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Steuer & Recht |
Wirtschaftsleistung auch im 1. Quartal 2023 im Minus
Bruttoinlandsprodukt (BIP), 1. Quartal 2023
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 1. Quartal 2023 gegenüber dem 4. Quartal 2022 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,3 % gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, fiel die Wirtschaftsleistung zum Jahresbeginn damit um 0,3 Prozentpunkte schwächer aus als in der Schnellmeldung vom 28. April 2023 berichtet. „Nachdem das BIP bereits zum Jahresende 2022 ins Minus gerutscht war, verzeichnete die deutsche Wirtschaft damit zwei negative Quartale in Folge“, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes.
Die weiterhin hohen Preissteigerungen belasteten die deutsche Wirtschaft auch zum Jahresbeginn. Das machte sich besonders bei den privaten Konsumausgaben bemerkbar, die im 1. Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,2 % zurückgingen. Die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte zeigte sich in verschiedenen Bereichen: Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände gaben die privaten Haushalte weniger aus als im Vorquartal (preis-, saison- und kalenderbereinigt). Daneben wurden weniger neue Pkw von privaten Haushalten gekauft, was unter anderem auf den Wegfall der Prämien für Plug-in-Hybride und die Reduzierung der Prämien für Elektrofahrzeuge zum Jahresbeginn 2023 zurückzuführen sein dürfte. Auch die staatlichen Konsumausgaben nahmen mit -4,9 % im Vergleich zum Vorquartal merklich ab.
Dagegen wurde mehr investiert als im 4. Quartal 2022: Nach einer schwachen zweiten Jahreshälfte 2022 stiegen die Bauinvestitionen auch wegen der guten Witterung im 1. Quartal 2023 preis-, saison- und kalenderbereinigt deutlich um 3,9 %. Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – nahmen zum Jahresbeginn ebenfalls deutlich zu (+3,2 %).
Auch vom Außenhandel kamen positive Impulse: Im Vergleich zum 4. Quartal 2022 wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt insgesamt 0,4 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert, wobei sich vor allem der Handel mit Kunststoffen und Metallerzeugnissen robust zeigte. Dagegen sanken die Importe insgesamt um 0,9 %, was unter anderem auf die schwächere Einfuhr von mineralischen Brennstoffen wie beispielsweise Rohöl und Mineralölprodukten sowie chemischen Erzeugnissen zurückzuführen war.
Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung stieg im 1. Quartal 2023 insgesamt um 0,9 % gegenüber dem Vorquartal. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnete das Baugewerbe mit 6,1 %, was auch der ungewöhnlich milden Witterung geschuldet war. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes stand in vielen Branchen einem schwungvollen Jahresauftakt ein Dämpfer im März entgegen. Insgesamt konnte preis-, saison- und kalenderbereinigt im 1. Quartal 2023 dennoch ein deutlicher Zuwachs von 2,0 % zum Vorquartal verbucht werden. Die Wirtschaftsleistung in den Dienstleistungsbereichen entwickelte sich sehr heterogen, aber insgesamt schwächer als in der Industrie.
Im Vorjahresvergleich war das BIP im 1. Quartal 2023 preisbereinigt um 0,2 % niedriger als im 1. Quartal 2022. Preis- und kalenderbereinigt fiel der Rückgang stärker aus (-0,5 %), da ein Arbeitstag mehr zur Verfügung stand als vor einem Jahr.
Auch im Vorjahresvergleich machten sich die starken Preisanstiege bemerkbar. Die Kaufzurückhaltung führte zu einem starken Rückgang der preisbereinigten Konsumausgaben. Im privaten Konsum zeigte sich dieser besonders bei den rückläufigen Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke. Dagegen wurde für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen deutlich mehr ausgegeben als im 1. Quartal 2022, in dem noch letzte Corona-Schutzmaßnahmen galten. Insgesamt waren die preisbereinigten privaten Konsumausgaben im 1. Quartal 2023 um 1,0 % niedriger als vor einem Jahr. Die staatlichen Konsumausgaben gingen noch stärker zurück, um preisbereinigt 5,4 %. Hauptursache war der Wegfall der staatlich finanzierten Corona-Maßnahmen wie beispielsweise der Durchführung von Corona-Impfungen und -Testungen. Diese hatten im Rahmen der Bekämpfung der Omikron-Welle zum Jahresbeginn 2022 einen Höchststand erreicht. Ihr Wegfall führte im 1. Quartal 2023 zu entsprechend niedrigeren Staatsausgaben.
Die Bauinvestitionen waren durch die hohen Bauzinsen und die weiterhin hohen Preise belastet. Sie sanken preisbereinigt um 2,9 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dagegen stiegen die Ausrüstungsinvestitionen erneut kräftig um 6,7 %. Zurückzuführen war dies besonders auf die positive Entwicklung der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen. In der Summe lagen die Bruttoanlageinvestitionen etwas höher (+0,8 %) als vor einem Jahr. Die inländische Verwendung ging im 1. Quartal 2023 preisbereinigt insgesamt um 0,4 % gegenüber dem 1. Quartal 2022 zurück.
Der Handel mit dem Ausland nahm im Vergleich zum Vorjahr zu. Im 1. Quartal 2023 wurden preisbereinigt 1,8 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als im 1. Quartal 2022, wobei unter anderem aus der Automobilbranche positive Impulse für die Warenexporte kamen. Die Importe nahmen insgesamt im selben Zeitraum preisbereinigt um 1,7 % zu, weil die Dienstleistungsimporte kräftig um 11,9 % gestiegen sind. Dies lag insbesondere an höheren Reiseausgaben, beispielsweise für Hotelübernachtungen und Flüge. Die Warenimporte waren dagegen preisbereinigt um 1,3 % geringer als im Vorjahr.
Im Vorjahresvergleich stieg die Wirtschaftsleistung am stärksten im Verarbeitenden Gewerbe mit preisbereinigt +3,2 %. Zurückzuführen ist dies maßgeblich auf die deutlich ausgeweitete Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Dagegen lag die Bruttowertschöpfung der energieintensiven Branchen wie der Herstellung von chemischen Erzeugnissen sowie der Metallerzeugung und -bearbeitung erneut deutlich unter dem Vorjahresniveau. Das Baugewerbe verzeichnete im Vorjahresvergleich nochmals ein kleines Minus (preisbereinigt -0,7 %), nach starken Rückgängen in den drei Vorquartalen. Die Wirtschaftsleistung im zusammengefassten Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe lag preisbereinigt ebenfalls leicht unter dem Vorjahreswert (-0,5 %). Einem deutlichen Rückgang im Handel stand eine Erholung im Gastgewerbe entgegen, das im Vorjahreszeitraum noch von Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie betroffen war. Die meisten anderen Dienstleistungsbereiche konnten ihre wirtschaftliche Leistung im Vorjahresvergleich ebenfalls steigern.
Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung insgesamt legte im 1. Quartal 2023 gegenüber dem 1. Quartal 2022 um 0,7 % zu. Die deutliche Differenz zur Veränderungsrate des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts geht in erster Linie auf die verhaltene Entwicklung der Gütersteuern zurück, beispielsweise der Binnenumsatzsteuer und der Grunderwerbsteuer. Dies dürfte auch auf die Kaufzurückhaltung und Sparmaßnahmen der privaten Haushalte zurückzuführen sein. Steuerliche Entlastungen, wie die temporäre Senkung des Umsatzsteuersatzes auf Gas und Fernwärme, wirken sich dagegen nur auf die nominalen Gütersteuern, nicht aber auf die preisbereinigte Veränderung der Gütersteuern aus.
Die Wirtschaftsleistung wurde im 1. Quartal 2023 von rund 45,6 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 446.000 Personen oder 1,0 % mehr als ein Jahr zuvor (siehe Pressemitteilung Nr. 189/23 vom 16. Mai 2023).
Im Durchschnitt wurden je Erwerbstätigen ähnlich viele Arbeitsstunden geleistet wie im 1. Quartal 2022 (-0,1 %). Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus der gestiegenen Erwerbstätigenzahl und den geringfügig verringerten geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person – erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 0,9 %. Das ergaben vorläufige Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit.
Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – nahm gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,0 % ab. Je Erwerbstätigen gerechnet war sie um 1,1 % niedriger als vor einem Jahr.
In jeweiligen Preisen gerechnet war das BIP im 1. Quartal 2023 um 6,0 % und das Bruttonationaleinkommen um 6,1 % höher als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen war um 7,5 % höher als im 1. Quartal 2022. Dabei stieg nach vorläufigen Berechnungen das Arbeitnehmerentgelt um 6,3 %; die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nahmen um 9,9 % zu. Die durchschnittlichen Löhne und -gehälter je Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer verzeichneten im 1. Quartal 2023 ein Plus von brutto 5,7 %. Netto fiel der Anstieg mit 7,8 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum wegen der schwachen Entwicklung des Lohnsteueraufkommens kräftiger aus. Dazu dürften neben dem Rückgang der Kurzarbeit vor allem Zahlungen von Inflationsausgleichsprämien beigetragen haben. Hinzu kommt der seit Oktober 2022 erhöhte gesetzliche Mindestlohn, der unter anderem zu überdurchschnittlich gestiegenen Durchschnittsverdiensten von geringfügig Beschäftigten geführt hat. Dennoch ergaben sich insgesamt aufgrund der weiterhin hohen Inflation auch zum Jahresbeginn 2023 im Durchschnitt noch Reallohnverluste der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt waren um 6,9 % höher als im Jahr zuvor, da sich auch die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erneut erhöhte. Insbesondere die weiterhin hohen Preissteigerungen für Energie und Nahrungsmittel haben dazu beigetragen, dass die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen im Vorjahresvergleich um 7,3 % zulegten. Das verfügbare Einkommen erhöhte sich im Vorjahresvergleich mit 6,9 % etwas weniger stark. Die Sparquote lag im 1. Quartal 2023 mit 13,8 % leicht unter dem Vorjahreswert (14,3 %).
Zum Jahresbeginn hinkt die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im internationalen Vergleich hinterher: In den anderen großen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sowie in der EU insgesamt (+0,2 %) legte die Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2023 zu. In Spanien und Italien stieg das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP mit +0,5 % gegenüber dem Vorquartal am stärksten, in Frankreich nahm es mit +0,2 % zumindest leicht zu. Auch in den Vereinigten Staaten (USA) gab es ein leichtes Wachstum von 0,3 %. (…)
Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)
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