl das Apothekensystem nur 1,8 Prozent der Gesamtkosten der Gesetzlichen Krankenversicherung ausmacht.

Die Idee zu der Anzeige stammt ursprünglich von Apothekern aus Karlsruhe und wurde bereits in einer ähnlichen Form in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ veröffentlicht. Christian Kraus, einer der beteiligten Apotheker, hofft, dass die Aktion Nachahmer in anderen Regionen findet. Er sieht in der gemeinsamen Aktion der Apotheken ein starkes Zeichen der Solidarität und ermutigt andere, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.

Die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits im Vorfeld für erhebliche Diskussionen gesorgt. Die Sorge der Apotheker ist verständlich: Sie sehen nicht nur ihre Existenz bedroht, sondern auch die Sicherheit der Patientenversorgung. Wenn tatsächlich Apotheken, insbesondere in ländlichen Gebieten, aus finanziellen Gründen schließen müssen, könnte dies für viele Menschen gravierende Folgen haben. Die Einführung von „light Apotheken“, in denen weniger qualifiziertes Personal Medikamente abgibt, mag kostensparend wirken, birgt jedoch erhebliche Risiken. Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht auf eine sichere und hochwertige Gesundheitsversorgung – unabhängig von ihrem Wohnort oder Einkommen.

Es ist jedoch auch wichtig, die Notwendigkeit von Reformen nicht grundsätzlich zu verteufeln. Das Gesundheitssystem steht unter einem enormen Kostendruck, und Einsparungen sind in vielen Bereichen unumgänglich. Dennoch muss darauf geachtet werden, dass dies nicht zulasten der Qualität geht. Eine umfassende Diskussion, die auch die Bedenken der Apotheker ernst nimmt, ist dringend notwendig. Nur so kann eine Reform entstehen, die sowohl finanzielle Nachhaltigkeit als auch eine flächendeckende, hochwertige Versorgung sicherstellt. Die Aktion der Apotheken in Pforzheim und dem Enzkreis sollte als Weckruf verstanden werden – für die Politik und die Gesellschaft.

 

Apothekerschaft wehrt sich gegen Reform: Widerstand gegen Scheinapotheken und Forderung nach mehr Honorar

Die Apothekenreform, die aktuell von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorangetrieben wird, steht im Mittelpunkt intensiver Diskussionen und wird das zentrale Thema beim Deutschen Apothekertag (DAT) 2024 in München sein. Insbesondere die geplanten "Scheinapotheken", die in Form von Apothekenfilialen ohne approbierte Apotheker oder als Arzneimittelausgabestellen in Notfallzentren eingerichtet werden sollen, stoßen auf massiven Widerstand in der Apothekerschaft. Diese sehen in den Plänen eine Bedrohung für die bewährte Struktur der Arzneimittelversorgung in Deutschland.

Der Reformprozess hat in den letzten Monaten wiederholt Rückschläge erlitten. So blockierte die FDP-Fraktion im Bundestag bereits zweimal den Vorstoß, das Gesetz ins Kabinett zu bringen. Zunächst im Juli 2023 durch das Bundesjustizministerium unter Marco Buschmann und zuletzt durch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, die rechtliche Bedenken anmeldete. Diese Verzögerungen haben die Unsicherheit in der Branche verstärkt und den Druck auf die Reformpläne weiter erhöht.

Ein zentrales Anliegen der Apothekerschaft ist die Forderung nach einer angemessenen Anpassung der Apothekenhonorare, die seit Jahren stagnieren. Die Apothekerkammern aus Hessen und Nordrhein haben in ihren Anträgen zum DAT 2024 deutlich gemacht, dass sie eine Beerdigung der Scheinapotheken-Pläne fordern. Sie drängen darauf, die Qualität der Arzneimittelversorgung durch die bestehenden öffentlichen Apotheken zu sichern und zu stärken. Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) geht sogar noch weiter und fordert den kompletten Verzicht auf das „strukturverändernde Apotheken-Reformgesetz“. Er weist zudem auf die Notwendigkeit hin, die Skonti, die Apotheken von Großhändlern erhalten, wieder zuzulassen, um die wirtschaftliche Belastung der Apotheken zu mildern.

Die anhaltenden Verzögerungen in der Reformdebatte haben die Branche stark verunsichert. Für die Apotheken geht es nicht nur um die Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz, sondern auch um den Erhalt einer flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Arzneimittelversorgung in Deutschland. Der Deutsche Apothekertag 2024, der vom 9. bis 11. Oktober in München stattfinden wird, dürfte entscheidend dafür sein, wie sich die Apothekerschaft in Zukunft positioniert. Die dort gefassten Beschlüsse werden zum letzten Mal unmittelbar bindend für das Handeln der ABDA sein, was die Bedeutung dieser Versammlung zusätzlich erhöht.

Die Apothekenreform, wie sie derzeit vorliegt, steht auf wackeligen Beinen – und das zu Recht. Die Idee, sogenannte Scheinapotheken einzuführen, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Apothekerschaft, sondern auch ein Risiko für die bewährte Versorgungssicherheit der Patienten in Deutschland. Eine Arzneimittelabgabe ohne qualifiziertes Fachpersonal mag auf den ersten Blick kostengünstig erscheinen, doch die möglichen Folgen für die öffentliche Gesundheit sind unabschätzbar. Es ist gerade die fundierte Ausbildung und Erfahrung der Apotheker, die sicherstellt, dass Patienten die richtigen Medikamente in der richtigen Dosierung erhalten und mögliche Wechselwirkungen erkannt werden. Dieses Wissen lässt sich nicht durch Automaten oder Hilfskräfte ersetzen.

Die Apothekerschaft fordert zu Recht eine angemessene Honoraranpassung. Seit Jahren stagnieren die Vergütungen, während die Arbeitsbelastung und die Verantwortung der Apotheker stetig zunehmen. Es ist ein Unding, dass in einer so zentralen Branche – die insbesondere während der Pandemie ihre unverzichtbare Rolle eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat – die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derart vernachlässigt werden. Die Politik muss erkennen, dass die Sicherung der Apothekenstandorte und eine faire Entlohnung für deren Leistungen unabdingbar sind, um eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung zu gewährleisten.

Der Deutsche Apothekertag 2024 wird zeigen, ob die Apothekerschaft Gehör findet und die Politik bereit ist, auf die berechtigten Anliegen der Apotheken einzugehen. Eines ist sicher: Eine Reform, die an den Bedürfnissen der Basis vorbeigeht, ist zum Scheitern verurteilt. Der Schutz der bewährten Strukturen muss Vorrang haben, sonst steht nicht nur die Existenz vieler Apotheken auf dem Spiel, sondern auch die Gesundheit der Menschen, die auf eine sichere und kompetente Arzneimittelversorgung angewiesen sind.

 

Lieferengpass bei Krebsmittel: Therapieabbruch löst Empörung aus

In München sorgte ein Vorfall in der Max-Weber-Platz-Apotheke für Aufsehen, als eine Verzögerung bei der Lieferung des Krebsmedikaments Lynparza (Olaparib) zu einer Therapieunterbrechung führte. Apotheker Dr. Berthold Pohl hatte das Medikament am 13. August bestellt, doch aufgrund von Problemen beim Logistikdienstleister Trans-o-flex traf die Lieferung erst nach neun Tagen in seiner Apotheke ein. Diese Verzögerung führte dazu, dass ein Patient seine Krebstherapie vorübergehend abbrechen musste, was erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringt.

Lynparza, ein oral einzunehmendes Medikament zur Tumortherapie, wird in Deutschland ausschließlich über die Phoenix-Tochter Virion vertrieben. Virion arbeitet für den Versand eng mit dem Logistikunternehmen Trans-o-flex zusammen, was den einzigen verfügbaren Lieferweg darstellt. Dr. Pohl kritisierte diese Vertriebsstruktur scharf und bezeichnete sie als unwürdig für das deutsche Gesundheitssystem. Er bemängelte, dass eine große Pharmafirma wie AstraZeneca den Vertrieb auf nur einen Großhändler und einen Logistiker beschränke, wodurch die Versorgungssicherheit für Patienten unnötig gefährdet werde.

Virion erklärte auf Nachfrage, dass in dringenden Fällen ein Express-Kurierdienst zur Verfügung stehe, der innerhalb weniger Stunden liefern könne, wenn Apotheken auf akute Versorgungsprobleme hinweisen. Dr. Pohl hatte diesen Dienst jedoch nicht in Anspruch nehmen können. Auch von Trans-o-flex hieß es, dass Apotheker bei Lieferverzögerungen direkt Kontakt aufnehmen sollten, um den Status ihrer Sendung zu klären. Trotz dieser Erklärungen bleibt die konkrete Ursache für die Verzögerung im aktuellen Fall unklar.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen im Vertrieb von Spezialmedikamenten in Deutschland. Während das allgemeine Großhandelsnetzwerk zuverlässig funktioniert, zeigt sich bei exklusiven Vertriebskanälen wie im Fall von Lynparza ein erhöhtes Risiko für Versorgungsengpässe. Dr. Pohl fordert daher gesetzliche Regelungen, um solche Probleme in Zukunft zu vermeiden und die Versorgungssicherheit für Patienten zu gewährleisten.

Der Vorfall in der Max-Weber-Platz-Apotheke ist mehr als nur ein logistisches Problem – er ist ein Alarmsignal für die Schwächen in unserem Gesundheitssystem. Dass ein lebenswichtiges Medikament wie Lynparza aufgrund von starren und ineffizienten Vertriebswegen neun Tage lang nicht verfügbar ist, ist inakzeptabel. Diese Verzögerung hätte für den betroffenen Patienten schwerwiegende Folgen haben können. Es ist kaum nachvollziehbar, dass in einem Land wie Deutschland, mit einem hochentwickelten Gesundheitswesen, die Versorgung von Patienten derart gefährdet wird.

Dr. Pohl hat zu Recht die Praxis infrage gestellt, den Vertrieb eines solchen Medikaments auf nur einen Großhändler und einen Logistiker zu beschränken. Dies mag aus wirtschaftlichen Gründen nachvollziehbar sein, ist aber für die Gesundheitsversorgung der Patienten hoch riskant. Die Verantwortlichen bei AstraZeneca, Virion und Trans-o-flex müssen dringend ihre Prozesse überdenken und anpassen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Noch gravierender ist die Tatsache, dass weder Virion noch Trans-o-flex konkrete Erklärungen für die Verzögerung liefern konnten. Diese Intransparenz trägt nicht gerade dazu bei, das Vertrauen in das System zu stärken. Hier sind auch die Gesetzgeber gefordert, klare Regelungen zu schaffen, die die Versorgungssicherheit in solchen Fällen garantieren. Es darf nicht sein, dass bürokratische Hürden und starre Strukturen die Gesundheit von Patienten gefährden. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Unternehmen, sondern auch bei den politischen Entscheidungsträgern, die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Gesundheit der Menschen oberste Priorität hat.

 

Inhalierte Probiotika: Neuer Hoffnungsträger in der COPD-Therapie?

Forscher der University of Alabama at Birmingham haben in einer wegweisenden Studie herausgefunden, dass die Inhalation von Lactobacillus-Stämmen möglicherweise einen neuen Ansatz zur Behandlung chronischer Lungenerkrankungen wie COPD und bronchopulmonaler Dysplasie (BPD) bieten könnte. Die Studie, die im renommierten Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, zeigt vielversprechende Ergebnisse in präklinischen Modellen, die eine Reduzierung von Entzündungen und eine Verbesserung der Lungenstruktur und -funktion nahelegen.

COPD und BPD sind durch chronische Entzündungen, Lungengewebezerstörung und eine beeinträchtigte Lungenfunktion gekennzeichnet. Gleichzeitig wurde bei diesen Erkrankungen eine Veränderung der Lungenmikrobiota festgestellt, insbesondere eine Abnahme von Lactobacillus-Arten, was möglicherweise die Entzündungsprozesse in der Lunge verschärfen könnte. Auf Basis dieser Beobachtungen testeten die Forscher ein Inhalationspräparat, das verschiedene Lactobacillus-Stämme wie L. plantarum, L. acidophilus und L. rhamnosus enthält.

In den durchgeführten Mausmodellen zeigte sich, dass die Inhalation dieser Lactobacillus-Stämme den Einstrom von Neutrophilen – einer Art von Entzündungszellen – deutlich verringerte. Gleichzeitig sanken die Spiegel von Matrix-Metalloproteinasen (MMP-9) und anderen entzündungsfördernden Markern. Besonders bemerkenswert war, dass selbst bei Mäusen mit bereits geschädigten Lungen eine Verbesserung der Lungenstruktur und -funktion zu beobachten war.

Der Erfolg dieser Behandlung wird den Forschern zufolge durch die L(+)-Milchsäure vermittelt, die von den Lactobacillus-Stämmen produziert wird. Diese reduzierte die Expression von Entzündungsmarkern deutlich stärker als andere Milchsäureformen und führte zu einer besseren Lungenmorphologie. In Vergleichen mit herkömmlichen inhalativen Steroiden zeigte das Präparat in einigen Bereichen sogar überlegene Ergebnisse.

Molekulare Untersuchungen ergaben, dass die Behandlung mit Lactobacillus-Stämmen zahlreiche Entzündungswege, darunter die NF-kB-Signalübertragung und die Chemotaxis von Neutrophilen, herunterregulierte. Die Forscher betonen jedoch, dass klinische Studien am Menschen notwendig sind, um diese vielversprechenden Ergebnisse zu bestätigen und das therapeutische Potenzial umfassend zu evaluieren.

Die Sicherheit der Lactobacillus-Inhalation wurde in Kurzzeit- und Erholungsstudien als unbedenklich eingestuft. Es wurden keine bedenklichen Nebenwirkungen festgestellt, und die Bakterien blieben auf das Lungengewebe beschränkt.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Inhalation von Lactobacillus-Stämmen ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung von COPD und BPD sein könnte. Ob diese Methode jedoch tatsächlich eine neue Ära in der Behandlung chronischer Lungenerkrankungen einläuten kann, wird erst die Zukunft zeigen.

Die Studie der University of Alabama at Birmingham markiert einen vielversprechenden Schritt in der Behandlung chronischer Lungenerkrankungen wie COPD und BPD. Die Vorstellung, dass probiotische Bakterien, die traditionell mit der Darmgesundheit in Verbindung gebracht werden, auch die Lunge positiv beeinflussen könnten, eröffnet neue Horizonte in der Medizin. Sollte sich dieser Ansatz in klinischen Studien am Menschen als erfolgreich erweisen, könnte dies nicht nur eine effektive, sondern auch eine nebenwirkungsarme Therapie für Millionen von Betroffenen bedeuten.

Gleichzeitig erinnert uns diese Forschung daran, wie eng vernetzt unser Körper ist und wie entscheidend das Mikrobiom für unsere Gesundheit sein kann. Der mögliche Einsatz von Lactobacillus-Stämmen als inhalatives Therapeutikum könnte die Art und Weise, wie wir chronische Entzündungen behandeln, grundlegend verändern. Dies könnte insbesondere in Zeiten, in denen Antibiotikaresistenzen und Nebenwirkungen von Medikamenten zunehmend besorgniserregend sind, eine dringend benötigte Alternative darstellen.

Allerdings sollten wir die Euphorie zügeln, bis klinische Studien die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapieform beim Menschen bestätigen. Die vorliegenden Ergebnisse sind vielversprechend, doch bis zur Anwendung in der Praxis ist noch ein langer Weg zu gehen. In der Zwischenzeit bleibt zu hoffen, dass diese Forschung den Weg für weitere innovative Ansätze ebnet, die die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen nachhaltig verbessern können.

 

Fentanyl-Gefahr: Steht Deutschland vor einer neuen Drogenkrise?

In der deutschen Drogenszene droht eine potenziell tödliche Entwicklung. Während Heroin seit Jahrzehnten das vorherrschende Rauschmittel unter Abhängigen ist, könnten in Zukunft synthetische Opioide wie Fentanyl verstärkt auf den Markt drängen und zu einer ähnlich verheerenden Krise führen wie in den USA. Dort hat das synthetische Opioid bereits zehntausende Todesopfer gefordert.

Fentanyl, ein etwa 50-mal stärkeres Schmerzmittel als Heroin, wirkt extrem schnell und führt bereits in kleinsten Dosen zum Tod. Experten wie der Psychiater Norbert Scherbaum warnen daher vor einer möglichen Zunahme der Verbreitung in Deutschland. Noch ist Fentanyl hierzulande weniger verbreitet, doch das könnte sich bald ändern.

Ein besorgniserregender Aspekt ist die weltweite Verknappung von Heroin, verursacht durch den eingeschränkten Schlafmohnanbau in Afghanistan, der unter der Herrschaft der Taliban stark zurückgegangen ist. Heroin wird seltener und teurer, was den Druck auf den Markt für synthetische Opioide erhöht. Drogenkartelle könnten in diesem Vakuum eine lukrative Möglichkeit sehen, Fentanyl stärker zu vertreiben, da es billiger und einfacher herzustellen ist.

Die Konsequenzen wären fatal. Schon jetzt besteht das Risiko, dass Konsumenten unwissentlich Fentanyl konsumieren, da es oft Heroin beigemischt wird. Die Gefahr einer tödlichen Überdosierung ist dabei extrem hoch. Obwohl viele Abhängige Fentanyl aufgrund seiner hohen Potenz und der damit verbundenen Risiken meiden, könnte eine Verknappung von Heroin sie dazu zwingen, auf diese gefährliche Alternative auszuweichen.

Die deutschen Behörden und Suchtexperten sehen Handlungsbedarf. Der Ausbau von Aufklärungsmaßnahmen, Präventionsprogrammen und Therapieangeboten ist dringend erforderlich, um die Bevölkerung vor den Gefahren von Fentanyl zu schützen. Gleichzeitig muss der Drogenmarkt genau beobachtet werden, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.

Angesichts der drohenden Gefahr appellieren Fachleute an die Politik, die Unterstützung für Drogenabhängige zu verstärken und die Risiken von Fentanyl nicht zu unterschätzen. Denn eine Krise wie in den USA darf sich in Deutschland nicht wiederholen.

Die Warnungen sind unmissverständlich: Deutschland steht möglicherweise am Vorabend einer Drogenkrise, die die bisherigen Herausforderungen bei weitem übersteigen könnte. Fentanyl, das bereits in den USA zehntausende Menschenleben gefordert hat, droht auch hierzulande an Bedeutung zu gewinnen. Die Verbreitung dieses hochpotenten Opioids wäre eine Katastrophe – nicht nur für die Betroffenen, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Es wäre fatal, die Warnungen der Experten zu ignorieren. Das Beispiel der USA zeigt, wie schnell sich eine Opioidkrise entwickeln kann, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Deutschland hat jetzt noch die Möglichkeit, dieser Entwicklung mit präventiven Maßnahmen und einem ausgebauten Hilfsangebot entgegenzutreten. Es gilt, die Fehler der USA nicht zu wiederholen und den Drogenmarkt sorgfältig zu überwachen.

Die Verknappung von Heroin durch den Rückgang des Schlafmohnanbaus in Afghanistan könnte als Katalysator wirken und Fentanyl den Weg in die deutsche Drogenszene ebnen. Dies zu verhindern, erfordert entschlossenes Handeln. Aufklärung, Prävention und Therapie müssen intensiviert werden, um den Abhängigen Alternativen zu bieten und sie vor den Gefahren synthetischer Opioide zu schützen.

Die Politik ist gefordert, jetzt die Weichen zu stellen und die Drogenhilfe massiv zu unterstützen. Ein „Weiter so“ wäre in dieser Situation unverantwortlich. Denn die Uhr tickt, und die Chance, eine drohende Fentanyl-Krise abzuwenden, darf nicht ungenutzt verstreichen. Es geht um Menschenleben – und um die Verantwortung, diese zu schützen.

 

Stigmatisierung psychisch Kranker: Die unsichtbare Last einer „zweiten Erkrankung“

Menschen mit psychischen Erkrankungen stehen nicht nur vor der Herausforderung, ihre Symptome zu bewältigen, sondern müssen sich oft auch mit den weitreichenden Folgen von Stigmatisierung auseinandersetzen. Diese Form der gesellschaftlichen Ausgrenzung, die sowohl von Außenstehenden als auch von den Betroffenen selbst ausgehen kann, wird in Fachkreisen zunehmend als „zweite Erkrankung“ bezeichnet.

Stigmatisierung führt dazu, dass psychisch erkrankte Menschen häufig nicht mehr als Individuen wahrgenommen werden. Stattdessen werden sie aufgrund weit verbreiteter Stereotype wie „inkompetent, gefährlich oder selbst schuld“ beurteilt. Diese Vorurteile tragen dazu bei, dass Betroffene in eine Abwärtsspirale geraten können, die zu sozialer Isolation, Demoralisierung und im schlimmsten Fall zu einem erhöhten Suizidrisiko führt.

Laut dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit vermeiden viele Menschen mit psychischen Erkrankungen aus Angst vor Stigmatisierung den Gang zum Arzt. Die Furcht vor einer Diagnose, die sie als „psychisch krank“ brandmarkt, hält sie davon ab, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies verzögert nicht nur die Behandlung, sondern kann auch die Erkrankung verschlimmern.

Besonders problematisch ist das sogenannte Selbststigma, bei dem Betroffene die negativen Vorurteile der Gesellschaft verinnerlichen und beginnen, an ihrer eigenen Inkompetenz oder Unwürdigkeit zu glauben. Eine weltweite Studie ergab, dass etwa 80 Prozent der Menschen mit psychischen Erkrankungen Stigmatisierung erlebt haben.

Auch Angehörige von psychisch Erkrankten sind häufig von der Stigmatisierung betroffen. Neben der emotionalen und praktischen Unterstützung ihrer Liebsten tragen sie das Risiko, selbst psychische Gesundheitsprobleme zu entwickeln.

Experten empfehlen den Austausch mit anderen Betroffenen als wichtigen Schritt zur Bewältigung der Stigmatisierung. Selbsthilfegruppen, wie sie vom Bundesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit oder dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) angeboten werden, bieten eine Plattform für gegenseitige Unterstützung und Erfahrungsaustausch.

Die Bekämpfung der Stigmatisierung liegt jedoch nicht nur in der Verantwortung der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die Gesellschaft insgesamt ist gefragt, um Vorurteile abzubauen und einen respektvollen Umgang mit psychischen Erkrankungen zu fördern. Der Schlüssel dazu liegt im persönlichen Kontakt: Je mehr Berührungspunkte man mit psychisch erkrankten Menschen hat, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Vorurteile entwickelt. Ein offener und vorurteilsfreier Umgang mit dem Thema ist daher essenziell, um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen.

Die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist eine der großen sozialen Ungerechtigkeiten unserer Zeit. Diese unsichtbare, aber allgegenwärtige Last verstärkt das Leid der Betroffenen erheblich und trägt dazu bei, dass sie sich noch weiter isolieren und ihre Erkrankung verschlimmern.

Es ist erschütternd, dass in einer aufgeklärten Gesellschaft immer noch so viele Vorurteile gegenüber psychisch Kranken bestehen. Diese Vorurteile führen dazu, dass Menschen, die dringend Hilfe benötigen, aus Angst vor Ausgrenzung zögern, diese in Anspruch zu nehmen. Dies ist nicht nur ein persönliches, sondern auch ein gesellschaftliches Versagen.

Wir alle tragen die Verantwortung, diese Situation zu ändern. Es ist unerlässlich, dass wir psychische Erkrankungen mit derselben Ernsthaftigkeit und dem gleichen Respekt begegnen wie körperlichen Erkrankungen. Dazu gehört, dass wir uns informieren, unsere Vorurteile hinterfragen und den Mut haben, psychisch erkrankte Menschen offen und unterstützend zu begegnen.

Nur durch aktives Handeln können wir die Stigmatisierung abbauen und eine Gesellschaft schaffen, in der psychische Erkrankungen als das gesehen werden, was sie sind: ernstzunehmende Gesundheitsprobleme, die Respekt, Verständnis und Unterstützung verdienen. Es ist an der Zeit, dass wir das Schweigen brechen und uns solidarisch mit den Betroffenen zeigen. Nur so können wir eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft formen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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