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Steuer & Recht |
Im ersten Quartal des aktuellen Jahres verzeichnete das von KfW Research ermittelte Kreditneugeschäft deutscher Banken mit Unternehmen und Selbstständigen lediglich einen minimalen Rückgang von 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend der Stagnation setzt sich auch im zweiten Quartal fort, wie vorläufige Daten zum Kreditmarkt anzeigen. Nachdem das vergangene Jahr Rekordzuwächse verzeichnete, zeigt sich nun eine gewisse Zurückhaltung bei der Kreditvergabe seitens der Banken. Die aktuelle Lage erfordert eine sorgfältige Analyse der jährlichen Wachstumsveränderungen sowie der langfristigen Trends, um die Kreditversorgung der Realwirtschaft richtig einzuschätzen. Es zeigt sich, dass trotz des minimalen Rückgangs die Gelder, die den Unternehmen in den ersten drei Monaten des Jahres zuflossen, auf einem insgesamt hohen Niveau blieben. Der Kreditkanal erscheint immer noch weitgehend geöffnet, jedoch sind die Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger geworden.
Obwohl zu Beginn des Jahres eine erleichterte Kreditvergabe zu verzeichnen war, blieben weitere Lockerungen im zweiten Quartal aus. Besonders Großunternehmen empfanden das Verhalten der Banken wieder als restriktiver. Gleichzeitig gaben die Finanzinstitute in der Juli-Umfrage der Bundesbank zum Kreditgeschäft (BLS) mehrheitlich an, dass sie ihre Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite erneut verschärft haben. Für das Sommerquartal erwarten die Banken jedoch keine weiteren Verschärfungen. Verglichen mit der Finanzmarktkrise 2008/2009 sind die Restriktionen für Firmenkredite seitens der Banken noch moderat.
Die Entwicklung des Kreditneugeschäfts hängt derzeit hauptsächlich von der Nachfrage ab. Die Bremsfaktoren, die bereits im ersten Quartal wirksam waren, bleiben bestehen. Einerseits dürften die krisenbedingten Liquiditätsbedarfe weitgehend zurückgegangen sein, da die Preise auf den Energiemärkten stabil sind und Lieferkettenprobleme abnehmen. Andererseits sind die Zinsen für Unternehmenskredite aufgrund der geldpolitischen Kehrtwende weiterhin deutlich gestiegen. Im Mai erreichten die von der EZB ermittelten durchschnittlichen Kosten für Darlehen an Unternehmen mit 4,81 % den höchsten Stand seit etwa 15 Jahren. Dies dämpft die Bereitschaft zur Verschuldung, insbesondere für Investitionen, die zusätzlich unter den unsicheren Konjunkturaussichten leiden.
"Trotz der Einflüsse aus der Digitalisierung und der grünen Transformation werden die Unternehmensinvestitionen voraussichtlich im Jahr 2023 preisbereinigt in etwa auf dem Vorjahresniveau bleiben, trotz der Bremseffekte der hohen Zinsen. Sofern es zu keinen plötzlichen Verwerfungen kommt, die zu neuen gesamtwirtschaftlich relevanten Liquiditätsbedarfen führen könnten, erwarten wir im zweiten Halbjahr eine Stabilisierung der Kreditneuzusagen auf dem aktuellen Niveau", kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, die Kreditmarktentwicklung.
"Dennoch wird das Kreditwachstum im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgehen, was auf die extreme Kreditexpansion im Sommerquartal 2022 zurückzuführen ist."
Die verhaltene Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige spiegelt die wirtschaftlichen Unsicherheiten wider, die sich aus den steigenden Zinsen und den unsicheren Konjunkturaussichten ergeben. Die vorsichtige Haltung der Banken und die zurückhaltende Kreditnachfrage zeigen, dass die Unternehmen vorsichtig bei ihren Investitionen sind. Die erwartete Stabilisierung der Kreditneuzusagen im zweiten Halbjahr könnte auf eine gewisse Erholung hindeuten, aber die Unsicherheiten im Wirtschaftsumfeld erfordern weiterhin eine sorgfältige Überwachung der Kreditmarktentwicklung.
Engin Günder
Quelle: KfW
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