• 21.04.2010 - Offener Brief an Herrn Dr. Philipp Rösler, Bundesgesundheitsminister

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

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Arzneimittel-Sparpaket

Offener Brief an Herrn Dr. Philipp Rösler, Bundesgesundheitsminister

 

Witzenhausen  -  Sehr geehrter Herr Dr. Rösler,

die Initiatoren der Algebra GmbH, Apotheken im Verbund, stehen seit mehr als 20 Jahren im Dienste der deutschen, öffentlichen Apotheken. Durch mehr als 3.500 betriebswirtschaftliche Einzelberatungen von Apotheken in allen Umsatzgrößen kann behauptet werden, dass wir einen umfassenden Überblick über die betriebswirtschaftliche Situation der bundesdeutschen Apotheken haben. Der Apothekenverbund Algebra selbst entstand vor einem Jahr und betreut zurzeit ca. 60 Apotheken.

Selbstverständlich sind auch wir der Meinung, dass bezüglich der enorm steigenden Kosten im deutschen Gesundheitswesen etwas getan werden muss. Derzeit werden die Vorschläge aller Parteien geprüft, die geeignet sind die Kostenspirale zu stoppen.

Ihr Plan, die Haupteinsparung bei der forschenden Industrie durchzusetzen, stößt nicht überall auf Gegenliebe. Dies ist verständlich aus Sicht der Hersteller und Patentinhaber. Wir denken: „Das ist der richtige Ansatz." Von Aufschlägen, die die Pharmaindustrie in vielen Fällen generiert, können die Apotheken und alle anderen Marktteilnehmer nur träumen. Durchschnittlich 64,5 % des Endpreises eines Arzneimittels vereinnahmt der pharmazeutische Hersteller. Bei hunderten, wenn nicht tausenden Arzneimitteln ist die Verpackung des Medikamentes teurer als die Herstellung des Medikamentes selbst.

Laut den Veröffentlichungen der obersten Standesvertretung ABDA betrugen die GKV-Gesamtausgaben im Jahr 2008 160,76 Mrd. Davon wurden 16,7 % (26.846.920.000,- €) für Arzneimittel aufgewendet. Die Wertschöpfung der Apotheken daraus betrug jedoch nur 2,6 % (4.179.760.000,- €). Umgerechnet auf die rund 21.500 in Deutschland ansässigen Apotheken kann die durchschnittliche Apotheke also mit einem jährlichen Rohertrag von 194.407,44 € rechnen. Von dieser Summe müssen alle Kosten der Apotheke bestritten werden.

Die durchschnittliche Apotheke beschäftigt ca. 5,5 Mitarbeiter, die sich aus angestellten Apotheker/innen, PTA, PKA und Aushilfskräften zusammensetzen. Bei einem geschätzten jährlichen Durchschnittsbruttolohn von 30.000,- € muss die Apotheke mit Lohnkosten in Höhe von 165.000,- € rechnen. Für Miete und Nebenkosten einer durchschnittlichen Apotheke sind jährlich mindestens 36.000,- € anzusetzen. Damit ist der Rohertrag, den die Apotheke über verschreibungspflichtige Medikamente (RX-Umsatz) realisieren kann, bereits aufgebraucht. Der tatsächliche Gewinn, wenn es denn wirklich einen gibt, wird in der Apotheke also hauptsächlich über den sogenannten NON-RX-Umsatz generiert.

Eine Apotheke, die auf Grund ihres Standortes und der dort vorherrschenden Kaufkraft der Bevölkerung wenig bis gar keinen NON-RX-Umsatz in Form von OTC- und Freiwahlumsatz (Selbstmedikation) generieren kann, hat schon jetzt die größten Schwierigkeiten zu überleben. Laut der Pressemitteilung des Institut für Handelsforschung GmbH, Köln (IfH) vom 05.02.2010 steht gegenwärtig jede dritte Apotheke vor dem Aus.

Zum Vergleich:
• Der NON-RX-Umsatzanteil in Apotheken in den alten Bundesländern beträgt im Durchschnitt 17 % - 20 % vom Gesamtumsatz der Apotheke.
• Der NON-RX-Umsatzanteil in Apotheken in den neuen Bundesländern beträgt im Durchschnitt 5 % - 7 % vom Gesamtumsatz der Apotheke.

Sämtliche Gesundheitsreformen der vergangenen 5 Jahre hatten immer eine Ertragskürzung der öffentlichen Apotheken zur Folge. Da sich alle Reformen hauptsächlich auf die GKV-Ausgaben bezogen, waren dadurch auch immer die Apotheken in den neuen Bundesländern besonders schwer betroffen. Deren Ertrag hat sich in den vergangenen 5 Jahren nahezu halbiert.

Jede weitere Maßnahme, die den Ertrag der Apotheken noch weiter absenkt, bedeutet auf absehbare Zeit die Insolvenz für tausende bundesdeutsche Apotheken. In besonders strukturschwachen Gebieten, wie z. B. Mecklenburg-Vorpommern, könnte es passieren, dass ein Patient demnächst 50 oder 60 Kilometer fahren muss, um sein Rezept in einer Apotheke einlösen zu können. Dies kann nicht im Sinne der Bevölkerung und auch nicht im Sinne Ihrer Wähler sein.

Laut den aktuellen Zahlen der ABDA (Quelle: ABDA -Veröffentlichung Zahlen, Daten, Fakten 2008) sind zurzeit 145.480 Menschen in öffentlichen Apotheken beschäftigt. Wenn 50 % aller Apotheken auf Grund eines neuerlichen Ertragsverlustes schließen müssten, was ja offensichtlich von einigen „Gesundheitsexperten" gern in Kauf genommen wird, wären dementsprechend auch 72.740 Menschen unmittelbar von Arbeitslosigkeit bedroht.

Es ist müßig auszurechnen, um welche Summen sich dann die Ausgaben der Sozialträger erhöhen würden. Frau Von der Leyen kann hierzu sicher genauere Angaben machen.

Bei allem Respekt, Herr Dr. Rösler: Man kann nicht einen einzigen Berufsstand für die steigenden Kosten im Gesundheitswesen aufkommen lassen. Besonders dann nicht, wenn der betreffende Berufsstand überhaupt keinen Einfluß auf die Preisgestaltung der erstattungsfähigen Medikamente hat. Man kann auch nicht die 21.500 Apotheker und Apothekerinnen bis zum Kollaps auspressen, während andere Teilnehmer des Marktes aus dem Vollen schöpfen, nur weil deren Lobby größer oder effektiver ist.

Folgende Vorschläge werden zurzeit im Markt heftig diskutiert:

1) Die von Frau Dr. Pfeiffer angeregte Anhebung des Zwangsrabattes an die Krankenkasse, von derzeit 2,30 € auf die 4,- € pro verschreibungspflichtiger Packung, würde bei 757 Millionen Packungen (im Jahr 2008) einen Ertragsverlust von 59.855,- € pro Apotheke bedeuten.

Die Aussage von Frau Dr. Pfeiffer, die Gewinnspannen der Apotheken seien immer noch so hoch, dass sich auch die „überflüssigen" Apotheken noch halten können, ist mehr als zynisch und geht an der betriebswirtschaftlichen Faktenlage insbesondere von Apotheken in strukturschwachen Gebieten völlig vorbei.

2) Der Vorschlag des Gesundheits-Staatssekretärs Stefan Kapferer, die „Funktionsrabatte" des pharmazeutischen Großhandels abzuschöpfen, hört sich in den Ohren der Krankenkassen sicher gut an.
Würde die Handelsspanne des pharmazeutischen Großhandels tatsächlich gekappt werden, würde der Großhandel diese Kürzung 1:1 an die Apotheke weiterreichen. Letztendlich würde wieder nur die öffentliche Apotheke von der Sparmaßnahme betroffen.

Je nachdem, wie dann die Vergütung des Großhandels aussieht, würde er seinem Kunden, der Apotheke, jährlich zwischen 20.000,- € und 50.000,- € weniger Preisnachlass einräumen. Das Ergebnis wäre aber immer das Gleiche. Die Apotheke geht pleite!

3) Auch Herr Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) ist der Meinung, dass die „überflüssigen Gewinne" der Apotheken abgeschöpft werden müssten.

Hier stellt sich doch die Frage:
Welche Gewinne möchte Herr Prof. Dr. Lauterbach denn abschöpfen? Laut der Veröffentlichung vom 05.02.2010 des IfH Köln, basieren die Zahlen der angeblich erwirtschafteten Apotheken-Gewinne von Herrn Prof. Dr. Lauterbach auf einem Gutachten aus dem Jahr 2002/2003 - also einer Zeit vor dem Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetz (GMG), dem Arzneimittelverordnungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) und dem GKV-Wettbewerbs-Stärkungsgesetz (GKV-WSG). Allein diese drei Gesundheitsreformen hatten für die bundesdeutschen Apotheken einen Ertragsverlust von mehr als 30 % zur Folge.

Wir möchten mit diesem Schreiben darauf hinweisen, dass die Ausgaben im Gesundheitswesen nicht wegen der Apotheken und deren angeblich so enormen Gewinne gestiegen sind und immer noch steigen.
Vielmehr sollte hinterfragt werden, welche anderen Kostentreiber sich ungeniert im System bedienen können! Warum zum Beispiel werden in Deutschland mehr als 250 Krankenkassen benötigt? Die Verwaltungskosten der Krankenkassen waren, gemessen an den Gesamtausgaben im Jahr 2008, exakt doppelt so hoch wie die Wertschöpfung der Apotheken. Würden nicht auch 100 verschiedene Krankenkassen reichen? Die dort eingesparten Milliarden würden die Kosten im deutschen Gesundheitswesen nachhaltig senken.

Wir hoffen, Ihnen und Ihren Beratern ein paar Denkanstöße gegeben zu haben und bitten Sie dringend, die allfälligen negativen Auswirkungen Ihrer derzeitigen Pläne auf die Apothekerschaft und deren Mitarbeiter/-innen gründlichst zu überdenken.

Hochachtungsvoll


Angela Geiß - Norbert Geiß - Steffen Voigt - Thomas Kohl

Algebra GmbH
In der Aue 6
37213 Witzenhausen

Angela Geiß, Geschäftsführerin
Tel: (0 55 42) 5 07 06 60
Fax: (0 55 42) 50 59 93
E-Mail: info@algebra-gmbh.de
http://www.algebra-gmbh.de

(APOTHEKE ADHOC) (GESUNDHEIT ADHOC)

 

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