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Steuer & Recht |
In Vorbereitung auf die bevorstehenden Europawahlen und den damit einhergehenden Prozess der Bildung einer neuen EU-Kommission richten deutsche Unternehmen ihre Aufmerksamkeit auf die wirtschaftspolitischen Prioritäten, die möglicherweise die Grundlage für eine Stärkung der Außenwirtschaft legen könnten. Die Herausforderungen für die hochvernetzte deutsche Wirtschaft sind zahlreich und umfassen geopolitische Spannungen sowie schwierige Standortbedingungen. In diesem Kontext stehen die Unternehmen vor erheblichem Druck, da jeder vierte deutsche Arbeitsplatz, und in der Industrie sogar jeder zweite, vom Außenhandel abhängt.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat sich zu diesem Anlass intensiv mit den aktuellen Herausforderungen befasst und zehn Leitlinien formuliert. Diese sollen politische Entscheidungsträger dazu ermutigen, eine ambitionierte Handelspolitik zu verfolgen, um das weltweite Wirtschaftsgefüge zu erleichtern. Ein zentraler Punkt dabei ist die Forderung nach einer proaktiven Vorbereitung auf eine sich zunehmend entkoppelnde Weltwirtschaft sowie die Notwendigkeit, eine souveränere Position einzunehmen.
Die gegenwärtigen geopolitischen Spannungen, begleitet von einer Energiekrise, zunehmendem Protektionismus und der Erosion multilateraler Regelwerke, stellen die internationale Arbeitsteilung auf den Prüfstand. Die blockierte Handlungsfähigkeit der Welthandelsorganisation (WTO) aufgrund der USA und die verstärkte wirtschaftliche Entkopplung zwischen den USA und China haben erhebliche Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft. Die DIHK warnt vor den potenziell negativen Auswirkungen von Protektionismus und Abschottung, betonend, dass solche Maßnahmen weder Wohlstand noch Arbeitsplätze fördern.
Die Sicherung der Wirtschaft und die Diversifizierung von Lieferketten sind als entscheidende Aspekte hervorgehoben worden. Die USA und China fungieren aktuell als die wichtigsten Handelspartner Deutschlands, und Millionen von Arbeitsplätzen sind von den wirtschaftlichen Beziehungen zu diesen Ländern abhängig. Die DIHK plädiert dafür, staatliche Interventionen zu vermeiden und stattdessen auf Diversifizierung und Risikostreuung zu setzen. Unternehmen in Deutschland führen bereits umfassende Risikoanalysen durch und verstärken ihre Vorsorgemaßnahmen, um gegen potenzielle geopolitische Herausforderungen gewappnet zu sein.
Um die globalen Märkte zu öffnen und einen gleichberechtigten Zugang zu fördern, hebt die DIHK die Bedeutung von Handelsabkommen mit Schlüsselpartnern wie Mercosur, Indien und Indonesien hervor. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei auf die Transatlantische Partnerschaft, den Indopazifik und die EU-Nachbarschaft gerichtet werden. Die DIHK unterstreicht die Notwendigkeit von verlässlichen Handelsregeln, einem bürokratiearmen Regulierungsumfeld sowie dem dringenden Erhalt und der Reform der Welthandelsorganisation.
Parallel dazu betont die DIHK die Bedeutung des Abbaus weltweiter Handelshemmnisse, einer mittelstandsfreundlichen EU-Zollreform und der Förderung zukunftssicherer Vereinbarungen im Bereich des digitalen Handels. Die EU wird dazu aufgerufen, bei diesen Themen geschlossen und entschlossen aufzutreten, um den europäischen Unternehmen im internationalen Wettbewerb optimale Chancen zu bieten.
Die von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) präsentierten Leitlinien geben einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen, denen sich deutsche Unternehmen auf dem internationalen Parkett gegenübersehen. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten und protektionistischen Tendenzen weltweit steht die deutsche Wirtschaft vor der Herausforderung, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren.
Die Betonung der Notwendigkeit einer ambitionierten Handelspolitik seitens der EU ist angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen in der Weltpolitik durchaus berechtigt. Die drohende wirtschaftliche Entkopplung zwischen den USA und China sowie die Erosion multilateraler Regelwerke erfordern von der EU eine proaktive Haltung, um die notwendige Stabilität in der internationalen Handelslandschaft zu gewährleisten.
Besonders lobenswert ist der Appell der DIHK für eine Diversifizierung von Lieferketten und die Betonung unternehmerischer Entscheidungen in diesem Zusammenhang. Die Risikoanalysen und Vorsorgemaßnahmen, die deutsche Unternehmen bereits durchführen, zeugen von einem proaktiven Ansatz, um möglichen geopolitischen Turbulenzen zu begegnen.
Die Forderung nach verstärkten Bemühungen in Bezug auf Handelsabkommen, die Reform der Welthandelsorganisation und die Schaffung eines bürokratiearmen Regulierungsumfelds ist nicht nur im Interesse deutscher Unternehmen, sondern auch im Sinne einer globalen wirtschaftlichen Stabilität. Die EU sollte diesen Empfehlungen entschlossen folgen, um ihre Unternehmen im internationalen Wettbewerb zu stärken und gleichzeitig zu einer harmonischen globalen Wirtschaftsentwicklung beizutragen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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