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Steuer & Recht |
Die demografische Alterung verschärft das Nachfolgeproblem im deutschen Mittelstand gleich in doppelter Hinsicht. Einerseits lässt sie die Zahl an nachfolgebereiten Inhaberinnen und Inhabern immer weiter steigen. Andererseits bremst sie das Gründungsgeschehen in Deutschland und lässt damit die Zahl an potenziellen Übernehmerinnen und Übernehmern überdurchschnittlich sinken. Denn sowohl die Entscheidung zu Gründen als auch die Frage, ob man dabei ein neues Unternehmen gründet oder ein bestehendes übernimmt, wird maßgeblich durch das Alter beeinflusst. So haben Ältere eine stärkere Präferenz für Neugründungen. Existenzgründungen durch Übernahmen oder tätige Beteiligungen sind dagegen eher bei Jüngeren eine Alternative, wie eine Auswertung des repräsentativen KfW-Gründungsmonitors zeigt.
Die meisten Existenzgründungen sind Neugründungen. Mit 86 % erreicht ihr Anteil 2022 ein neues Allzeithoch. Existenzgründungen, die auf einem bereits bestehenden Unternehmen aufbauen, sind seitjeher seltener. So ist ihr Anteil in den letzten 20 Jahren von 30 auf 14 % der jährlichen Existenzgründungen zurückgegangen. Hier zeigt sich jedoch, dass jüngere Gründerinnen und Gründer häufiger bereit sind auf bestehenden Unternehmen aufzubauen als Ältere. Im Jahr 2022 waren es bei den unter 30-Jährigen mit 20 % deutlich mehr als bei den Älteren mit 10 bis 12 %.
Auch bei den Gründungsplanungen lässt sich dieser Trend in abgeschwächter Form beobachten. Gut ein Fünftel (21 %) der geplanten Existenzgründungen sollen auf dem Weg einer Übernahme oder tätigen Beteiligung realisiert werden. Bei Gründungsplanerinnen und -planern unter 30 Jahren mit 24 % etwas häufiger als bei Älteren mit 19 bis 21 %. Auch wurde die Option bei Jüngeren unter 30 Jahren, die eine Neugründung planen, deutlich häufiger (30 %) als bei Älteren (18–24 %) überhaupt in Erwägung gezogen.
Bei Gründungen, die als Neugründung erfolgen sollen, haben ein Viertel (24 %) der Planerinnen und Planer zuvor Übernahmen oder Beteiligungen in Betracht gezogen. Davon haben zwar 71 % ein für sie passendes Unternehmen gefunden, die Übernahme oder Beteiligung scheiterte dann aber an einem zu hohen Kaufpreis (33 %), zu viel Bürokratie (29 %) oder erfolglosen Detailprüfungen (27 %). Planerinnen und Planer von Neugründungen, die eine Übernahme oder Beteiligung erst gar nicht in Betracht gezogen haben (76 %), taten dies im Wesentlichen aus Gründen der Unabhängigkeit von vorhanden Strukturen (45 %), weil eine Übernahme oder tätige Beteiligung nicht zu ihrem Gründungsmotiv passe (44 %) oder wegen Bedenken bzgl. der Finanzierung (27 %).
„Angesichts der geringen Gründungstätigkeit in Deutschland müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit wieder mehr Gründungen stattfinden. Wir brauchen mehr Gründungen für mehr Wettbewerb und Innovation“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe.
„Gerade mit Blick auf Übernahmen und tätige Beteiligungen, ist ein Ansatzpunkt zum Gegensteuern, diese bei Gründungsinteressierten als selbstverständliche Alternative für Neugründungen bekannter zu machen und zu etablieren. Eine bessere Sichtbarkeit von Positivbeispielen erfolgreicher Übernahmen kann hier helfen. Auch eine bessere Informationsbereitstellung zu Finanzierungsmöglichkeiten für Übernahmen könnte sich positiv auswirken.“
Quelle: KfW
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