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Deutschlands Innovationsflaute

DIHK-Bericht 2023 warnt vor dramatischem Rückgang – Sofortmaßnahmen gefordert

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer ernsthaften Herausforderung, wie der aktuelle DIHK-Innovationsreport 2023 verdeutlicht. Mit mehr als 2.200 Unternehmen als Grundlage zeichnet der Bericht ein beunruhigendes Bild des Innovationsklimas in Deutschland, das auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2008 gefallen ist.

Innovationsbereitschaft auf Tiefpunkt

Im Jahr 2023 erreicht die Innovationsbereitschaft der deutschen Wirtschaft einen beispiellosen Tiefpunkt. Im Jahr 2020 hatten noch fast die Hälfte der befragten Unternehmen angegeben, ihre Innovationsaktivitäten ausweiten zu wollen. Heute plant jedoch nur noch rund ein Drittel von ihnen entsprechende Schritte. Noch alarmierender ist, dass 15 Prozent der Unternehmen vorhaben, ihre Innovationsaktivitäten in den nächsten zwölf Monaten zu reduzieren. Dieser Rückgang kommt zu einer Zeit, in der dringend innovative Lösungen für Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel und demografischen Wandel benötigt werden.

Größte Hemmnisse: Fachkräftemangel und Bürokratie

Die Befragungen zeigen deutlich, dass der Fachkräftemangel mittlerweile das größte Innovationshemmnis darstellt, gefolgt von bürokratischen Hürden. Fast drei Viertel der Unternehmen geben an, dass es ihnen schlichtweg an qualifiziertem Personal für Innovationen fehlt. Über zwei Drittel der Betriebe fühlen sich durch bürokratische Anforderungen der staatlichen Verwaltung in Forschung und Entwicklung behindert. Komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren sowie kleinteilige Dokumentationspflichten binden Ressourcen, die den Betrieben für innovative Projekte fehlen.

Schleichende Forschungsverlagerung ins Ausland

Die Eskalation der Situation wird durch das wachsende Interesse am Aufbau von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Ausland verdeutlicht. Während in der vorherigen Umfrage nur ein Viertel der Unternehmen angab, FuE-Kapazitäten im Ausland zu erweitern, liegt der Anteil mittlerweile bei einem Drittel. Diese schleichende Forschungsverlagerung stellt einen kritischen Trend dar und wirft Fragen über die Attraktivität des heimischen Innovationsstandorts auf.

Innovationsbeschleuniger dringend erforderlich

Um die negative Spirale zu durchbrechen, sind drastische Maßnahmen erforderlich. Der vorgeschlagene Pakt für Beschleunigung und das vierte Bürokratieentlastungsgesetz sind wichtige Elemente, um den Unternehmen wieder mehr Spielraum für Innovationen zu verschaffen. Es bedarf jedoch auch effektiver Förderprogramme, die Unternehmen schnell und bürokratiearm erreichen. Die Vereinfachung und Beschleunigung von Verfahren unter intensiver Nutzung digitaler Technologien ist entscheidend.

Reallabore als Hoffnungsträger

Um Innovationen aktiv zu fördern, sind verstärkte Anstrengungen im Bereich der Reallabore erforderlich. Diese Experimentierräume bieten Unternehmen die Möglichkeit, neue Technologien und Prozesse in einem realen Umfeld zu testen. Das Reallabore-Gesetz der Bundesregierung sollte daher unverzüglich umgesetzt werden, um eine Umgebung zu schaffen, in der kreative Ideen gedeihen können.

Kommentar: Innovationskrise erfordert entschlossenes Handeln

Die aktuellen Ergebnisse des DIHK-Innovationsreports 2023 sind mehr als besorgniserregend. Der dramatische Rückgang der Innovationsbereitschaft in Deutschland wirft nicht nur einen Schatten auf die Wirtschaftslandschaft, sondern bedroht auch die Zukunftsfähigkeit des Landes in einem zunehmend globalisierten Umfeld.

Es ist dringend erforderlich, dass die politischen Entscheidungsträger und die Wirtschaftsakteure gemeinsam handeln, um diese Innovationskrise zu überwinden. Der vorgeschlagene Pakt für Beschleunigung und das vierte Bürokratieentlastungsgesetz sind wichtige Schritte, aber es bedarf noch konkreter Fördermaßnahmen, um den Unternehmen den nötigen Raum für Kreativität und Innovation zu bieten.

Die Schaffung von Reallaboren ist ein vielversprechender Ansatz, um Innovationen zu fördern. Diese Experimentierräume ermöglichen es Unternehmen, Risiken einzugehen und neue Ideen in einem geschützten Umfeld zu testen. Die Umsetzung des Reallabore-Gesetzes ist daher nicht nur wünschenswert, sondern auch entscheidend für die Schaffung eines innovationsfreundlichen Ökosystems.

Die Innovationskrise in Deutschland erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Es geht nicht nur um die Beseitigung von Hindernissen wie dem Fachkräftemangel und der Bürokratie, sondern auch um die Schaffung einer Kultur, die Kreativität und Risikobereitschaft fördert. Nur durch entschlossenes Handeln können wir sicherstellen, dass Deutschland weiterhin an der Spitze der globalen Innovationsbemühungen steht.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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